The unseen souls. Delia Muñoz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Delia Muñoz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738053142
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schnaubte er.

      Augenblicklich flammte Wut in Jen auf und sie hätte Nico am liebsten geschlagen. „Bitte, hab ich gern gemacht!“, blaffte sie, und bevor sie sich beherrschen konnte, schrie sie los: „Ich hab dir gerade verdammt noch mal aus einer Schlägerei geholfen und du könntest vielleicht einmal in deinem Leben deine arrogante Art beiseiteschieben und dich bedanken! Oder ist das zu viel verlangt?!“ Sie holte tief Luft und versuchte, ihren aufgebrachten Herzschlag zu beruhigen. „Und dann erklärst du mir, was zur Hölle da los war!“, fügte sie etwas leiser hinzu, aber dennoch viel zu laut. „Wieso rennst du vor deinem Date weg?! Und was, Mr. Asozial, habe ich dir angetan, dass du mich so hasst?“ Ihre Hand an seinem Hemd zitterte vor Zorn.

      Nico schnappte erstaunt nach Luft und starrte sie mit großen Augen an. Er sah aus, als habe Jen ihm einen Kessel Wasser über den Kopf gegossen.

       Mist, habe ich ihn ernsthaft 'Mr. Asozial' genannt?

      „Ich hasse dich nicht!“, widersprach er dann erstaunlich ruhig und erst jetzt fiel Jen auf, dass er an der Wange blutete. Sie zog besorgt die Augenbrauen zusammen, wartete aber immer noch auf eine längere Antwort von Seiten Nicos. Mit nur diesem Satz würde er nicht davonkommen - sie hatte endgültig die Nase voll von seiner kurzatmigen Art.

      „Und... Danke, dass du, hm, mir geholfen hast...“, stammelte er und wurde tatsächlich rot. Er räusperte sich und setzte hinzu: „Und… ich hasse dich wirklich nicht. Tut mir leid, dass ich, ähm, mich so benommen habe…“ Er brach den Blickkontakt ab und schaute an Jen vorbei.

      Ach, und wenn du mich nicht hasst, wieso tust du dann so?, dachte Jen misstrauisch.

      „Bitte“, murmelte sie ein wenig besänftigt. Als Nico keine Anstalten machte, ihr eine Erklärung für die Schlägerei zu liefern, sondern sich damit begnügte, sie anzustarren, fragte sie verunsichert: „Was starrst du so?“

      „Du bist auch eine unsichtbare Seele“, stieß er atemlos hervor.

      Jen runzelte die Stirn und nahm die Hand von seinem Kragen. „Bitte?“

      „Komm mit.“ Er warf einen beunruhigten Blick nach hinten und zog sie am Arm die Gasse entlang, in die Jen ihn geführt hatte. Sein Griff um ihren Arm war fest und verkrampfte sich immer mehr. Jen beeilte sich, ihm zu folgen und betrachtete ihn von der Seite, um zu schauen, wie tief die Wunde war.

      „Du bist verletzt“, bemerkte sie leise.

      „Das ist unwichtig.“ Er schüttelte sich die Haare ins Gesicht und verstärkte den Druck auf ihrem Arm.

      Jen presste die Lippen aufeinander, Nico hatte ganz schön Kraft. „Du tust mir weh.“

      Erschrocken ließ Nico sie los. „Tut mir leid.“ Er warf ihr einen Blick zu. „Wir müssen weg von Mel und Jason. Sie sind jetzt bestimmt auch hinter dir her.“

      Jen beschleunigte das Tempo, damit sie mit Nicos langen Schritten mithalten konnte. Was meinte er mit 'auch hinter dir her?'. Vielleicht war er ja paranoid...

      Abrupt hielt Nico an und Jen lief beinahe in ihn hinein. Jen sah sich um und staunte nicht schlecht, als sie vor sich das Haus Lupos erkannte. Wo waren sie nur durchgegangen? Sie waren in kaum fünf Minuten von der Stadt zum Haus Lupos gekommen; anscheinend wusste Nico da eine Abkürzung, die Jen in den letzten fünf Jahren übersehen hatte. Interessant.

      „Hier rein.“ Nico vergeudete nicht viel Zeit mit Staunen, öffnete die Tür und ließ sie vor. Im Dachboden angekommen setzten sie sich auf eine Kommode und Nico begann mit einem Seufzer zu erklären: „Du und ich sind unsichtbare Seelen. Ich hab’s mir schon gedacht, als ich dich zum ersten Mal sah, deshalb ging ich dir aus dem Weg. Wollte ich dir aus dem Weg gehen“, korrigierte er sich und fuhr sich nervös mit der Hand durch die Haare. „Melissa und Jason haben ein Serum entwickelt, um unsichtbaren -“

      „Moment mal“, unterbrach Jen ihn. „Was ist eine unsichtbare Seele?“

      Nico schaute sie verblüfft an. „Das weißt du ni... Ich meine, das sind Menschen, die teleportieren und sich unsichtbar machen können.“

      Jen krallte sich an der Kommode fest. Es gab also einen Namen für ihre Spezies. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie das positiv oder negativ aufnehmen sollte. Nicos Worte dröhnten in ihrem Kopf: eine unsichtbare Seele... teleportieren...

