Es regte sich lediglich eine ferne Sehnsucht in ihm, als der warme Körper auf ihn glitt. Gleichwohl verstand er natürlich Desiths Wunsch nach Nähe, nach allem, was er durchlitten und gerade erfahren hatte. Er suchte nur nach dem Gefühl, lebendig zu sein. Vynsu wollte ihn sanft von sich schieben, hielt sich zurück, um ihn nicht zu grob von sich zu weisen, er wollte Rücksicht nehmen, aber Desith spannte die Schenkel an und klammerte sich an ihm fest wie eine Klette.
»Denk nicht darüber nach«, raunte Desiths ihm zu, »schenk mir ein kurzes, heftiges Vergessen, um mehr geht es nicht. Fleisch ist Fleisch.«
Desiths kühle Finger strichen über die kahlgeschorenen Seiten seines Schädels hinauf zu seinem Haaransatz und krallten sich in den dicken Zopf. Er war zu fest, um ihn zu lösen, aber Desiths dünne Krallen fanden einen Weg, sich festzuhaken. Vynsu ließ zu, dass sein Kopf in den Nacken gezogen wurde, drehte aber das Gesicht mit eiserner Miene zur Seite, als Desiths warmer Mund ihm zu nahekam.
Das hielt den Wildfang jedoch nicht auf. Er drückte seine weichen Lippen einfach auf Vynsus Wange und glitt an ihr hinab, knabberte provozierend die Linie des Kiefers entlang zum Kinn und wanderte tiefer und tiefer. Vynsu schluckte, als die Lippen seine empfindliche Kehle trafen. Seitjeher war der Hals seine Schwachstelle, und wie es schien, war es gleich, welche Lippen und Zunge ihn dort berührten, es genügte, dass sie warm und zärtlich waren.
Ja, es war verdammt lange her, aber nicht lange genug. Noch immer war eine Blockade in seinem Kopf, auch wenn ein angenehmer Schauer seinen Rücken entlang kribbelte und sich die Härchen an seinen Armen aufstellten, unterhalb seines Gürtels rührte sich nichts.
Er räusperte sich wenig beeindruckt, war sich Desiths Gewicht auf sich bewusst, empfand aber nicht den Reiz, auf sein Angebot einzugehen.
»Desith«, er wollte aufstehen, »selbst wenn mein Kopf wollte, mein Körper…«
Desith stieß ihm eine flache Hand vor die Brust und warf ihn rückwärts um. Er landete auf dem Bärenpelz, der vor seinem Bett ausgebreitet auf dem Boden lag. Desith schmiegte sich auf seine Brust wie eine Dirne, die einen fetten Geldbeutel am Gürtel ihres Freiers erspäht hatte.
Vynsu fühlte sich wie ein erlegter Hirsch unter dem hungrigen Wolf.
»Lass den Körper meine Sorge sein«, raunte Desith ihm zu, dabei umwickelte er einen Finger mit der Kordel, die Vynsus Hemd zusammenhielt, und zog die Schnürung langsam auf. »Schließ die Augen.«
Vynsu hob die Arme und wollte Desith von sich stoßen, doch dieser war schneller, beugte sich hinab und leckte ihm die Kehle. Vynsu entfuhr ein Knurren, und statt Desith von sich zu schubsen, umfasste er dessen schmale Schultern.
»Schließ die Augen!« Ein ungeduldiger Befehl.
»Desith…«
»Und spüre nur…«, er glitt tiefer und drückte seine Lippen zwischen Vynsus Brustmuskeln direkt in den dichten Flaum, auf dem der Schweiß glänzte, »einen geschlechtslosen Mund.«
Vynsu schluckte erneut, seine Kehle war wie ausgetrocknet. Warum wehrte er sich nicht?
Schenk mir ein kurzes, heftiges Vergessen…
Scheiße, was tat er da nur? Seine Lider schlossen sich, er leckte sich die Lippen. Ein fernes Kitzeln erwachte in seinen Lenden.
Desith öffnete sein Hemd noch weiter, schob eine Hand darunter und fegte das Leder zur Seite, seine Fingerspitzen glitten flüchtig über Vynsus Brustwarzen, die sich sofort zusammenzogen und ein Prickeln durch seine Venen sandten.
Das Kitzeln wurde stärker, wie ein heißer Nieselregen.
»Spüre nur«, raunte Desith, »deinem Fleisch ist es gleich, wer ihm Lust bereitet, versprochen. Denk nicht nach. Mein Mund ist nur ein Mund, meine Hand nur eine Hand. Jeder hat doch eine Hand, oder? In dieser Hinsicht fühlen wir uns alle gleich an. Du denkst zu eingeschränkt, das steht einem Barbaren nicht gut zu Gesicht. Fühle nur.« Er strich erneut über die Brustwarze, als könnte er von Vynsus Miene ablesen, wo er besonders gerne berührt wurde. Er wusste genau, was er tat, und was er wollte.
