„Wieso nicht?“ „Dennis ist ein Hüne. Fast 2 Meter lang. Ein Muskelpaket. Total durchtrainiert. Er ist Kraftsportler. Gewichtheben und sowas.“ „Neigt er zu Gewalt?“ „Nein! Überhaupt nicht! Das ist ein sanfter Riese. Ein liebevoller Mensch. Sagte ich doch schon. Der tut keiner Fliege was. Für den lege ich die Hand ins Feuer.“ „Was ist er von Beruf?“ „Er arbeitet bei der Stadtverwaltung. Beim Bauamt. Sachbearbeiter für .... keine Ahnung!“ „Wie lautet sein Nachname?“ „Jakobs.“ „Und der von Carola?“ „Siemers. Ich schreibe Adressen und Telefonnummern auf, wenn ihr wollt.“ „Das ist nett, vielen Dank.“ Lola beschriftet einen Zettel, den sie Merle reicht.
„Ja, ich denke, wir sind fürs Erste fertig. Oder hast du noch Fragen Lena?“ „Nein. Vorerst nicht. Ich lasse meine Visitenkarte da. Falls dir was einfällt, Lola, ruf mich an.“ „Darauf kannst du dich verlassen, dass mir was einfällt!“, grinst sie vielsagend, haucht einen Kuss auf das Kärtchen, bevor sie es in ihren Ausschnitt steckt.
Dennis.
Im Auto fragt Merle breit grinsend: „Sag mal, was war das denn?“ „Was?“ „Lola hat dich volle Granate angebaggert!“ „Ach? Ist das so?“, gibt sich Lena betont ahnungslos. „Hab ich gar nicht mitgekriegt!“ „Haha! Jetzt hör aber auf! Verarschen kann ich mich alleine!“
Lena lacht über die Bemerkung, greift zum Gurt und schnallt sich an. Merle sitzt mit verschränkten Armen auf dem Fahrersitz und stiert ihre Kollegin an.
„Was ist? Übst du Röntgenblick? Fahr los. Worauf wartest du?“ „Gibs zu!“ „Was?“ „Lola gefällt dir!“ Stille. „Hallo?“ Schweigen. „Los sag!“ Ruhe. „Erde an Lena. Bitte melden!“ Statt Antwort zu geben singt Lena: „Sie ist die fesche Lola, die Schönste im Salon ....“ „Ja! Du magst Lola!“, jubelt Merle und trommelt aufs Lenkrad. „Ich habe es gewusst! Jippi Ja Yeah Schweinebacke!“
„Wenn du dich beruhigt hast, gib mir bitte Lolas Zettel mit den Adressen. Ich rufe diese Carola an.“ Grinsend übergibt Merle die Notiz. Lena tippt Carolas Handynummer. Sie schaltet auf Lautsprecher, um Merle mithören zu lassen.
„Hallo?“, meldet sich eine Frauenstimme. „Moin. Spreche ich mit Carola Siemers?“ „Ja, ... das bin ich.“, lautet zögernd die Antwort. „Mein Name ist Lena Schösteen. Ich bin Oberkommissarin der Kriminalpolizei.“ „Ist was passiert? Mit Dennis?“ „Nein, keine Sorge. Frau Siemers, ich möchte sie in einer polizeilichen Angelegenheit sprechen. Wo halten sie sich derzeit auf?“ „In der Berufsschule. Wir haben Pause.“ „Conerusschule?“ „Ja genau.“ „Ich befinde mich in der Nähe. Können wir uns unterhalten?“ „Nein. Das geht nicht, wir schreiben in der nächsten Stunde eine Arbeit.“ „Wann haben sie Schulschluss?“ „Um 13 Uhr.“ „Vorschlag. Um die Ecke ist die Pizzeria Palazzo. Kennen sie die?“ „Ja.“ „Treffen wir uns dort? 13 Uhr 15? Ist das für sie okay?“ „Ja, das passt. Wie heißen sie noch?“ „Schösteen. Lena. Oberkommissarin der Kripo.“ „Ist es wegen Samstagabend?“ „Das erzähle ich ihnen, wenn wir uns sehen. Viel Erfolg bei der Klausur. Tschüss Frau Siemers.“ „Dankeschön. Bis dann.“
Lena schaut auf Lolas Notizzettel. „Ich rufe Dennis Jakobs an.“ Sie tippt die Telefonnummer. Besetzt. „Jede Wette, Frau Siemers telefoniert mit ihm! Das kontrolliere ich.“ Im Register des Smartphones sucht sie die vorher gewählte Nummer von Carola und aktiviert sie. Besetzt. „Siehst du!“ „War zu erwarten.“, sagt Merle. „Sicher war es das!“ „Hättest du mit Lola nicht anders gemacht, oder?“, kichert Merle. „Also weißt du was!“, entrüstet sich Lena. „Du freches Stück! Macht Witze auf meine Kosten!“ Lachend haut sie Merle auf die Schulter. „Redet man so mit seiner Vorgesetzten? Für dich gibts heute keinen Nachtisch, damit du es weißt! Los jetzt! Wir fahren zum Revier und gehen ins Bauamt. Schauen wir uns den jungen Mann persönlich an.“
Merle parkt den Wagen auf dem Stellplatz der Kriminalpolizei. Von dort spazieren sie zum Nachbarhaus, in dem das Bauamt untergebracht ist. Im ersten Stock finden sie das Büro von Dennis Jakobs, wie das Schild an seiner Tür ausweist. Lena klopft an.
