Nachdem Essen luden Studenten im Park ihn ein, sich zu ihnen auf eine Decke unter einen Baum zu setzen, während die letzten warmen Sonnenstrahlen auf den Rasen fielen. Ardor blieb wie eine Statue in der Nähe, so wie immer, während Kacey mit der Gruppe aus sechs jungen Elkanasai zusammensaß und über die Magier Situation diskutierte. Nervosität und Zwiespalt herrschte unter den Zauberkundigen.
»Magister, habt Ihr gehört, was heute in der Stadt los war?«, fragte ihn ein junger Mann mit spitzen Ohren und feurigen Augen, dem die Jugend noch ins Gesicht geschrieben stand.
Nicht, dass Kacey als Luzianer älter ausgesehen hätte, aber bei kurzlebigen Völkern strahlte das jugendliche Blut immer sehr hell, dafür erlosch es auch umso schneller.
Auf die Frage hin schüttelte Kacey verwundert den Kopf. Tatsächlich war er sonst immer viel unterwegs und vor allem besuchte er den Palast und die kaiserlichen Gärten, doch an diesem Tag hatte es zu viel in der Akademie zu tun gegeben.
»Lizzi« - er wusste nicht, zu welchem seiner Studenten dieser Kosename gehörte - »war heute in der Einkaufsgasse, im Handelsviertel. Sie wollte Pergament und Tinte besorgen, da wurde sie doch tatsächlich aus dem Laden gejagt.«
Kacey glaubte, sich verhört zu haben. »Was?«, er schüttelte irritiert den Kopf. »Aber wieso denn…?«
Er wusste es im ersten Moment wirklich nicht, konnte sich keinen Grund vorstellen, weshalb eine seiner Studenten aus einem öffentlichen Geschäft geworfen werden sollte.
»Weil sie eine Magierin ist«, entgegnete der junge Mann und schnaubte verachtend.
»Moment!« Kacey hob einhaltgebietend die Hand, bevor voreilige Schlüsse gezogen wurden. »Aber er konnte doch nicht wissen, dass sie zauberkundig ist, man sieht uns das wohl kaum an.«
»Sie trug eine Robe«, klärte ihn eine junge Schülerin von rechts auf. Sie hatte dunkle Locken und ein hartes Gesicht, bedauernd schüttelte sie den Kopf, als sie die Arme vor der flachen Brust verschränkte.
»Der Ladenbesitzer«, erzählte der junge Elkanasai, der von der Geschichte angefangen hatte, an die Gruppe gewandt weiter, »hat Lizzi sofort zur Tür hinaus verwiesen ›Dich bediene ich nicht, Magierschlampe, raus hier‹. Und als sie sich weigerte, hat er sie grob am Arm gepackt und rausgeschleift, sie in den Dreck gestoßen und angespuckt. Passanten blieben stehen oder machten einen Bogen, aber niemand hat ihr geholfen.«
»Warst du dabei?«, fragte ein anderer schockiert.
»Ich stand auf der anderen Straßenseite und habe sie gesehen, habe sie dann hierher zurückbegleitet, während sie mir alles erzählt hat. Die Arme ist noch sehr aufgelöst, liegt im Bett.«
Kacey fühlte sich, als ob er fallen würde. Seine Hand begann wieder zu zittern und in seiner Brust wurde es enger, doch er drängte das Gefühl zurück. Unglauben ließ ihn für einen Moment nicht einmal begreifen, was ihm dieser Junge gerade erzählt hatte.
»Das ist unerhört«, brach es leise, aber nicht minder empört aus ihm heraus. »Sie muss das sofort melden.«
Der junge Magier sah ihn wieder an und hob ratlos die mageren Schultern. »Hab ich auch gesagt, aber sie möchte nicht, sie hat Angst und möchte keinen Ärger bereiten.«
»Dann werde ich in ihrem Namen eine Beschwerde einreichen«, beschloss Kacey mit einer unbeschreiblichen Wut im Magen. »Es war nicht ihre Schuld.«
Er sah die anderen an, deren junge Gesichter zu Boden starrten und ihre Unsicherheit und Zweifel preisgaben. Es zerriss ihm das Herz, er wollte sie alle in den Arm nehmen und ihnen versichern, dass nichts falsch an ihnen war. Er kannte das Gefühl zu gut, sich ungewollt zu fühlen, wertlos. Als ob sie keine Menschen, sondern Ungeziefer wären.
»Das Gesetz ist immer noch auf unserer Seite«, machte er ihnen Mut, »niemand hat das Recht, uns aus irgendwelchen Läden rauszuschmeißen oder uns wie Streuner auf der Straße anzuspucken! Er wird dafür eine saftige Strafe erhalten.«
Sie nickten, lächelten schwach. Er wusste, dass es für sie nur ein schwacher Trost war, vor allem für die Betroffene, denn die Demütigung würde dadurch auch nicht wiedergutgemacht werden.
