Schlachtfest. Mia Wachendorf. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mia Wachendorf
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753198545
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      Mia Wachendorf

      Schlachtfest

      Ein Krimi aus dem Emsland

      Dieses ebook wurde erstellt bei

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Samstag

       Sonntag

       Montag

       Dienstag

       Mittwoch

       Donnerstag

       Freitag

       Samstag

       Sonntag

       Montag

       Impressum neobooks

      Samstag

      Schlachtfest

      Ein Krimi aus dem Emsland

      von

      Mia Wachendorf

      Umschlagfoto: Philipp Deus auf unsplash.com

      Copyright © 2021 Mia Wachendorf

      Alle Rechte vorbehalten.

      Es war ein seltsamer Anblick, als das aufgeplusterte Ding seinen Weg durch die sanft fließende Strömung des Flusses nahm, mal schneller, mal langsamer dahintrieb, sich drehte und wendete, still zu stehen schien, um dann wieder mit Macht voran zu schießen. Es trieb eine Weile auf der Oberfläche, ein unförmiges rosafarbenes Objekt, das nach unten gezogen wurde und sich wieder aufbäumte gegen den Sog der Strudel, die sich zahlreich in dieser Biegung befanden. Zwei vorbeischwimmende Stockenten beäugten es neugierig. Eine einzelne im Uferbereich schwimmende Biberratte riskierte einen Blick, sanft an der Wasseroberfläche dahingleitend, und tauchte dann gelangweilt ab. Das bauschige Etwas blieb im Gestrüpp der Uferböschung hängen, wo es sich wand und zappelte wie ein Fisch auf dem Trockenen. Es kam nicht frei, schwappte auf und nieder im Rhythmus der Wellen und schien sich seinem Schicksal zu ergeben.

      Die Morgendämmerung tauchte das Flusswasser in ein Rosa, das dem des festhängenden Treibguts ähnlich war. Und doch passte das rhombenförmig abgesteppte Kleidungsstück nicht in das malerische Idyll dieser morgendlichen emsländischen Angelstelle. Eine Jacke, ein Fremdkörper aus Kunstfaser, weggeworfen, vergessen, verloren oder davongeweht. Und wasserfest. Sollte sie angefangen haben sich vollzusaugen, so würde sie nun von den Zweigen des Gebüsches an der Oberfläche gehalten. Ein Abtauchen war unmöglich. Sie blieb hängen und gesellte sich zu einer alten Plastikflasche, Treibholz und abgebrochenen Ästen.

      Die Bäume hinter der Böschung rauschten im Wind und nur wenige Vögel zwitscherten eine gleichförmige Melodie. Kein intensiver Balzgesang wie noch vor wenigen Monaten, als der Frühling in diesen platten nordwestdeutschen Landstrich einzog. Doch der Gesang ließ erahnen, dass es wieder ein schöner sonniger Tag werden würde, wie schon die vorangegangenen in dieser heißen Juliwoche. Zum Vogelgezwitscher gesellte sich das ferne Muhen der Kühe, die auf den zum Wasser hin abfallenden Weiden am Ufer der Ems grasten. Die Kühle der Nacht verschwand nur langsam und mit den Sonnenstrahlen stieg ein süßlicher Duft aus den vertrockneten Grasflächen auf, die die sonnenbeschienenen Böschungen bedeckten. Der Wind trieb den typischen leicht modrigen Geruch des Flusswassers an den Strand herüber, an dem die beiden Angler saßen. Ihre Silhouetten hoben sich grau gegen den prächtigen Morgenhimmel ab. Sie saßen auf Hockern, nebeneinander, unbeweglich wie Statuen, auf das Wasser starrend als meditierten sie.

      „Hast du das gesehen?“, fragte der eine, ein junger Mann, bekleidet mit Fleecepullover und dunkelgrünen Gummistiefeln. Der andere, ein älterer bärtiger Mann in Wachstuchjacke, begann seine Angel mit einem Köder zu bestücken. Er fluchte plötzlich, fuchtelte mit der Hand durch die Luft, in der der Haken mitsamt Angelschur steckte. Dann beförderte er schmerzverzerrt den Widerhaken heraus und steckte den Daumen in den Mund, damit das Blut nicht heruntertropfte.

      „Gesehen? … Was gesehen?“, fragte er genervt.

      „Na, da hinten! Im Gestrüpp. Da schwimmt was. Ne Jacke, oder so.“ Der Alte blickte kurz in die ihm angezeigte Richtung.

      „Joh! Nicht meine Farbe.“ Er lachte röchelnd in sich hinein.

      Der jüngere setzte das Starren aufs Wasser fort.

      „Die schmeißen da allen Scheiß rein“, sagte der Alte ein paar Minuten später. „Neulich haben sie bei Haverlands Wiese einen kompletten Grill aus‘m Wasser gezogen.“

      „Hhmm.“

      „Da lag noch Grillfleisch drauf.“

      „Is klar.“ Der Jüngere wirkte gelangweilt. Er kniff die Augen zusammen und fixierte die nun gleißend helle Wasseroberfläche am Anfang der Flussbiegung. Etwas bierflaschengroßes, weißschimmerndes schien sich aus der Lichtflut zu lösen und näherte sich in der Sonne glitzernd dem Ufer. Es tänzelte auf den Wellen wie ein verlassener Kahn. Zunächst kaum erkennbar, bewegte es sich dann schneller und erreichte bald die Angelstelle, an der es in Ufernähe vorbeitrieb. Er sprang auf und griff hektisch nach seinem Kescher, lief ein Stück über den Strand und konnte noch das Netz darüber ziehen und es an Land holen, bevor es um die nächste Biegung abgetrieben oder unter dem dichten Uferbewuchs unerreichbar geworden wäre. Er ließ es abtropfen und fummelte umständlich das Netz des Keschers herunter. Skeptisch besah er seinen Fang von allen Seiten.

      „Das is’n Schuh.“ Die Enttäuschung über die jämmerliche Ausbeute stand ihm ins Gesicht geschrieben.

      „Und was für einer!“ Wieder das röchelnde Lachen des Alten, das wie ein Automotor mir Startschwierigkeiten klang. Er war aufgestanden, um den seltsamen Fund zu betrachten. Der weiße Damensneaker war großzügig mit den verschiedensten Verzierungen besetzt. Kleine Perlen entlang der Schnürung und mehrere große Kristalle aus transparentem pinkfarbenem Kunststoff an den Seiten. Der junge Mann drehte den Schuh um, um das Wasser heraus zu kippen und sein Inneres zu inspizieren. Da war nichts außer Feuchtigkeit.

      „Größe 39“, stellte er fest. Dann warf er ihn desinteressiert hinter seinen Angelstuhl auf den Strand. Gerade als sie sich wieder auf ihre Hocker fallen ließen, trieb eine pinkfarbene Damenhandtasche mit Henkeln direkt auf sie zu. Sie sprangen auf. Der Jüngere hatte sofort seinen Kescher zur Hand. Er stapfte mit den Gummistiefeln ein Stück ins Wasser hinein, währen der Alte ihn anfeuerte.

      „Die kriegste noch!“ Er schaffte es, das schwimmende Damenaccessoire an Land zu befördern, ließ das Wasser ablaufen und öffnete den Reißverschluss. Er grinste, als er ein weißes längliches Damenportemonnaie zu Tage förderte, öffnete es und fand darin einige Geldscheine und Münzen.

      „Finger weg!“, befahl