>> Und, wie willst du das ändern? <<
Frank zuckte mit den Schultern. >> Glaub mir, es ist schwer für mich, von hier, die Sache anständig zu beenden. Ich komme mir feige und blöd vor, wenn ich ihr am Telefon ein Abschiedsständchen vorsinge. Das hat sie einfach nicht verdient. Es ist eine Scheißsituation für mich und erst recht für sie. Ich weiß auch nicht, wie ich es am Besten machen kann. <<.
Horst hatte genau seinen wunden Punkt erwischt. Wie gern hätte er die Sache, gerade heute, auf sich beruhen lassen.
>> Da steckst du ja richtig in der Scheiße und ich kann dir da auch nicht helfen. Mir tut die Kleine leid, aber Empfindungen sind entweder da oder nicht. Gefühle sind keine mathematischen Lehrsätze. Ehrlich, wenn du die Wahrheit wissen willst – ich glaube, du würdest sehr viel glücklicher sein, wenn du den ganzen Kram vergessen könntest. Kläre es fair und ordentlich. Liebe kann man nicht erzwingen, sie ist ein Gefühl das nicht lügt. Vielleicht schickst du Anne einen langen, ausführlichen Brief, keine E- Mail, SMS oder ähnlichen neumodischen Mist, so haben wir das früher gemacht. <<
Horst füllte wieder ihre Gläser und der Wodka schien stetig abzunehmen. Der Mond schien klar und die Sterne verteilten sich wie Leuchtpunkte am dunklen Abendhimmel.
>> Was ich noch sagen wollte, morgen ist Samstag und ich werd mal lieber einen Tisch für dich reservieren lassen, sonst hast du keine Chance deine holde Laura morgen zu verwöhnen. << Er nahm das Telefon und bestellte für morgen Sieben Uhr.
>> Oh, da dank ich dir aber,<< sagte Frank, >> daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Das wäre ja megapeinlich geworden, <<
Horst fasste mit einem kräftigen Griff auf seine Schulter und erwiderte: >> Ich pass schon auf dich auf mein Junge. Für einen guten Freund tu ich alles. <<
Frank wusste, dass er darauf nichts erwidern konnte. Er aß den letzten Bissen seines zweiten Steaks und goss sein Glas voll.
Frank hatte göttlich geschlafen, als er am nächsten Morgen erwachte. Normalerweise trank er nicht soviel, aber seine Nervosität um das heutige Treffen mit Laura musste als Entschuldigung herhalten. Jetzt bekam er Hunger, denn aus der Küche erhob sich ein Duft von gebratenem Bacon und frischem Rührei. Schnell sprang er unter die Dusche, das warme Wasser weckte wohltuend seine Lebensgeister.
Sie hatten gestern Abend noch lange geredet. Horst brachte seine väterliche Sorge zum Ausdruck, versuchte ihm seine Erfahrungen mit den Frauen zu verinnerlichen. Und genau an diesem Punkt dachten sie oft verschieden. Sie stritten manchmal um Kleinigkeiten, doch sein alter Dickkopf wollte sich immer durchsetzen. Er war schon ein feiner Kerl, seine einundsechzig Jahre sah man ihm nicht an.
Durch Karen hatten sie sich vor über zehn Jahren kennengelernt und waren sofort Freunde geworden. Horst war ein Jugendfreund seiner Schwiegermutter und hatte selbst zu Zeiten des eisernen Vorhangs den Kontakt nie abreißen lassen. Amerika hatte ihm alle Chancen gegeben und er hatte sie mit viel Fleiß genutzt. Seine Firma fertigte Prothesen, Stützen, Einlagen, alles Dinge für den orthopädischen Bedarf. Seine kleine Farm lag abgelegen in einer sehr schönen ruhigen Gegend, wo sich sicher noch kein Historiker hat blicken lassen. Das Landhaus war getränkt von alterstrüben Farben und hatte einen unwiderstehlichen Charme.
Durch ihn hatte er New York kennen und lieben gelernt. Mit Karen und Meg hatte er traumhafte Urlaube hier verlebt. Sie waren an den Niagara Falls, umfuhren den Eriesee oder vergnügten sich im Rummelplatzcharme von Atlantic City. Er dachte gern zurück und wusste, dass keiner ihm diese Zeit nehmen konnte.
Jetzt lebte und arbeitete er sogar in New York, und heute Abend würde er mit einer traumhaft schönen Amerikanerin zum Essen ausgehen. Das Leben ist schon irgendwie verrückt, dachte er, nein, das Leben ist einfach nur herrlich.
>> Hey du Langschläfer, das Frühstück ist fertig, << schallte es aus der Küche und Horst schien gut gelaunt zu sein. >> Mach, dass du in die Socken kommst, sonst ess ich alles allein auf, <<
>> Bin gleich da, << rief Frank zurück, >> und wag es dir ohne mich anzufangen. <<
Nachdem sie gefrühstückt hatten, machten sie sich an die Arbeit. Mit dem Holzfällerhemd und der alten Jeans von Horst, kam er sich vor wie ein richtiger Cowboy. Nur der Stetson fehlte. Es gab hier Pferde, ein paar Rinder, Ziegen und Schafe. Eine Schar von Hühnern scharrte ständig irgendwo rum. Das Vieh war zu füttern, auszumisten und kleinere Reparaturen waren auch angefallen. Frank war es recht, schneller konnte er sich die Zeit nicht vertreiben, denn er schaute seit dem Wachwerden ständig auf die Uhr. Heute Abend würde er Laura treffen. Dieser Gedanke schien irgendwie noch weit entfernt, unwirklich noch, so als ob eine Wurzel zögernd ihren jungen Spross ans Licht ließ. Aber die Freude auf diesen Abend machte ihn langsam sicherer. Dennoch war er auf eine sonderbare Weise erregt. Es ist schon komisch, dachte er. Du triffst völlig unerwartet eine wunderschöne Frau und etwas in dir macht Klick, so dass du plötzlich an den Rest deines Lebens denkst. Er lehnte sich an den Koppelzaun und schaute auf die Rinder, die ihren Kopf gesenkt hatten, um Gras zu fressen.
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