Geliebter Wächter 2: Wolfsherz. Billy Remie. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Billy Remie
Издательство: Bookwire
Серия: Chroniken der Bruderschaft 2
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750209534
Скачать книгу
keuchte er mühsam. »Bitte. Vaaks. Kannst du etwas Abstand nehmen.«

      Aber Vaaks rührte sich nicht. Im Gegenteil, statt dass er sich fürchtete, schien es ihn sogar zu beruhigen. Er lachte leise und drückte sich an Xaiths Rücken.

      Der Hunger bäumte sich wie ein eigenständiges Wesen in Xaith auf, sodass er sich in die Bettlaken krallte und die Fänge zusammenbiss. »Vaaks…«, knurrte er.

      »Vertrau mir«, sagte Vaaks und strich ihm beruhigend über den Hinterkopf bis hinunter zu seinem Hosenbund. »Ich fürchte mich nicht.«

      »Ich scherze nicht, Vaaks, du musst…« Ein unterdrückter Schrei entkam ihm. »Verdammt, geh vom Bett… sonst … kann ich nicht …« Atmen.

      Vaaks gab einen Laut voller Unmut von sich, erbarmte sich dann aber. Jedoch offensichtlich nicht im Geringsten besorgt, sondern lediglich, weil Xaith ihn darum bat.

      Es dauerte eine qualvolle Ewigkeit, bis Xaith sich einigermaßen wieder unter Kontrolle hatte und sich frei zu atmen wagte. Als er sich daraufhin im Zimmer umsah, stand Vaaks vor dem Fenster und beobachtete ihn mit verschränkten Armen. Sein schönes, bereits so sagenhaft männliches Gesicht war alles andere als amüsiert.

      Xaith konnte es ihm nicht verübeln, ein weiteres Mal hatten sie sich unterbrechen müssen.

      Er senkte den Blick und schluckte geräuschvoll. »Das muss dich mächtig nerven, entschuldige.«

      Verdammt, warum musste er auch so kompliziert sein.

      Aber Vaaks schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht genervt. Nicht davon jedenfalls.«

      Xaith sah auf, als Vaaks wieder näherkam.

      »Vertraust du mir nicht?«, fragte Vaaks ein wenig verstimmt. »Glaubst du, ich könnte dich nicht aufhalten?«

      Xaith runzelte die Stirn. »Du bist ein Mensch! Ich könnte dich töten.«

      »Dann hältst du mich für schwach«, schlussfolgerte er pikiert.

      Xaith ließ matt die Schultern hängen. »Nein! Natürlich nicht. Aber du bist aufgrund deines Volkes eben schlicht verletzlicher. Du heilst nicht so schnell und ich habe mich nicht unter Kontrolle. Nur ein falscher Biss, in einem Moment der Unachtsamkeit, und…« Er brach ab und sah zerknirscht in Vaaks` beleidigte Miene. »Ich habe schon meine Mutter auf dem Gewissen, Vaaks, ich will nicht auch noch dich…«

      »Das wirst du nicht«, sagte Vaaks so ernst, so entschlossen, das Xaith ihm beinahe geglaubt hätte. Beinahe.

      Er seufzte. »Vaaks, ich…«

      »Ich bin stark, Xaith!«, unterbrach Vaaks ihn gleich und stieg zu ihm aufs Bett. Sein Geruch machte Xaith wieder ganz nervös. »Wenn du die Kontrolle verlierst, dann kann ich dich aufhalten.« Er packte Xaiths Kinn mit seiner Pranke und hob seinen Kopf an, bis sie sich ansehen mussten. Vollkommen entschieden betonte Vaaks: »Ich kann dich kontrollieren, wenn du es nicht mehr kannst, Bruder.«

      Xaith sah gequält zur Seite. »Bitte, nenn mich nicht Bruder. Wir sind keine …«

      »Doch, sind wir«, sagte Vaaks bitterernst.

      Xaith fuhr fassungslos zu ihm herum. »Wie kannst du das jetzt noch behaupten? Ich dachte…«

      Vaaks` mildes Lächeln ließ ihn innehalten. »Wir sind Brüder«, betonte Vaaks und beugte sich zu ihm, sanft strich er mit den Lippen über Xaiths Mund. Und Xaith seufzte sehnsüchtig.

      »Wir waren immer Brüder«, fuhr Vaaks fort, »und werden es immer sein. Du denkst vielleicht, wir dürften es nicht sein, aber ich will es. Selbst, wenn ich dein Fleisch und Blut wäre – und du meines, selbst dann würde ich dich wollen.« Eindringlich bohrten sich seine warmen Augen in Xaiths. »Das ist, was ich will. Ich will dich, meinen Bruder. Weil dieser Umstand, dass zwischen uns, noch einmal zu etwas ganz Besonderem macht. Weil wir uns von Beginn an kennen und bisher jeden verfluchten Tag zusammen geteilt haben. Weil wir Brüder sind, sind wir besonders. Weil du mein Bruder bist, liebe ich dich.«

      Gerührt legte Xaith den Kopf schief.

