Die Goldene Stadt im Untersberg 3. Marcus E. Levski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marcus E. Levski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754933206
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„Was müssen wir tun?“

      „Claras, ihr müsst euch entscheiden. Geht ihr den Weg weiter oder geht ihr wieder ohne jegliche Erinnerung zurück in euer altes Leben?“

      Der Professor und ich sahen uns fragend und ungeduldig an. Ich selber wusste, dass dies keine leichte Entscheidung sein würde. Nein, denn wenn wir den Weg weiter gingen, würden wir mit Sicherheit jegliche Bindung zu unseren Mitmenschen verlieren. Mit diesen ängstlichen Gedanken suchte ich beim Grafen nach weiteren Antworten.

       „Chalse, bitte begleite uns. Was ist ...?“

      Doch der Graf unterbrach mich in dem Augenblick und sagte: „Ihr müsst euch nicht genau hier und jetzt entscheiden. Ihr wisst nun von den Dimensionen, Parallelen und dem Land der Nibelungen sowie der schwarzen Sonne, die das Leben speist und noch vielen weiteren und mysteriöseren Dingen. Also geht jetzt aus der Grotte hinaus. Ich kann nicht weitergehen, denn das ist mir untersagt worden und ich muss mich an die Regeln halten. Ihr habt nun die Chance, Großes zu leisten. Ihr habt von mir die Werkzeuge und das Wissen dazu erhalten. Nun geht.“

      Als Chalse seine kleine Ansprache beendet hatte, zeigte er uns den Ausgang aus der Grotte.

      Wir gingen über abstrakte Steingebilde hinweg, wie ich sie schon einmal gesehen hatte. Nur eines fehlte: Wo waren die Zwerge, denen ich damals hier begegnet war? Warum hatte ich den Stein damals genau hier erhalten? Und warum war der Graf nun hier gealtert? Er sah völlig anders aus. Viele Fragen gingen mir durch den Kopf, auf die ich keine Antwort wusste.

      Endlich standen wir in einem Tal, das ich ebenso kannte wie die Grotte. Nachdem ich mich kurz orientiert hatte, konnte ich einen Weg ausmachen, der sich mir zwischen den Steinen zu meiner Linken und der kleineren Wiese zu meiner Rechten eröffnete.

      Wir waren gespannt, wo uns der Weg hinführen würde und folgten ihm, bis wir einen größeren Platz passierten und nach weiteren fünf Minuten vor einer kleinen Ruine ankamen, die neben einem Wald lag. Vor dieser Ruine saß ein Mönch auf einer Holzbank. Auch er kam mir bekannt vor.

      Bei ihm angekommen, hob er seine rechte Hand und zeigte mir in der Ferne eine Brücke, die ich mit bloßem Auge gerade noch erkennen konnte und die ich ebenfalls schon kannte. Sie war nicht allzu weit weg, vielleicht fünf Minuten zu Fuß. Eine sehr schmale, aber lange Brücke. Ich sah den Mönch wieder an.

      „Was ist das für eine Brücke? Wo führt sie hin?“

      Der Mönch erklärte, dass dies die Brücke sei, die nach Simbola führte. Dann sah er den Professor an deutete ihm an, dass er über die Brücke gehen sollte. Claras war erstaunt und wollte wissen, warum er diesen Weg gehen sollte, doch der Mönch drängte ihn nur: „Nun gehe nach Simbola, mein Freund“, waren seine einzigen Worte.

      Und Claras gehorchte. Er ging mit raschen Schritten und wie ihn Trance, ohne weiter nachzufragen über die Hängebrücke, die in einen grünen Nebel getaucht war, und verschwand. Ich blieb verwirrt bei dem ominösen Mönch zurück und wollte ebenfalls in Richtung der Brücke gehen. Aber als ich meinen ersten Schritt machte, um dem Professor zu folgen, hielt mich der Mönch am Arm zurück. „Stopp, Jürgen. Nein.“

      Ich sah den Mönch fragend an. „Weshalb nicht? Was mache ich dann hier? Was hat das alles zu bedeuten? Warum nur der Professor? Wer bist du?“

      „Jürgen, ich bin einer der neun Wächter vom Untersberg und von den Nibelungen. Wir waren es einst, die die Halle der Zeit am Untersberg bewachten und dort unser Werk vollbrachten.

      Claras sollte vor der Entscheidung, die der Graf vorhin erwähnte, noch die andere Welt sehen. All das, was du gesehen hast. Nur so ist eine Weiterführung eurer Aufgaben möglich. Du kannst nicht über die Brücke. Der schwarz-violette Stein, den du erhalten hattest, ist verschwunden. Er wurde der Sonne, die das Leben speist, übergeben.“

      Dann zeigte mir der Mönch, eine Türe in dieser Ruine und sagte mir, dass ich nun durch diese Türe gehen sollte und dass wir uns zu gegebener Zeit wiedersehen würden.

