NEW PASSION. Katie Pain. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Katie Pain
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783745085693
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Ne, alles gut.“ Tolle Antwort. Ich schweige und erfreue mich weiterhin an der Cabriofahrt. Solch ein Freiheitsgefühl hab ich nicht alle Tage.

      Wir nähern uns dem Hauptbahnhof und das mulmige Gefühl nimmt an Intensität zu. Er hält an einer Bushaltestelle an.

      „So, da wären wir.“

      „Jup. Danke fürs Herbringen und natürlich auch für die Nacht.“

      „Gerne und die Freude lag ganz auf meiner Seite.“ Unsere Blicke treffen sich und wieder tritt ein Schweigen ein. Mel, steig aus! Meine Hand ergreift den Türgriff, als Liam doch noch das Wort ergreift.

      „Warte! Hier.“ Er reicht mir einen kleinen weißen Zettel.

      „Da steht meine Handynummer drauf. Ich würde mich freuen, wenn du dich bei mir meldest. Vielleicht ist SM ja etwas für dich.“ Das mulmige Gefühl hat sich von einer auf die andere Sekunde aufgelöst.

      Aber dennoch schaltet sich bei meiner Antwort mein Verstand ein.

      „Danke, ich weiß allerdings noch nicht, ob das, was letzte Nacht zwischen uns passiert ist, etwas ist, was mir gefällt. Also nicht, dass es mir nicht gefallen hat! Verstehe das bitte nicht falsch. Aber ich weiß eben nicht, ob das wirklich meine Welt ist oder ob es eben nur für eine Nacht interessant war. Ich brauche Bedenkzeit.“ Ich glaube, mit dieser Antwort hat Liam nicht gerechnet. Ich sehe plötzlich leichte Unsicherheit in seinen Augen aufblitzen.

      „Okay, das verstehe ich natürlich. Dann gib mir bitte trotzdem Bescheid, wie du dich entscheidest, anstatt dich gar nicht zu melden“, entgegnet er mir mit einer etwas kühleren Art als eben.

      „Selbstverständlich.“ Dann beugt er sich zu mir und küsst mich mit voller Leidenschaft. Wahrscheinlich, um mir noch einmal klarzumachen, was mir entgehen würde.

      Der Kuss hatte es in sich und verwirrt mich nur noch mehr.

      „Viel Spaß mit Amber und bis dann. Vielleicht.“

      „Werde ich wohl eher nicht haben. Ich hoffe auf ein Wiedersehen.“ Ich steige aus und gehe Richtung U-Bahn. Im letzten Moment drehe ich mich doch noch um, da ist er jedoch schon weg.

      Meine Bahn kommt erst in zehn Minuten. Da ich noch nichts im Magen habe, außer Wasser und Liams Sperma, kaufe ich mir einen Donut und eine Flasche stilles Wasser bei einem Bäcker. Mein Kreislauf ist noch nicht wieder auf dem Damm.

      Ich muss mir auf die Lippe beißen, als ich mich auf einen Sitzplatz in der U-Bahn setze. Mein Po tut nicht nur außen weh, sondern auch innen. Nicht nur der Schmerz an sich ist unangenehm, sondern auch die Erinnerung, die in dem Moment in mir hochkommt. Ich nehme mein ungesundes Frühstück zu mir, um meine Gedanken auf die Nahrungsaufnahme zu fokussieren. Der Zucker tut mir gut und gibt mir Energie. Trotzdem fühle ich mich noch zittrig. Die Flasche Wasser wollte ich mir eigentlich einteilen, aber ich habe sie in einem Zug geleert und spüre nun nicht nur meinen Arsch, auf dem ich sitze, sondern auch meine Blase. Ich werde erst in circa vierzig Minuten zu Hause sein. Um mich von dem Pipigefühl abzulenken, nehme ich den kleinen Zettel mit Liams Handynummer aus meiner Jackentasche und speichere seine Nummer in mein Handy ein. Sicher ist sicher.

      Amber hat mir immer noch nicht geschrieben. Ich frage mich, was die beiden nun gerade tun. Essen sie wirklich nur Mittag zusammen? Flirtet Liam vielleicht sogar mit ihr und versucht sie zu verführen, wie es ihm gestern bei mir gelungen ist? All diese Frage brauche ich mir nicht stellen, da ich jetzt eh keine Antwort auf sie bekommen werde.

      Ich schaue aus dem Fenster und beobachte, wie alles an mir vorbeirauscht. Ich atme tief ein und beim Ausatmen entgleitet mir ein Seufzer. Ich sehe gerade nur mich, nehme die anderen Fahrgäste nicht wahr. Gleich werde ich Rede und Antwort stehen müssen. Das Problem ist, dass ich meine Familie nicht anlügen kann. Des Weiteren gehe ich einmal die Woche mit meiner Mom in die Sauna. Mit den Spuren auf meinem Hintern möchte ich nicht in die Sauna gehen, nicht mal ins Fitnessstudio. Ich müsste mir schon zu Hause die Sportkleidung anziehen und in den verschwitzten Klamotten wieder nach Hause gehen, damit niemand meinen entstellten Po zu Gesicht bekommt und mich womöglich noch darauf anspricht.

