Die Goldene Stadt im Untersberg 3. Marcus E. Levski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marcus E. Levski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754933206
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leer und so kahl. Warum nur und wann? Gehe den Weg am Rande des Baches entlang und zweige nicht ab nach rechts in Richtung Golgatha.“

      „Was faselst du denn da? Kannst du das mal genauer erklären?“, brauste Claras auf.

      „Die Zonen hier werden von den himmlischen Wesen regiert. Nur die Priester können die Tore durchschreiten, die an die Wüste der Leere grenzen. Gehst du durch, musst du durch das Wasser der Sphären. Bedenke, dass du ohne Wächter deinen Körper niemals wiederfinden wirst, wenn du aus dieser Dunkelheit zurückkehrst.“

      Als Azazel den Satz beendet hatte, starrte er den Professor aus seinen schwarzen Augen plötzlich blutrünstig an, sodass dieser zurückzuckte. Der blutüberströmte Mann lachte wild, als er die Angst des Professors sah. Der Professor wich zwei Schritte zurück, als Azazel aufstand.

      „Du Narr“, zischte er ihn an. „Nun geh endlich nach Simbola und erinnere dich an das Blut des Tempels. Wir werden uns wiedersehen.“

       „Nun sag mir endlich, warum du mich töten wolltest!“, verlangte der Professor zu wissen.

      „Geh den Weg, den ich dir erklärt habe, und weiche nicht davon ab. Denn wenn du abweichst und mir den Orgalez nicht zeigen kannst, werde ich zur Stelle sein und dir das allerdunkelste Reich zeigen, das es gibt. Und den Preis dafür werde ich dann ebenso von dir fordern!“

      Azazel warf dem Professor noch einen bedrohlichen Blick zu und verschwand rasch hinter dem Gebüsch, von wo aus er zuvor den Angriff gestartet hatte. Der Professor war sich nicht ganz sicher, was Azazels Drohung zu bedeuten hatte. Er versuchte sich einen Reim auf das Gehörte zu machen, aber eigentlich verstand er nur Bahnhof.

      „Ein Mann, dem Sünden auferlegt worden sind? Dudael-Wüste? Ein dunkles Reich? Einen Preis fordern ohne den Orgalez? Das Blut des Tempels? Und was war dieses Golgatha?“, grübelte Professor Claras, kam aber zu keinem Ergebnis.

      Weil er nicht wusste, was er sonst hätte tun sollen, beschloss er, das surreale Erlebnis zu verdrängen und schlug den von Azazel beschriebenen Weg entlang des Baches ein. Dabei erinnerte er sich an den Preis, den er damals hatte zahlen müssen, als er den schwarzen Stein aus Agartha mitgebracht hatte. Aus der Welt, die sie damals in Mexiko unter den Pyramiden zu Forschungszwecken betreten hatten.

      „Ist das hier ähnlich wie damals?“, fragte er sich. „Ist dies eine Warnung, die ich aber damals nicht erhalten habe?“, fragte er sich. Nachdenklich ging er neben dem Bachbett entlang, bis er nach wenigen Minuten die Abzweigung sah, die nach rechts wegführte.

      „Ist das die, die Azazel gemeint hat?“, überlegte er und ging probeweise einige Schritte nach rechts. Ein seltsames Gefühl ließ ihn innehalten. Er hatte den Eindruck, dass ihn jemand beobachtete.

      „Ich glaube, ich werde paranoid“, schimpfte er mit sich selbst. „Ich fühle mich tatsächlich hier in der menschenleeren Gegend beobachtet. Oder sollte ich meinem Gefühl trauen und es als Warnung ansehen?“

      Vorsichtshalber entschied er sich dafür, auf dem Weg am Bach entlang zu bleiben. Er hatte schon mehr als genug Probleme und konnte nicht noch weitere Schwierigkeiten brauchen. Obwohl er nervös war, folgte er dem Bach, genau wie Azazel es ihm aufgetragen hatte.

      Nach einer guten halben Stunde Fußmarsch durch Staub und Sand kam er an eine Brücke, die er zügig überquerte. Dann stand er vor einem goldenen Tor. Dem Eingang nach Simbola. Die Stadt der Seligen, wie der Mann sie genannt hatte. Als er langsam darauf zuging und für einen kurzen Moment innehielt, fasste ihn plötzlich eine Hand von hinten an die Schulter. Claras erschrak, drehte sich um und sah ein Lichtwesen.

      Als das Wesen den Professor berührte, sah er Bilder, die keiner Antwort mehr bedurften. Er sah, dass er nur in diese Stadt gehen konnte, wenn er die Hürden bewältigen würde, die er eben vor seinem geistigen Auge gesehen hatte.