      „Und Melissa und Jason und ihre Leute, die Seelenjäger, wollen uns die Kraft rauben und zu ihren Zwecken gebrauchen. Dafür haben sie ein Serum entwickelt, mit dem sie uns die Kräfte entziehen können. Ich weiß auch nicht viel... Aber ich wollte nicht, dass sie dich entdecken und hab deshalb versucht, dich auf Abstand zu halten - was offensichtlich nicht geklappt hat. Auch wenn ich nicht sicher war, ob du tatsächlich eine unsichtbare Seele bist...“ Er hielt inne und lächelte sie anzüglich an. „Normalerweise kann ich ganz charmant sein“, behauptete er und lachte.

      Jen grinste und lockerte den Griff um die Kommode. „Und was machen sie, wenn sie uns kriegen?“ Ihre Stimme zitterte.

      „Davon abgesehen, dass sie uns die Kräfte stehlen? Ich weiß es nicht. Aber sie scheinen nicht friedlich gestimmt zu sein... Die beiden, die uns angegriffen haben, waren vielleicht 'nur' Teenager, sind aber sehr gefährlich.“

      Jen wurde allmählich schwindelig. Zwar wusste sie jetzt, dass sie nicht die einzige mit Superkräften war, aber da gab es offenbar auch Leute, die gegen sie arbeiteten. Das konnte sie echt nicht brauchen. Andererseits hatte sie endlich eine Antwort, wieso Nico immer so unhöflich zu ihr gewesen war; er wollte sie nämlich nicht auf die Liste der Seelenjäger setzen, indem er sich mit ihr blicken ließ. Das war eine um einiges bessere Lösung, als dass er sie nicht mögen würde. Und dieser Gedanke stimmte Jen um all die anderen aufwühlenden Informationen herum doch ein wenig glücklich und erleichtert. Doch sie musste beim Thema bleiben. Bei den Seelenjägern, die sie verfolgten. „Gibt es viele unsichtbare Seelen? Und wie wurden Melissa und Justin, - äh, Jason, oder wie auch immer - auf uns aufmerksam?“

      Nico ließ sich Zeit mit der Antwort. „Hm, gute Frage“, meinte er dann bedächtig. „Aber nachdem ich die Kraft hier bekommen habe, hab ich ... äh ... geträumt, dass es da Leute gab, die unsichtbare Seelen suchen und verfolgen und dass ich es nicht weitererzählen darf.“ Er wandte den Blick ab und errötete, offenbar war es ihm peinlich, diese Informationen via einen Traum erfahren zu haben.

      Ihr war es jedoch im Moment völlig egal, wie er gewarnt wurde, sie wünschte sich eher, dass auch sie einen Traum erhalten hätte.

      Denn in diesem Moment begriff Jen, wie sie ihre Kräfte bekommen hatte. Plötzlich war das alles ganz logisch und Jen konnte sich nicht erklären, weshalb sie das nicht früher erkannt hatte. Das war die einzige Erklärung! So froh darüber, endlich Einsicht bekommen zu haben, plapperte sie mit klopfendem Herzen los. „Ich hab zwar nichts geträumt“, meinte sie aufgeregt und brachte ihn somit noch mehr in Verlegung. Rasch sprach sie weiter: „Aber du... du hast diese Kräfte auch hier bekommen? Im Haus Lupos?“

      Nico nickte.

      „Wie...? Also, ich ging vor fünf Jahren da rein, weil ich es aufregend fand-“ Nico lachte leise und Jen warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, bevor sie ihre Erklärung weiterführte: „und da lag eine Frau in einem Bett, und außer ihrer Hand, die in einem schwarzen Handschuh steckte, konnte ich nichts von ihr sehen. Die Decke hatte sie vollkommen bedeckt. Dann hat sie meine Hand berührt und gesagt verrate niemandem was. Und ich hab Angst gekriegt und bin abgehauen und zu Hause bewusstlos geworden und hab nur meiner Mutter und Lucy davon erzählt und...“ Sie verstummte und merkte, wie lächerlich ihre Erklärung klang und wie Recht Gollum damit hatte, wenn er sagte, sie benutze zu viele 'und's.

      Nico aber hatte ihr aufmerksam zugehört und sagte jetzt trocken: „Hm, das hat dich offenbar nicht davon abgehalten, jeden Tag hierhin zu kommen.“

      Jens Blick verdüsterte sich, als sie seinen belustigten Unterton bemerkte. „Wie war's bei dir?“, blaffte sie, bevor sie sich zurückhalten konnte. Offenbar hatte er trotzdem nicht nur charmante Seiten, auch wenn er jetzt beschlossen hatte, dass es nichts mehr brachte, wenn er sie auf