Die letzte Zukunft oder Tränen der Galaxie. Holger Rutkiewicz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Holger Rutkiewicz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753144108
Скачать книгу
verknüpfen zu können.

      Stattdessen verfiel er zunehmend in eine Hilflosigkeit, die ihn erstarren ließ.

      An diesem Nachmittag kam Anrid etwas früher nach Hause, als es sonst üblich war. Aufgedreht und beinahe beschwingt sprach sie mit überlauter und hoher Stimme über den neuen Kollegen in ihrer Universität.

      Kotani hörte unkonzentriert und unaufmerksam ihrem beinahe singenden Wortfluss zu. Bis zu dem Augenblick, als er zwei Wortfetzen vernahm: Aabe‘ … und Soruno …

      „Entschuldige, ich war nicht ganz bei dir. Was war das mit Soruno und diesem Aabe‘?“

      Für einen Moment hielt Anrid inne. „Ein Sprachgenie, und irgendwie scheint er die Fragen zu erahnen, die man ihm stellen möchte, denn die Antwort erfolgt in einer abgewandelten Satzstellung. Der Tag verging heute neben ihm einfach wie im Flug.“

      Aufgedreht lief sie durch alle Räume und schien sich nicht beruhigen zu können.

      „Was sagtest du noch, wie sein Name sei?“ fragte Kotani begierig.

      „Er kommt aus oder von Soruno und ist ein Aabe‘, wirklich, so ein zuvorkommender und intelligenter Gelehrter hat uns immer gefehlt und ist eine echte Bereicherung für unser Institut. Nur schade, dass sein Aufenthalt von kurzer Dauer sein wird.“

      Kotani war nun doch etwas genervt, rieb sich erneut die Stirn und sagte unüberhörbar: „Soruno gibt es nicht.“ Da war er auch schon verschwunden, und seine Frau sah ihm nur fragend nach.

      Fast ein ganzer Zyklus war bereits vergangen, als die Schleuse von Kotanis Labor unverhofft geöffnet wurde. Zwei Männer wollten gerade eben den Raum betreten und wurden ad hoc gestoppt.

      „Nicht jetzt!“, rief Kotani überlaut, während er sein Experiment auf dem Bildschirm verfolgte und sich übermüdet über seine Augen wischte.

      Die beiden Herren sahen etwas nervös zu Kotani, und einer von ihnen sagte mit fester Stimme: „Ich stelle Ihnen ab heute diesen neuen Kollegen an die Seite. Zur Unterstützung sozusagen.“

      Kotani nickte flüchtig und starrte immer noch auf sein Experiment. Er bemerkte nicht einmal, dass sein Vorgesetzter das Labor bereits verlassen hatte.

      Der Neue stand dicht neben ihm und lugte ihm über die Schulter. „Hallo … das wird nicht funktionieren, mein Freund.“

      Kotani wurde erst heiß, dann kalt und fiel dann in sich zusammen, so sehr hatte er sich erschrocken. „Wer sind … was machen Sie in meinem Labor?“, stammelte er immer noch ein wenig zitternd.

      „Doran, Ihr Vorgesetzter, hatte mich Ihnen doch eben vorgestellt. Ich darf Sie demnach mit all meinen Kräften unterstützen, um unser gemeinsames Ziel zu verwirklichen.“

      Alle Hoffnungen lagen seit mehreren Zyklen auf dem Team von Doran, dem obersten Leiter dieses Centers. Wieder und wieder wurden akribisch und beinahe verzweifelt sämtliche Daten gefiltert und scheinbar sinnlose Experimente durchgeführt. Doch das Ende von Uribijen schien unaufhaltsam.

       Meere verbrennen, alles Leben zu Partikeln verkommen… nicht vorzustellen.

      Die Sonne hatte bereits ihren Zenit erreicht, als sich die Wissenschaftler im Gemeinschaftssaal körperlich stärkten. Nur so war es möglich, dem überdurchschnittlichen Druck standhalten zu können. Während Kotani in seinem Essen stocherte, bemerkte er, dass beinahe jeder um ihn herum auf den Neuen blickte, der ihm gegenübersaß.

      „So, so, meine Unterstützung. Das stärkt mein Selbstwertgefühl ja ungemein.“ Gerade wollte er noch ein wenig sarkastischer werden, als ihm vom Nachbartisch ein kaum hörbares tuscheln zu Ohren kam.

      „Er ist Aabe‘ und arbeitet nur mit Kotani …“

      „Ich hatte mir Ihnen im Labor gegenüber wohl einen kleinen Fehltritt geleistet. Entschuldigung. Ich bin Kotani und Sie sind?“

      „Ich komme aus Soruno…“

      Doch weiter kam der Neue nicht, als Kotani ihn bereits unterbrach. Ihre Blicke trafen sich, und für einen Augenblick schien die Zeit eingefroren zu sein.

