Deadforce. Norbert Langenau. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Norbert Langenau
Издательство: Bookwire
Серия: Deadforce
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750225473
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Geist Raspetaniens über die ganze Welt verbreiten. Damit eines Tages alle so fortschrittlich denken wie wir und Tatjanas Vision wahr wird."

      "Schon wieder diese Tatjana. Auch Kaiser Theron hat mir von ihr erzählt. Was hat sie so Besonderes getan, dass alle so besessen von ihr sind?"

      "Aber nicht doch, keinesfalls besessen. Tatjana lebt in jedem Menschen weiter, der andere als sich gleichgestellt ansieht. Ihr müsst wissen, mein Freund, dass Tatjana den Beinamen "Die große Einerin" trägt. Dem ist deshalb so, weil sie es einst vollbracht hat, das gesamte menschliche Volk, auch wenn wir noch so verschieden in Aussehen, Kultur und Glauben waren, zu einem einzigen Volk zu vereinen. So waren wir alle einander gleich, obwohl wir uns äußerlich stark voneinander unterschieden. Aber das störte damals niemanden. Und auch heute stört es in Raspetanien niemanden, wie andere aussehen und woher sie stammen. Wir müssen endlich anfangen, zu begreifen, dass wir alle ein Volk sind und einander nicht unnötig bekämpfen müssen. Alle Vorurteile und all der Rassismus sind unnötige Konstrukte, die niemals existieren dürften. Wir sind alle Menschen und anstatt, einander abzulehnen und zu hassen, sollten wir uns vereinen und gemeinsam gegen die viel schlimmeren Völker wehren. Denn sind es nicht die anderen Völker, allen voran die Dunkelelfen, die unsere schöne Welt erobern und zerstören wollen? Wir Menschen suchen nur einen Ort, an dem wir uns ein Zuhause errichten können. Das könnte die ganze Welt sein, aber die anderen Völker leben auch in ihren Reichen. Natürlich haben wir kein Recht, ihnen einfach ihr Land wegzunehmen und sie zu töten, aber manche Völker gehören einfach von der Erde getilgt. Ich bin nicht stolz auf diese radikale Sichtweise und doch geht es nicht anders. Denn ich kenne die Dunkelelfen und weiß, dass sie erst zufrieden sind, wenn alles von ihnen eingenommen und verdorben wurde. Aber eher sterbe ich, als zuzusehen wie sie mein geliebtes Raspetanien zerstören."

      "Ich hatte ja keine Ahnung, dass Tatjana so Großes geleistet hat. Aber warum hat es nicht gehalten? Und warum genau seht Ihr die Dunkelelfen als so gefährlich an? Sind sie nicht ein Volk wie alle anderen auch?"

      "Julian, mein Freund. Wir sind Menschen und die Natur des Menschen ist es nun mal, aus vergangenen Fehlern zu lernen, aber auf Dauer vergessen wir diese Lektionen wieder. So haben sich die Menschen nach der großen Vereinigung durch Tatjana bald schon wieder auseinandergelebt und schließlich waren wir wieder dort, wo wir heute auch stehen. Zu den Dunkelelfen kann ich Euch nur sagen, dass Ihr sie keinesfalls unterschätzen dürft. Ich bin mit der Meinung nicht allein, dass sie das gefährlichste Volk auf dieser Welt darstellen. jeder Kaiser, den Ihr fragen würdet, würde das bestätigen. Kaiser Hirion vielleicht nicht, aber nur weil er will, dass sein eigenes Volk als gefährlicher angesehen wird. Doch niemand kann die Dunkelelfen übersteigen, wenn es um Arroganz, Intrige, Wahnsinn und Machthunger geht. Sie sind wie ein dunkles Geschwür, das sich langsam über die gesamte Welt ausbreitet und sie schließlich zerstört."

      "Das klingt sehr bedrohlich. Ein Teil der großen Armee, die Erudicor bald angreifen wird, besteht aus Dunkelelfen."

      "Dann wird dieser Teil der wohl gefährlichste sein. Aber ich töte mit Freude jeden einzelnen von ihnen."

      "Soll das heißen, Ihr wollt uns auch in der Schlacht unterstützen?"

      "Gewiss doch, mein Freund. Wenn ich helfen kann, werde ich es tun. Aber wann genau findet denn der Angriff statt?"

      "Das weiß ich nicht. Aber der Hofmagier des Kaisers hat mir gesagt, er ist überzeugt, dass noch genug Zeit bis dahin bleibt, um möglichst viel Verstärkung zu erlangen."

      "Ah, ich verstehe. Wir sind nicht das einzige Reich, das Ihr fragen werdet, richtig?"

      "Ja, ich werde noch andere Reiche um Hilfe bitten, damit unsere Streitmacht so groß wie möglich wird."

      "Dann gebe ich Euch gleich einen Rat, Julian. Fragt Ganredlah nicht um Hilfe. So ein Verbündeter..."

      "Keine Sorge, das hatte ich gar nicht vor. Auch der Kaiser fühlt sich dabei nicht wohl, deshalb werde ich den berüchtigten Kaiser Rabenkrang vorerst wohl nicht treffen."

