Der Aggressor ruft mit seinen Vergleichen nicht nur eine permanente Unsicherheit hervor, sondern lässt die Partnerin zeitgleich auch wissen, wie die Idealvorstellung seiner Frau aussieht. Unbestimmt vermittelt er der betroffenen Frau das Gefühl, den Status als Traumfrau zu verlieren, wenn sie sich dem nicht anpasst.
Zusätzlich prangert er noch das schlechte Verhalten anderer an, damit seine Partnerin nicht auf die Idee kommt, sich ebenso zu benehmen. „Meine Arbeitskollegin lässt ihren Mann abends niemals weggehen. Findest Du das in Ordnung?“ „Andere Frauen hätten nichts dagegen.“ Und schon sieht sich die Partnerin wieder in der Rolle einer zänkischen Frau, falls sie ihren Mann tatsächlich um etwas Vergleichbares bitten will. Dass der Aggressor diese Wortwahl manipulativ einsetzt, kommt nicht zur Sprache. Statt sie direkt darauf ansprechen, wählt er diesen Weg.
Manipulativ führt er weitere Vergleiche an, um seine Lebenseinstellung und Erwartungen zu verdeutlichen. „Andere Frauen wären froh, wenn sie nicht arbeiten müssten.“ „Meine Arbeitskollegin trägt auch dieses Parfum.“ „Ich möchte eine Frau, die sich so kleidet wie deine Freundin“. “Alle Frauen wollen möglichst schnell Kinder, nur du natürlich nicht.“
Damit lässt er seine Partnerin wissen, dass andere Frauen seine Meinung teilen und sich dementsprechend verhalten. Scheinbar soll sie so werden, wie alle Frauen es wunderbarerweise jetzt schon sind. Das Ergebnis? Die Partnerin gerät mit ihrer eigenen Persönlichkeit immer mehr ins Hintertreffen.
Um seinen direkten Vergleichen und Gegenüberstellungen aus dem Weg zu gehen, verbiegt sie sich. Obwohl sie sich jetzt schon austauschbar fühlt, passt sie sich noch mehr an. Irgendwann stellt sie fest, dass ihre große Liebe sich zerstörerisch auf ihr eigenes Seelenleben auswirkt. Sie weiß, dass diese Beziehung sie nicht glücklich machen wird, sondern krank.
Der Narzisst und die Liebe
Rollenspiele und Ausbeutung
Ist die Beziehung durch einen Narzissten geprägt, wird die eigene Persönlichkeit immer mehr beiseite geschoben. Perfide und mit Bedacht drängt er jeden in eine vorgefertigte Rolle, damit er sich seiner bedienen kann. Besonders diejenigen, die eine enge Beziehung mit ihm eingehen, sind gefährdet. Diese bleiben nachher nicht mehr bei ihm, weil sie ihn lieben, sondern weil sie Angst haben, ihn zu verlieren.
Die Partnerin bleibt, weil ihre persönliche Verlustangst sonst erbarmungslos zuschlägt und seine Kinder bleiben, weil er ihr Vater ist. Es gibt noch viele andere Gründe, die hier weiter angeführt werden könnten!
Liebe fragt jedoch selten danach, ob der geliebte Mensch tatsächlich einen Nutzen bringt. In einer narzisstischen Partnerschaft dagegen, spielt dieser Gedanke eine tragende Rolle. Der Narzisst möchte Anerkennung und Bewunderung erhalten, während alle anderen nach Liebe, emotionaler Sicherheit und Geborgenheit suchen.
Liebe ist jedoch nicht greifbar. Sie ist eine starke Emotion, die den Körper erbeben lässt und uns in seelische Höhen und Tiefen führt. Da der Narzisst das Gefühl „zu lieben“ emotional jedoch nicht kennt, kann er es auch nicht zulassen. Wer dieses Gefühl nicht zulassen kann, wird es auch selbst nicht geben können. Jedenfalls nicht diese Art von Liebe, die bereichert und glücklich macht, auch wenn er ständig an irgendwelchen Orten danach sucht. Im narzisstischen Denken sind Emotionen eher wie Fremdkörper. Sie erscheinen rätselhaft, surreal und unwirklich.
Schon in seiner Kindheit konnte der Aggressor dieser Gefühlswelt keinen Raum geben, weil man ihm diesen Raum nicht zugestanden hat. Empfindungen, Emotionen und Gefühlsregungen sind ihm bestimmt nicht fremd; er erreicht sie emotional nur nicht mehr.
Über die Partnerin versucht er ihnen nahe zu kommen, indem er verschiedene Empfindungen bei ihr auslöst und ihre Wirkungsweise betrachtet. Für sich selbst erfassen und einordnen kann er diese Emotionen jedoch nicht.
