Das gestörte Gleichgewicht
Gewaltspirale in die Abhängigkeit
Diese unterschwellige Gewalteinwirkung kann jeden treffen. Oft ist die Betroffene sogar außerordentlich erfolgreich im Beruf, sie ist selbstbewusst, eine taffe Mutter oder hat ihren ganz eigenen Charme. Oberflächlich deutet nichts darauf hin, dass sie es nötig hätte, sich von einem Partner abhängig zu machen. Da der Narzisst sich selbst als eine grandiose Erscheinung wahrnimmt, möchte er sie natürlich für sich gewinnen. Die Auserwählte wirkt scheinbar genauso perfekt wie er selbst.
Irgendwann stellt er dann entsetzt fest, dass auch sie ihre kleinen Fehler hat und es kommt zu den ersten Ausfallerscheinungen. Plötzlich ist er nicht mehr der smarte Mann, der alle um den Finger wickeln kann. Seine glatt polierte Persönlichkeit bekommt Risse, die er gut zu tarnen versteht.
Mit dem Einsatz von seelischer Gewalt, versucht der Aggressor die Fehler seiner Partnerin zu beheben und beginnt sie umzuerziehen. Natürlich ganz in seinem Sinne. Seine Vorgehensweise ist weder auffällig noch penetrant. Sie ist so angelegt, dass die Partnerin annimmt es wäre ihre eigene Denkstruktur, die sie veranlasst, etwas für die Beziehung zu tun.
Wenn die eigenen Befindlichkeiten jedoch immer wieder neu definiert werden müssen, weil sonst ein gutes Zusammenleben mit dem Partner nicht möglich ist, gerät die Beziehung in eine Schieflage. Die folgenden Beispiele zeigen auf, was der Aggressor mit seinem Verhalten bei seiner Partnerin emotional auslöst.
fehlende Gleichberechtigung
Gleichberechtigung empfindet der Aggressor als anstrengend. Er will informiert sein, um jederzeit auf die Partnerin zugreifen zu können. Selbst möchte er allerdings ein freies und selbstbestimmtes Leben führen. Seiner Partnerin auf Augenhöhe zu begegnen, lehnt er deshalb geschickt ab. Zur Not gibt er seine Ziele als partnerschaftliche Aktivitäten aus, um sich durchzusetzen. Absprachen und Regelungen haben deshalb nur für andere eine Bedeutung, aber nie für ihn selbst.
Kompromisse sind für ihn Fremdwörter und nur wichtig, wenn er selbst einen Nutzen davon trägt. Mit diesem Verhalten nimmt er sich etwas heraus, was er auf der anderen Seite niemals dulden würde. Fühlt er sich selbst nämlich ungerecht behandelt, wirft er jedem sofort Missachtung vor.
Auswirkungen:
Die Beziehung verliert an Gleichgewicht. Immer wieder spüren zu müssen, dass der andere etwas für sich in Anspruch nimmt, was er dir nicht zugesteht, macht wütend.
Die Gründe, für dieses Vorgehen, müssen von dir immer wieder geglaubt werden, was sehr anstrengend für deine persönliche Wahrnehmung ist. Damit diese Beziehung weiterhin bestehen kann, bleibt dir nichts anderes übrig, als den Betrug an dir selbst zu akzeptieren. Das funktioniert natürlich nur auf Kosten deiner Wahrnehmung.
Bald wirst du keine mehr haben und dich fragen, wie es so weit kommen konnte, dass er dich so behandeln darf. Er bestimmt deine Wahrheit und deine Realität. Damit wirst du abhängig von seinem Denken!
verdrehte Standpunkte
Seine Standpunkte sind richtig, deine sind fehlerhaft. Sein eigenes Wohl schiebt er immer mehr in deinen Fokus. Bald zählt nur noch seine Meinung und seine Sicht der Dinge. Seine Standpunkte sind zwar beliebig austauschbar und haben selten Bestand, werden aber mit wichtiger Mine vorgetragen.
In seiner Welt zählt nur das, was er sich momentan zum Ziel setzt. Diesem Ziel passt er seine Gesinnung, seine Haltung und leider auch seine Moralvorstellung an. Das rasante Tempo dieser Wechsel kannst du nur selten nachvollziehen.
Auswirkungen:
Da dir die Gründe für dieses wechselhafte Verhalten nicht bekannt sind, drehen sich deine Gedanken nur noch um ihn. Du wirst immer aufmerksamer ihm gegenüber, weil sich jeden Tag etwas ändert. Du wirst nervös und misstrauisch. Immer mehr fühlst du dich dazu gezwungen nachzugeben und von deinen eigenen Werten abzurücken. Diese Ungerechtigkeit macht dich wütend und ratlos. Du erklärst ihm deine Sicht der Dinge, aber darauf geht er nur selten ein.
