Die Sternenschnüffler. Thomas Manderley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Manderley
Издательство: Bookwire
Серия: DIe Sternenschnüffler
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753183664
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einem beherzten Faustschlag nieder. Als er weiterlaufen wollte, verfing er sich in einem Tischtuch und riss es mitsamt dem darauf befindlichen Geschäftsessen herunter.

      Lora stolperte über Olivers Beine und fiel direkt in die Arme eines weiteren Kellners, der versuchte Lora festzuhalten, aber sie trat ihm mit aller Kraft auf den Fuß und riss sich los.

      Die Gäste waren aufgesprungen und im gesamten Restaurant entstand ein lauter Tumult, aber Oliver und Lora liefen unbeirrt weiter, an der offenen Küche vorbei bis zur Toilette, die sich im letzten Winkel des Restaurants befand.

      „Scheiße, hier geht’s nicht weiter, wir müssen zurück!“ rief Lora und wollte wieder losrennen, aber Oliver hielt sie fest.

      „Nein! Das geht nicht! Wenn wir umkehren sind wir erst recht tot!“

      „Super! Und was nun?“

      Loras und Olivers Blicke durchsuchten den Raum nach irgendetwas, das ihnen weiterhelfen konnte, bis Oliver ein Lüftungsgitter bemerkte, das sich in einem großen Metallkanal an der Decke befand: „Los, Lora, rauf da! Aber sei vorsichtig: Vielleicht laufen da auch ein paar Hochspannungskabel durch.“

      „Nein, da können wir nicht rein. Da braucht nur einer in den Schacht zu schießen und Ende!“

      „Luftschächte sind gegen Energiestöße gesichert, damit sich kein Feuer darüber in der Station ausbreiten kann. Die Energie wird einfach von den Wänden absorbiert. Alle Stationen sind so gebaut.“

      Lora atmete tief ein: „OK, dann los!“ Sie stieg auf ein Toilettenbecken, öffnete das Gitter und zog sich hinauf in den Schacht, der gerade mal so groß war, dass man darin in halbwegs aufrechter Haltung knien konnte. Oliver folgte ihr und schloss das Gitter hinter sich.

      Durch die feinen Drahtmaschen hindurch konnte er beobachten, wie sich die Tür zur Toilette öffnete und ein maskierter Mann mit einer großen Energiewaffe im Anschlag langsam und leise eintrat. Er lief vorsichtig und fast geräuschlos über die weißen Bodenfliesen, sah sich nur kurz um und feuerte einen Energiestoß direkt auf das Lüftungsgitter.

      Der Schacht glühte rot auf, aber wie von Oliver vorhergesagt, konnte die tödliche Hitze nicht nach innen vordringen. Dennoch wurden die Innenseiten der Schachtwände immer heißer. Oliver legte seinen Zeigefinger senkrecht über seine Lippen und Lora bestätigte durch ein kurzes Nicken, dass sie verstanden hatte. Beide nahmen ihre Hände vom Metall und stützen sich so nur auf ihre Knie und Füße, die durch Hosen und Schuhe etwas geschützt waren.

      Die Temperatur des Schachtbodens stieg rasant an. Loras Gesicht verkrampfte sich mehr und mehr und auch Oliver erging es nicht besser. Er spürte, wie sich seine Hose an den Knien auflöste und dann seine Haut langsam begann zu verbrennen.

      Lora wollte vor Schmerz laut aufschreien, aber sie biss sich auf die Lippen, um es zu verhindern.

      Der Mann, unter dem Schacht hielt seine Waffe immer noch auf das Gitter gerichtet. Oliver starrte ihn, trotz unerträglicher Schmerzen, durch das enge Drahtmaschengeflecht hindurch an. Er sah ihm direkt in die Augen: Es waren große gelbe Augen, ähnlich denen einer Katze und sie musterten den Luftschacht mit äußerster Präzision. Oliver sah den Finger des Mannes auf dem Auslöser liegen. Nur ein kurzes Zucken und alles könnte vorbei sein, aber stattdessen ging der Mann genau so leise und mit langsamen Schritten aus der Toilette hinaus, wie er hineingekommen war.

      Erst nach einer scheinbar endlosen Zeit ließ das Brennen nach und die Temperatur des Schachtbodens ging nach und nach zurück. Oliver ließ sich auf die Seite fallen und hielt sich seine verbrannten Knie. Auch Lora stütze sich wieder auf ihre Hände, drehte sich und legte sich auf den Rücken, während sie nach Atem rang.

