schwammen die Entchen auseinander, und der böse
Menschenfresser nebst seiner Alten plumpten in die
Tiefe und kamen um. Und Hänschen und Gretchen
wurden sehr wohlhabende Leute, aber sie spendeten
auch von ihrem Segen den Armen viel und taten viel
Gutes, weil sie immer daran dachten, wie bitter es gewesen,
da sie noch arm waren und betteln gehen mußten.
Vom Zornbraten
Es war einmal ein Ritter, der hatte neben vielem Geld
und Gut ein böses Weib, das wußte er nimmer zu bemeistern,
und war schier auf Erden kein ärger Weib
zu finden. Er aber war ehrenhaft und sanften Muts.
Beide hatten eine einzige Tochter, und die erzog die
Mutter also in ihren eignen bösen Sitten und nach
ihrem Schlag, daß sie arg und karg, mückisch und
tückisch wurde. Gleichwohl hatte Gott das Maidlein
zu einer schönen Jungfrau gebildet, daß wer sie
schaute, dem deuchte sie ein Bild voll minniglicher
Güte, wer aber näher mit ihr bekannt wurde, der nahm
bald ihre Argheit wahr und mied sie gänzlich. Nun
war die Jungfrau achtzehn Jahre alt und hätte gern
einen Mann genommen, aber keiner kam, der ihrer begehrt
hätte.
Das bekümmerte den Vater mächtiglich, und eines
Tages sprach er zu ihr: »Tochter, deiner Mutter Sitten
und ihr übler Rat machen, daß du ohne Mann bleibest,
oder aber, so einer dich nimmt, der nicht Lust
hat, wie ich, böse Weibertücken geduldig zu tragen,
so wirst du öfter geschlagen, als das Jahr Tage zählt,
und wird dich noch baß gereuen, daß du so in allen
Stücken deiner Mutter gefolgt bist und gefolgt hast.«
Das hörte die Tochter des frommen Ritters sehr un-
gern, und sprach zorniglich: »Ei, Herr Vater! Ihr
könnt viel reden, ehe mir eurer Worte auch nur eins
gefällt! Ihr habt meiner Mutter auch immer viel zu
viel gute Lehren gegeben, die sie Euch nicht danket.
Wißt Ihr was? Tut was Euch gut dünket, und lasset
mich gewähren. Denn wenn auch schon morgen ein
Freier käme, der mein begehrte, so wollte ich doch allezeit
in der Ehe das längere Messer tragen.«
»O meine Tochter!« antwortete der Rittersmann,
»das dünkt mich nicht gut, daß du solche Gedanken
hast. Du solltest doch darauf denken, besser zu sein,
wie deine arge Mutter, sonst könnte es wohl kommen,
daß du einen Mann bekämest, der so biderb und
fromm ist, daß er dich bezwingt, und du hernach mit
Scham, mit Schimpf und Schande nachgeben mußt.«
»Ei ja wohl!« antwortete die Tochter. »Eh der
Markt aus ist, gibt es noch mehr selben Kofents zu
kaufen!« und solche häßliche Spottreden mehr, die sie
dem Vater gab, so daß er zornig ausrief: »O du böse
Chriemhilt! So du deinem Vater nicht folgen willt, so
soll dir dein Rücken satt von Schlägen werden! Wer
immer dein begehre, er sei Ritter oder sei Knecht, der
soll dich haben, und soll dich ziehen nach seinem
Willen!«
»Oder ich ihn nach dem meinen!« erwiderte trotzig
die Tochter, und andere Reden mehr, bis dieser Wortwechsel
endete.
Nun saß etwa drei Meilen weit von der Burg dieses
guten Ritters ein anderer Rittersmann, der war reich
an Geld und Gut und hatte Freiersgedanken, war auch
hübsch vom Angesicht und höflich von Sitten, der
vernahm auf Fragen und Sagen, wie schön und wie
häßlich zugleich jenes Nachbarn Tochter sei, und
dachte: ich wag es frei, und wende ihr Gemüt zur Tugend,
und mache sie gut, wo nicht, so will ich sie
doch um ihrer Schöne wohl oder übel nehmen. Ritt
darauf mit seinen Gefreunden zum Vater der Maid
und bat ihn um seine Tochter. Dieser Rittersmann offenbarte
dem jungen Werber wie seine Tochter gesittet
sei, und jener sprach: »Ich hab es wohl vernommen,
aber gebt Ihr mir sie nur zum Weibe! Will Gott,
daß wir nur ein Jahr miteinander leben, so sollt Ihr
sehen, wie gut sie wird!« – Darauf antwortete der
künftige Schwäher: »Gott soll Euch behüten vor
ihrem Übelmut! Hütet Euch, denn wenn sie auf ihrer
Mutter Spur kommt, so lebt Ihr bei ihr, wie lang sie
lebe, nimmer einen guten Tag.« Der Freier beharrte
aber bei seinem Entschluß, und es ward ein Übereinkommen
getroffen und eine Eheberedung, daß der
junge Ritter, sobald er wieder käme, die Maid mit
sich nehmen und heimführen solle.
Die Mutter wußte von dieser Verhandlung weder
viel noch wenig, sondern gar nicht, daß die Tochter
einem Mann verlobt war, und als sie's nun erfuhr,
ward sie überaus zornig, rief die Tochter und sprach:
»Tochter, wisse, daß mein Fluch dich trifft, wenn du
nicht deinem Manne so widerstehst, wie deinem Vater
ich mit Krieg und harter Rede allezeit und an jedem
Ort. Höre, was ich dir ansage: Ich war ein kleines
Mägdelein, als ich zu deinem Vater kam, viel geringer
als du, denn du bist vollgewachsen. Drei Wochen
lang schlug mich alle Tage dein Vater, daß ich krank
wurde, und gab mir Wasser zur Labe, und doch hab
ich meinen Streit gewonnen und mein Recht bis da
immer behauptet!« »Mutter!« antwortete das feine
Töchterlein, »ich sage Euch, und sollt ich tausend
Jahre leben, so mache ich meinen Mann zum Affen.«
Inzwischen kam nun der Tag der Heimführung; da
kam der Ritter heran auf einem schönen Roß von
hohem Preis, führte auch mit sich ein schlankes
Windspiel und trug auf der Hand einen wohlgetanen
Falken, nahm die Maid in Empfang ohne weiteres und
setzte sie hinter sich auf sein Roß, entsandte seine
Diener alle,