Wir machen das Beste aus unserer Lage und sind inzwischen recht einfallsreich darin, alle möglichen Annehmlichkeiten für unsere Zelte zu erfinden.
30. Oktober 1861 : Heute hatten wir eine schöne Drillübung. Die Übung fand nahe den Kalorama Heights statt und die folgenden Regimenter nahmen teil: 2. Rhode Island, 7. Massachusetts, 36. New York, 1. U.S. Chasseurs (65. New York), 23. Pennsylvania, 61. New York und die 1. Long Island Freiwilligen. Die 6. Pennsylvania Kavallerie „Rush`s Lancers" wurde zur gleichen Zeit gedrillt. Ein Sturmangriff der Reiterei erstaunte uns ziemlich, aber ich bevorzuge es, zu Fuß zu kämpfen, mit einer guten Muskete in der Hand. Unser Regiment übte die Karreeformation, um der Kavallerie widerstehen zu können und wir denken, wir sind in guter Verfassung für den Armeedienst.
Das Geschwätz in den Zeitungen über die Armee widert uns an. Wenn diese zuhausegebliebenen Helden einmal hierher kämen, würden sie ihre Meinung über die Armee und ihre Manöver ändern.
Dienstag, 5. November 1861 : Zu meiner großen Überraschung ließ Oberst Wheaton heute nach mir schicken und fragte, ob ich gerne als Sekretär dem Hauptquartier unserer Division, kommandiert von General Don Carlos Buell, zugeteilt werden möchte.
Natürlich sagte ich ja und so wurde die entsprechende Nachricht abgefasst und bei der Parade verlesen. George Clendennin, dessen Platz ich einnehme, ist zum Oberstabsfeldwebel im zweiten Regiment ernannt worden.
Ich betrachte meine Ernennung als eine Beförderung und mit Sicherheit als einen großen Gefallen, denn sie entbindet mich sowohl vom nächtlichen Dienst als auch von den Drillübungen. General Buells Hauptquartier befindet sich in Zelten auf einem Feld nahe dem Lager und eines der Zelte wird mir als Büro zur Verfügung gestellt. Der General ist zweifellos ein guter Soldat, aber meiner Meinung nach wohl auch ein strenger Zuchtmeister, denn er verlangt von den Sekretären, stehen zu bleiben, während er im Bürozelt verweilt. Aber er ist freundlich zu mir und ich mag seine Art. Also für die nächste Zeit erstmals ein Lebewohl an die 2. Rhode Island Freiwilligen und ich werde meine Pflicht in meiner neuen Stellung tun, denn abgesehen von der Befriedigung das Richtige zu tun, weiß ich, dass ich im Falle guten Verhaltens weitere Gefälligkeiten und vielleicht eine Beförderung erhalten werde. In der Nähe unseres Hauptquartiers befindet sich Herrn Rays Haus, und ich finde es angenehm, ihn gelegentlich zu besuchen.
9. November 1861 : General Buell wurde heute von seinem Kommando über die Division entbunden und nach Westen geschickt.
10. November 1861 : Heute Morgen kam General Erasmus D. Keyes an und übernahm das Kommando über die Division. Als er das Zelt betrat, erhoben wir uns, salutierten und blieben danach stehen, so wie wir es bei General Buell getan haben. Der General sagte: „Setzt euch Jungs und kümmert euch um eure Arbeit. Ich will nicht, dass ihr für mich aufsteht. Wenn ich hereinkomme, sagt einfach >Guten Morgen, General<, ich werde sagen >Guten Morgen, Jungs<, und das ist alles, was ich verlange." Wir waren etwas überrascht, denn beide Generäle entstammen der regulären Armee, und wir dachten, alle Regulären seien gleich. Wie auch immer, wir sind zufrieden mit unserem neuen Befehlshaber und erwarten, eine angenehme Zeit mit ihm zu haben. Wir haben bisher noch nicht alle seines Stabes gesehen, aber Hauptmann Charles C. Suydam und Leutnant Bradbury C. Chetwood haben sich bereits gemeldet. Hauptmann Suydam wird Stellvertreter des Generaladjutanten sein und Chetwood Flügeladjutant des Generals.
Der Hauptmann ist ein großer, zart gebauter junger Mann und von Beruf Rechtsanwalt. Er ist sehr freundlich zu uns und da ich unter ihm dienen werde, habe ich ihn mir sehr genau angesehen.
Täglich wird eine Wache von den Truppen abgestellt, um beim Hauptquartier Dienst zu tun. Es gibt drei Brigaden in der Division, jeweils kommandiert von General Darius N. Couch, John J. Peck und L.P. Graham. Die 6. Pennsylvania Kavallerie und vier Pennsylvania Batterien sind an die Division angeschlossen. Eine rechte kleine Armee in sich selbst.
