Der Kopf ist das Rätsel um glücklich zu sein. Monika Rothacher-Handschin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Monika Rothacher-Handschin
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783753199252
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Mal in der Woche zu ihr. Als wir fertig waren, bin ich wieder etwas gelaufen bis zum nächsten Termin. Pünktlich um 15.30 Uhr war ich bei der Hausärztin. Sie tastete mich bis zu den Knien ab. Das linke Bein hatte etwas mehr Wassereinlagerungen als das rechte. Was ich auch noch erfahren musste war, dass man im Blut gesehen hat, dass meine Schilddrüse eine Unterfunktion hat. Na super, jetzt wieder eine Tablette mehr. Aber sie sagte, das muss man behandeln. Also gibt es am Morgen 2 Tabletten mehr, dafür darf ich probieren, die halbe Temesta abzusetzen. Ich bekomme aber als Reserve eine, falls was ist. Aber sie meinte noch, wenn ich die Tabletten für die Schilddrüse nehme und der Blutdruck etwas runter ist, werde ich mit der Zeit merken, dass es mir besser gehen wird. Ja, hoffen wir das mal. So, genug gejammert. Jetzt gehe ich Nachtessen und geniesse den Abend mit etwas stricken in der Lounge oder im Zimmer. Ich weiss es noch nicht.