      „Nächster Halt: Sengelmannstraße.“ Puh, bald daheim. Mich einzunässen, würde mir jetzt noch fehlen. Meine Gedanken schweifen wieder zu letzter Nacht ab. Wenn David das wüsste, was du da letzte Nacht erlebt hast … mit einem Stripper und Gogo-Tänzer. Dieser Gedanke entlockt mir ein Lächeln. Jahrelang langweiliger Sex. Ich hatte dennoch nie den Impuls, ihm fremdzugehen, weil ich nicht der Meinung war, dass es an ihm lag, dass mir der Sex nicht gefällt. Ich dachte, dass es an mir liegt.

      Dabei hatte ich mich damals sehr auf mein erstes Mal gefreut. Unterbewusst hatte ich wohl eine zu hohe Erwartungshaltung aufgebaut. Mein erstes Mal war schön, aber eben nicht so geil, wie erwartet. Mit der Zeit wurde es besser. Aber die Gefühle, die ich erwartet habe zu empfinden, sind ausgeblieben. Und letzte Nacht waren sie auf einmal da! Pure Leidenschaft! Nur der Schmerz hat mich abgeschreckt. Vielleicht muss ich das eben in Kauf nehmen. Ich werde noch einige Tage und Nächte brauchen, bis ich mir darüber im Klaren bin, ob ich das mit Liam wiederholen möchte, oder nicht.

      Noch zwei Stationen, dann muss ich in den Bus umsteigen. Ich werde erst meinen Eltern von dieser Story erzählen und danach entscheiden, ob ich Liam überhaupt anschreiben werde. Kann gut möglich sein, dass sie es schaffen, mir die ganze Sache auszureden. Die Nummer mit Amber liegt mir auch schwer im Magen. Vor allem finde ich es echt total uncool, dass Liam mit ihr Zeit verbringt anstatt mit mir.

      Wenn ich jetzt schon derartig empfinde, dann sollte ich es besser bleiben lassen. Eine emotionale Bindung mit einem Mann einzugehen, passt mir momentan eigentlich gar nicht. Ich bin super zufrieden mit mir alleine. Bin glücklich, dass ich keine emotionalen Probleme habe und wenn ich eine Beziehung, in welcher Form auch immer, zu einem Menschen eingehe, sind Emotionen damit verknüpft. Natürlich kann es eine Bereicherung sein, aber ein Risiko, dass auch negative Gefühle durch diese Beziehung ausgelöst werden, ist immer vorhanden. Warum mein jetziges Glück zerstören? Nur, weil da noch mehr geht?

      Ich habe fast meine Station verpasst, in der ich aussteigen muss, weil ich so mit meinen Gedanken beschäftigt bin.

      Zum Bus muss ich laufen. Schnell atmend, suche ich mir einen Platz am Fenster. Durch das Laufen wurde die Flüssigkeit in meiner Blase hin und her geschüttelt, sodass ich das Gefühl habe, dass ich mich jeden Moment einnässen werde. Gott sei Dank, hält der Bus nicht an jeder Haltestelle. Die Fahrt dauert statt zehn Minuten nur fünf. Schnellen Fußes schreite ich über das Krankenhausgelände, durch den kleinen Park mit der Lücke im Zaun nach Hause.

      Statt den Fahrstuhl zu nehmen, laufe ich die Treppen in den zweiten Stock hoch, reiße die Tür zum Laubengang auf, suche verzweifelt den Schlüssel in meiner Handtasche und bekomme die Haustür im letzten Moment geöffnet. Der Architekt der Wohnung ist ein Genie, denn direkt neben unserer Haustür befindet sich unser Gästeklo. Ich knalle die Haustür zu. Meine Familie weiß jetzt auf jeden Fall, dass ich zurück bin. Ich reiße die WC-Tür auf, schließe nicht mal ab. Rock hoch, Strumpfhose runter, Klodeckel auf und laufen lassen. Jesus Christus! Das ist noch einmal gut gegangen. Nach gefühlten Minuten verlässt der letzte Tropfen meine Blase.

      Nach dem Händewaschen betrete ich das Wohnzimmer. Welche Überraschung! Dort sitzen meine Eltern und schauen mich erwartungsvoll und neugierig an. Mein Bruder scheint entweder noch in seinem Zimmer zu zocken oder er ist trainieren. Joshi – sein Name ist Josh, aber da er mein jüngerer, zwar größerer Bruder ist, musste ich seinen Namen verniedlichen, er kommt damit klar – würde das eh nicht wissen wollen. Ich setze mich zu ihnen an den Esstisch und versuche, dabei keine Miene zu verziehen. Immerhin schmücken Sitzkissen unsere Stühle, die den Schmerz ein wenig abdämpfen.

      „Na, wo warst du letzte Nacht?“, beginnt meine Mom das Verhör.

      Ich habe wirklich keine Ahnung, was ich erzählen soll. Ich kann echt gut lügen, aber nicht vor meinen Eltern. Die kennen mich viel zu gut und außerdem sind es meine Eltern, die lügt man nicht an.

      „Ich habe bei einem Kerl übernachtet.“

      „Und?“, stochert meine Mom nach. Mein Dad schweigt und