Hauptquartier Keyes' Division, Washington, D.C., Sonntag, 24. November 1861 : Während der letzten Woche hat General Keyes sein Hauptquartier nach Washington verlegt und wir befinden uns jetzt an der Ecke Pennsylvania Avenue und 19th Street im vierten Stock des Gebäudes, das vormals von McClellan belegt wurde. Wir kamen in Gepäckwagen an und brachten nur unsere Schreibpulte und unseren Tisch mit. Möbel werden demnächst hier eintreffen, wenn wir welche auftreiben können.
Heute habe ich einen Spaziergang auf dem Gelände des Präsidenten unternommen und danach das Lager des Michigan-Kavallerieregiments besucht. Obgleich ich täglich Soldaten sehe, üben sie noch immer eine gewisse Faszination auf mich aus und ich verpasse keine Gelegenheit, ein Lager zu besuchen. Mein Rückweg führte mich am Washington Monument vorbei und ich bewunderte seine großartige Architektur, obwohl es noch unvollendet ist. Wenn es jemals vollendet wird, wird es ein würdiges Monument für den „Vater unseres Landes" sein.
Ich habe heute nicht am Gottesdienst teilgenommen, da mich die Arbeit im Büro bis nach der Kirchenstunde beschäftigt hat. Ich erwarte jedoch, ab dem nächsten Sonntag regelmäßig am Gottesdienst teilnehmen zu können und ich weiß, dass ich es genießen werde, da ich schon seit fünf Monaten keinem Gottesdienst in einem Gebäude mehr beigewohnt habe.
6. Dezember 1861 : Keyes` Division ist von General McClellan besichtigt worden. Ich nutzte die Gelegenheit, um Camp Sprague zu besuchen und einige meiner Freunde von Batterie "G" zu treffen.
Sonntag, 8. Dezember 1861 : Warm und angenehm. General Keyes hat ein Haus im selben Block gemietet, in dem sich auch das Hauptquartier befindet und teilt sich den Haushalt mit einigen Mitgliedern seines Stabes. Fräulein Nellie Keyes, seine Tochter, wohnt bei ihm zuhause.
Sonntag, 22. Dezember 1861 : Es ist warm und angenehm. I ritt heute hinaus nach Camp Brightwood und besuchte die 2. Rhode Island Freiwilligen. Auf dem Rückweg zurück hielt ich bei Camp Sprague und besuchte die Rhode Island-Jungs von der dort stationierten Batterie.
Im Hauptquartier ist ein Tag ziemlich genau wie der andere. Wir haben einen Raum, in dem vier von uns „Sekretären" schlafen: Korporal Elisha H. Rhodes, Soldat George Reading von den 1. Long Island Freiwilligen, Soldat Isaac Cooper von den 62. New York Freiwilligen und Private_____ von den _____ Freiwilligen. In dem Raum haben wir vier eiserne Bettgestelle mit guten Matratzen, die wir uns von einem benachbarten Dachboden geborgt haben. Dort wurden sie von den vorigen Besitzern dieses Gebäudes gelagert, die eine Mädchenschule betrieben. Der Tisch, den ich benutze, trägt die Inschrift:
„Nellie Gwin ist mein Name,
Amerika mein Land,
Kalifornien meine Heimat,
Gesegnet von Gottes Hand."
Wir stehen um 07.00 Uhr auf und gehen hinüber zu einem gegenüberliegenden Restaurant um zu frühstücken. Nach dem Frühstück rauchen wir. Um 09.00 Uhr beginnen die Bürostunden und prompt kommt der General. Den Tag über begibt sich der General manchmal hinaus ins Lager und viele Offiziere werden im Büro vorstellig. General Couch ist besonders gemütlich und sehr freundlich zu uns Sekretären. Die morgendlichen Berichte der Brigadehauptquartiere beginnen so gegen 10.00 Uhr einzutreffen. Es gibt 13 Infanterieregimenter, ein Kavallerieregiment und drei Batterien in der Division. Meine Aufgabe ist es, die morgendlichen Berichte zusammenzustellen und um 15.00 Uhr werden sie zu General McClellans Hauptquartier geschickt.
Nach 15.00 Uhr sind die Bürostunden vorüber und wir begeben uns zu unserem Mittagessen. Den Abend hindurch muss ein Sekretär im Büro verbleiben und die Anderen sind frei zu gehen, wohin es ihnen beliebt. Für diese Arbeit erhalte ich meinen Korporalssold, 13.00 $ pro Monat, 30 Cent pro Tag für Verpflegung und 35 Cent pro Tag für weitere Dienste. Davon können wir sehr gut leben.
Wir haben Zeit, die interessanten Orte der Stadt zu besuchen und ich habe ein Pferd, das ich nach Belieben benutzen kann. Ich unternehme oft Ausritte zu den Lagern und fühle mich langsam richtig heimisch auf einem Armeepferd.
Gewöhnlich nimmt