„Auch der Mensch, der diese Emotionen in sich trägt, bleibt ihm eigentlich fremd. Zwischen zwei Menschen baut sich eine Mauer auf, die nicht überwunden werden kann.“
Statt auf die Liebe seiner Partnerin zu vertrauen, fordert er eine lückenlose Beweisführung und scheitert. Natürlich, muss dieser Versuch scheitern. Da Liebe rational nicht erfasst werden kann, verlangt er Unmögliches von seiner Partnerin.
Die Worte: „Bring Kaffee mit“, haben für ihn in etwa die gleiche Bedeutung wie: „Ich liebe Dich.“ Die unterschiedlichen Gemütsbewegungen, die diese Worte auslösen, sind für ihn ohne Bedeutung.
Vergisst die Partnerin seinen geliebten Kaffee, kann sie ihn nicht lieben. Würde sie ihn lieben, hätte sie daran gedacht. Damit ist seine Beweisführung abgeschlossen und er wendet sich von ihr ab. In diesem Beispiel geht es also nicht wirklich um den Kaffee, sondern um den Beweis ihrer Liebe. Ihre Worte sind nutzlos.
Worte, als Zeichen ihrer Liebe und Wertschätzung, haben für ihn in keine Bedeutung. Er braucht sichtbaren Beweise. Was ist die Partnerin tatsächlich bereit für ihn zu tun? Würde sie sich für ihn verschulden? Würde sie sich für ihn scheiden lassen? Würde sie zu ihm zurückkommen, obwohl er sie betrügt?
Das alles wären sichtbare Zeichen ihrer Liebe; die er immer wieder neu einfordert. Allerdings wird er sich mit dem Ergebnis niemals zufrieden geben. Mit immer neuen Vorgaben quält er die Partnerin, die ihr bestes versucht und ihre Verhaltensmuster darauf abstimmt.
Ihre Liebe wird sie niemals lückenlos beweisen können, da sie sich nicht vollends aufgeben kann. Liebe, als ein allumfassendes Gefühl, ohne Wissen und Vernunft, gibt es für ihn nicht.
Da er dieser Emotion keine Bedeutung zumessen kann, ist ihm die Tragweite seines Denkens wohl kaum bekannt. Würde er sich damit identifizieren können, wären seine Ansprüche nicht so pervers angelegt.
wenn die Liebe erfriert
Seine eigene Wortwahl hat für ihn ebenfalls keine emotionale Bedeutung. Er setzt bestimmte Worte ein, ohne den emotionalen Hintergrund zu betrachten. Sagt er seiner Partnerin heute noch, dass er sie liebt, verhält er sich morgen derart perfide und gemein, dass sie an seinen Worten zweifeln muss. In seiner Welt kann beides nebeneinander bestehen, ohne sich zu auszuschließen. Seine emotionslose Welt lässt diese Möglichkeit durchaus zu.
Auch dieses perfide Denken kann die Partnerin kaum nachvollziehen und viele seiner Verhaltensmuster bleiben ihr fremd. Sie versucht ihn zu verstehen und verbringt ihr Leben damit, eine Nähe herzustellen, die er im Grunde ablehnt. Sozial allein gelassen, ist er es gewohnt, auf andere Weise Kontakt herzustellen.
Soziales Verhalten kann er zwar erlernen, aber nicht eigenständig anwenden, da es ihm an Empathie fehlt. Gerät er in eine unbekannte Situation, kann er nicht auf die entsprechenden Gefühlsebenen zurückgreifen. Was er tun kann, um eine Begebenheit emotional positiv für andere aufzulösen, dafür fehlt ihm das Mitfühlen mit diesen Personen.
Werden die seelischen Verletzungen entsprechend groß, weil das Opfer diesen emotionalen Winter nicht aushalten kann, wird das Problem deutlich. Kommen erste Trennungsgespräche in Gang, wird das ganze Ausmaß seiner erkalteten Gefühlswelt sichtbar. Nur selten zeigt er eine direkte Reaktion und Worte scheinen auch hier keine Wirkung zu erzielen. Schnell geht er zur Tagesordnung über und wirkt eher unbeteiligt.
Steht die Partnerin dann mit gepackten Koffern vor der Tür, demonstriert er Überraschung und reagiert entsprechend verspätet.
Die Betroffene gewöhnt sich schnell an dieses Verhalten, da auch sie seinen Worten nachher keine richtige Bedeutung mehr zuordnet. Obwohl er sich trennt, ist sie nach der ersten SMS wieder bei ihm. Gespräche, über die gemeinsame Situation, finden kaum statt.
Zeigt sie sich am Anfang noch verwundert, wie schnell er die gemeinsamen Schwierigkeiten hinter sich lassen kann, passt sie sich nachher problemlos an. Sie überspielt ihre negativen Gefühle und versucht positiv zu denken. Die Freude ihn wiederzusehen, überdeckt ihre Sorgen, die Beziehung für immer zu verlieren.
Liebe und Leistung
Für