Der Kopf ist das Rätsel um glücklich zu sein. Monika Rothacher-Handschin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Monika Rothacher-Handschin
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783753199252
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wieder Mittagessen. Nach einem vollen Bauch, obwohl ich nur die Hälfte gegessen habe, ging’s ab zur Körperwahrnehmung. Ich konnte mir nichts darunter vorstellen. War gespannt, was da kommen wird. Angekommen, sah ich nur eine Person in der Garderobe und 2 Frauen im Raum. Als ich hinein ging, haben sie sich vorgestellt. Die eine war die Therapeutin und die andere Praktikantin. Ich war schon wieder etwas unruhig und dachte mir: sind wir jetzt nur zu viert? Gefällt mir nicht so, denn ich bin immer eine, die sich gerne nach hinten verzieht. Aber leider war nichts damit, da musste ich halt jetzt durch. Die Therapeutin lachte, als ich ihr erzählte, warum ich nicht so gerne im Vordergrund stehe. Aber auch diese Stunde ging vorbei und es hat mir am Schluss so gut gefallen, dass ich mich schon auf das nächste Mal freue. Ich bin froh darüber, dass ich es ausprobiert hatte. Ich muss mir halt manchmal auch einen Ruck geben. Kommt meinem Mann sicher bekannt vor. Also ging ich wieder ins Zimmer und strickte an meiner Babydecke weiter. Ich wollte sie heute unbedingt fertig machen, was ich auch geschafft habe. Aber jetzt kommt das Aber! Ich war nicht zufrieden wie sie am Schluss ausgesehen hat, also machte ich alles wieder auf und fing von vorne an. Machte aber nicht mehr lange, weil ich noch nach draussen gehen wollte. Die Sonne hat so schön gestrahlt, da musste man ja raus gehen. Nach 50 Minuten bin ich wieder zurück gewesen. Machte noch ein wenig dies und das und schon war wieder Nachtessen. Sass noch keine 5 Minuten am Tisch, kam die Pflegefachfrau zu mir. Sie gab mir schon zum 3. Mal einen neuen Plan. Und immer fällt etwas aus bei mir. Das erinnert mich an etwas ganz Schlimmes. Einmal so, einmal so. Ich hätte heute Nachmittag Maltherapie gehabt, aber da es nicht auf meinem anderen Plan stand, ging ich nicht hin. Ich wollte das gleich regeln nach dem Essen. Nicht, dass sie noch meinen, ich mache meine Therapien nicht mit. Meine Bezugsperson sagte, dass im Moment ein Puff mit den Plänen sei. Und wenn ich unsicher wäre, lieber 2 Mal fragen als gar nicht. Ist ja nicht mein Problem, dachte ich mir. So, das war heute einigermassen ein schöner Tag. Ich bin zwar jetzt sehr müde, möchte aber noch ein wenig stricken. Aber dieses Mal etwas für mich.

