Die Steppe. James Fenimore Cooper. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: James Fenimore Cooper
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754179888
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Bock. Ich wünscht' es wär' heißer Mittag jetzt, Vater, und zwei oder drei Juchert von hier gingen von Euern weißen Schwänen oder schwarzgefiederten Enten südlich über unsere Häupter, Ihr oder Ellen könntet Euer Leben auf das schönste von der Heerde, setzen, und meinen Ruf gegen ein Pulverhorn, der Vogel sollte in fünf Minuten den Kopf hängen, und das durch seine einzige Kugel. Ich verachte Schrot. Niemand kann sagen, daß er mich je, auch nur ein Korn führen sah."

      „Der Bursch hat Kraft in sich, ich seh's ihm deutlich an," sagte der Streifschütz, und wandte sich mit einem offenen, ermuthigenden Blick zu Ellen. „Ich nehm's auf mich, und behaupte, Ihr thätet nicht unklug, als Ihr ihn so erwartetet. — Sagt mir, Junge, traft Ihr je einen Bock im Lauf zwischen die Enden? Hektor, still, Alter, still. Schon der Name Wild erhitzt dem Burschen das Blut. — Traft Ihr je ein Thier auf diese Art und im gestreckten Lauf?"

      „Ihr könntet mich eben so gut fragen, aßt Ihr je? Es gibt keine Art, alter Fremder, auf die ich das Wild nicht erreicht, nur wenn es schlief, nicht."

      „Ach, ach, Ihr habt ein langes, glückliches, ja und ein ruhmvolles Leben noch vor Euch. Ich bin alt, kann wohl sagen abgelebt und nutzlos; aber wär' es mir vergönnt, Zeit und Ort zu wählen, nochmals — doch so etwas wird nicht, darf nie dem Willen des Menschen überlassen werden, — aber, würde eine solche Gunst mir verliehen, ich sagte: zwanzig und die Wildniß. Aber sagt mir, wie macht Ihrs mit den Häuten?"

      „Mit den Häuten! Ich nehme nie ein Fell von einem Bock, oder einen Kiel von einer Gans, in meinem Leben, Ich mach' sie nieder dann und wann zu einer Mahlzeit, oder um meine Hand nicht der Flinte zu entwöhnen, aber ist der Hunger gestillt, dann bekommen das Uebrige die Steppen-Wölfe. Nein, nein, ich halte mich an meinen Beruf, der mich besser lohnt, als alles Pelzwerk, das ich auf der andern Seite des großen Flusses verkaufen könnte."

      Der alte Mann schien ein wenig nachzusinnen, aber kopfschüttelnd fuhr er bald nachdenkend fort:

      „Ich kenne nur ein Geschäft, das mit Vortheil hier betrieben werden kann — — —"

      Er ward von dem Jüngling unterbrochen, der ihm ein kleines zinnernes Gefäß, das ihm um den Nacken hing, vorhielt; der herrliche Geruch des lieblich riechenden Honigs durchdrang den Streifschützen, als der Jüngling den Deckel öffnete.

      „Ein Bienenjäger!" bemerkte jener mit einer Schnelle, die zeigte, daß er die Beschäftigung kannte, obgleich nicht ohne einiges Erstaunen, daß ein Mann von so viel Kraft sich mit so etwas Niedern abgebe. „Es belohnt sich gut an den Grenzen der Ansiedelungen, aber in diesen offnen Gegenden möcht' ich's einen unsichern Handel nennen."

      „Ihr meint, es ist kein Baum da, in den sich ein Schwarm niederlassen könnte. Aber ich denke anders, und so bin ich mehrere hundert Meilen weiter westlich gestreift, als gewöhnlich, um Euern Honig zu versuchen. Nun hab' ich Eure Neugier befriedigt, Fremder; Ihr geht jetzt wohl bei Seite, während ich der Jungfrau das übrige von meiner Geschichte erzähle."

      „Es ist nicht nöthig, ich weiß gewiß, es ist nicht nöthig, daß er uns verläßt," sagte Ellen mit einer Hast, worin etwas lag, das zeigte, daß sie das Sonderbare, wenn nicht Unschickliche der Forderung fühlte, „Ihr könnt mir nichts zu sagen haben, was nicht die ganze Welt hören darf."

      „Nein! So mögen mich doch die Drohnen zu Tode stechen, wenn ich etwas von den Launen eines Weibes begreife. Was mich betrifft, Ellen, ich kümmre mich um nichts, um Niemand, und bin jetzt eben so bereit, dort hinunter zu gehen, wo Euer Oheim, wenn man ihn so nennen darf — denn ich schwöre, es ist kein Verwandter von Euch — wo Euer Oheim seine Gespanne los gebunden hat, als ich ein Jahr später dazu bereit bin. Du brauchst nur ein Wort zu sagen und es ist geschehen, es mag ihm gefallen oder nicht."

      „Du bist immer so hastig und rasch, Paul Hover, daß ich selten weiß, wenn ich sicher bei dir bin. Wie kannst du, — du kennst die Gefahr, wenn wir nur zusammen gesehen werden, — wie kannst du nur davon sprechen, vor meinem Onkel und seinen Söhnen zu erscheinen?"

      „Hat er Etwas gethan, dessen er sich schämen muß?" fragte der Streifschütz, der keinen Zoll breit von der Stelle gewichen war.

