Mission Adam. Michael Gallo. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Gallo
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847689973
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rettete sie davor, indem sie sich mit beiden Händen abstützte, und trotzdem den Kristall nicht aus den Händen verlor, da sich die Hand wie bei einem Stromschlag verkrampfte. Sie sah sich vorsichtig um, keiner der Wächter hatte etwas bemerkt. Kein Wunder sie waren ja auch auf aggressive Ausnahmezustände programmiert, und nicht darauf dass ein Klonarbeiter während der Arbeit zusammenbricht. Das geschah sowieso täglich. denn die durchschnittliche Lebensdauer der Klone war mit 36 Monaten schon eher hoch angesetzt.

      „Wo bin ich?“ Der erste Gedanke im Leben von Arbeiterin 688.

      Langsam besserte sich ihr Zustand wieder, und sie richtete sich auf, vor dem Förderband stehend das sich langsam vor ihr in eine Richtung bewegte. Wie aus einem Reflex heraus griff sie nach den dunklen Kursitsteinen, drehte sich zur Seite und legte sie in Container Nummer Acht für den Weitertransport. Diese automatisierte Bewegung rettete ihr wahrscheinlich das Leben, denn einer der Wächter hatte seinen Kopf in ihre Richtung gedreht und die eingebaute Helmkamera die Echtzeitbilder an die Überwachungszentrale im Kommandoschiff übermittelten, sahen natürlich auf ihren Monitoren keine auffälligen Begebenheiten. Der Schwächeanfall von vorhin wurde gar nicht war genommen, da ihn keine Kamera der Wächter oder die der Versorgungsroboter aufgezeichnet hatten. Und selbst wenn, hätte man dem Vorfall weiter keine große Beachtung geschenkt, denn das geschah sowieso häufiger wenn Klone in die Tage kamen, und Nummer 688 hatte ja schließlich auch schon 26 Monate auf dem Buckel, und der nächste Klon der ihren Platz einnehmen sollte wartete ohnehin schon in der Zuchtstation von Wissenschaftsschiff Nummer Neun, wo permanent 800 Klone auf Abruf bereitstanden. 688 wusste nicht warum sie das tat was sie da tat, aber eine innere Stimme sagte ihr, „Um keinen Preis jetzt auffallen“, und mit diesen Gedanken nahm sie die nächsten Gesteinsbrocken vom Förderband. Ihr fiel auf je länger sie diesen Kristall in ihren Händen hielt umso mehr besserte sich ihr Zustand.

      Um nichts in der Welt würde sie diesen Stein wieder loslassen.

      Die Erinnerung kam langsam zurück, wo sie war und was sie hier tat. Sie wusste das sie ein Mensch war – von der Erde – sie hatte ein Leben gehabt. Dunkel tauchten immer mehr einzelne Bildfetzen vor ihrem geistigen Auge auf. Sie sah ein Haus, ein kleines Baby im Gitterbett, einen groß gewachsenen, braungebrannten Mann der behutsam das Baby aus dem kleinen Bettchen hochhob und sanft in ihre Richtung lächelte.

      In diesem Moment schossen ihr die Tränen in ihre rot entzündeten Augen, und es brannte wie Feuer. Eva Mendez, das war ihr Name, Eva Mendez aus New Mexico. Ehefrau, Mutter und Kellnerin in Teilzeit.

      Und sie war ein Entführungsopfer ! von – oh mein Gott – UFOs !

      „Beruhige dich, beruhige dich“, die Worte hallten in ihrem Kopf. „ Jetzt nur nicht die Nerven verlieren, alles wird gut, alles wird gut.“ Als erstes versuchte sich Eva zu orientieren. Sie war ein Arbeiter, nein … ein Sklave. Man hatte sie verschleppt. Sie stand an einem Förderband und sortierte Steine. Das ganze unter bewaffneter Aufsicht. Ihr Blick schwenkte vorsichtig zu dem ihr am nächsten stehenden Wächter, der in seiner schwarzen Adjustierung für Eva wirklich bedrohlich wirkte. Eva konnte gerade, so weit sie sich psychisch erholt hatte, nicht ganz folgen.