      »Das ist, was ich will«, beschwor ihn Vaaks und umfasste sanft sein Gesicht, »ich will dich, als … das hier.« Er küsste ihn und lächelte dann. »Und als Bruder. Ich will alles für dich sein.«

      Zögerlich hoben sich Xaiths Mundwinkel.

      »Und als all das, bin ich auch in der Lage, mit deinem Blutrausch umzugehen«, glaubte Vaaks.

      Aber Xaith hatte da so seine Bedenken, aus einem verdammt guten Grund. Er schüttelte zweifelnd den Kopf und sah Vaaks` Feuer erlöschen.

      »Vergib mir«, raunte er und umfasste Vaaks` Arm, »ich halte dich nicht für schwach, Vaaks, aber ich könnte nicht mehr leben, wenn ich dir schaden würde. Zwing mich nicht dazu, bitte.«

      Missmutig ließ Vaaks den Kopf hängen und atmete schwer aus, wie ein Stier, der gerade entschieden hatte, dass ein Kampf die Anstrengung nicht wert wäre.

      »Tut mir leid.« Ernüchtert starrte Xaith auf die Bettdecke. Er wollte noch mehr sagen, doch er wusste gar nicht, was. Plötzlich wog das Schweigen zwischen ihnen schwer und fühlte sich falsch an.

      Er schalt sich einen Narren, dass er für einen Moment geglaubt hatte, von nun an würde alles leicht werden.

      »Das heißt ja nicht, dass wir nie …« Er errötete und sah wieder zur Seite. »Wir müssen einfach vorsichtig sein. Der Hunger ist ja nicht immer da.«

      Verdammt, er würde sich aus dem Fenster stürzen, wenn der verdammte Hunger nach Blut ihm jetzt Vaaks` Zuneigung zerstörte…

      »Und wenn ich dich festbinde?«

      Xaith riss den Kopf zu Vaaks herum und starrte ihn mit offenem Mund an.

      Vollkommen ernst erwiderte Vaaks seinen Blick und schien tatsächlich auf eine Antwort zu warten. Es war bereits beängstigend, wie er diesen Vorschlag hervorgebracht hatte. So überaus trocken und selbstverständlich, als wäre es normal, seinen Liebhaber erst einmal festzubinden, um bei ihm liegen zu können. Und nun sah er ihn auch noch so erwartungsvoll an.

      Xaith blinzelte mehrmals. »Wie…Wie bitte?« Er schnaubte. »Du … du willst mich festbinden?«

      Vaaks zuckte mit den massigen Schultern. »Wenn dich das beruhigt. Dann kannst du mich nicht verletzen und ich muss nicht vor dir fliehen wie eine Prinzessin vor dem Drachen.«

      Xaith hätte über den Vergleich geschmunzelt, wäre er nicht noch immer so schockiert über Vaaks` Vorschlag gewesen.

      »Ich lass mich doch nicht von dir festbinden wie ein Tier!«, rief er dann entsetzt. »Was denkst du dir?«

      Vaaks sah ihm noch immer vollkommen ernst entgegen. »Warum nicht?«, fragte er geradeheraus.

      Xaith war von dem Vorschlag derart vor dem Kopf gestoßen, dass er verwirrt zurückzuckte und unsicher auflachte, aber Vaaks verzog keine Miene. Es war ihm damit todernst.

      Verdammt, er entdeckte ganz neue Seiten an Vaaks. Vor allem jene, die alles riskierte, um sich endlich vereinigen zu können. Eine gefährliche, unbedachte Seite, die sich gerne stark fühlte und sich nicht beschützen lassen wollte.

      Aber was genau wusste er auch schon über Vaaks in dieser Hinsicht? Er hatte ihn nie… dabei gesehen, wusste nicht, wie er … liebte. Er wusste in Liebesdingen überhaupt nichts, weder über sich selbst noch über Vaaks. Diesbezüglich waren sie sich so fremd, wie sie sich nur sein konnten.

      »Warum nicht?«, hakte Vaaks erneut nach. »Vertraust du mir nicht?«

      Xaith öffnete den Mund, aber ihm fehlten wirklich die Worte. Was sollte er sagen? Er konnte sich wirklich etwas Schöneres vorstellen, als sich festbinden zu lassen. Aber Vaaks leckte sich bereits nervös die Lippen und durchbohrte ihn mit neugierigen Blicken.

      Er suchte nach einer Antwort, doch bevor er sie geben konnte, rettete ihn ein Klopfen an der Tür, das ihn schuldbewusst vor Vaaks zurückzucken ließ.

      »Xaith?«,