Zukunft?. Mary Specter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mary Specter
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752910193
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      Sie trinkt den Cognac in einem Zug aus und stellt das Glas hart auf dem Tresen ab.

      „Allesamt Versager! Ich habe mit meinem Verstand und mit meinem Geld das alles hier geschaffen.“

      Sie breitet die Arme aus und geht einige Schritte bis in die Mitte des großen Raumes. Dort bleibt sie stehen. Ihre schlanke Gestalt sackt in sich zusammen.

      Bruno Bär, ihr Leibwächter, kann gerade noch verhindern, dass Nele auf den gläsernen Boden schlägt. Er legt sie sanft auf die ebenfalls weiße Ottomane. Der Schwächeanfall ist ebenso schnell vorbei, wie er gekommen ist.

      „Danke Bruno!“

      Die beiden hatten vor einiger Zeit ein Verhältnis. Nele hat es beendet, weil ihrer Meinung nach Bruno nicht standesgemäß ist.

      Oft schon hat sie diese Entscheidung bereut. Er hat sich hervorragend verhalten. Keine Szene gemacht und weiter selbstverständlich für ihre Sicherheit gesorgt. Nie wird sie den traurigen Ausdruck in seinen Augen vergessen, als sie ihm mitteilte, dass es besser für ihre Karriere sei, wenn sie sich trennen. Als Tochter sehr reicher Eltern ist sie es gewohnt, Forderungen zu stellen und diese auch erfüllt zu bekommen. Um etwas zu bitten, ist ihr fremd. Oft hat sie die Liebe der Mutter vermisst. Später ist es ihr dann egal. Aber sie weiß schon zu schätzen, dass ihre Wünsche immer erfüllt werden.

      Geld statt Liebe – ein schlechter Tausch!

      Viel später erst wird ihr das bewusst.

      Bruno ist in bürgerlichen Verhältnissen groß geworden. Er hat liebevolle Eltern und zwei Schwestern, die schon verstorben sind.

      Sein Stolz lässt es niemals zu, Nele zu bitten, mehr als nur ihr Leibwächter sein zu dürfen.

      Nele weiß, dass er sie noch liebt, aber sie wird den Anfang machen müssen.

      Bruno steht auf, um Nele ein Glas Wasser zu holen.

      „Bitte, bleib hier!“ Sie greift nach seiner Hand und gibt ihm zu verstehen, dass er sich neben sie setzen soll. Eine unendliche Sekunde lang schweigen beide.

      „Ich bin dir sehr dankbar, Bruno und ich weiß …“

      Die Finger des geliebten Mannes legen sich auf ihren Mund: „Du musst gar nichts sagen. Ich liebe dich und das wird sich nie ändern.“

      Tränen rinnen über Neles Gesicht - gegen ihren Willen.

      „Nimm mich in die Arme und halt mich ganz fest“, sagt sie mit zitternder Stimme.

      Diesmal gehorcht Bruno gern.

      Erich Reuter sitzt

      Erich Reuter sitzt den Kopf auf die Hände gestützt, fast lethargisch vor seinem Schreibtisch. Um ihn herum türmen sich wissenschaftliche Berichte und Tabellen. Sie sehen aus, als hätten Außerirdische sie erschaffen. Der grauhaarige Mann ist ein Genie.

      Aber sein Genius hilft ihm nicht weiter.

      „Diese Frauen sterben einen grausamen Tod. Sie werden fast alle nach Abschluss der Zellerneuerung schwanger. Aber warum setzt dann so rasend schnell der Verfall der Zellen ein?“

      Erich weiß nicht mehr, was er noch tun kann: Ich werde die Versuchsreihen absetzen, beschließt er für sich.

      Mit einer energischen Handbewegung fegt er die Tabellen und Berichte vom Tisch. Er erhebt sich mühsam.

      Seit Tagen hat er stechende Schmerzen.

      Sie einfach zu ignorieren, gelingt ihm nur mäßig. Er öffnet die Tür und hält erschrocken inne. „He, Erich!“

      Im Gang steht im Neonlicht Armin mit hochrotem Kopf und einer dicken schwarzen Mappe unter dem Arm.

