Eduard Karl Oskar Theodor Schnitzer (rechts), bekannt als Emin Pascha
1844 als Isaak Eduard Schnitzer in Oppeln (Oberschlesien) geboren,
verstorben 1892 in Kinena im Kongogebiet
Was Emin Pascha anlangt, so lauteten meine Informationen verschieden.
Von Dr. Junker erfahre ich, dass Emin Pascha groß (Wir ließen deshalb vom Schneider lange Beinkleider anfertigen, die sich als volle 14 cm zu lang erwiesen.), mager und außerordentlich kurzsichtig ist; er ist ein großer Sprachkenner, da er mit dem Türkischen, Arabischen, Deutschen, Französischen, Italienischen und Englischen vertraut ist, zu welchen Sprachen noch einige afrikanische Dialekte kommen. Er scheint Junker mit seinen kriegerischen Eigenschaften nicht imponiert zu haben, ist dagegen als Verwaltungsbeamter scharfsinnig, taktvoll und klug. Seine lange Isolierung scheint ihn entmutigt zu haben. Er sagt: Ägypten kümmert sich nicht um uns und hat uns vergessen; Europa nimmt kein Interesse an dem, was wir tun. Er ist Deutscher von Geburt und etwa 47 Jahre alt.
Seine Truppen sind über acht Stationen mit je 200-300 Mann verteilt, und zählen insgesamt etwa 1.800 Mann. Die Garnisonen der vier nördlichsten Stationen waren nach den letzten Berichten unzufrieden und meuterisch. Sie beantworteten den Rat Emins, sich zu vereinigen, mit Vorwürfen und erwiderten seine Vorschläge, sich aus der Äquatorialprovinz über Sansibar zurückzuziehen, mit der Anklage, er beabsichtige nur, sie als Sklaven nach Sansibar zu verkaufen.
Junker vermag die genaue Stärke seiner Truppen oder der bei Emin befindlichen Ägypter, Beamten oder Dongolaner nicht anzugeben, teilte mir aber auf weiteres Befragen nach Einzelheiten mit, annähernd werde die Zahl derer, die vermutlich mit der Expedition zurückkehren würden, sich folgendermaßen stellen:
Weiße ägyptische Offiziere 10; schwarze Unteroffiziere 15; weiße Beamte (Kopten) 20; schwarze aus Dongola, Wadi Halfa usw. 300, zusammen 345 Männer; weiße Frauen 22; schwarze Frauen 137; zusammen 159; Kinder der Offiziere 40; Kinder der Soldaten 60, zusammen 100. Insgesamt 604 Personen.
Außerdem werden die eingeborenen Truppen, wenn sie den allgemeinen Rückzug sehen, vielleicht den Wunsch äußern, mit ihren Freunden und Gefährten nach Ägypten zurückzukehren. Welche Wirkung das Erscheinen der Entsatz-Expedition auf sie haben wird, ist unmöglich zu sagen. Die Entscheidung Emin Pascha's, ob zu bleiben oder abzumarschieren, wird vermutlich bei den meisten von Einfluss sein.
Ich erwarte das Eintreffen meiner Leute von Wadi Halfa heute Nachmittag. Sie sollen in der Zitadelle bewaffnet, ausgerüstet und mit Rationen versehen werden und am Donnerstag mich nach Suez begleiten. Am nächsten Tage wird vermutlich der „NAVARINO“ in Suez eintreffen, worauf wir uns einschiffen und die Reise antreten werden.
Erhielt Telegramme aus London. Die Zeitungen veröffentlichen Nachrichten von einer in Kairo wohlbekannten Persönlichkeit, wonach Emin Pascha nach verzweifelten Kämpfen sich einen Weg durch Uganda gebahnt und die ägyptische Regierung der Expedition Schwierigkeiten in den Weg gelegt hätte. Erwiderte, dass davon in Kairo nichts bekannt sei.
Khedize Mehemet Tewfik
Erhielt Telegramme aus London. Die Zeitungen veröffentlichen Nachrichten von einer in Kairo wohlbekannten Persönlichkeit, wonach Emin Pascha nach verzweifelten Kämpfen sich einen Weg durch Uganda gebahnt und die ägyptische Regierung der Expedition Schwierigkeiten in den Weg gelegt hätte. Erwiderte, dass davon in Kairo nichts bekannt sei.
1. Februar. Besuchte um 10¾ Uhr vormittags Sir Evelyn Baring und begleitete ihn zum Khedize Tewfik. Se. Hoheit ist sehr liebenswürdig und sah gut aus. Das Innere des Palastes ist schön und besitzt Überfluss an Raum, an Dienern usw. Wurde vom Khedize für morgen Mittag zum Frühstück eingeladen.