„Herein.“, tönt es von innen. Sie treten ein. „Moin Herr Jakobs. Schösteen und Jörgisdottir. Kriminalpolizei.“ Er steht auf, reicht zur Begrüßung die Hand. Wie Lola beschrieb, ist er ein Riese.
„Bitte nehmen sie Platz, was kann ich für sie tun? Möchten sie etwas trinken?“ „Nein Danke. Ich komme gleich zur Sache. Herr Jakobs, ihre Lebensgefährtin Frau Siemers teilte ihnen telefonisch mit, dass wir mit ihr Kontakt aufnahmen?“, beginnt Lena das Gespräch. „Ja. ... Vorhin. Woher wissen sie das denn?“, staunt er. „Wir sind die Kripo.“ Er lacht bemüht.
„Herr Jakobs. Wir möchten uns mit ihnen über den Vorfall Samstagabend im BOOTSHAUS unterhalten.“ „Deshalb sind sie zu mir gekommen? Wurde ich angezeigt?“ „Nein.“ „Was wollen sie dann von mir?“ „Schildern sie uns, was vorfiel.“
„Na gut. Ich unterhielt mich mit Hein de Beers. Das ist ein Segelkamerad. Ich stand mit ihm an einem Stehtisch. Ich beobachtete, das Thilo van der Leuwen meine Freundin am verlängerten Rücken betatschte. Sie schob seine Hand weg und trat einen Schritt zur Seite. Daraufhin beugte er sich zu ihr, fasste unter ihren Rock. Carola schrie auf, schlug seinen Arm weg und sagte, er soll die Finger bei sich behalten, oder sie klebe ihm eine. Thilo stand auf, packte sie, setzte sich wieder und zog sie dabei auf den Schoß. Mit dem linken Arm umklammerte er sie, mit rechts befummelte er ihre Brust. Da war ich schon auf dem Weg dorthin. Wie er mich sieht, lässt er Carola los. Sie springt zur Seite. Ich schnappe den Drecksack am Kragen. Er lacht höhnisch und ruft: Schaut mal Leute, Tarzan ist wieder da! Dann macht er Affengeräusche, haut sich auf die Brust und spuckt mir ins Gesicht. Da schubse ich ihn Richtung Stuhl. Er stürzt und fängt an zu jammern.“
„Was sagte er?“ „Mein Arm, mein Arm. Das zahl ich dir heim. Ich verklag dich. Das wirst du teuer bezahlen. Du wirst deines Lebens nicht mehr froh.“ „Was geschah weiter?“ „Lola kam. Sie schmiss die Clique raus. Ich bin mit Carola in die Küche gegangen, um sie zu beruhigen. Das war alles.“
„Herr Jakobs. Wir möchten, dass sie ihre Darstellung zu Protokoll geben. Kommen sie dazu aufs Revier.“ „Zeigte Thilo mich also doch an? Oder warum soll ich eine Aussage machen?“ „Bedauerlicherweise sieht die Sachlage anders aus, Herr Jakobs. Herr van der Leuwen wurde vergangene Nacht tot aufgefunden.“
„Thilo ist tot? Ich war das nicht. Er ist zwar ein Arsch, aber ich bringe doch keinen um!“ „Ich sprach nicht von Mord, Herr Jakobs. Ich sagte, er wurde tot aufgefunden. Wieso gehen sie sofort von Mord aus?“ Er stammelt: „Ich, ... ich dachte, ... weil sie, ... von der Kripo sind ....!“
Dennis Jakobs zeigt Stressreaktionen. Er schwitzt, ist nervös. Auf seiner Stirn bilden sich Schweißtropfen. Lena macht Druck: „Gehen wir einmal davon aus, Thilo van der Leuwen wurde ermordet. Sie haben ein Motiv Herr Jakobs. Er begrapschte ihre Freundin, beleidigte sie in der Öffentlichkeit, verhöhnte und bespuckte sie. Morde werden schon aus geringeren Beweggründen verübt.“
„Aber ich doch nicht! Sie müssen mir glauben! Ich versaue mir doch nicht das Leben.“ Er setzt sich kerzengerade auf, faltet die Hände, erklärt: „Carola und ich. Wir planen unsere Zukunft. Wenn sie mit der Lehre fertig ist, heiraten wir. Wir wollen bauen und Kinder. Mindestens vier. Das setze ich nicht aufs Spiel wegen diesem eitlen Pfau! Das setze ich für nichts und niemanden aufs Spiel!“
„Haben sie ein Alibi für den gestrigen Abend?“ „Allerdings! Das habe ich!“ Ein Lächeln zeigt sich in seinem