»Eine geschlechtslose Hand«, raunte er. Dann beugte er sich hinab und fuhr mit seiner breiten Zunge durch die ersten beiden Hügel der Bauchmuskeln. »Eine geschlechtslose Zunge.«
Vynsu grunzte, seine Hand fand wie von selbst in Desiths Haar. Desiths langes, seidiges Haar.
Geschlechtsloses Haar.
Er packte zu, die Lider geschlossen, und knurrte genervt: »Hör auf zu reden.«
Und Desith hörte auf zu reden.
*~*~*
Vynsu hatte sich wirklich verändert. Oder besser gesagt, hatte er die Unbeschwertheit der Jugend abgestreift und feststellen müssen, dass zum Mannsein mehr gehörte als Kämpfe, Siege, Weiber und Becher voll Met. Ebenso wie Desith hatte feststellen müssen, dass Jugendliebe nicht ewig währte.
Liebe? Sie hatte ihm nichts als Enttäuschung und Schmerz gebracht, vergeudete Jahre im Dschungel.
Das Leben war nicht immer schön, so war das eben, er würde deshalb nicht in Selbstmitleid baden und sein Dasein beklagen. Und es bedeutete auch nicht, dass er fortan im Zölibat leben oder verzweifeln würde. Ganz im Gegenteil, nach dem Aufeinandertreffen mit Rick und nach dem er vom Tod seiner Schwester erfahren hatte, wollte er noch nie so sehr wie in diesem Moment der Lust frönen. Denn ganz gleich, wie übel ihm das Schicksal mitspielte, solange er noch vögeln konnte, würde er dieser Freude nachgehen, um neue Kraft zu schöpfen. Sich zu erinnern, dass er – auch wenn andere tot waren – noch am Leben war und am Leben sein wollte.
Und Vynsu war schlicht und ergreifend gerade zugänglich, zudem auch noch äußerst leicht zu manipulieren. Er war ja so voller Schuld wegen Lohnas Tod, so bemüht, Desith nicht wehzutun. Wie ein großer, dummer Troll, der ein Vögelchen zertreten hatte und danach mit mütterlicher Hingabe die verwaisten Küken aufzog, um eine Schuld zu begleichen.
Desith hatte es gleich gewittert, Vynsus schlechtes Gewissen, mit dem man ihn lenken konnte wie einen alten Gaul vor einem Karren.
Vynsu war schwach. Natürlich nicht körperlich schwach, der Kerl war ein Bulle, das wurde Desith noch einmal deutlicher bewusst, als er auf diesem rohen, rauen Tier saß. Vynsus Wille war schwach, es war ein Kinderspiel, ihn flach zu legen. Buchstäblich natürlich.
Sein Atem wurde immer lauter, rauer, animalischer. Es war so leicht gewesen, ihn zu verführen.
Es hatte fast keinen Spaß gemacht. Aber nur fast.
Nachdem Desith ihm die Hose geöffnet und sie bis zu den Schenkeln hinabgezerrt hatte, waren nur zwei Zungenstriche nötig gewesen, um ihn hart zu lecken. Verführerisch hatte Desith mit der Zunge die Eichel umkreist, Vynsu war ein Grunzen entkommen. Seine Härte zuckte, pulsierte unter den Küssen und dem Lecken, wurde dicker und dicker, zur Schmerzgrenze prall. Ein Lusttropfen nach dem anderen quoll glitzernd hervor. Diese Barbaren schmeckten erstaunlich gut, bedachte man ihren Gestank. Vynsus Schwanz und Samen schmeckte herb, schmeckte würzig. Männlich. Es entlockte Desith wohlschmeckende Laute, während er ihn hingebungsvoll leckte und sich daran ergötzte, wie das Geschlecht unter ihm hungrig zuckte. Er kraulte die Hoden, die sich fest zusammengezogen hatten, glitt an dem stark geäderten Schaft herab und leckte die harten Bälle, die ihn an dicke, heranreifende Pflaumen erinnerten. Stöhnend hob ihm Vynsu immer wieder seine Kronjuwelen entgegen, die er mit der Zunge anstupste, um ihn zu reizen, eher er sie wieder leckte und einsaugte.
Er machte weiter, immer weiter, bis er fürchtete, dass der Barbar seinen Saft zu voreilig vergoss. Immerhin wollte Desith ihn in seiner engen, bereits zuckenden Pforte spüren, wenn es soweit war.
Desith zog sich nur die Hose aus, für mehr war keine Zeit, er wollte nicht riskieren, dass Vynsu sich doch noch besann. Obwohl da nicht die geringste Sorge zu bestehen schien.
Desith hatte das kleine Tongefäß mit dem Fett für das Leder von Vynsus Tisch geangelt, es hatte