Genesis II. Alfred Broi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Broi
Издательство: Bookwire
Серия: Genesis
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742733184
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einen entscheidenden Vorteil...!“ Mavis verstummte.

      „Ihre zahlenmäßige Überlegenheit!“ vollendete Vilo den Satz.

      Mavis nickte.

      „Unser Kontingent an Jägern schrumpft unaufhörlich!“

      „Und meinen Jungs geht bald die Munition aus!“ erwiderte Mavis.

      „Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis es vorbei ist. Der Feind muss nur weiter angreifen und er wird uns zwangsläufig besiegen. Wir werden dann völlig ohne Waffen dastehen und er kann uns vollständig überrollen…!“ Vilo schloss die Augen. „Und ich glaube nicht, dass er wirklich Gefangene machen wird!“

      Mavis nickte scheinbar tief in Gedanken, dann atmete er tief durch, hob abrupt seinen Kopf an und schob das Kinn nach vorn. „Das muss er auch nicht. Ich für meinen Teil würde lieber sterben, als mich versklaven zu lassen…!“ Er schaute Vilo an und suchte seinen Blick. „Und eines kann ich dir sagen: Solange es noch irgendetwas gibt, womit ich kämpfen kann, werde ich es tun. Wenn ich sterben muss, dann nicht ohne Widerstand. Und bevor es soweit ist, werde ich noch so viele von diesen Bastarden töten, wie ich nur kann. Als Noni, mit Nahkampfwaffen oder mit meinen bloßen Händen...!“ Er verstummte für einen Moment. „Und ich denke, es gibt sehr viele hier...in unseren Truppen, in unserem Volk, auf dem ganzen Planeten, die genauso denken. Wenn wir jetzt aufgeben, werden wir nichts gewinnen!“

      Vilo nickte. „Dieser Gegner will keine Gefangenen, dieser Gegner will einzig unser Blut!“

      Mavis nickte ebenfalls. „Also nützt auch keine Kapitulation. Wir haben gar keine andere Wahl, als zu kämpfen und unsere Haut so teuer wie möglich zu verkaufen!“

      „Entweder wir vernichten sie…oder sie vernichten uns!“ erwiderte Vilo. „Die Hölle könnte nicht schlimmer sein!“

      „Richtig. Aber wenn sie uns die Hölle bereiten wollen, dann werden wir dafür sorgen, dass sie selbst ebenfalls hindurch gehen müssen! Und wir werden sehen, ob sie dazu wirklich bereit und in der Lage sind!“

      Vilo schaute Mavis in die Augen und ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen. „Wir können uns alle glücklich schätzen, einen Anführer wie dich zu haben, alter Freund. Du kannst wirklich überzeugen!“ Er wartete, bis Mavis ihn ebenfalls ansah. „Du wärst ein weit besserer Nuri, als ich es je sein könnte!“

      „Nein!“ erwiderte Mavis sofort und schüttelte entschieden den Kopf. „Du bist da, Vilo, wo du jetzt stehst, genau richtig! Der Nuri muss mehr sein, als ein Motivator. Er muss besonnen sein. Ich bin das nicht. Ich muss immer mit dem Kopf durch die Wand und riskiere dabei viel zu viel. Du aber bist anders!“ Jetzt verstummte Mavis und wartete seinerseits darauf, dass Vilo ihn ansah. „Das Wohl unseres Volkes und vielleicht sogar des gesamten Planeten könnte in deinen Händen nicht besser liegen. Du bist ein hervorragender Soldat und ein hervorragender Nuri. Ich bin stolz darauf, mit dir zusammen zu kämpfen. Ich und meine Truppen werden dir folgen, wohin du uns auch führen magst. Du wirst meinen Rat hören, sooft du ihn hören willst. Ich stehe an deiner Seite…bis zum Ende. Wie immer es auch aussehen mag!“

      Für einige Momente blieb es still zwischen den beiden, während sie sich wortlos anschauten.

      „Sir?“ Das war Pivos, der wieder zu ihnen getreten war.

      Vilo reagierte nicht. Mavis schaute ihn an. „Ja?“

      „Wir haben eine Nachricht für den Nuri!“

      Jetzt reagierte Vilo und drehte sich zu Pivos um.

      „Ein Transporter ist auf dem Weg ins Hauptquartier. Der Trupp, den die Insassen kontaktiert haben, sagt, sie wollten unbedingt den Nuri sprechen!“

      Vilo atmete tief durch und senkte müde den Kopf. „Bitte, ich habe wirklich keine Zeit für...!“

      „Oh nein!“ unterbrach ihn Pivos sofort. „Sie verstehen nicht. Eine der Insassen sagte, sie sei ihre Frau!“

      „Kaleena!“ rief Mavis sofort und sein Blick erhellte sich.