      „Behüte der Himmel! Aber es hat seine Ursachen, warum er sich nicht soll sehen lassen, gerade jetzt; Ursachen, die ihn nicht gefährden würden, wenn man sie wüßte, die aber doch noch nicht bekannt werden dürfen. Wenn Ihr also, Vater, dort an jenem Weidenbusch warten wollt, bis ich gehört, was Paul mir etwa zu sagen haben kann, so komm' ich gewiß erst noch und sag' Euch gute Nacht, eh' ich in das Lager zurückkehre."

      Der Streifschütz zog sich langsam zurück, scheinbar zufrieden mit dem etwas unzu¬sammen¬hängen-den Grund, den Ellen gegeben hatte, warum er sich zurückziehen sollte. Als er weit genug entfernt war und die ernste, lebhafte Unterredung nicht mehr hören konnte, die alsbald zwischen den Beiden begann, die er verlassen, stand der alte Mann wieder und wartete geduldig den Augenblick ab, wo er seine Unterhaltung mit zwei Wesen wieder anknüpfen könnte, an denen er ein steigendes Interesse nahm, — nicht minder wegen des geheimnißvollen Anstrichs ihres Umgangs, als aus natürlicher Theilnahme an der Wohlfahrt eines Paares, das noch so jung und, wie er in der Einfachheit seines Herzens zu glauben geneigt war, diese Theilnahme wohl verdiente. Ihn begleitete sein lässiger aber treuer Hund, der sich nochmals sein Bett zu den Füßen seines Herrn machte und bald schlummernd, wie gewöhnlich, dalag, den Kopf fast gänzlich in das dichte Gestrüpp des Steppengrases begraben.

      Eine Menschengestalt in der Einsamkeit, worin er lebte, war dem Streifschütz ein so ungewöhnlicher Anblick, daß er seine Augen unverwandt auf die dunkeln Gestalten seiner neuen Bekannten heftete, mit Empfindungen, deren er lange entbehrt. Ihre Gegenwart weckte Rückerinnerungen und Gefühle, denen seine störrige aber edle Natur früher nur wenig gehuldigt, und vor seinen Gedanken begannen die, wandelvollen Scenen eines Lebens voll Mühseligkeit vorüberzuschreiten, die fremdartig von Scenen wilder, eigenthümlicher Freuden unterbrochen wurden. Die Richtung, die seine Gedanken nahmen, hatte ihn schon in seiner Betrachtung weit in eine ideale Welt geführt, als er plötzlich wieder in die Wirklichkeit seines Zustands durch die Bewegungen seines treuen Hundes zurückgerufen ward.

      Das Thier, das in Folge seiner Jahre und Gebrechen so entschiedene Hinneigung zum Schlaf gezeigt hatte, stand jetzt auf, schritt aus dem Schatten hervor, den die schlanke Gestalt seines Herrn warf, und sah hinaus in die Steppe, als benachrichtige sein Instinct ihn, daß noch ein anderer Besuch in der Nähe sei. Dann, scheinbar zufrieden mit der Untersuchung, kehrte er zu seinem behaglichen Posten zurück und ordnete seine müden Glieder mit einer Ueberlegung und Sorgfalt, die hinlänglich bewies, daß er kein Neuling in der Knust der Selbsterhaltung sei.

      „Was gibt's wieder, Hektor?" sagte der Streifschütz mit besänftigender Stimme, welche er jedoch die Vorsicht hatte, nur halb laut Werden zu lassen, „was gibt's, Hund? Er sag's seinem Herrn, der Alte; was gibt's?"

      Hektor antwortete mit einem nochmaligen Knurren, aber begnügte sich, auf seinem Lager zu bleiben. Dies waren Beweise von Verstand und Mißtrauen, denen ein so erfahrner Mann, wie der Streifschütz, wohl alle Aufmerksamkeit schenken mußte. Er wandte sich wieder zum Hund und mahnte ihn zur Wachsamkeit mit einem leisen, vorsichtigen Zuspruch. Das Thier jedoch, als habe es schon seine Schuldigkeit gethan, weigerte sich hartnäckig, den Kopf vom Gras zu erheben.

      „Ein Wink von einem solchen Freund ist weit besser, als eines Menschen Rath," murmelte der Streifschütz, als er sich leise dem Paar näherte, das noch zu ernstlich und vertieft in seiner Unterredung begriffen war, um sein Nahen zu bemerken, „und nur ein betrogener Siedler würde ihn hören und nicht so darauf merken, wie er sollte. — Kinder," fügte er hinzu, als er nah genug war, um von seinen Gefährten gehört zu werden, „wir sind nicht allein in diesen traurigen Feldern; Andere stören noch hier herum, und deswegen, zur Schande unsers Geschlechts sei's gesagt, ist Gefahr nah."

      „Treibt sich einer von des Wanderers Ismael faulen Söhnen noch außerhalb des Lagers diese Nacht herum," sagte der junge Bienenjäger mit großer Lebhaftigkeit und in einem Tone, der leicht zur Drohung hätte werden mögen, „so könnte leicht seiner Reise ein Ende gemacht werden, ehe er oder sein Vater es denkt."

      „Ich setze mein Leben daran, sie sind alle bei ihren Thieren," antwortete