      "Das ist auch besser so, denn irgendetwas zutiefst Finsteres geht in diesem riesigen Reich vor sich. Ich habe eine großartige Idee: Was haltet Ihr davon, wenn wir uns in Genòa eine brauchbare Taverne suchen und etwas essen und trinken? Dann warten wir einfach, bis das Schiff ablegt und brechen anschließend auf nach Raspetanien."

      "Das klingt wirklich gut, ich bin dabei.", sagte Julian freudig. Gesagt, getan, suchten die beiden in Genòa nach einer Taverne und wurden schnell fündig. Als sie dann einen Krug Bier nach dem anderen leerten, erzählten sie sich dieses und jenes. Odobar erzählte mehr von Bar Golan, der Handelsmetropole. Offenbar war dies die größte Handelsstadt von ganz Raspetanien sowie Afrika. Einzig ein paar wenige Städte, jeweils eine in den Reichen Hanveltien, Shanto Gyar, Ganredlah und Granada, konnten sie noch überragen. Granada war ein riesiges Reich im Norden Amerikas. Es wurde seit jeher von Elfen und Trollen bevölkert. In manchen Gebieten konnten die beiden Völker, die nicht gerade viel gemeinsam hatten, dennoch friedlich miteinander leben, in anderen bekriegten sie sich. Je mehr Julian aber über Bar Golan, die größte Handelsstadt Afrikas erfuhr, umso mehr freute er sich darauf, diese Stadt auch tatsächlich zu besuchen. Dort konnte er ohne Zweifel alles bekommen, sofern er es sich leisten konnte. Das stand außer Frage, doch womöglich würde ihm auch dort das kaiserliche Siegel weiterhelfen. Wenn man allerdings an die Gier der Händler dachte, war es wohl fraglich, ob sie ihre Waren einfach so im Namen der guten Sache herschenkten. Aber darüber dachte Julian nicht nach. Tatsächlich beschäftigte ihn etwas völlig Anderes. Seit er Odobar begegnet war, hatte er sich seinen Verstand zermartert und sich gefragt, was es wohl mit Odobars Titel auf sich hatte. Als "Prinz des Nebels" hatte er sich vorgestellt. Doch was genau sollte das bedeuten? Nun war es an der Zeit, das endlich herauszufinden.

      "Odobar, sagt mal, warum nennt man Euch den Prinzen des Nebels?"

      "Ha, das habt Ihr Euch gemerkt, mein Freund? Ihr seid wirklich aufmerksam. Dann will ich es Euch mal erklären. Ich werde so genannt, weil ich die Kraft besitze, um mich herum Nebel entstehen zu lassen. Innerhalb kürzester Zeit kann ich ein riesiges Areal in den dichtesten Nebel hüllen, sofern ich es wünsche. Das ist also der Grund für meinen Titel."

      "Beeindruckend. Könnt Ihr mir das vorführen?"

      Odobar lachte laut. "Immer doch, mein Freund. Aber nicht hier. Ich zeige es Euch später am Schiff."

      "In Ordnung. Wann genau brechen wir denn nun auf?", wollte Julian wissen. Er saß nun schon lange mit Odobar in der Taverne. Zwar verstand er sich gut mit dem Prinzen von Bar Golan, doch wollte er auch bei seiner Aufgabe voranschreiten. Bisher konnte er schließlich nur Beatron, dessen mysteriösen Gefährten Borthaux und Odobar als Verbündete gewinnen. Das waren gerade einmal drei Männer, die gegen die Übermacht von 75 000 Kriegern nicht wirklich viel ändern würden. Auch wenn Julian an Beatrons Stärke glaubte, so schien sie dennoch nicht auszureichen. Daher galt es, noch viel mehr Verbündete zu gewinnen. Und das so schnell wie nur möglich. Deshalb war es auch umso passender, als Odobar auf Julians Frage antwortete:"Wir brechen jetzt auf, Julian. Also trinkt aus, mein Freund und auf geht's."

      Schon bald nachdem Odobar in der Taverne gezahlt hatte, befanden sich beide wieder am Schiff und innerhalb kürzester Zeit legte es ab. Nun war es schon später Nachmittag und die Sonne verschwand schon langsam hinterm Horizont. Währenddessen setzte sich die "Ertrunkene Marie", Odobars Schiff, in Bewegung und segelte in Richtung Süden. Es dauerte nicht lange und die Sonne verabschiedete sich endgültig. Nun mussten sie in völliger Dunkelheit segeln, denn zu dieser Zeit war gerade Neumond und so würde ihnen das Mondlicht keine eventuellen Hindernisse offenlegen. Sie konnten so gut wie gar nichts mehr erkennen. Nach ein paar Stunden befanden sie sich auf der Höhe von Corse, einer Insel Falteritaniens. Zunächst konnten sie die Landmasse gar nicht ausmachen, doch vereinzelte Lichter waren ab und zu erkennbar. Da die Lichter nicht hoch genug lagen, um Sterne zu sein, nahmen sie alle zu Recht an, dass es sich um beleuchtete Häuser der Einwohner Corses handelte. Die Insel erstreckte sich nun auf Steuerbordseite, was bedeutete, dass Backbord, zu ihrer Linken nicht allzu weit weg das Festland von Falteritanien lag. Während sie neben der Küste Corses weiter nach Süden reisten, passierte nicht viel. Die Fahrt war ruhig und langweilig, nur ab und zu mussten sie darauf Acht geben, nicht zu nahe an die Küste zu gelangen. Die