Er wünschte, er könnte mehr tun, aber er konnte und durfte nur den offiziellen, diplomatischen Weg über die Behörden gehen. Persönliche Rache wäre zwar typisch für das Kaiserreich, würde diesen widerlichen Mistkerl jedoch nur zum Märtyrer machen. Viel wütender machte es Kacey, dass kein Passant dazwischen gegangen war.
»Was denkt Ihr?«, wollten sie von ihm wissen. »Sollten wir uns wehren? Ich habe gehört, in Nohva hätten sich die Magier gewehrt und seitdem wäre es dort etwas stiller geworden.«
»Es sieht wohl so aus, dass bei einem Aufstand in Nohva die Magier gezwungen waren, sich zu verteidigen«, stimmte er zu, betonte aber, dass sie nicht mit der Gewalt angefangen hatten. »Im Moment kam es nicht zu weiteren Gewalttaten, auf keinen Seiten, doch die Situation bleibt angespannt, denn jetzt ist Nohva gespalten, in Magier und ihre Feinde, und dazwischen stehen die, die zu König Wexmell halten und das Volk wieder geeint sehen wollen. Es ist… eine verzwickte Lage dort, doch im Moment bleibt es ruhig.«
»Die Magier dort haben wenigstens einen Prinzen, der für sie einsteht und sie anführt, sie beschützt«, sagte der Student, der auch Lizzis Geschichte erzählt hatte, und kratzte sich an seinem rechten Spitzohr, während er in die Runde blickte. »Ich meine, sie haben jemanden, der die Stimme für sie erhebt.«
»Wir haben doch auch einen Prinzen«, scherzte eine Magierin und lächelte Kacey zu. »Er spricht für uns bei den Versammlungen und er gehört zum Kaiserhaus.«
Er lächelte zurück, musste sich jedoch dazu zwingen, denn eigentlich war er nur ein Bastard, und so sehr sein Vater und seine Stiefmutter sich auch bemühten, ihn aufzunehmen, spürte er doch noch immer, dass er nicht vollwertig zur Kaiserfamilie gehörte. Nur zum Teil, einem großzügigen Teil, für den er sich dankbar zeigen musste. Doch je mehr die Unruhen sich verstärkten, je mehr spürte er, dass die Bürger ihn mehr und mehr als Magier wahrnahmen, denn als Sohn des Kaisers. Was vermutlich auch ein wenig daran lag, dass Kacey wie sein Großvater ein Luzianer war, während sein eigener Vater, Kaiser Eagle, nur die Gene seiner Mutter besaß und somit als Mensch geboren worden war. Kacey war im Palast der einzige Prinz, dessen Blut luzianisch war.
»Ich meine ja nur.« Der Student wirkte vorsichtig, als ob er das, was er dachte, unbedingt sagen wollte, aber wusste, dass seine Worte ihn nicht bei allen beliebt machen würden. »In Nohva wird unseresgleichen angegriffen, gejagt, und wir sitzen hier und müssen tatsächlich noch mit dem Kaiser und dem Rat darüber diskutieren, ob wir uns selbst schützen dürfen, obwohl die Hexenjäger bereits hier Anhänger gefunden haben?«
»Nun ja, sie fürchten, wir könnten unsere Magie gegen sie wenden«, erklärte Kacey. Insgeheim fiel es ihm schwer, noch Rechtfertigungen für das Verhalten der Bürger zu finden.
»Aber wir sind doch alle gleich!«, entgegnete der junge Mann aufgebracht. »Wir sind alle ein Volk, warum sollten wir gegen uns selbst kämpfen? Unser Schutz ist doch auch der Schutz des gesamten Reichs!«
»Ja, das ist wohl wahr. Und wir müssen darauf vertrauen, dass der Rat dementsprechend entscheidet.«
»Aber Ihr glaubt nicht daran.«
»Das habe ich nicht gesagt«, warf Kacey schnell ein und lächelte nachsichtig. »Ich sage nur, dass wir derzeitig nur abwarten können.«
»Oder wir tun es einfach«, forderte der enthusiastische Magier, »sie müssen ja nicht wissen, dass wir uns vorbereiten. Niemand bekommt mir, was wir hier tun.« Seine Augen leuchteten und er wartete gespannt auf Kaceys Erwiderung. »So wie Ihr das Alptraumfeld beschworen habt, obwohl der Zauber dazu in dem verbotenen Teil der Bibliothek untergebracht war. Niemand wird wissen, was