Jenseits der Zeit - Historischer Mystery-Thriller. Michael Vahlenkamp. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Vahlenkamp
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753180083
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sie in Oldenburg für solche Zwecke seit zwei Jahren eine Einrichtung besaßen.

      »Warum gehen wir nicht einfach zu unserer Ersparungscasse? Wenn ich es richtig verstanden habe, wurde sie für solche Zwecke gegründet.«

      »Hmm, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Eine gute Idee.« Herold kniff die Augen zusammen und kratzte sich am Kopf. »Wir müssen uns allerdings eine ziemlich große Summe leihen, und das, ohne irgendeine Sicherheit bieten zu können. Ich könnte mir vorstellen, dass ein privater Investor einfacher von unseren Plänen zu überzeugen wäre.«

      »Wie viel Geld brauchen wir denn?« Jacob hatte nicht den geringsten Hauch einer Vorstellung, was die Umbauarbeiten kosten könnten.

      »Na ja, allein das Wasser-Mühlenrad kostet 18 bis 20 Reichstaler. Dann ist es noch nicht mal zur Mühle transportiert und eingebaut. Die Anschaffung eines Mahlsteins, was ich für einen zweiten Mahlgang erwäge, wird bei etwa 3 Reichstalern liegen.« Während Herold aufzählte, welche Kosten entstehen würden, schrieb er die Zahlen untereinander auf das Papier. »Hinzu kommen die Arbeitslöhne für 2 bis 3 Gehilfen mit etwa 12 Grote je Mann und Tag, deren Verpflegung, unsere Verpflegung und sonstige Bedürfnisse, das alles für einen Zeitraum von schätzungsweise 4 Wochen. Dann brauchen wir noch Material für die Erweiterungen, Ersatzteile und den Pachtzins dürfen wir auch nicht vergessen. Vielleicht sollten wir auch einen kleinen Betrag für unerwartete Ausgaben einplanen.«

      Herold hatte nun viele Zahlen untereinander auf dem Papier notiert. Er zog einen Strich darunter und ermittelte die Summe. Obwohl das Rechnen nicht gerade Jacobs bevorzugte Disziplin war, schwante ihm schon bei den Einzelbeträgen Böses, und er erwartete mit Spannung das Ergebnis. Als er es sah, pustete er mit aufgeblähten Wangen die Luft aus.

      »90 Reichstaler!«, platzte er heraus, und er merkte selber, dass ihm der Schreck anzuhören war. »Das ist ja der Lohn von einem ganzen Jahr!«

      »Wie ich schon erwähnte: Wir brauchen eine große Summe«, sagte Herold.

      »Wer käme denn außer dieser Ersparungscasse in Frage, uns einen solchen Betrag zu leihen?«

      Herold kratzte sich am Kopf und stand auf.

      »Darüber habe ich mindestens genauso lange nachgedacht, wie über die Umbauten der Mühle. Und mir ist jemand eingefallen. Ein früherer Freund unseres Vaters.«

      »Ein Freund von Bernhard?«

      »Nein, ich meine nicht unseren Stiefvater, sondern unseren leiblichen Vater. Ich war damals noch ziemlich klein, aber wenn ich mich recht erinnere, beteiligte sich dieser Herr an allerlei Geschäften. Ein Versuch wäre es wert.«

      Jacob sah seinen Bruder ungläubig an. Er hatte noch nie davon erzählt, dass er frühere Freunde ihres Vaters kannte. Und nun wollten sie einen solchen sogar um Geld bitten. Er war gespannt, wie das enden würde.

      Heute

      Marko steckte den Putter in die Golfbag, fasste sie am Griff und zog sie über den Rasen hinter sich her. Auf dem Grün hatte er nur noch einen Versuch gebraucht, wodurch er bei dem letzten Loch einen Schlag unter Par geblieben war. So hatte er insgesamt heute 81 Schläge gemacht, also 9 über Par. Damit war er einigermaßen zufrieden.

      Endlich bei seinem Porsche angekommen, verstaute er die Golfbag auf dem Rücksitz und zündete sich erst noch eine Zigarette an, bevor er losfuhr. Man kaufte sich keinen Panamera für über zweihunderttausend, um darin zu rauchen.

      Er polierte gerade einen Fleck mit dem Ärmel seiner Golfjacke von der Motorhaube, als ein Golfkollege auf ihn zu marschierte. Auch das noch: Der hatte seinen Audi TT direkt neben ihm abgestellt. So war ein Gespräch mit diesem Schwachkopf wohl unvermeidbar. Marko überlegte, ob er schnell ins Auto schlüpfen sollte, bevor er bemerkt wurde, aber dann hätte er die halb aufgerauchte Zigarette wegwerfen müssen. Das kam nicht in Frage.

