In Your Arms. Isabella Kniest. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Isabella Kniest
Издательство: Bookwire
Серия: In Your Arms
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752923728
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erfüllte den Raum. »Aber im Gegenzug dazu sagst du mir das nächste Mal schlicht und einfach, wenn du Sehnsucht nach ihr hast, bevor du so mir nichts dir nichts davonläufst und uns unwissend und geschockt zurücklässt.«

      Sein Herz hatte heute fürwahr viele Emotionen ertragen müssen. Die nun über ihn hereinbrechenden Schuldgefühle ließen es allerdings derart hart klopfen, es hatte mehr mit einem carnevalschen Getrommel gemein denn mit einem menschlichen Organ, welches Blut durch den Körper pumpte.

      »Es tut mir leid«, entschuldigte er sich. »… Ich kann nicht erklären, was da über mich kam. Es war wohl eine Art Kurzschlussreaktion. Bitte verzeihen Sie. Es wird nie wieder vorkommen.«

      »Ist schon gut.« Herrn Weißs verständnisvoller Tonfall half ihm nur bedingt, seine tobenden Nerven zu beruhigen. »Ich kann gut nachvollziehen, weshalb du auf diese Weise reagiert hast. Trotzdem.« Mahnend hob Manfred den Zeigefinger. »Versprich mir, mich das nächste Mal aufzusuchen, wenn es dir schlecht geht. Keiner lacht dich deshalb aus. So etwas dulde ich in diesem Haus nicht. Das weißt du. Du kannst immer zu mir kommen. Wir können über alles reden.«

      Samtene Freude sowie stechende Trauer breiteten sich in Jans Innersten aus.

      Liza hatte einen Chef wie Manfred verdient – nicht er. Sie mühte sich in der Arbeit ab und wurde dennoch gerügt. Er hingegen verließ unangekündigt seinen Arbeitsplatz – aufgrund infantilen Liebeskummers – und wurde mit Verständnis und Hilfsbereitschaft beschenkt.

      Das Leben war einfach nicht fair.

      »Vielen Dank.« Demütig senkte Jan das Haupt. »Das nächste Mal werde ich daran denken. Ich verspreche es.«

      »Dann ab in die Küche mit dir. Tina freut sich bestimmt, dich zu sehen. Sie war außer sich vor Sorge.«

      Deutlich bedrückter erhob er sich.

      Ein zweites Mal hatte er Tina falsch eingeschätzt. Ein zweites Mal hatte er ihr großen Kummer bereitet!

      Ein toller Freund bist du!, schimpfte er sich.

      »Aber gib Acht!« Manfreds Grinsen zog sich in die Länge. »Sie wird dir wahrscheinlich eine größere Standpauke halten, als ich das jemals zusammenbringe.«

      Und das hatte er ohne Zweifel verdient …

      »Da haben Sie bestimmt recht.« Schmunzelnd drehte Jan sich um und schritt zur Tür. Ehe er den Raum verließ, blickte er noch einmal zu diesem wunderbaren Menschen, welchen er seinen Chef nennen durfte, und bedankte sich.

      »Nichts zu danken«, erwiderte dieser fröhlich. »Wir sind eine Familie. Und Familie hält zusammen.«

      »Mhm.« Nickend und einen sanften Kloß im Halse spürend schloss er die Tür und eilte in die Küche.

      Mit einer Kündigung hatte er zwar nicht mehr gerechnet. Mit einem weiteren Urlaubswochenende jedoch ebenso wenig, ganz zu schweigen von einer derartigen Besorgnis um Lizas sowie sein eigenes Wohlergehen!

      »Jan!« Es war Tina, welche seinen Namen aufgebracht ausrief – und ihn zusammenfahren ließ. »Wie geht es dir?« Seine beste Freundin stürmte zu ihm und schlang die Arme um seinen starr gewordenen Körper. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Jag uns nie mehr so einen Schrecken ein! Das geht ja über keine Kuhhaut nicht!«

      »Bitte verzeih mir«, war alles, was ihm hervorzubringen gelang. Allerdings nicht infolge unmöglich zurückzuhaltender Tränen – obwohl sein Kloß schmerzhafte Ausmaße angenommen hatte –, denn vielmehr aufgrund Tinas etwas zu gut gemeinten innigen Umarmung.

      Durch ihre kleine Größe drückte sie ihm mit dem rechten Unterarm gegen den Hals.