      *

      28. November 2017

      Heute Morgen musste ich meine erste Tablette für den Blutdruck einnehmen. Mir war es ja nicht wohl dabei, weil ich jedes Mal Angst davor habe, etwas Neues auszuprobieren. Es blieb mir aber nichts übrig. Also runter mit dem Ding. Da ich heute nur Arztvisite hatte am Morgen, ging ich nach dem Morgenessen wieder zurück auf mein Zimmer und strickte wie immer ein bisschen. Später als es Zeit wurde, wartete ich brav für die Visite. Die Oberärztin erklärte mir alles nochmals genau wegen dem hohen Blutdruck und wegen der Schilddrüse. Das hat mich etwas beruhigt und ich verabschiedete mich. Nach einer Stunde klopfte es an meine Türe. Es war Elisabeth. Wir 2 wollten wieder spazieren gehen. Also gingen wir los wie immer. Wir plauderten so viel, dass wir bald den See sahen, den sie gestaut haben. Ich habe erfahren, dass sie das jedes Jahr machen zum Eislaufen. Eine schöne Idee, finde ich. Sie wollte aber nicht mehr weiter und wir kehrten wieder um. Nach über der Hälfte vom Weg, ohne Böses zu denken, wurde es mir plötzlich so komisch. Mein Körper wurde schwer und meine Beine fingen an etwas zu zittern. Elisabeth wollte zurück und ich ging noch eine kleine Runde weiter. Aber es wurde mir langsam unheimlich. Ich hatte grosse Mühe mit Laufen. Wieder ab ins Zimmer und hinlegen. Es wurde nicht besser, eher noch schlimmer. Also aufstehen, zur Station laufen und es melden. Da haben sie mir den Blutdruck gemessen, der wieder zu hoch war. Aber das ist ja nichts Neues. Man sagte mir auch, dass es ein bisschen Zeit brauche bis sich das legt. Und wissen tun wir es eh noch nicht, ob das die Richtigen sind. So habe ich beschrieben, wie sich mein Körper anfühlte. Sie haben wieder der Oberärztin geschrieben. Ich schleifte mich zum Mittagessen und habe wenig gegessen. Ich hatte gar keinen Hunger. Ich wollte nur liegen. Ich bin nach oben gegangen und wieder zur Station, um zu fragen, ob sich die Oberärztin schon gemeldet hat. Ich sprach noch ein paar Worte mit meiner Bezugsperson. Ich wusste nicht, ob ich um eins in die Körperwahrnehmungsgruppe gehen soll. Sie meinte, vielleicht würde es mir guttun und mich etwas ablenken. Ich entschied mich zu gehen. Ich habe der Therapeutin erzählt, dass es mir nicht so gut geht. Sie sagte, ich soll einfach das machen, was für mich stimmt. Nach 15 bis 20 Minuten klopfte es an der Türe. Ich sah, dass meine Bezugsperson geklopft hatte. Mein Kopf fing schon wieder an sich zu fragen, ob sie wegen mir hier ist. Es war auch so. Ich musste raus Schuhe anziehen und auf dem Weg erklärte sie mir wieso. Die Oberärztin wollte mich sehen und sie haben einen Krankenwagen für mich gerufen. Ich: he, warum das denn? Ist es so schlimm um mich bestellt? Die Oberärztin war schon im Büro, aber noch am Telefon. Zur Sicherheit sagte man mir, ich solle doch Zahnbürste usw. einpacken, man weiss nie, ob sie mich vielleicht eine Nacht dortbehalten. Also machte ich das und wartete auf die Ärztin. Ich erzählte in Ruhe nochmals, was in mir vorging. Sie schaute mich an und meinte: also, Sie spüren ihre Beine und Sie reden auch nicht verwirrt? Ich: nein, ich spüre alles und rede immer so. Sie: Halt, Stopp, sofort Krankenwagen zurückrufen, es ist alles in Ordnung. Aber die vom Spital wussten gar nichts von einem Krankenwagen. Bei der Besprechung sind wir auf drei Möglichkeiten gekommen. Die erste war, weil ich die Temesta nicht genommen habe. Zweitens könnte es die Blutdrucktablette sein und als Drittes eine Angstpanikattacke. Um das jetzt heraus zu finden, wird es weiter beobachtet. Ich hätte um zwei noch Maltherapie gehabt, aber die Oberärztin sagte, ich soll mich jetzt hinlegen und später etwas an die Luft spazieren gehen. Also ging ich wieder ins Zimmer und packte alles wieder aus. Ich war ja schon froh, dass ich nicht ins Spital musste. Ich habe meine Bettflasche heiss gemacht und mich hingelegt. Es kamen nur noch Tränen, ich hätte mir in diesem Moment gewünscht, mein Mann wäre bei mir. Ich habe ihm geschrieben, ob ich anrufen kann, ich sei nur am Weinen. Ich wusste aber, dass er am Arbeiten ist und er es vielleicht nicht hört oder sieht. Später klopfte nochmals meine Bezugsperson an die Türe. Sie kam rein und sah, dass ich immer noch weinte. Sie blieb noch etwas bei mir und fragte, wieso ich weine. Ich weiss es nicht, sagte ich. Irgendwie ist mir alles zu viel. Sie beruhigte mich und ging wieder aus dem Zimmer. Ich schaute aus dem Fenster und beobachtete die Bauarbeiter, die gerade Beton in eine Schalung gossen. Ich merkte langsam, dass ich wieder etwas ruhiger wurde. Beim Laufen hatte ich einfach noch Mühe. Es hat ausgesehen, wie wenn ich etwas voll gewesen wäre. So beschreibe ich es. Später kam sie nochmals zu mir um zu fragen, ob mein Mann an den zwei Terminen, die sie mir gegeben hat, Zeit hätte für ein Gespräch hier. Ich sah später, dass mein Mann mir geschrieben hatte. Also rief ich ihn an und fragte. Er hat für den 8. Dezember das ok gegeben. So und jetzt wollte ich noch an die frische Luft. Elisabeth begleitete mich und wir gingen eine kleine Runde. 5 Minuten unterwegs und schon liefen mir die Tränen wieder. Es legte sich aber langsam. Beim Rückweg bemerke ich, dass an den Strassenlampen schöne Weihnachtsbeleuchtungen hingen, auch vor der Klinik. Ich habe zu Elisabeth gesagt: wir haben das nicht mal bemerkt als wir draussen waren. Sie meinte, dass sie vielleicht gar noch nicht beleuchtet waren. Das könnte auch sein. Aber es war wunderschön. Wieder zurück, habe ich mich noch etwas in die Lounge gesetzt bis zum Nachtessen. Als ich fertig war, wieder zum Blutdruckmessen. Sie getraute sich bald nicht mehr. Aber ich wusste ja, dass er immer noch zu hoch war. Und so ist es auch gewesen. Aber es braucht halt alles seine Zeit. Wie heisst es doch so schön? Geduld bringt Rosen. Also wieder zurück und bettfertig machen. Ich wollte heute wirklich mal früh ins Bett gehen. Ich schaute noch TV und irgendwann habe ich abgestellt.