      *

      22. November 2017

      Als mich heute der Klingelton geweckt hatte, konnte ich gar nicht glauben, dass es schon wieder Morgen ist. Ich habe ja nicht mal richtig angefangen zu schlafen. Es blieb mir nichts anderes übrig als aufzustehen. Ich hatte nicht so viel Zeit zum Trödeln, da ich um 8.00 schon Achtsamkeitsgruppe hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, was das sein könnte. Aber wir werden es bald erfahren. Nach dem Morgenessen ging ich los zur Therapie. Es war also sehr interessant, so seinen Körper wahrzunehmen. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das helfen würde, aber es war tatsächlich so. Nur mit dem Atmen habe ich so meine Probleme. Und wenn ich noch meinen Herzschlag spüre, wird das Atmen bei mir noch schneller. Aber ich hoffe, dass ich das auch noch lernen werde. Es gab 3 Übungen, die wir machen mussten und danach immer kurz erzählen, ob man was gespürt hat oder sich etwas verändert hat. Ich muss sagen, es war spannend. Als wir fertig waren, ging ich wieder zurück in die Lounge. Dort strickte ich noch ein wenig. Und da ich um 11.00 noch Physiotherapie hatte, ging ich vorher noch raus an die Sonne, spazieren. Da ich genug Zeit hatte, ging ich wie meistens meine Strecke, wo ich bei einem Bauernhof vorbei komme mit vielen Kühe und Schweinen. Und jedes Mal, wenn ich vorbeilaufe, schauen mir die Kühe hinterher. Ich finde das immer so herzig. Sie drehen richtig den Kopf rum und schauen mir nach. Heute war es auch wieder so lustig. Ich hätte gerne gewusst, was die denken, wenn sie so schauen. Die Gesichter der Kühe, einfach köstlich. So, ich musste mich beeilen, sonst komme ich noch zu spät. Bevor es los ging mit der Therapie, erzählte ich ihm kurz, wie es mir das letzte Mal ergangen ist. Auch wegen meiner Rückenschmerzen. Er schaute mich an und ich weiss ja, ich bin ein besonderer Fall. Er zurück: nein, Sie sind nicht ein besonderer Fall, sie sind Frau Rothacher. Ich war im Moment still und dachte mir, eigentlich hat er Recht mit dem was er sagte. Warum sage ich immer: ich bin das, ich bin dies usw. Nein, ab jetzt bin ich die Frau Rothacher. Und wenn ich etwas habe und ich es nicht selber in den Griff bekomme, gehe ich zum Arzt ohne zu denken, dass ich Schuld oder kompliziert bin. Ich bin Frau Rothacher. Oh je, diese Handgriffe mochte ich gar nicht. Er drückte mir auf der Seite in die Rückenmuskeln hinein. Mein Gott, hat mir das wehgetan. Ich habe mir gedacht, das kommt nicht mehr so gut raus wie beim letzten Mal. Ich blieb tapfer und liess es über mich ergehen. Am Schluss gab’s noch eine kleine Massage, die mir zwar auf der rechten Seite auch sehr wehtat, aber sie war trotzdem schön. Als ich fertig war, war ich dermassen kaputt, dass ich kaum laufen konnte. Das war auch so eine meiner Schwächen, die ich daheim hatte. Ich hatte auch sehr Mühe mit dem Mittagessen. Da ich erst später noch ein Gespräch hatte, ging ich wieder in mein Zimmer. Ich konnte kaum die Augen offenhalten, so müde war ich. Hinlegen wollte ich mich nicht, sonst hätte ich abends wieder Probleme. Neben mir ist heute eine ältere Frau eingezogen. Sie hatte geweint als sie sich vorstellte bei mir. Sie sagte, sie hätte vor allem Angst. Ich habe ihr gesagt, sie solle bei mir klopfen, wenn sie Hilfe braucht. Normalerweise wollte ich das nicht machen, weil ich für mich schauen muss und nicht für andere. Aber sie tat mir leid. Es ging auch nicht lange und sie hat an die Türe geklopft. Ich habe ihr beim Handy geholfen. Mein Mann wird stolz auf mich sein, wenn er das liest. Ich und Handy erklären, aber ich habe es geschafft. Danach musste ich ihr noch den Fernseher und den Tresor erklären. Ich fragte, ob sie noch mit mir einen Tee trinken möchte. Sie sagte zu. Wir sassen draussen an der Sonne. Das Wetter war traumhaft. Anstatt spazieren zu gehen, wartete ich lieber auf das Gespräch. Aber ich spürte einfach, dass es mir wieder etwas komisch wurde. Ich spürte einen leichten Rückfall. Auch ein Druck im Kopf war zu spüren. Ich erzählte es der Bezugsperson. Und sie sagte zu mir, dass sie etwas mitgebracht habe, was mich ablenken wird. Sie hatte verschiedene Aromen mit dabei, die ich mir aussuchen durfte, aber ohne zu wissen, was es ist. Unter anderem machte sie sich einen Spass daraus und gab mir ein Fläschchen zum Riechen. Mein Gott hat das gestunken. Sie musste so lachen und sagte: das wollte ich jetzt einfach machen. Ich fragte, was das gewesen sei? Sie sagte etwas von einer Wurzel, aber den Namen weiss ich nicht mehr. Es war sehr spannend. Am Schluss habe ich mir 3 Düfte ausgesucht. Die habe ich jetzt bei mir. Einer ist für die Nase und die anderen zum Beruhigen. Ich muss sagen, top. So konnte ich mich wieder ein wenig ablenken. Als wir fertig waren, ging ich nicht mehr raus, ich habe mir heute eine Pause gegönnt. Ich strickte noch ein wenig und half in der Küche das Raclette vorzubereiten. Das müssen die Leute machen, die das Raclette bestellt haben, alles andere macht die Hauswirtschaft. Heute ist ja wieder Mittwoch. Und wie beim letzten Mal wollte ich und die andere Patientin wieder zum Gottesdienst gehen. Sie kam aber zu mir und sagte, ich kann nicht mitkommen, ich habe eine Blasenentzündung. Ok, dann gehe ich auch nicht. Ich dachte ein paar Sekunden nach und ging zu ihr zurück und sagte, dass ich doch gehe. Ich wollte die Pfarrersfrau nicht im Stich lassen. Und mich beruhigte das auch etwas. Und man durfte immer eine Kerze anzünden. Wir waren heute nur zu fünft dort, aber es war wie immer schön. Was nicht so schön war, war wieder mein hoher Blutdruck. Na ja, was soll‘s, es gibt Schlimmeres als das. So, jetzt geniesse ich noch den Rest vom Abend. Ich wünsche eine gute Nacht.

      *

      23. November 2017

      Wenn ich gewusst hätte, wie mein Tag heute werden wird, wäre ich lieber im Bett geblieben. Da hätte ich mehr davon gehabt. Es ging mir immer noch nicht so gut. Mein Puls war wieder zu hoch und ich hatte Herzrasen wie jeden Morgen. Ich habe ganz vergessen, dass ich heute um 8.00 Walking gehabt hätte mit einer Begleitperson. Das habe ich völlig vergessen. Da ich eh die einzige war, war es nicht so schlimm. Man muss sich eben einschreiben, wenn man mitmöchte. Das steht aber leider nicht auf dem Plan und deswegen habe ich nicht mehr daran gedacht. Na ja, das war kein Weltuntergang. Ich glaube, die Begleitperson war auch froh. Also mir kam es so vor. Also ging ich Morgenessen und wieder zurück ins Zimmer. Um 9.30 Uhr hatte ich wieder ein Gespräch mit meiner Psychologin. Dort angekommen, hatte ich schon Mühe mit Reden. Meine Stimme versagte zwischendurch. Ich erzählte wieder und sie hörte zu. Ich hatte schon mit Tränen gerechnet, aber dieses Mal konnte ich reden ohne nasse Augen. Und wie immer, wenn es am Schönsten ist, muss man aufhören. Danach ging es gleich weiter zum Sozialdienst. Ich versprach mir da gar nichts. Meine Bezugsperson ist mir zur Seite gestanden. Als ich ihm kurz erzählte, wie alles gelaufen sei, meinte er, dass es schwierig sein würde an die IV zu kommen, da ich selber gekündigt hatte. Ich selber wusste das ja schon im Voraus. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich einfach keine Kraft mehr zu kämpfen. Ich war körperlich so angeschlagen. Und nur das schon zu erzählen, löste in mir eine Wut aus, dass mir die Tränen flossen. Er