Genesis II. Alfred Broi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Broi
Издательство: Bookwire
Серия: Genesis
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742733184
Скачать книгу

      Im nächsten Moment ließ ihn ein kurzes Geräusch herumfahren und er erkannte Kaleena im Eingang zum Cockpit. Ihr Gesicht war schmerzhaft versteinert und sie bemühte sich, sich am Türrahmen festzukrallen, um nicht zusammenzusinken. Kabus fiel ein, dass sie Ara Bandiks ja so bisher noch nicht gesehen hatte. Er konnte sich sofort ausmalen, welche Wirkung diese Hölle auf sie haben musste.

      „Welchen Hass muss man empfinden...?“ sagte Kaleena dann tief geschockt und eine Träne rann über ihre Wange herab. „...um das zu tun?“ Tiefe Erschütterung und ehrlich empfundener Schmerz schwangen in ihren Worten mit.

      Kabus senkte seinen Kopf und schaute unsicher zu Esha. Ihre Augen trafen sich und er erkannte, dass auch sie etwas verlegen war. Es gab nun mal keine Antwort auf Kaleenas Frage, doch ihre Worte erzeugten bei ihnen eine Gänsehaut.

      „Die Anomalie ist verschwunden!“ sagte Esha dann als erste.

      „Das ist kein schlechtes Zeichen!“ setzte Kabus mit ein und schaute Kaleena zurück ins Gesicht. „Ich sehe auch keine Kampfhandlungen mehr. Wir haben...gute Chancen...!“

      „Wir müssen ins Hauptquartier!“ sagte Kaleena sofort ohne ihn jedoch anzuschauen. Ihr Blick war weiter starr auf das gewaltige Schlachtfeld vor ihnen gerichtet.

      „Aber ich weiß nicht, wo das ist!“ erwiderte Kabus.

      „Wir müssen unsere Truppen finden. Dann können wir fragen!“ meinte Esha.

      Kabus sah sie an und nickte. „Gute Idee!“ Er überblickte das Schlachtfeld und erkannte in einiger Entfernung eine Stellung des Heeres. Ohne zu zögern steuerte er den Transporter darauf zu.

      ¤

      Vilo war dem Ruf seines Freundes sofort gefolgt und saß jetzt in einem Transporter, der ihn zur Absturzstelle der Anomalie bringen sollte.

      Während des Fluges schaute er auf die zerstörte Stadt und war tief in Gedanken versunken. Um zu Mavis zu gelangen, mussten sie das Zentrum überqueren und als Vilo die Auswirkungen der Schockwelle sehen konnte, wurde ihm beinahe schlecht.

      Noch niemals in seinem Leben hatte er eine derart vollständige Zerstörung gesehen, nahezu alles war bis zur absoluten Unkenntlichkeit pulverisiert. Und ihm war klar, dass dies auch für die Menschenleben galt, die sich zu diesem Zeitpunkt dort noch befunden hatten. Vilo betete zu Gott, dass es nicht viele gewesen sein mochten, immerhin hatten sie die Innenstadt aufgrund der Menschenmenge dort und der bereits beim ersten Angriff aufgetretenen eklatanten Verwüstungen von Beginn an bevorzugt mit Hochdruck evakuiert. Doch er machte sich nichts vor. Er war der Nuri. Jemand musste eine Entscheidung fällen und er hatte sie gefällt. Und damit sicherlich Tausende von Menschen zum Tode verurteilt. So, wie die Dinge hier standen, schien es die richtige Entscheidung gewesen zu sein, doch bezweifelte er, dass er jemals wieder würde ruhig schlafen können. Innerlich hoffte er auf die Rückkehr des Baslami und auf die Ernennung eines ordentlichen Nuri-Nachfolgers. Er selbst würde froh sein, diese Bürde nicht mehr länger schultern zu müssen.

      Vilo konnte den Anblick nicht mehr ertragen und schloss seine Augen. In seinem Gesicht konnte man deutliche Zeichen von Trauer, Schmerz und tiefster Erschütterung sehen.

      Dann hatten sie dieses Gebiet hinter sich gelassen und der Transporter setzte zum Landeanflug an der Absturzstelle an.

      Erst als er auf dem Boden aufsetzte, öffnete Vilo wieder seine Augen.

      Neben dem Schrecken des Krieges hatte er in seinen Gedanken auch Kaleena gesehen. Trotz der Tatsache, dass sie ihm so unendlich fehlte und er sich jetzt an ihrer Seite irgendwo weit weg von hier wünschte, brachte ihr Bild vor seinem inneren Auge doch auch Beruhigung und er wollte diese Momente so lange auskosten, wie er nur konnte.