Später wurde ich von Sir Evelyn zum Büro des Generals Grenfell gebracht, da Valentine Baker Pascha mich am Abend vorher bei General Stephenson darauf aufmerksam gemacht hatte, ich müsse mich davon überzeugen, dass die von der ägyptischen Regierung gelieferte Munition für die Remington-Waffen auch brauchbar sei; er selbst habe die Erfahrung gemacht, dass 50 Prozent davon schlecht sei. „Stellen Sie sich vor“, sagte er, „in welchem Zustande die Munition infolge der Feuchtigkeit der Tropen sein wird, wenn Sie nach etwa einem Jahre Emin erreichen, sofern sie jetzt schon so schlecht ist.“
General Grenfell erklärte, er habe die Munition bereits untersucht, werde sie aber, da Valentine Baker Pascha eine so schlechte Meinung von derselben habe, nochmals prüfen.
2. Februar. Frühstück bei dem Khedize Tewfik. Er versichert seinen Patriotismus; er liebt sein Land. Er ist sehr offen und natürlich.
Bevor ich den Khedize verließ, erhielt ich den folgenden Ferman oder Hohen Befehl mit der englischen Übersetzung:
„Abschrift eines hohen arabischen Befehls an Emin Pascha, datiert den 8. Gamad Aual 1304 (1. Februar 1887. Nr. 3).
Wir haben Ihnen und Ihren Offizieren bereits gedankt für die mutige und erfolgreiche Verteidigung der Ihrer Verwaltung anvertrauten Äquatorialprovinzen und für die Festigkeit, welche Sie mit den unter Ihren Befehlen stehenden Offizieren bewiesen haben.
Und wir haben Sie deshalb belohnt, indem wir Ihren Rang zu dem eines Lewa Pascha (Brigadegenerals) erhöht haben. Wir haben auch die Beförderungen genehmigt, welche Sie für die unter Ihren Befehlen stehenden Offiziere für Notwendig gehalten haben, wie ich Ihnen bereits am 29. November 1886 geschrieben habe, welches Schreiben (Nr. 31) nebst anderen Schriftstücken, die der Präsident des Ministerrats, Se. Excellenz Nubar Pascha, Ihnen gesandt hat, Sie erreicht haben muss.
Und da es unser aufrichtigster Wunsch ist, Sie mit Ihren Offizieren und Soldaten aus der schwierigen Lage, in der Sie sich befinden, zu befreien, hat unsere Regierung sich über die Art und Weise schlüssig gemacht, wie Sie mit den Offizieren und Soldaten aus Ihren Schwierigkeiten errettet werden können.
Und da unter dem Befehle des Herrn Stanley, des berühmten und erfahrenen Afrikaforschers, dessen Ruf in der ganzen Welt bekannt ist, eine Entsatz-Expedition gebildet worden ist, und er seine Mission mit allen Ihnen nötigen Vorräten anzutreten beabsichtigt, um Sie mit den Offizieren und Mannschaften auf dem ihm geeignet erscheinenden Wege nach Kairo zu bringen, so haben wir diesen Hohen Befehl an Sie erlassen. Derselbe wird Ihnen durch die Hand des Herrn Stanley übermittelt, damit Sie wissen, was geschehen soll, und ich beauftrage Sie, sobald dieser Befehl Sie erreicht, den Offizieren und Mannschaften meine besten Wünsche zu bestellen. Sie haben vollständige Freiheit, entweder nach Kairo abzumarschieren oder mit den Offizieren und Mannschaften dort zu bleiben.
Unsere Regierung hat beschlossen, Ihnen sowie den Offizieren und Mannschaften das Gehalt zu bezahlen.
Diejenigen von den Offizieren und Mannschaften, welche zu bleiben wünschen, können dies auf ihre eigene Verantwortung hin tun, dürfen aber in Zukunft keine Hilfe von der Regierung erwarten.
Versuchen Sie den Inhalt dieses Befehls genau zu verstehen und machen Sie ihn allen Offizieren und Mannschaften gut bekannt, damit sie wissen, was sie zu tun haben.
(Gez.) Mehemet Tewfik.“
Am Abend brachte mir Tigrane Pascha das Schreiben des Premierministers Nubar Pascha, welches Emin zurückberuft. Nachdem mir dasselbe vorgelesen war, wurde es versiegelt.
Die Sache liegt folgendermaßen. Junker glaubt nicht, dass Emin die Provinz aufgeben wird. Die Zeichner des Entsatz-Fonds in England hoffen, dass er es nicht tun wird, sprechen aber keine Meinung aus und überlassen Emin die Entscheidung. Die englische Regierung würde es lieber sehen, wenn er sich zurückzöge, da seine Provinz unter den gegenwärtigen Verhältnissen fast unzugänglich ist und er in so großer Abgeschiedenheit jedenfalls Ursache zur Besorgnis gibt. Der Khedize schickt in vorstehendem Befehl Emin die Anweisung, unsere Begleitung anzunehmen, sagt aber: „Du kannst tun, was du willst. Wenn du die von uns gebotene Hilfe ausschlägst, hast du keine weitere