      4. Die Goldene Stadt

      Claras betrat am Ende der Brücke wieder festen Boden und konnte bei einem Blick zurück nur den Nebel sehen, der die Brücke verschlang, sodass deren Ende nicht zu erkennen war. Wie in Trance stapfte er weiter, bis der seltsame Zustand von ihm abfiel und er wieder ganz der Alte war.

      „Verdammt, war ich auf Droge? Wie bin ich hierher gekommen?“, fluchte er. Nur vage konnte er sich an das Gespräch mit dem älteren Herrn in der Höhle erinnern. Da ihm nichts anderes übrig blieb und weil er auch neugierig war, wo er sich befand, ging er einfach immer weiter und betrachtete stumm die merkwürdige Landschaft, die sich um ihn herum ausbreitete.

      Er befand sich in einer Art Sandwüste, in der es lediglich hier und da ein paar verdorrte Büsche gab. Auch der Himmel sah ganz anders aus, als er ihn kannte. Lebendiger. Farbenfroher. „So was habe ich noch nie gesehen“, schüttelte er ungläubig den Kopf. Er rätselte, wo er sich wohl befand, konnte aber die Landschaft mit nichts vergleichen, was er bisher gesehen hatte.

      Nach einigen Minuten öffnete sich plötzlich vor ihm in einer Schlucht ein riesiges weites Tal. Vorsichtig trat er näher an den Abhang heran und ließ den Anblick auf sich wirken. Fassungslos starrte er auf die beinahe märchenhafte Landschaft. Ob er wohl in einer Art Matrix gefangen war? War diese Umgebung nichts als ein Hologramm?

      Die Umgebung war einfach zu schön, um wahr zu sein. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand und worum es sich dabei handelte. Aber er nahm fremde Töne und Gerüche wahr und sah das zauberhafte Tal mit seinen Steinbauten. Der Professor ließ sich am Rande des Abgrunds nieder und versuchte, seine Gedanken zu sortieren.

      All dies war so völlig anders als die Realität, die er kannte. Seine Gedanken und Gefühle waren hier und dort völlig gegensätzlich. Und die Welt, die er kannte, war alles andere als so vollkommen wie das, was er hier sah. Viele Gedanken über die letzten Tage und auch über sein vergangenes Leben kamen ihm in den Sinn. Es war, als würde er seine Vergangenheit Revue passieren lassen und noch einmal erleben.

      „Das hier ist der Blick über den Tellerrand oder mein Hamsterrad hinaus, in dem ich bisher gefangen war. Das ist genau das, was ich jetzt gebraucht habe“, stellte er fest.

      Claras versuchte, die beiden Welten, die er nun kannte, gedanklich miteinander zu verbinden. Dennoch war er ein Gefangener der Materie, der groben Manifestationen, die dem Erfindergeist der Menschen entstammten. Und dies wurde ihm in diesem Augenblick zum Verhängnis. Rückblickend musste er jetzt erkennen, dass dies der Grund und der Weg waren, die ihn aufgrund seiner Bestimmung und der Opfer, die er gebracht hatte, hierher geführt hatten.

      Und das alles ausgerechnet in dem Augenblick, indem er sich dazu durchgerungen hatte, die Lehren der Freimaurer anzunehmen und in den Mysterien der Menschheit weiterzugehen, in dem Wissen um die Energie, die in allem vorhanden ist, das existierte.

      „Das ist genau das Problem“, seufzte er. „Ich weiß zu viel, habe zu viel gesehen, kenne zu viele Geheimnisse und weiß über ganz fundamentale Dinge Bescheid, die anderen unbekannt sind.“

      Und jetzt noch dieses neue Wissen, diese neue Welt. Das machte es für ihn nicht leichter, nein, eher im Gegenteil. Denn sein Leben war ihm schon lange zur Qual geworden. Er konnte einfach nicht aus seinem Hamsterrad der falschen Systeme und allerhand aufgezwungener Dinge ausbrechen.

      War denn überhaupt ein Ausbruch möglich? Eine Flucht vor den von fremden Mächten geschürten Ängsten? Aber er konnte keine Antwort auf diese essenziellen Fragen finden, die er sich hier am Rand des Abgrundes selbst stellte. Zumindest im Moment konnte er keine naheliegende oder sinnvolle Lösung finden, die ihn aus diesem Dilemma herausführen würde. Er konnte im Augenblick den Weg nicht erkennen, der ihn weiterführen sollte.

      Mit der rechten Hand nahm er eine Handvoll des Wüstenstaubes auf und ballte die Hand zur Faust. Dann ließ er den sandigen Staub zwischen den Fingern hindurch langsam wieder zu Boden rieseln.

      „Sand und Staub. Materie, die in okkulten Kreisen dem Saturn zugeordnet wird“, sagte er zu sich selbst, bevor