      „Ein Aabe‘ an meiner Seite. Oder sollte ich besser sagen, ich an der Seite eines Aabe‘. Wer also sind Sie?“

      „Wer ich bin, mein Freund? Ich bin Cyrril, und Soruno kannst du nicht kennen. Nicht mehr und das ist auch besser so.“

      Niemand im Raum vernahm auch nur einen Laut. Keiner bemerkte die geringste Geste. Wie denn auch. Ich hatte die Antwort im selbigen Augenblick per Spiegeltunnel platziert.

      Kotani wurde blass und brach nun endgültig in sich zusammen.

      „Zu lange am Bildschirm gearbeitet, ich bringe ihn an die frische Luft“ rief ich in den Raum.

      Es dauerte einige Zeit, bis meinem Wissenschaftler der gewohnte Glanz in seine Augen zurückkehrte.

      „Wer, oder sollte ich besser fragen, was bist du? Deine Gestalt, deine Stimme, diese Aura. Alles kommt mir bekannt vor. Aber ich weiß nicht, warum oder woher.“

      „Ich sag es dir, mein Freund. Soruno.“

      „Es gibt weder eine Universität noch einen Ort, von dem ich gehört hätte, welche diese Namen tragen.“

      „Ich weiß, nicht in deinem Universum und auch nicht in diesem Leben, das du hier führst. Es existieren parallele Welten, deren Schicksal auch mit deinem Planeten enger verbunden sind, als du dir es vorstellen magst. Deine eigene Seele ist aus einer nicht mehr existierenden Ebene verdrängt worden. Es war also notwendig, dich hier und jetzt aufzusuchen, mein Freund."

      „Du sagst es schon wieder. ‚Mein Freund‘. Wir sind Freunde?“

      „Ja. Wir waren und sind Freunde, beinahe wie Brüder. Das Einzige, was uns unterscheidet, war unsere Spezies, die nicht unterschiedlicher hätte sein können. Doch trotz aller meiner Fähigkeiten und meinem Wissen blieb mir nur der Schmerz. Ein Schmerz, sehen zu müssen, dich wieder und wieder nicht retten zu können. Die Asche deines Körpers streifte bereits zu oft durch meine Fühler. Beinahe wie ein kühler Abendwind über die Bergspitzen.“

      „Ich verstehe nicht. Warum wieder? Was meinst du mit ‚wieder‘?“

      „Ich habe dir bereits zu oft beim Sterben zusehen müssen. Aber dieses Mal wird alles anders werden. Ich habe nach vielen Sprüngen und schier unendlichem Suchen einen stabilen Planeten gefunden. Es war nie einfach, meine Spuren vor den meinigen zu verbergen. Einmal hatte mich sogar eine von diesen Schermo an sich gebunden. Doch es gelang mir, einen verdeckt gedehnten Sprung in dieses Universum zu platzieren. Ich vernahm dann nur noch wie durch einen Nebelfetzen gestückelte zusammenhangslose Worte, die sie in meinem Tunnel spiegelte. Lass … helfen, finde … durch … und Sorymyn.“

      „Sie. Du sagst „sie“. Wer oder was ist Schermo - sie? Was wenn - sie- uns wirklich helfen kann. Ich kann wirklich jede Hilfe gebrauchen, denn unserem Planeten gehen die Kamlons aus. Ich weiß gar nichts von dir, du aber anscheinend alles über mich. Ich kenne dich nicht, wir sind uns erst vor wenigen Augenblicken vorgestellt worden. Doch verlangst du, dass ich dir unseren Planeten und unsere Spezies anvertraue. Warum sollte ich?“

      „Ganz einfach, ich habe etwas gut zu machen, und du hast keine andere Wahl. Was möchtest du denn noch wissen, was ich dir nicht schon bereits in anderen Welten viele Male erzählt habe. Soll ich wieder dein Entsetzen und die Abscheu mir gegenüber in deinen Augen sehen? Warum?! Dieses Mal wird alles ANDERS, Kotani!“

      „Mag sein, dass du recht hast. Ich will es aber wissen.“

      „Ein letztes Mal werde ich mir die Zeit dafür nehmen. Ein letztes Mal, denn dich zu finden war mehr als ein glücklicher Umstand. Es muss ein Geschenk an mich sein.

      Also, es war bereits das vierte Mal, dass ich dich in einem parallelen Universum ausfindig machen konnte. Schon einige Male öfter als es überhaupt durch Manipulation der Zeit möglich sein sollte. Bei jedem neuen Treffen war die Erleichterung meinerseits noch größer. Wieder erhielt ich eine