Du beginnst seine Entscheidungen nicht mehr zu hinterfragen, sondern sie als vorgegeben zu betrachten. Entscheidungen, die er ohne dich trifft, werden für dich immer wichtiger und du fühlst dich von seiner Stellungnahme abhängig. Du zählst nicht.
Das betrifft auch getroffene Absprachen. Du verbiegst dich, um deinem Partner einen Gefallen zu tun und musst feststellen, dass er sich nicht an seine eigenen Versprechen hält. Du gibst wichtige Standpunkte für ihn auf und verlierst immer mehr an Lebensqualität. Damit verschieben sich ganz massiv deine Grenzen. Bald ist Dir völlig unbekannt, ob du etwas wegen ihm tust oder ob du es selbst willst. Dein Leben fühlt sich fremdbestimmt an. Sogar eine Trennung machst du nachher von seiner Meinung abhängig. Dein eigenes Ich zählt für dich immer weniger. Stattdessen übernimmst du seine Standpunkte in dein Denken.
Manipulation und Abwertung
Obwohl er nur selten klar ausdrückt, was er tatsächlich erwartet, wird schnell deutlich, dass seine Wunschvorstellungen Vorrang haben. Der Aggressor fühlt sich bedroht, wenn nicht alles nach seinem Willen geht. Fast nie versucht er offen und ehrlich einen anderen Verlauf der Dinge anzustreben. Er manipuliert, um sich das gewünschte Verhalten zu erschleichen. Wenn die Partnerin nicht darauf eingeht oder gar nicht versteht, was von ihr erwartet wird, verliert sie an Wert und wird entsprechend abgestraft.
Auswirkungen:
Um dem zu entgehen, versuchst du für ihn mitzudenken und verlierst deine eigenen Gedanken. Du möchtest auf das, was eventuell passieren könnte, vorbereitet sein. Bevor du agierst, stellst du dir seine Reaktion darauf vor und passt deine Handlungen daran an. Selbst wenn er mit etwas einverstanden ist, bist du dir nicht mehr sicher. Du bemühst dich herauszufinden, was er nicht sagt. Deine Gedanken drehen sich nur noch um ihn und um seine Denkstrukturen!
fehlende Achtsamkeit
Auf der anderen Seite, findest du bei ihm kein richtiges Gehör für deine Anliegen. Auch wenn du ihm deine Bedürfnisse mit aller Dringlichkeit vorträgst, erhältst du keine entsprechende Rückmeldung. Auf diesem Ohr ist er scheinbar taub. Er vergisst versprochene Zugeständnisse und leider auch die Vorlieben seiner Partnerin.
Auswirkungen:
Du verlierst an Selbstbewusstsein, weil du bemerkst, dass deine Bedürfnisse und deine Meinung nicht zählen. Du weißt schon bald, dass er vieles, was er verspricht, nicht halten wird. Du fühlst dich unbehaglich, weil du erkennst, dass seine Worte und die darauf folgenden Taten oft nicht zusammenpassen. Sprichst du ihn darauf an, hast du im Zweifel etwas falsch verstanden oder scheinbar vergessen. Du verstehst es schon richtig, nur der Partner ändert zu oft seine Meinung und du kommst nicht hinterher. Du beginnst zu raten, was er möchte und kümmerst dich immer weniger um dich und deine eigenen Befindlichkeiten. Hast du noch welche?
fehlende Toleranz
Echtes und tiefes Verständnis für andere Menschen zeigt er nur selten. Hast du in wichtigen Dingen eine gänzlich unterschiedliche Meinung, verstummt er für längere Zeit oder es kommt zum Streit. Eine andere Meinung wird nicht toleriert. Deine Vorstellungen werden teilweise noch nicht einmal angehört. Hast du andere Ansichten, fühlt er sich unverstanden. Entweder geht er weg oder quält dich stundenlang mit seinen endlosen Monologen.
Kommt es zu nervigen Auseinandersetzungen, lässt er das eigentliche Thema außen vor. Statt dessen greift er deine Persönlichkeit an und wertet dich ab. Seine Wutausbrüche und Hasstiraden lassen dich oft mit einem schlechten Gefühl zurück. Mit deinen Ansichten setzt er sich nicht auseinander. Folgst du nicht bedingungslos seinen Vorschlägen, entzieht er sich und lässt dich mit deinem Problem allein.
Auswirkungen:
Seine Meinung, wie du ein Problem lösen solltest, werden für dich zur Grundlage deines eigenen Denkens. Dass deine Sicht der Dinge nicht zählt, merkst du im Sekundentakt. Deshalb fühlst du dich bald von seiner Meinung abhängig, weil du vorbereitet sein willst, um keinen Streit zu provozieren.
einseitige Entscheidungen
Deine Ansichten haben dementsprechend auch