      *

      29. November 2017

      Punkt 6.30 Uhr weckte mich der Klingelton vom Handy. Ich werde ab jetzt immer um diese Zeit aufstehen. So kann ich meine Medikamente regelmässig einnehmen. Schlafen kann ich ja hinterher wieder, wenn ich noch müde bin. Aber so bekomme ich eine Regelmässigkeit rein. Ich werde es auch daheim so weiter machen. Ich war immer noch etwas beduselt von gestern. Aber ich konnte doch immerhin besser laufen. Nach dem Morgenessen nochmals meinen Blutdruck messen, der momentan die Hauptrolle übernommen hat. Er war ein bisschen runter, aber nicht so viel. So und jetzt ab zur Achtsamkeitsgruppe. Ich ging mit einem Patienten dort hin. Als wir ankamen, sah ich, dass die Tür zu war. Oh weh, dachte ich, sind wir so viel zu spät? Ich schaute auf die Uhr und sah, dass wir gerade pünktlich waren. Als wir hineinkamen, sassen alle schon im Kreis. Also setzten wir uns dazu und hörten der Therapeutin zu was wir heute machen werden. Eines davon möchte ich kurz erzählen, weil mir das so gut gefallen hat. In der Mitte des Bodens lagen ganz viele bunte Tücher. Wir durften je eine Farbe aussuchen, aber nicht in die Hand nehmen. Als es soweit war, durfte jede Patientin und jeder Patient den anderen mitteilen, was sie mit der Farbe verbindet. Als ich an die Reihe kam, sagte ich: ich habe mir grün ausgesucht, obwohl es nicht meine Lieblingsfarbe ist. Aber dieses Grün verbindet mich immer mit dem Satz „Grün ist die Hoffnung“. Ich habe die Hoffnung wieder gesund zu werden. Ich gebe nicht auf. Es war beeindruckend, was jeder so gesagt hat. Leider ging die Zeit wieder viel zu schnell vorbei. Sie hat uns am Schluss gefragt, ob wir nächste Woche nochmals etwas mit den Farben machen möchten. Zum Beispiel, wenn wir draussen sind oder drinnen etwas sehen oder was ich rieche oder höre, wenn ich meine Farbe sehe, usw. Achtsamkeit spüren und beobachten. Wir waren alle damit einverstanden. So, jetzt habe ich nichts mehr, erst um 17.00 wieder ein Gespräch mit meiner Bezugsperson. Also zurück Kaffee holen und ab ins Zimmer. Später zog ich mich an und ging alleine spazieren. Aber nur eine halbe Stunde, da ich noch wacklig auf den Beinen war. Während dem Laufen ging mir wieder so viel durch den Kopf bis es klick machte und meine Stimme sagte: was hat du heute in der Achtsamkeitsgruppe durchgenommen? Ja stimmt, ich soll aufmerksam sein und die Farbe, die ich mir ausgesucht habe, sehen, beobachten, was für verschiedene grün es gibt, usw. So konnte ich mich wieder ablenken. Bald ist Mittagessen, bis dahin verzog ich mich wieder auf das Zimmer. Später am Mittag ging ich mit Elizabeth spazieren, aber auch