      Claras erinnerte sich an die Aussage von Jürgen über die zu meisternden Hürden, um die Goldene Stadt im Untersberg zu passieren. Die von Jürgen damals beschrieben Hürden dienten ihm als „Zugangsberechtigung“ zur Goldenen Stadt:

      1. Hürde – Die Innenschau. Hier wurde ihm gezeigt, dass es damit anfängt, nach innen zu sehen, um zu erkennen, wer man tatsächlich ist und was einen ausmacht.

      2. Hürde – Sperre des Weges. Beim Erkennen der eigenen Identität und Aufgabe sowie den dunklen und hellen Seiten der einzelnen Persönlichkeit wird meist die dunkle Seite aufgerufen, um hervorzutreten und aufgelöst werden zu können. Hierbei sperrt man sich meist unbewusst vor der Heilung.

      3. Hürde – Der Rückweg ins Bekannte. Bei der Spiegelung der einzelnen Themen aus den ersten beiden Hürden ist die Verlockung zu groß, den Rückweg anzutreten und nicht weiterzugehen in den Kampf der eigenen Schattenseiten.

      4. Hürde – Altes loslassen und Liebe annehmen. Um neue Erkenntnisse annehmen zu können, bedarf es der Kunst, Altes loszulassen. Egal ob Wut, Groll, Trauer oder Schmerz in jeglicher Hinsicht.

      5. Hürde – Rückschau in die Vergangenheit. Der Rückblick in die Vergangenheit nach dem Erlangen der fünften Stufe erweist sich oftmals als größte Herausforderung. Hier wird alles durchlebt und gefühlt, was ihr anderen und euch selbst angetan habt.

      6. Hürde – Der Gipfelsieg. Habt ihr alle fünf Hürden gemeistert, könnt ihr nun all die Schattenseiten transformieren oder auflösen, sodass ihr neues Bewusstsein erlangt, für den Eintritt in die Goldene Stadt (deren Zweck ich in der Erklärung schon angegeben habe und auf den ich noch eingehen werde).

      „War das das Geheimnis? War das die Lehre? Die orientalische Lehre der Abisheka, die ich bei den Freimaurern lernte? Waren das die Worte von Azazel?“, dachte er sich in jenem Augenblick. Im Zusammenhang mit seinem freimaurerischen Wissen wusste er, dass es die Schlüssel der Sefiroths waren, die ihm diesen Wesen eben zeigte, als es die Hand auf Claras Schultern legte.

      „Wer bist du?“, fragte Claras mit demütiger Stimme. Das Wesen hob seine Hand und zeigte auf einen Himmel, der anders war, als ihn Claras kannte. Als Claras nach oben starrten, sah er plötzlich einen Lichtfunken, der immer größer wurde.

      Plötzlich knallte es ohrenbetäubend und Claras wusste, was Azazel mit dem „Blut des Tempels“ gemeint hatte. Als das Lichtwesen ihn ansah, wusste er um die Vergangenheit eines tief erschütternden Rituals bei den Freimaurern …

      Wut stieg in ihm empor und er krempelte sich das weiße Hemd über die Unterarme. Dann nahm er mit seiner linken Hand das Messer, das links von ihm auf dem Tisch lag, und setzte es an. Er starrte in die Kerzenflamme zu seiner Linken und wusste genau, was er jetzt zu tun hatte.

      Seine Hände zitterten aus Angst und Respekt vor dem Unbekannten. Doch voller Wut und Euphorie, dem Zukünftigen nun entgegenzutreten, wurde das Messer immer tiefer in den Arm gedrückt. Blut kam noch keines, aber er fiel auf die Knie. Und er begann zu weinen, vergoss Tränen, die er so lange zurückgehalten hatte.

      Dieser Schmerz, dieser Tod, dieses beinharte Schicksal, das ihm zuteilgeworden war. Die jahrelangen Kämpfe gegen genau diese eine Sache. Ohne Ausweg, ohne Licht in der Dunkelheit. Nur eine Chance, zu entkommen: Durch die Selbstgeißelung verbunden mit einem Dämon des Blutrituals, das er eben versuchte durchzuführen.

      Jetzt war es soweit. Er wusste, wenn er das Messer jetzt noch ein bis zwei Millimeter tiefer drücken und das Messer nach links schieben würde, würde das Blut über seine Unterarme laufen und das Ritual wäre vollendet.

      Zu den rhythmischen Hammerschlägen des Logenmeisters und der Aufseher, die bei diesem Ritual dabei waren, ließ er das Messer über den Arm gleiten, sodass der Lebenssaft aus seinem Unterarm herauspulsierte. Danach ließ er das Messer fallen und zerbrach an der Dunkelheit, die ihn hier genau an diesen Punkt gebracht hatte.

      Nachdem er einige Minuten am Boden gekniet hatte, stand er auf und betrachtete die Kerze, die immer noch im dunklen Antlitz des Zentrums der Ritualstätte des Freimaurertempels loderte …

      Claras erinnerte sich wieder an seine verdrängte, dunkle Zeit bei den