Sarsar biss die Zähne zusammen, der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen, seine Wange pochte. Doch er erwiderte den Schlag nicht, sah einfach wieder auf und starrte den Sklaven wütend aber schweigend an.
Erneut traf ihn ein Schlag, dieses Mal auf die andere Wange. Er keuchte, es fiel ihm immer schwerer, stand zu halten und wieder Haltung anzunehmen. Den anderen verunsicherte es so sehr, dass ihm seine Verwirrung deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Sarsar dachte aber nicht daran, vor ihm in die Knie zu gehen, noch würde er einen Kampf beginnen, den er nicht gewinnen konnte. Denn wenn er anfing, sich zu wehren, würden die anderen eingreifen.
Die Pferde gingen mit dem Sklaven durch, als Sarsar auch nach dem fünften und sechsten Schlag – die deutlich schneller hintereinander ihr Ziel fanden als die vorherigen – keine Resonanz zeigte.
Er packte Sarsar an der Kehle und schrie auf ihn ein. Instinktiv packten Sarsars Hände die starken Arme des Sklaven und wollten sie auseinanderzerren. Er hatte natürlich nichts entgegen zu wirken, die Luft wurde ihm abgedrückt, als würden sich Felsen um seinen Hals zusammenziehen. Er verlor das Gleichgewicht, als der Sklave ihn rückwärtsschob. Sie fielen gemeinsam zu Boden. Er lag auf dem Rücken, sein Blick war längst verschwommen, schmerzhaft traten seine Augen hervor und ihm wurde die Zunge aus dem Mund gedrückt. Chusei riss an der Schulter des Sklaven, wurde aber gegen die Wand gestoßen.
Blind tastete Sarsar den Boden ab, seine Ecke lag direkt neben ihm und er suchte panisch nach dem, was er schon seit seinem ersten Tag dort versteckt hielt und für einen besonderen Moment aufgespart hatte. Gerade als er glaubte, dass der Sklave ihm jegliches Leben mit bloßen Händen aus dem Leib presste, ertastete er die unebene Oberfläche des faustgroßen Steins, der wegen der Feuchtigkeit aus der Wand gebrochen war. Mit aller letzter Kraft schlug er dem wildgewordenen Burschen damit gegen die Schläfe.
Im nächsten Moment war er frei und sog stöhnend Luft in seine Lungen, dabei warf er sich herum, hustete und keuchte wie ein Ertrunkener, den man an Land gezogen und gerade widerbelebt hatte.
Chusei war sofort neben ihm, die Hand auf seinem Rücken. »Was hast du getan?«, raunte er.
Die anderen Sklaven standen bereits auf, noch zu geschockt, um zu begreifen. Sie hatten bis zuletzt geglaubt, ihr Kamerad hätte alles im Griff.
Sarsar ignorierte den Schmerz in seiner Kehle, Tränen liefen ihm aus den brennenden Augen und irgendetwas in seinem Rachen pfiff beunruhigend, wenn er einatmete. Aber er musste jetzt schnell handeln. Der Sklave lag mit einer schweren Kopfwunde halb benommen aber noch bei Bewusstsein neben ihm auf dem Rücken, Blut rann über seine Schläfe in sein Ohr.
Sarsar kroch auf seine verschwitzte Brust, ehe die anderen sich einmischen konnten, und setzte sich auf. Da ging ein Ruck durch einige Mitgefangene, die ihrem Freund helfen wollten. Ketten klirrten. Sarsar schloss die Augen, versuchte, sich zu konzentrieren, und streckte die Hände aus, um sie um den Kopf des Verletzten zu legen. Seine Magie war wie eingefroren, doch sie ließ sich durch reine Willenskraft ermutigen, aufzuwachen. Es knisterte in der Luft und seine Hände begannen blau zu leuchten. Die anderen wichen wieder zurück, selbst Chusei. Mit ungläubigen Gesichtern sahen sie dabei zu, wie Sarsar die Kopfwunde des Sklaven heilte. Es kostete ihn einiges an Kraft, vor allem nachdem er beinahe erwürgt worden wäre. Es war nicht leicht, seine wabernde Aura zu bändigen, um sie wie einen sanften Windzug durch seinen reinen Willen nach vorne fließen zu lassen, damit sie die Wunde wieder zusammenwachsen ließ.
Danach brach er beinahe auf der Brust des Sklaven zusammen, er keuchte schwer und ihm war schwindelig, wie nach einem Bergaufstieg. Er blinzelte, der Sklave sah ihn erstarrt an, wagte nicht, sich zu rühren. Westliche Magie sahen sie vermutlich zum ersten Mal in ihrem Leben.
»Chusei«, keuchte Sarsar, »sag ihnen, ich heile jede verdammte Wunde in dieser Zelle. Hier und jetzt. Aber nur, wenn sonst niemandem mehr Schaden zugefügt wird.«
Chusei selbst schien sich vor ihm zu fürchten.
»Chusei!« Sarsar suchte den Blick seines Freundes und lächelte milde, als dieser ihm ins Gesicht blinzelte, als wüsste er nicht, ob er träumte. »Sag es ihnen.« Er nickte aufmunternd. »Sag ihnen, ich kann jedes Gebrechen heilen. Ich will nur helfen.«
Natürlich hätte Sarsar ihnen auch ganz einfach anbieten können, sie zu heilen, aber wer hätte ihm denn vertraut? Er musste es ihnen vorführen, aber keiner hätte ihm freiwillig eine Wunde anvertraut.
Chusei riss sich zusammen und nickte. Dann übersetzte er, und obwohl Argwohn und sogar pure Angst in manchen Gesichtern stand, kamen ein paar verletzte Sklaven mit rasselnden Ketten vorsichtig aus ihren Ecken.
Sarsar lächelte sie an und winkte sie zu sich. »Kommt! Keine Furcht. Es ist eine Gabe der Götter.«
Natürlich verstanden sie ihn nicht, aber sein sanfter Blick und sein liebevoller Tonfall weckten ihr Vertrauen. Zumindest das derjenigen, die zu starke Schmerzen litten, als dass sie im Stande wären, dieses Wunder nicht anzunehmen.
Teil 2: Werkzeuge
Eine Krone will ich dir schenken. Eine Krone, die deiner würdig ist.
Kein Gold, kein Silber und kein Juwel werden dein Haupt schmücken.
Eine Krone aus Knochen und Blut.
Ein Königreich möchte ich dir schenken. Ein Königreich aus Dunkelheit und Kälte.
Kein Gold, kein Marmor schmücken unsere Städte.
Eis soll unser Reich sein.
Macht möchte ich dir schenken. Macht wird uns befreien.
Nicht dein Herz soll mir gehören, Treue wird uns zu Ruhm führen.
Eine Krone will ich dir schenken.
Blut wird über dein Haupt fließen.
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