      „Ich werde von Ufos entführt, um Steine zu sortieren? Was um Gottes Willen?“ Kaum gedacht schwenkten ihre rastlosen Augen weiter. Sie sah die Stollen, die in dreißig Meter Abständen ihre großen schwarzen Münder öffneten, um den Weg in den Berg freizugeben. Eva zählte neun von ihnen, und ebenso viele Förderbänder die aus den Stollen herausführten die unablässig Schutt und Geröll ans Tageslicht beförderten. Vor jedem Förderband stand ebenfalls ein Sklave der monoton seine Arbeit verrichtete, die aber zu weit entfernt waren um ihre Gesichter zu erkennen. So viel war nur sicher. Es waren auch Menschen, wie Eva. Alle Stolleneingänge wurden von je zwei Wächtern bewacht, die jeweils links und rechts neben den Eingängen postiert waren. Auffällig war nur das die Wächter unablässig, beinahe synchron, langsam ihre Köpfe immer von links nach rechts bewegten und wieder zurück, sodass sie eine Bewegung von 180 Grad ausführten, um den größt möglichsten Radius zu überwachen. Was Eva nicht wusste war, das das mit ihrer genetischen Programmierung zusammenhing, denn im Kommandoschiff das sich im Orbit befand, wollte man keine Überwachungsstandbilder übermittelt bekommen, sondern jeweils eine komplette Panorama Rundumsicht der Helmkamera, um immer und zu jeder Zeit alles im Blickfeld zu haben. Als Evas Blick weiter seine Runden zog, fielen ihr die Unterbringungsbaracken in der Mitte des kleinen Talkessels auf, die wie sie richtig schlussfolgerte, für die Wächter errichtet waren. Ansonsten befand sich da unten außer Geröll und den Containern gar nichts. Alles in Allem war es ein trister Ort. Schotter, Geröll und Sand. Lediglich die Bergspitzen des vor ihnen liegenden Gebirges, die verschneit waren, leuchteten in allen blau, weiß und Gold Tönen der aufsteigenden Vormittagssonne in dem rosafarbenen Firmament, die merklich kleiner und in einem dunklerem Farbton als auf der Erde schien. Sie konnte zwar das satte Grün der Bäume am Ende der Schneegrenze erkennen, jedoch war es viel zu weit entfernt um einzelne Bäume auszumachen. Eva konnte nur an der Entfernung abschätzen, dass diese Pflanzen wirklich sehr groß sein mussten. Spätestens jetzt war ihr klar dass sie sich nicht auf der Erde befand. Nachdem sie vorsichtig, denn sie vermied sicherheitshalber schnelle Bewegungen, ihren Kopf Talausgang drehte, erkannte sie dass es dort in einer breiten Ebene auseinander ging. Je weiter ihr Blick schweifte, desto grüner wurde der Untergrund, der dann schätzungsweise in zwei Kilometer Entfernung in einer durchgehenden Waldlichtung endete. Da Eva im Hintergrund keine Berge oder Hügel ausmachen konnte, ging sie davon aus das es sich um eine Große bewaldete Ebene handeln musste. Als sie mit ihrem Rundumblick fertig war, indem sie weiter brav Steine sortierte und vom Förderband holte, die die entsprechende Färbung aufwiesen, blieben ihre Augen auf dem sich stetig bewegenden Band hängen das unablässig Schutt ans Tageslicht beförderte, und sie konnte sich immer besser daran erinnern wer sie war. Eva versuchte sich krampfhaft an das Letzte zu erinnern was sie noch von ihrem alten Leben wusste. Plötzlich kam auch die Erinnerung wieder, überfallsartig, und genauso warm wurde in demselben Moment der seltsame Stein in ihrer Hand.

      Es war 6 Uhr 30 als der Radiowecker mit seinem widerlichen, unablässigen Piep ton Eva und Antonio Mendez aus dem Schlaf beförderte. Evas Hand klatschte in Richtung der nervigen Störquelle, verfehlte aber den Wecker und schlug auf dem Nachtkästchen auf, während ihr Gesicht noch nach unten im Kopfpolster vergraben war. Der zweite Schlag traf sein Ziel. Evas Arm der aber um diese Zeit noch so weich wie Pudding war, glitt am Wecker entlang nach unten um über die Bettkante hängend den Boden zu berühren. Soweit kam es aber heute nicht, denn die herabgleitende Hand beförderte den Radiowecker auf den lauten Steinboden, der scheppernd seinen Geist aufgab, in dem die Digitalanzeigen der Uhrzeit plötzlich verschwanden. „Pendejo!“, kam es laut aus Evas Mund indem sie gleichzeitig vom Bett hochfuhr und mit einem Satz auf der Bettkante saß. „Was um alles in der Welt machst du da?“ Es war Antonios Stimme, der von dem lauten Geschepper nun endgültig wach geworden war. „Ah, dieser blöde Radiowecker, ist vom Nachtkästchen gefallen“. Eva betrachtete die kläglichen Überreste des Gerätes die auf dem Terra-cotta farbenem Steinboden verteilt waren. Die Verblendung des Radios war abgebrochen und lag halb unter dem Nachtkästchen. Das Teil lag auf dem Rücken und Eva konnte sehen das es keine Uhrzeit mehr anzeigte. Das einzige was sie noch lesen konnte war der weiße Aufkleber an der Unterseite, auf dem stand „Made in Taiwan“, als plötzlich ihr zweiter „Wecker „ mit heulendem Geschrei sich zu Wort meldete. Es war Emily, Evas und Antonios neun Monate alte Tochter, die in ihrem Gitterbett das im Nebenzimmer stand von dem lauten Geräusch aufgewacht war. Eva schnaufte einmal tief durch und schwang sich von der Bettkante um mit einem großen Satz nicht auf die Überreste dieser asiatischen Technik zu treten und sich womöglich noch zu verletzen. Das wäre das letzte gewesen das Eva heute noch gebraucht hätte, nach diesem Munterwerden. Mit drei Schritten war sie bei der Zimmertür und drückte behutsam die Klinke um sie zu öffnen. Antonio saß mittlerweile auch auf dem Bettrand und fuhr sich mit beiden Händen durch seine Haare. Eva betrat das rosa tapezierte Kinderzimmer und der typische süß säuerliche Geruch der in der Luft lag kündigte bereits an, was Emily als erstes dringend brauchte.

      „Mi Corazon, Emily mein Schatz, guten Morgen wie geht es dir?“ Blöde Frage dachte Eva, wie würds dir wohl gehen wenn du in deiner eigenen Kacke aufwachst. Eva schüttelte den Kopf und musste dennoch schmunzeln über die eigenartigen Gedankengänge