Sonnenkaiser. Dirk Meinhard. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dirk Meinhard
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754172469
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Teil. Vorsichtig lenkte er den Kleintransporter vom Weg herunter auf das Feld. Sie hatten vorher nicht überprüfen können, ob der Boden tragfähig genug war und gingen das Risiko ein, sich hier festzufahren oder den Wagen zum Umkippen zu bringen. Dann würde der Fluchtweg beschwerlich werden.

      Der trockene Boden war für die Reifen von Vorteil. Der Wagen wippte über die in die Erde gegrabenen harten Furchen und rutschte immer wieder hin und her. Im Innern schepperte es wie in einer Besteckschublade. Ahmed traute sich nicht, das Tempo zu sehr zu erhöhen. So rollte der Transporter fast zu gemächlich über die brachliegende Fläche und stoppte neben dem Fundament des mittleren Strommasten.

      >>Los, raus mit Euch! Khaleb nach links, Mac nimmt die Mitte, ich gehe nach rechts! Beeilung!<<

      Ahmed sprang aus dem Wagen, seinen Rucksack in einer Hand. Den Motor ließ er laufen. Die anderen beiden öffneten die Hecktür von innen, kletterten nach draußen und warfen ihre Taschen über die Schultern. Über ihnen summte und brummte es nun so scharf, als würden Hornissenschwärme in der Luft kreisen. So schnell es ging, rannten Ahmed und Khaleb zu ihren Zielen.

      Mac hatte es deutlich einfacher. Er stapfte mit gedämpfter Eile die wenigen Meter zum mittleren Mast und kletterte über ein paar in den Beton eingelassene Metallbügel das Fundament hoch. Oben angekommen atmete er einmal tief durch und hielt auf den linken Stützpfeiler zu. Davor angekommen, öffnete er seine Tasche und nahm zwei kleine Pakete heraus, die er mit größtmöglichem Abstand übereinander an dem breiten Metallfuß befestigte. Mac warf einen Blick zum Kraftwerk hinüber, aber dort wirkte zumindest von seiner Position aus noch alles sehr ruhig. Er konnte sich nicht vorstellen, dass nicht längst jemand vor einem Bildschirm zu erkennen versuchte, was diese drei Gestalten an den Masten vorhatten. Eigentlich war es nicht schwer zu erraten.

      Mac legte an beiden Paketen einen kleinen Schalter um. Kleine Dioden leuchteten auf und zeigten die Bereitschaft der Funkzünder an. Dann stapfte er zum nächsten Stützpfeiler und wiederholte das Ganze. Er schaute zu Ahmed herüber, der gerade den linken Masten erreichte und dort am Fundament hochkletterte. Er befestigte dort ebenfalls mehrere Pakete und machte sie mittels Schalter scharf.

      Mac kletterte wieder vom Fundament hinunter und stieg als erster in den Wagen ein. Wie selbstverständlich nahm er auf dem Beifahrersitz Platz und warf seine Tasche in den Fußraum. Vorher nahm er einen kleinen Kasten mit einer Stummelantenne und mehreren Knöpfen heraus. Ober- und Unterteil des Gehäuses wurden mit Klebeband zusammengehalten. Heimische Bastelarbeit eben. Aber es kam sowieso eher auf den Inhalt an.

      Die Hinfahrt auf dem Laderaumboden war schon unangenehm genug gewesen. Während der nun bevorstehenden Fahrt wollte er dort auf keinen Fall noch mal sitzen.

      Er schaute wieder zum Kraftwerk herüber. Über das Gelände rasten zwei Fahrzeuge mit hohem Tempo Richtung der nächstgelegenen Ausfahrt. Man war aufgewacht und hatte verstanden, dass hier kein Picknick stattfand. Aus Macs Sicht fehlte der Situation ein wenig das Dramatische. Ein paar Sirenen, die laut losheulten, wären dem Ganzen angemessen gewesen.

      Seine Begleiter rannten bereits wieder zum Wagen zurück. Ahmed sprang hinters Steuer und warf seinen Rucksack zu Mac hinüber. Khaleb schaute angesäuert durch die Seitenscheibe und kletterte dann in den Laderaum. Ahmed kuppelte ein und gab Gas. Der Wagen ruckte nach vorne, bockte. Für einen Moment schien der Motor absterben zu wollen, dann kletterte die Motordrehzahl in die Höhe und der Wagen wurde schneller.

      >>Alles ok mit Euren Päckchen?<<, fragte Ahmed etwas außer Atem.

      >>Meine sind da, wo sie hingehören? Mac, was ist mit Dir? Hast Du es bis zum Mast geschafft oder hast Du nur im Wagen von hinten nach vorne gewechselt?<<, spottete Khaleb laut durch das laute Klappern und Knirschen der altersschwachen Karosse.

      Er wirkte trotz des Spurts von seinem Mast völlig ausgeruht. Khaleb krallte sich in die Haltegriffe, während der Wagen mit dem Heck in den Ackerfurchen hin und her sprang.