      Als der Transporter dann aufsetzte und der Pilot die Triebwerke drosselte, erhob sich Vilo und stieg aus der Maschine.

      Nach wenigen Schritten hatte er Mavis und Pivos erreicht.

      „Nuri!“ salutierte Pivos sofort.

      Vilo nickte ihm zu. „Stehen sie bequem!“

      „Nuri!“ sagte auch Mavis und salutierte ebenfalls, jedoch etwas weniger angespannt.

      Vilo antwortete nicht, sondern schaute Mavis nur mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

      „Okay…!“ sagte er dann und atmete tief durch. „Was haben wir hier?“

      „Hast du es beim Anflug nicht gesehen?“ fragte Mavis überrascht.

      „Ich...!“ Vilo schüttelte den Kopf. „Ich musste meine Gedanken ordnen!“

      Mavis nickte. „Na, dann komm mal mit!“

      Gemeinsam mit Pivos gingen sie bis an den Rand der Absturzstelle.

      „Allmächtiger!“ Vilo war sofort tief geschockt.

      „Hörst du das?“ Mavis deutete ihm an, aufmerksam zu horchen.

      Vilo vernahm tatsächlich ein leises Blubbern und Zischen vom Boden des Kraters, der noch immer großflächig brannte. „Was ist das?“

      „Das ist heißes Plasma!“ sagte Mavis. „Es hat sich am Boden des Kraters gesammelt und arbeitet dort fröhlich weiter!“

      „Was macht es?“ fragte Vilo ungläubig.

      „Ich war zum Zeitpunkt des Absturzes hier, Sir!“ erwiderte Pivos. „Der Krater war anfangs noch nicht so tief wie jetzt. Ich denke, der Boden ist in den letzten zwanzig Minuten um gut zehn Meter gesunken!“

      Vilo zog erneut die Augenbrauen zusammen. „Was heißt das?“

      „Heißes Plasma...!“ setzte Mavis ein. „...ist wirklich ein Teufelszeug. Wir nehmen an, es wirkt da unten wie eine Art Säure, die sich durch den Boden frisst!“

      „Und wie lange?“

      Mavis zuckte die Achseln. „Na ja, hier wird wohl bald Schluss sein, das Zischen hat merklich nachgelassen. Aber ich denke mit der genügenden Menge würde es sich bis auf die andere Seite des Planeten fressen!“

      Vilo schloss die Augen und atmete erneut tief durch. „Gott bewahre uns!“ Dann blieb er einen Moment still, bevor er sich an Pivos wandte. „Danke Captain für ihre Hilfe. Lassen sie uns jetzt bitte allein!“

      Pivos nickte, salutierte und verschwand in Richtung Transporter.

      Als Vilo sicher war, dass er außer Hörweite war, drehte er sich zu Mavis und sah ihm direkt in die Augen. „Versprich mir, dass wir das nie wieder tun!“

      Mavis war zunächst überrascht, dann huschte ein unsicheres Grinsen über seine Lippen, bevor er wieder ernst wurde. „Aber…es hat doch funktioniert!“ Er deutete auf den Himmel über ihnen.

      „Der Preis war zu hoch, Mavis! Hast du die Innenstadt gesehen? Alles wurde nahezu pulverisiert. Weißt du, wie viele Menschen dort innerhalb eines Augenblicks gestorben sind?“

      „Zu viele!“ Mavis stimmte ihm sofort zu und nickte. „Aber weißt du, wie viele Menschenleben du durch diese Aktion vielleicht auch gerettet hast? Weil sie jetzt nicht mehr im Krieg leben müssen?“

      Vilo schüttelte sofort den Kopf. „Wir sind die einzigen, bei denen der Kampf geendet hat. Überall sonst auf diesem Planeten ist noch immer die Hölle los!“

      „Ja!“ Mavis nickte. „Weil sie nicht das getan haben, was wir getan haben. Wir müssen es ihnen weitergeben. Sie müssen das auch versuchen. Dann wird der Krieg vielleicht schon bald enden!“

      „Und wenn sie zurückkehren?“ Vilo sprach kraftlos und schaute Mavis wieder direkt an. „Mit neuen Teufeleien? Glaubst du wirklich, dass dies das Ende war?“

      Mavis schaute Vilo eine ganze Zeit lang ausdruckslos an und hielt seinem Blick offen stand. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein!“ sagte er ebenfalls kraftlos und schaute zu Boden. „Ich denke, du hast völlig Recht. Unser Feind wird zurückkehren. Das war noch keine