      Vilos Kopf schoss in die Höhe und er schaute Pivos direkt an. „Ist das wahr?“

      Der Captain zuckte verlegen mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich kann nur sagen, was gemeldet wurde!“

      „Du musst sofort ins Hauptquartier!“ sagte Mavis, trat zu Vilo und klopfte ihm auf die Schulter.

      „Aber...!“ Vilo war sichtlich verwirrt.

      Mavis schaute ihm direkt in die Augen. „Wir sind hier fertig, alter Freund!“ Er lächelte kurz. „Es ist alles gesagt worden. Wir werden jetzt auch eine Zeitlang ohne dich auskommen. Ich werde die Sache mit dem heißen Plasma um den Planeten schicken und ansonsten Ara Bandiks weiter evakuieren lassen!“

      „Danke!“ sagte Vilo und nickte ihm ehrlich erfreut zu.

      Mavis grinste jetzt einmal fröhlich und schlug ihm auf die Schulter. „Geh schon und hol dir ein paar aufmunternde Streicheleinheiten. Du hast sie dir verdient. Und dann wirst du die Welt wieder in einem anderen Licht sehen!“

      Vilo nickte. „Okay. Wir sehen uns!“ Er schlug Mavis ebenfalls auf die Schulter, dann drehte er sich um und lief zurück zum Transporter.

      „Und grüß sie von mir!“ rief Mavis ihm noch hinterher, was er mit einem Wink seines rechten Armes dokumentierte.

      Kaum war Vilo eingestiegen, hob der Transporter auch schon ab und entfernte sich schnell in Richtung Westen.

      Mavis schaute ihm mit einem traurigen Lächeln hinterher. In die ehrliche Freude darüber, dass Vilo vielleicht seine Frau wiedersehen konnte, mischte sich natürlich auch die Trauer um seine geliebte Melia. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sie noch einmal wiedersehen würde, war so schmerzhaft gering, dass er nicht verhindern konnte, dass eine unscheinbare Träne über sein schmutziges Gesicht hinab lief.

      Und ihm wurde erneut schonungslos bewusst, dass der Kampf gegen ihre Feinde, das einzige war, was ihm noch bleiben würde. Sein Hass darauf, dass sie die Liebe seines Lebens getötet hatten.

      Aber ihm war auch klar, dass er sie für seine Hilflosigkeit und seine Dummheit würde bezahlen lassen, dass er geglaubt hatte, Melia würde auch ihn so lieben, wie er sie. Denn diese Annahme war ja wohl ein böser Fehler von ihm gewesen...

      „Und?“

      Marivar lächelte Jorik an. „Er schläft!“ Sie schaute zu Kendig, der mit geschlossenen Augen in ein paar Decken eingehüllt auf dem Boden lag. „Er hat keine ernsthaften Verletzungen davongetragen. Der Rest wird schnell verheilen. Er ist jung!“ Sie nickte mehr zu sich selbst.

      „Sie sind eine verdammt gute Ärztin!“ meinte Jorik sofort. „Hat ihnen das schon einmal jemand gesagt?“

      Jetzt grinste Marivar breit. „Zuhause schon. Aber von einem Poremier habe ich das noch nicht gehört!“ Sie schaute zu ihm auf und ihre Blicke trafen sich. Als sie Joriks traurige Augen sah, verlor sie ihr Lächeln. „Hat sie schon jemand untersucht?“ fragte sie dann.

      „Mich?“ Jorik war sichtlich überrascht.

      „Ja!“ Marivar nickte. „Für den Fall, dass es ihnen noch niemand gesagt hat. Sie bluten da...!“ Sie deutete auf seine rechte Stirnhälfte. „...am Kopf. Und da...!“ Sie zeigte auf seinen linken Oberarm. „...am Arm. Und ihre linke Hand sieht auch nicht besonders gut aus!“ Sie deutete auf diverse Hautabschürfungen.

      Jorik lächelte müde. „Das sind nur Kleinigkeiten!“

      „Ich möchte sie trotzdem behandeln!“ beharrte Marivar und schaute ihm erneut direkt in die Augen.

      Jorik blieb einen Moment stumm und erwiderte ihren Blick, dann lächelte er erneut. „Wenn sie es wollen!“

      Marivar nickte. „Will ich!“ Sie nahm sofort ein Tuch zur Hand, tunkte es in sauberes Wasser