      „Lora, alles klar?“, fragte Oliver nach einer kleinen Weile, wobei seine Schmerzen deutlich in seiner Stimme zu hören waren.

      „Ja, und bei Dir?“

      „Ja, alles klar.“

      „So ein Mist! Die Schuppen sind komplett hinüber.“

      „Schuppen? Welche Schuppen?“

      „Die Hautschuppen an meinen Knien sind total verbrannt.“

      „Und heilt das wieder?“

      „Na ja, jetzt nicht. Aber in etwa sechs Wochen kann ich mich wieder häuten, dann sind sie weg.“

      „Oh Mann, ich fass es nicht.“ Oliver stand wieder auf und als er sich auf seine Knie stütze kam der Schmerz fast mit voller Wucht zurück. Oliver hatte dies jedoch erwartet und riss sich zusammen: „Die werden uns weitersuchen!“ sagte er und bemerkte erst jetzt, da Lora wieder aufstand, deren leuchtend gelbe Hautfarbe: „Lora, ruhig, nur die Ruhe bewahren! Wir bewegen uns jetzt hier drin weiter, OK? Hier verfolgen die uns nicht. Der Schacht muss ja irgendwo hinführen, oder?“

      „OK, versuchen wir’s!“

      Auf Händen und verbrannten Knien ging es Meter für Meter voran durch den engen Luftschacht, wobei jeder Schritt, jede Bewegung zur schmerzhaften Qual wurde. Zum Glück war das nächste Lüftungsgitter nur etwa zwanzig Meter entfernt und so nährte sich Oliver langsam und nahezu geräuschlos der etwa einen halben Quadratmeter großen Öffnung, um vorsichtig einen Blick durch die Gitterstäbe zu werfen.

      „Und? Wo sind wir?“, fragte Lora.

      „Ist auch wieder nur ein Klo, wahrscheinlich von irgendeinem anderen Restaurant. Hier können wir nicht runter. Das ist zu gefährlich. Wir müssen weiter.“

      „So ein Mist!“

      „Das kannst Du laut sagen!“

      Inzwischen war auch Lora herangekommen und blickte durch die Schachtöffnung nach unten auf den blau-grauen Fliesenboden, über den sich unzählige Fetzen und Reste von Toilettenpapier verteilten.

      „Haben die Typen hier gewütet oder putzen die nicht gern?“

      „Keine Ahnung, vielleicht aus beides. Aber egal: Wir sollten hier möglichst schnell verschwinden, bevor jemand reinkommt und uns hier entdeckt.“

      „OK. Dann los!“

      Lora und Oliver krochen weiter. Nach etwa dreißig Metern mündete der Schacht in einen weiteren, etwas größeren Luftkanal.

      Oliver drehte sich um: „Links oder Rechts?“

      „Ist mir vollkommen egal! ... Links!“

      Oliver bog nach links ab, Lora folgte ihm wortlos.

      Langsam wurde der Schacht immer dunkler, denn für eine längere Zeit folgte kein einziges Lüftungsgitter mehr.

      Plötzlich begann der Boden zu vibrieren: Erst nur ein wenig, aber dann ließ ein tiefes Grollen den gesamten Schacht erzittern, gefolgt von einem lauten Knall, der wie das Aufeinanderschlagen zweier großer Metallplatten klang.

      „Oh Gott, oh Gott, Oliver, was ist das!“, schrie Lora, während sie sich zusammenkauerte und die Hände schützend über ihren Kopf hielt.

      „Pssst!“, zischte Oliver nach hinten.

      „Wir stürzen mit diesem verdammten Kanal ab!“ Lora wimmerte.

      „Natürlich nicht. Auf was Du immer für Ideen kommst?!“

      „Aber was war das dann?“

      „Das klang wie eine Schleuse und eine Sicherheitstür. Wir sind vermutlich in einen der Ausleger mit den Abflugschleusen für die Kleinschiffe abgebogen, super!“ Oliver klang regelrecht fröhlich und bewegte sich auch gleich viel schneller vorwärts.

      Einige Minuten später wurde es wieder heller: Das nächste Lüftungsgitter war erreicht. Oliver nährte sich langsam und lugte vorsichtig durch die Gitterstäbe hindurch nach unten. Dort war tatsächlich eine Abflugschleuse und zu Olivers großer Freude war es die für eines der Stationswachschiffe: klein, schnell und bewaffnet.

      „Sieh mal Lora: Ein Schiff, ein kleines Raumschiff, noch dazu ein Wachschiff. Damit machen wir uns unbemerkt aus dem Staub!“

      „Gute