      »Ich bekomme keine Luft.«

      »Oh … Entschuldigung.« Sie ließ von ihm ab – furchteinflößende funkelnde Augen inklusive. »Aber sieh es gleich als Bestrafung, dass du mich so einfach hast stehen lassen!«

      Das musste ja kommen …

      »Es tut mir wirklich leid.« Er atmete tief durch. »Ich kann dir nicht erklären, was da mit mir los war.«

      Er wusste es wahrhaftig nicht mehr.

      Im Nachhinein betrachtet mutete es wie ein Filmriss an. Eine Kurzschlussreaktion, ausgelöst durch Kummer, Verzweiflung und Seelenschmerz.

      Ein anwachsendes Grinsen auf ihren vollen Lippen tragend stupste Tina ihm in die Seite. »Du bist verliebt. Das ist los.«

      »Und das nächste Mal«, ertönte Christofs strenge Stimme, wodurch es ihm ungleich mulmiger wurde. »Läufst du nicht einfach davon, wie ein heulendes Mädchen, sondern sagst, was dich bedrückt.« Etwas ruppig klopfte dieser ihm auf die Schulter und blickte ihm dabei tief in die Augen. »Ich weiß selbst, wie das ist, wenn man Sehnsucht und Kummer hat. Ich denke, ein jeder hier kennt das Gefühl nur zu gut.«

      Da hatte Christof zweifelsfrei recht. Ein jeder in diesem Team – nein – generell kannte das Gefühl von Kummer und Sorgen, Zweifeln und Ängsten. Er war kein Einzelfall – er war einer von vielen.

      Jan nickte. »Ich verspreche es.«

      Und Christofs Miene hellte sich auf. »Aber jetzt erzähl uns endlich genau, wie es dir mit Liza ergangen ist.«

      Als hätte jemand einen Schalter in seinem Körper umgelegt, jagte frische Hitze in seine Wangen.

      »Wir waren auf der DS Thalia«, brachte er schluckend hervor. »Wir redeten viel … kochten gemeinsam …«

      »Und ihr seid euch näher gekommen!«, jubelte Tina. »Gib’s doch endlich zu!«

      Oh … wenn sie nur wüsste, wie näher sie sich gekommen waren … was sie angestellt hatten …

      »Dein leuchtendes Gesicht schreit ja förmlich: Wir hatten Sex!«, witzelte seine Freundin weiter.

      Anstatt sich gekränkt zu fühlen, überkam ihn überraschenderweise bloß ein leichtes Schamgefühl. Und selbst dieses wurde keinen Moment später von neuem unbezwingbaren Stolz verdrängt.

      »Ja … wir sind uns nähergekommen.«

      Grundsätzlich hatte er mit einem weitaus heftigeren Gefühlschaos seinerseits gerechnet – ähnlich, wie die in der Vergangenheit stets erlebten.

      Erinnerungen an zahllose peinliche Situationen stürmten ihm durch den Verstand – gingen einher mit Empfindungen der Verunsicherung, Angst, Verzweiflung und Scham. Doch gleichermaßen schnell, wie sie auftauchten, waren sie wieder in den tausenden Windungen seiner manchmal selbst für ihn nicht zu verstehenden Seele verschwunden.

      Die glücklichen Gesichter seiner Arbeitskollegen gaben ihm mehr Mut. »Ich glaube, ich darf sagen, dass das vergangene Wochenende das schönste in meinem bisherigen Leben darstellt.«

      Tinas Grinsen nahm immense Ausmaße an. »Ich freue mich ja so für dich! Du hast das so was von verdient!« Abermals drückte sie ihn an sich. »Heute Abend musst du mir alles erzählen.«

      Er befreite sich aus ihrer Umarmung. »Ja, mache ich.«

      Bestimmt nicht sämtliche intime Details – aber ein paar winzige Andeutungen schon.

      Überfallartig zerzauste sie ihm das Haar. »Unser kleiner Jan ist endlich erwachsen geworden.«

      Tinas freche Bemerkung schickte ihm neben einer weiteren beschämenden Gesichtshitze überdies eine Welle an aufwallender magenerwärmender Wut.

      »Ich bin erwachsen!«, protestierte er. »Ich bin nicht jünger als du.«

      Tausendmal hatte er solche Anspielungen vernommen – jedoch niemals im Spaße, wie dies bei Tina nun der Fall war. Und tausendmal hatte er kein Sterbenswörtchen dagegengehalten. Diese Zeiten allerdings gehörten für immer der Vergangenheit an. Wie er es sich während der Zugfahrt zu Liza versprochen hatte: Ab jetzt würde er nie mehr passiv bleiben – unbedeutend ob Worte im Scherze oder absichtlich beleidigend ausgesprochen wurden.

      Tinas mildes Lächeln linderte seine sanfte Rage. »Ich