      „Was willst du? Ich bin gerade im Begriff zu gehen!“

      Armin überhört die Bemerkung und drängt fast rücksichtslos an Erich vorbei. Er setzt sich ohne Aufforderung auf dessen Stuhl. Er legt die Mappe vorsichtig auf den Schreibtisch und blickt irritiert in die Unordnung. Seine weichen Wangen zittern, als er zu Erich aufblickt: „Was ist mit dir? Du benimmst dich in letzter Zeit sehr unprofessionell.

      Nicht nur ich muss das feststellen.“ Seine kleinen geröteten Augen fixieren den Kollegen.

      Erich stützt sich mit beiden Händen auf der Schreibtischplatte ab.

      Die schmale Distanz zwischen den beiden Männern bringt Armin aus der Fassung. Er schwitzt, seine Lider zucken.

      „Sag was, Erich, du machst mir Angst!“

      „Die sollten wir auch haben – Angst! Angst ist das elementarste Gefühl überhaupt!“

      Erich steht jetzt kerzengerade. Seine blauen Augen leuchten im Licht der Deckenlampe fast unnatürlich auf: „Wir haben versucht Gott zu spielen und dabei die Hölle erschaffen! Wir hätten es besser wissen müssen! Wie viele vor uns haben schon versucht das Alter auszutricksen, aber keiner hat es jemals geschafft!

      Wie können wir so naiv sein, Armin. Wir sind Wissenschaftler.“ Er starrt Armin an.

      Erich, mein Freund, du kannst nicht die ganze Welt retten. Du und ich, wir haben zu gehorchen. Die Chefin will endlich Ergebnisse haben. Wir brauchen diese Babys. Die Frauen müssen solange durchhalten, bis sie entbunden haben … danach …“, er macht eine hilflose Handbewegung.

      „Danach … können sie ruhig sterben …“, führt Erich seinen Satz zu Ende.

      Armin nickt.

      Der schmale grauhaarige Erich steht noch einige Zeit, wie zu einer Salzsäule erstarrt, da.

      Dann knöpft er seinen weißen Kittel auf und wirft ihn auf den Schreibtisch. Er geht ohne ein weiteres Wort aus der Tür.

      Dienstbeginn im Städtischen Krankenhaus in Chemnitz – Frühschicht

      Dienstbeginn im Städtischen Krankenhaus in Chemnitz – Frühschicht. Schwester Britta, eine Mittfünfzigerin, hastet mit wehendem Haar über den frisch gewischten, noch feucht glänzenden Flur.

      „Huch! gerade noch geschafft! Bitte entschuldige Karin, aber ich komme in der letzten Zeit so schwer aus dem Bett.“

      Sie beugt sich lächelnd zu Karin hinab: „Ich habe einen Mann kennengelernt. Er ist sehr nett und sieht auch noch gut aus. Mal sehen wie sich alles entwickelt. Ich lasse es langsam angehen.“

      „Sei aber vorsichtig Britta, du weißt, was in der Stadt zurzeit los ist. Die Frau, die den Angriff überlebt hat, ist auch liiert. Sie hat ihren Freundinnen von ihrer Eroberung berichtet und regelrecht geschwärmt. Jetzt liegt sie im Koma und fünf andere Frauen sind bereits tot!“

      Britta verdreht die Augen: „Glaub mir, keiner ist ungefährlicher als ...“

      Sie schlägt sich mit der flachen Hand auf den Mund: „Ich habe versprochen, keinem davon zu erzählen. Alle sollen es erst erfahren, wenn wir verlobt sind!“

      Ihre Augen strahlen.

      Britta sieht so glücklich aus, dass Karin nicht weiter bohren will. Das Mädchen hat etwas Glück verdient.

      „Weißt du was, wir haben heute einen Zugang bekommen. Eine Frau, die aussieht wie fünfundzwanzig, aber laut Befunden mindestens siebzig Jahre alt sein müsste.“

      Das Thema: „Verehrer“ ist damit abgeschlossen.

      Ein weiteres interessantes Thema beginnt.

      Es sind viele bewaffnet mit Knüppeln und Steinen

      Er will ihnen nichts tun. Nur weg!

      Sie haben einen Kreis gebildet und schlagen auf ihn ein. Er kann fliehen, aber er kommt nicht weit. Vor diesem Backsteinhaus mit dem kleinen Vorgarten bricht er zusammen.