      >>Nein, alles in Ordnung!<<, erwiderte Mac, ohne auf Khalebs Kommentar einzugehen. Er ballte nur wütend seine Fäuste zusammen. Wäre er dem Marokkaner nicht körperlich so deutlich unterlegen gewesen, hätte er ihn längst einmal herausgefordert.

      Ahmed steuerte den Wagen immer noch parallel zur Straße über den Acker, dessen Ende in einigen Hundert Metern Entfernung in Sicht kam. Eine tiefe Furche schlug ihm fast das Lenkrad aus der Hand. In der zunehmenden Dämmerung legten sich immer längere Schatten über den Weg und es wurde für Ahmed schwierig, die Unebenheiten vor dem Wagen zu erkennen.

      >>Mac, wir sind doch weit genug weg! Zünde die Ladungen!<<, rief er, während er das Lenkrad mit aller Kraft festhielt.

      Mac nickte. Mit einem Druck des Daumens aktivierte er die Box. Eine kleine Diode flammte auf. Darunter befanden sich zwölf Tasten, auf denen mit weißer Farbe Zahlen aufgebracht waren.

      Ahmed warf einen Blick in den Rückspiegel. Ein SUV rollte hinter ihnen auf den mittleren Mast zu. Auf der Straße folgten ihnen bereits zwei andere Wagen auf gleicher Höhe. Gegen die gut motorisierten Verfolger war der Kastenwagen chancenlos.

      Mac drückte ein paar Tasten nacheinander. Mit einer Verzögerung von jeweils etwa einer Sekunde ertönten hinter ihnen Explosionen. Helle Lichtblitze flammten an den Stützpfeilern auf, bevor der SUV zum Stillstand kam.

      >>Verdammt, ich sehe hier nichts! Hat es funktioniert?<<, schrie Khaleb von hinten mit einer ordentlichen Menge Euphorie in der Stimme. Ahmed antwortete nicht. Er lenkte den Wagen nach rechts auf einen weiteren Feldweg.

      Sie hatten das Gelände vorher gut erkundet. Dieser Weg war ein Glücksfall für ihren Fluchtplan gewesen. Auf der Seite ihrer Verfolger endete er an einem Graben, der ihn von der Bundesstraße trennte und zu tief war, um mit einem Fahrzeug überquert zu werden.

      Der Kastenwagen ruckte ein paar Mal und beschleunigte dann wieder, allerdings unregelmäßig.

      >>Halte durch, Schrotthaufen<<, fluchte Ahmed.

      Mac schaute durch das Seitenfenster und beobachtete fasziniert, wie sich einer der Masten langsam in Richtung der gesprengten Stützpfeiler neigte. Stromkabel rissen in der Luft ab und versprühten Funkenschwärme. Der Mast neigte sich immer schneller und schlug dann mit der Spitze in den Zaun, der das Kraftwerksgelände umgab. Elektrische Entladungen zuckten am Zaun entlang. Ein zweiter Mast neigte sich ebenfalls.

      >>Wow, Volltreffer! Einer unten! Ein Zweiter folgt!<<

      Mac warf den Sender in den Fußraum und schlug mit der Faust in die Luft.

      >>Was ist mit dem Dritten?<<, fragte Khaleb, der sich an Macs Kopfstütze klammerte und versuchte, einen Blick durch das Seitenfenster zu werfen.

      Wieder ruckte der Wagen und wurde dann schlagartig langsamer. Fehlzündungen in schneller Folge verkündeten den nahen Tod des Motors. Dann rollte der Wagen aus.

      >>Dreck! Wir müssen zu Fuß weiter! Gib mir den Rucksack!<<

      Mac zog das Verlangte aus dem Fußraum. Ahmed riss ihm den Rucksack ungeduldig aus der Hand und sprang nach draußen. Khaleb rannte bereits am Wagen vorbei den Weg entlang, auch seine Tasche über der Schulter.

      Kurz warf er einen Blick auf die Strommasten. Einer lag am Boden, der mittlere war noch auf dem Weg, während der dritte in einer deutlichen Schräglage seine Position hielt. Funken sprühten an dem Mast entlang. Ahmed schaute sich nach Mac um, der verzweifelt die Schulter gegen seine Tür rammte.

      >>Steig aus! Was ist?<<, brüllte Ahmed und rannte zur Beifahrertür.

      >>Der Griff!<<

      Mac hielt mit verzweifeltem Blick den abgerissenen Türgriff gegen die Frontscheibe.

      >>Steig auf der anderen Seite aus! Schnell!<<

      Ahmed tänzelte nervös hin und her Er warf einen Blick zur Straße. Die beiden Wagen hatten angehalten. Zwei Männer in dunklen Overalls rannten auf den liegen gebliebenen Kastenwagen zu. Sehr lange würden sie nicht benötigen, um ihn zu erreichen.

      Ein