Love is not a Choice. Delia Muñoz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Delia Muñoz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753195322
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dann mit meinem Freund. Ich liebte Nate, das war keine Frage. Warum also konnte ich ihr keine klare Antwort geben? »Ähm…«, sagte ich äußerst geistreich. »Doch, klar.«

      Louisa winkte schnell ab. »Tut mir leid, ich stelle zu persönliche Fragen.«

      Ich lachte, war aber erleichtert, dass sie die Spannung aufgelöst hatte. »Schon okay.« Ich deutete nach vorne auf das Kino. »Hier rein.«

      In der Tat kannten wir uns erst seit zweieinhalb Tagen, aber es fühlte sich an wie Monate. Ich hatte das Gefühl, Louisa schon ewig zu kennen und ihr alles anvertrauen zu können. Und das, obwohl ich sonst nicht leicht vertraute. Lag das an ihrer offenen Art, die jeden einzuladen schien? An ihrem Charme, ihrer fröhlichen Ausstrahlung? Oder ihrer Begabung, in mich hineinzusehen und meine Gefühle zu lesen? Es war beinahe schon beängstigend, aber ich fühlte nichts anderes als Geborgenheit.

      Ich kümmerte mich um die Tickets und stellte sicher, dass wir den Rabatt bekamen. Dann kauften wir uns eine Packung Nachos zum Teilen und begaben uns in den Kinosaal. Wir suchten uns einen Platz in der Mitte des Saales und Louisa schob die Lehne zwischen uns hoch, damit wir die Nachos dort platzieren konnten. Sie hatte sich anscheinend gar nicht informiert, worum sich der Film drehte, denn jetzt stellte sie mir Fragen zum Inhalt.

      Ich musste lachen. »Warst du so begeistert über den Rabatt, dass du den Trailer gar nicht angeschaut hast?«

      »Nein!«, widersprach sie empört. Dann sprach sie etwas leiser. »Ich war bloß so begeistert über Kino mit dir, dass ich mir den Trailer gar nicht angeschaut habe.«

      Mein Herz klopfte wie verrückt. Kino mit mir. Was an mir fand Louisa so interessant, dass sie mir ein derartiges Kompliment machte nach bloß zwei Tagen Bekanntschaft? Ich war vielleicht nicht langweilig, aber ich war auch nicht die, auf die sich alle stürzten. Doch Louisa schien das anders zu empfinden. Ich spürte einen Schauer und merkte erst dann, dass Louisas Hand in der Nachopackung leicht zu zittern schien. Bevor die Spannung zu groß wurde, ging der Beamer an.

      Unsere Köpfe drehten sich nach vorne und wir warteten gespannt darauf, dass der Film begann. Während noch die Werbung lief, beugte ich mich etwas zu Louisa herüber und berührte ihre Hand, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. »Es ist eine Mischung aus Komödie und Liebesdrama.«

      Louisa drehte ihren Kopf zu mir, ihre Augen schauten mich intensiv an. Ich hatte fast das Gefühl, dass sie unter meiner Berührung zusammengezuckt war. »Das ist perfekt«, meinte sie, doch ihr Blick bewegte sich unruhig auf und ab. Ihre braunen Augen erinnerten mich an flüssiges Karamell.

      »Gut.« Ich nahm erleichtert meine Hand zurück und drehte mich wieder zur Leinwand um. Aber ich spürte, dass Louisa mich immer noch betrachtete, und ich fragte mich, was sie dabei dachte. Etwas nervös zupfte ich an meinem Top herum und widerstand der Versuchung, zu Louisa zu schauen. Stattdessen machte ich es mir in dem Sitz bequem und bald begann auch schon der Spielfilm.

      Ich war erleichtert, als ich merkte, dass Louisa der Film gefiel. Schließlich hatte ich ihn ausgesucht und fühlte mich daher irgendwie verantwortlich. Doch wir lachten an denselben Stellen und schauten uns in denselben Momenten vielsagend an, wenn klar war, dass es romantisch werden würde. In den ersten paar Minuten flüsterte Louisa mir zu: »Der geht fremd. Der geht hundertprozentig fremd.« Und in der Mitte des Filmes bekam sie zu meiner Überraschung tatsächlich recht. Anerkennend schaute ich zu Louisa. »Wie hast du das gemerkt?«, wollte ich wissen.

