Der Sohn des Deutschländers. Felizia Wolf. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Felizia Wolf
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748591658
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      Felizia Wolf

      Der Sohn des Deutschländers

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Anstatt Vorwort

       Kapitel I

       Kapitel II.

       Kapitel III.

       Kapitel IV.

       Kapitel V.

       Kapitel VI.

       Kapitel VII.

       Kapitel VIII.

       Kapitel IX.

       Kapitel X.

       Kapitel I.

       Kapitel II.

       Kapitel III.

       Kapitel I.

       Kapitel II.

       Kapitel III.

       Kapitel IV.

       Kapitel V.

       Kapitel VI.

       Kapitel VII.

       Kapitel VIII.

       Kapitel IX.

       Kapitel X.

       Kapitel XI.

       Kapitel XII.

       Kapitel XIII.

       Kapitel XIV.

       Impressum neobooks

      Anstatt Vorwort

      Ich habe „Ja“ gesagt. Mein Freund hat mir heute das Versprechen abgerungen, ihm zu helfen. Er will seine Geschichte aufschreiben. Seine Lebensgeschichte. Jeder Mensch müsse „sich selbst finden“, sagt er, und Schreiben sei das wirksamste Mittel dazu.

      „Oh je! Selbstfindung!“ Ein langgezogenes, womöglich genervtes Stöhnen war meine erste Reaktion auf seine Bitte um Hilfe. „Wenn ich sowas schon höre! Was heißt Selbstfindung eigentlich? Das klingt so schwammig, pathetisch, fast mysteriös! Und im Grunde so nichtssagend. Selbstfindung! Hattest du dich denn mal verloren? Wohin verloren? Du kannst dich ja kaum irgendwo liegen lassen haben wie einen Handschuh.“

      Mein Freund denkt lange nach, bevor er mir erklärt: „Sich selbst zu finden bedeutet, ein Leben in Furchtlosigkeit zu erlangen. Furchtlos in dem Sinne, dass man eine lebensbejahende Sicherheit erreicht, und zu einer ganz und gar in sich ruhenden Persönlichkeit wird. Nur dann kann man auch allen Mitmenschen offen und liebevoll in die Augen sehen.“

      „Gewaltig, was du dir da vorgenommen hast!“, spotte ich. Und ich habe meine Zweifel, dass so etwas überhaupt möglich ist. Schlieβlich ist man, wie man ist. Begriffe wie „Furchtlosigkeit“, oder „in sich ruhende Persönlichkeit“, genau wie „lebensbejahende Sicherheit“ erzeugen bei mir eigentlich nichts weiter als Ablehnung. Ich traue solchen tiefsinnigen Aussagen einfach nicht.

      Ich versuche, meinen Freund zu provozieren, um seine gegenwärtig vorgetäuschte Selbstsicherheit ins Wanken zu bringen und herauszufinden, warum er es nötig hat, sich selbst zu finden.

      „Wo willst du denn anfangen zu suchen? In der Kindheit? Schulzeit? Halt… da dämmert mir etwas: Du hast also in der Kirche der Mennoniten gar keine geistige Erleuchtung gesucht, sondern dich selbst! Jahrelang! Na klar! Was sollten sonst all die versuchten Glaubensexperimente, die dich am Ende kein bisschen furchtlos gemacht haben! Ha! Nichts hat dich je so unfroh und ängstlich gemacht, wie die vermeintlich „frohe Botschaft“.

      Es hat funktioniert, er ist wütend: „Hör damit auf, Glauben und Evangelium lächerlich zu machen!“, sagt er unwirsch, seine Unterlippe zittert. „Du weißt genau: Meine Unfähigkeit, einfach zu glauben, was mir in der Kirche versprochen, aber auch angedroht wurde, hat mich an den Rand der Verzweiflung gebracht! Ich hatte Angst! Verzweifelte Angst vor alledem, was ich nicht verstanden habe, verzweifelte Angst vor dem Tod, der ewige Strafe bedeuten konnte. Und auch verzweifelte Angst vor dem Leben. Diese Verzweiflung verwandelte sich irgendwann in Wut und Anklagen. Erst gegen die Kirche, dann gegen ‘die Leute’ und schließlich gegen mich selbst. Reicht das?“

      Ich beachte seinen Einwand gar nicht. „Da fällt mir ein“, sage ich und schaue sinnierend ins Nichts. „Was ist eigentlich mit den Frauen? Haben dich etwa die Beziehungen immer weiter von deinen eigenen Prinzipien weggebracht, sodass jetzt die Suche nach dir selbst nötig wird? Welche von beiden Frauen war eigentlich schuld? Welche hat dich von dir selbst weggebracht?“

      Ich sehe, dass mein Freund blass wird vor Wut. Vielleicht bin ich zu weit gegangen. Schnell rede ich weiter, um ihn gar nicht erst zu Wort kommen zu lassen: „Oder war es am Ende der frühe Tod deiner Mutter? Dann die Auswanderung nach Südamerika, die dein Vater damals als Flucht nach vorn verstanden haben mag? Selbstfindung! Ich mag das Wort nicht. Kannst du denn nicht schlicht und einfach sagen, dass du ein zufriedener Mensch werden willst?“

      Mich trifft sein verblüffter Blick. „Es so einfach auszudrücken ist mir bisher noch nicht in den Sinn gekommen.“

      „Genau“, sage ich ziemlich überheblich. „Du machst dir zu viele weitschweifige Gedanken über alles. Du ‘zerdenkst’ jedes Erlebnis, jede Frage, jeden Zweifel, jede Anschauung, bis nichts mehr übrig ist, als ein wirres Durcheinander in deinem Kopf.“

      „Siehst du“, sagt er grinsend, „du bist genau der Richtige, mir dabei