      Also musste er da jetzt durch. Dieser spezielle Blödmann unterschied sich von den anderen Blödmännern im Golfclub dadurch, dass er Marko immer vollschwafelte. Er ließ sich nicht einmal davon abschrecken, dass Marko zu ihm besonders unfreundlich und herablassend war. Wie hieß er noch gleich: Jens, Hans ... na ja, wen interessierte das?

      »Oh, hallo Marko.«

      Allein wie der schon sprach, mit seiner nasalen Stimme.

      »Hallo Jens.«

      »Dass du dir meinen Namen auch nie merken kannst.« Er kicherte dümmlich. »Ich heiße doch Werner.«

      »Ach ja, Jens ist ja der andere Kleinwagen-Fahrer.«

      Werner lachte laut los.

      »Immer am Scherzen, was?«

      »Wie kommst du darauf?«

      Wieder dieses dämliche Lachen. Marko sah ihn an, als wäre er ein Studienobjekt. Interessant, wie dieser Armleuchter reagierte, wenn man ihn verarschte.

      »Wo ich dich gerade treffe ...« Oh nein, jetzt ging die Schwafelei erst richtig los. Er warf einen Blick auf seine Zigarette. Noch etwa ein Viertel übrig, nicht einzusehen, sie schon wegzuwerfen. Er nahm einen weiteren Zug. »Wir wollen doch abstimmen, welche Investition als Nächstes im Club getätigt wird: das neue Clubhaus oder ein neues Driving Range. Wofür wirst du stimmen?«

      Mein Gott, die sollten ihn mit dieser Kacke in Ruhe lassen, er wollte einfach nur Golf spielen. Er musste ein Gähnen unterdrücken.

      »Ich habe mich noch nicht entschieden.« Weil es ihm völlig egal war.

      »Nein?« Werner kam näher und beugte seinen Kopf vor, als müsste er ihm etwas Vertrauliches erzählen. Seine Golfbag hatte er hinter seinem Audi gelassen. Sie standen jetzt zwischen den beiden Autos. »Nicht, dass ich dich beeinflussen will, aber soll ich dir verraten, wofür ich bin?«

      Eigentlich nicht, dachte Marko.

      »Das lässt sich wohl nicht vermeiden«, sagte er stattdessen.

      »Ich bin für die neue Driving Range. Die alte ist nicht etwa schlecht, aber wir könnten gut eine zweite gebrauchen, dann hätten wir eine für die Anfänger und eine für die alten Hasen. Und die Kosten dafür lägen voll im Budget und wir bräuchten nichts dazu zahlen, wie bei einem neuen Clubhaus. Was meinst du? Wir könnten endlich ungestört lange Schläge üben.«

      Marko nahm den letzten Zug von seiner Zigarette, warf den Stummel auf den Boden und zertrat ihn.

      »Was ich meine?« Er öffnete die Fahrertür seines Porsches. »Nun, ich bin dir wirklich dankbar, dass du mir bei meiner Entscheidung geholfen hast.« Auf Werners Gesicht machte sich ein zufriedenes Grinsen breit. »Ich werde für das neue Clubhaus stimmen.«

      Das Grinsen verschwand schlagartig und wurde von einem irritierten Stirnrunzeln ersetzt.

      »Aber du weißt doch, dass wir ein paar Tausend Euro dazu zahlen müssten.«

      Marko setzte sich auf seinen Fahrersitz. Jetzt war es an ihm, zu grinsen. Werners verdattertes Glotzen war zu köstlich.

      »Was soll’s. Die sollen mir einfach die Rechnung schicken.«

      Er rückte die Ray-Ban zurecht, zog die Tür heran und drückte den Start-Knopf. Der satte Sound des Panamera erzeugte ein wohliges Kitzeln in seinem Magen. Als er losfuhr, hatte er den Schwachkopf schon fast wieder vergessen.

      Vor Markos Haus auf dem Parkplatz an der Straße stand ein silber-metallic-farbener S-Klasse-Mercedes. Das konnte nur der Anwalt seines Vaters sein, der zwar immer ein neues Auto fuhr, aber seit einer Ewigkeit das gleiche Modell. Wenn der ihm hier auflauerte, war das Jahr wohl wieder rum. Das fehlte ihm heute noch.

      Marko wartete, bis das elektrische Tor die Auffahrt freigab, und fuhr dann hinein. Im Rückspiegel sah er, wie der Alte aus seinem Wagen ausstieg und unbeholfen durch das Tor eilte, bevor es wieder geschlossen war.

      »Moin Marko«, rief er ihm schon von Weitem zu, sobald Marko die Fahrzeugtür geöffnet hatte.

      »Moin