      Louisa zuckte mit den Schultern und ein Grinsen verzog ihre Lippen. »Ich sah es an seiner Haltung, als sie einander gegenübersaßen. Er war nicht seiner Frau zugewandt, sondern schaute an ihr vorbei.«

      Ich hob die Augenbrauen. »Beeindruckend.«

      Louisa schenkte mir ein Lächeln und schaute kurz an mir herunter. »Du glaubst nicht, wie viel man anhand der Körpersprache lesen kann.« Ihr Lächeln vertiefte sich und sie steckte sich gelassen einen weiteren Nacho in den Mund, als hätte sie nicht gerade etwas Zweideutiges gesagt. Ich schaute schnell zu den Nachos, da ich sie sonst weiter angestarrt hätte. Diese Frau. Sie war wirklich erstaunlich. Ich schnappte mir einen Nacho, darauf bedacht, Louisa dabei nicht zu berühren. Wir saßen so nah nebeneinander, dass die fünf Zentimeter Breite der Nachopackung das Einzige war, das uns voneinander trennte. Andererseits gab es auch Freundinnen, die direkt aufeinandersaßen, also war das wohl nichts Besonderes. Kurz dachte ich an meine beste Freundin Nora. Wenn wir bei ihr einen Filmabend machten, schliefen wir am Schluss meistens nebeneinander auf dem Sofa ein. Doch sie war wie jeden Sommer bei ihrer Familie in Italien und daher sah ich sie erst wieder in einer Woche in der Schule.

      Als der Abspann begann, lehnte ich mich zufrieden zurück. Die anderen Kinogäste erhoben sich, als sei der Teufel hinter ihnen her und strömten auf den Ausgang zu. Ich sah meistens den Nutzen nicht, sofort aufzuspringen. Stattdessen schaute ich Louisa an.

      »Und?«, sagte ich nur und lächelte. Mit einer Hand schob ich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr. Meine blonden Haare waren ein starker Kontrast zu Louisas schwarzen, fiel mir amüsiert auf.

      Louisa erwiderte das Lächeln. »Du hast einen guten Film ausgesucht.«

      »Danke, ich hab´ als professionelle Ticketverkäuferin halt ein Auge dafür«, grinste ich.

      »Das dachte ich mir schon«, meinte Louisa zwinkernd. »Gehört bestimmt zur Ausbildung.«

      Ich musste lachen und griff nach Louisas Hand, um ihr zu bedeuten, dass wir uns nun langsam auch zum Ausgang bewegen konnten. »Natürlich, ich muss zwangsläufig immer wieder Filme schauen«, witzelte ich auf dem Weg nach draußen weiter.

      »Oh je, das ist wirklich ein harter Job«, zeigte Louisa Mitleid.

      Ich quittierte ihren Kommentar mit einem Lachen und spazierte glücklich grinsend neben Louisa aus dem Saal. Als ich im grellen Licht des Kinoeingangs stand, wurde mir bewusst, dass die Zeit mit Louisa für heute bald vorüber war. Ich musste wahrscheinlich Mia abholen gehen und wir würden uns verabschieden müssen.

      »Alles okay?«, fragte Louisa, die gemerkt hatte, dass mein Lächeln etwas erloschen war.

      Ich nickte schnell und kramte mein Smartphone aus meiner Tasche.

      »Ja, ich muss nur schauen, ob meine Tante was geschrieben hat.« Als ich auf den Bildschirm schaute, sah ich, dass ich zwei SMS und einen verpassten Anruf hatte. Der Anruf sowie eine der beiden SMS waren von Nate und augenblicklich bekam ich Schuldgefühle. Ich hatte den ganzen Abend hindurch kaum an ihn gedacht. An der SMS sah ich, dass dies bei ihm nicht der Fall gewesen war. Er schrieb, dass er bald kein Netz mehr habe und sich daher erst am nächsten Tag wieder melden könne. Dazu hatte er mehrere Herzen geschickt. Doch ich verblieb nicht allzu lange auf seiner SMS, sondern wechselte danach zum Chat mit meiner Tante. Sie schrieb, dass Mia schon schlief, und schlug vor, dass ich sie am nächsten Morgen vor acht Uhr abholte, da sie arbeiten gehen müsse. Ich schrieb ihr rasch zurück, dass das okay war, und dankte nochmals für ihre Hilfe. Es war nun schon nach elf Uhr und es hätte mich gewundert, wenn Mia bis jetzt noch nicht geschlafen hätte.

      »Und …?«, fragte Louisa vorsichtig. Sie hatte respektvoll weggeschaut, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass sie auf meinen Bildschirm schaute. Doch sie wippte etwas nervös auf den Beinen hin und her.

      »Mia schläft und Nate hat noch versucht, anzurufen«, erwiderte ich und wieder erkannte ich eine Regung in ihrer Miene. Etwas an meinen Worten schien sie zu beschäftigen, denn sie wirkte auf einmal nicht mehr so unbeschwert wie noch vor noch fünf Minuten. Es schien, als sei ein Schatten über ihr Gesicht gehuscht. »Musst du irgendwann zu Hause sein?«, fragte ich sicherheitshalber nach.

      Louisa schaute nervös auf die Uhr. »Nein, aber die Bahn fährt mittwochs nicht bis spät. Ich muss mich wohl bald auf den Weg machen.«

      »Oh«, meinte ich bedauernd. »Wann fährt die letzte Verbindung denn?«

      »Heute um halb eins.«

      »Und wie lange brauchst du bis nach Hause?«

      »Etwa eine halbe Stunde.«

      »Und wie lange fährt die Bahn noch in die Stadt?«, fragte