Die Prinzessin auf dem Mars. Edgar Rice Burroughs Burroughs. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Edgar Rice Burroughs Burroughs
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754176085
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sich in Richtung Ausgang.

      Tars Tarkas und seine Krieger waren ebenfalls hereingekommen und standen nun bei dem sich rasch erholenden Biest, welches mir das Leben gerettet und dem ich diese Tat mit gleichem vergolten hatte. Sie schienen in eine Besprechung vertieft, bis endlich einer mich ansprach. Dann erinnerte er sich an mein mangelndes Verständnis ihrer Sprache und wendete sich an Tars Tarkas. Der gab seinem Kameraden mittels Wort und Geste einen Befehl und folgte uns auf dem Weg nach draußen.

      Ihr Verhalten hatte etwas Bedrohliches für mein Biest und ich zögerte, die Stätte zu verlassen bis ich genaueres erfahren hatte. Es war gut das ich das tat, denn der Krieger zog eine gefährlich aussehende Pistole aus seinem Halfter und war gerade dabei meinem Biest ein Ende zu bereiten, als ich vorsprang und seinem Arm hochschlug. Die Kugel traf die hölzerne Einfassung des Fensters, explodierte und schlug ein Loch durch Holz und Mauerwerk.

      Ich kniete neben dem fürchterlich aussehenden Ding nieder, stellte es auf die Füße und winkte ihm, mir zu folgen. Der Ausdruck von Überraschung mit dem die Marsianer mein Tun verfolgten war drollig, sie konnten das Zeugnis meiner Dankbarkeit und Gnade kaum verstehen. Der Krieger dessen Waffe ich hochgeschlagen hatte, sah Tars Tarkas fragend an und letzterer zeigte an, dass er meine Entscheidung akzeptierte. So kehrten wir zu dem Platz zurück, Sola hielt mich fest am Arm und mein großes Biest folgte mir auf dem Fuß.

      Nun hatte ich mindestens zwei Freunde auf dem Mars, eine junge Frau, die über mich mit mütterlicher Fürsorge wachte und ein stummes Biest. Wie ich später feststellte, empfand das armselige, hässliche Biest mehr Liebe, mehr Loyalität und mehr Dankbarkeit, als die ganzen fünf Millionen grünen Marsianer – die zwischen den verlassenen Städten und den ausgetrockneten Meeren des Mars umherwanderten – zusammen hätten empfinden können.

      Kapitel 7 – Kindererziehung auf dem Mars

      Nach dem Frühstück, welches aus einer exakten Kopie des Mahls am Vortag bestand – während meiner ganzen Zeit bei den grünen Marsianern gab es praktisch nichts anderes – begleitete mich Sola auf den Platz. Die ganze Gemeinschaft war versammelt und damit beschäftigt, riesige, mastodonartige Tiere vor große, dreirädrige Wagen zu spannen; oder den anderen bei dieser Tätigkeit zuzusehen. Es waren rund zweihundertfünfzig dieser Fahrzeuge vorhanden, jedes wurde von einem dieser Tiere gezogen. Eigentlich schien bereits eines dieser Tiere für alle Wagen zu genügen.

      Die Wagen selbst waren lang, geräumig und hübsch dekoriert. In jedem saß ein mit Metall-Ornamenten, Juwelen, Seidenstoffen und Fellen geschmückter, weiblicher Marsianer und auf dem Rücken der Bestien, die die Wagen zogen, hatte ein junger marsianischer Lenker Platz genommen. Wie die Reittiere der marsianischen Krieger, hatten auch die schwereren Zugtiere weder Gebiss noch Zügel, sie wurden ausschließlich telepathisch gesteuert.

      Diese Fähigkeit ist bei allen Marsianern ganz wunderbar entwickelt und trägt viel zur Einfachheit ihrer Sprache und zu dem Umstand bei, dass auch bei längeren Gesprächen nur wenige Worte gewechselt werden. Es ist die universelle Sprache des Mars, das Medium mit dem die höheren und niederen Tiere in dieser Welt der Widersprüche, in Abhängigkeit zur intellektuellen Reife der Spezies und des Individuums, mehr oder weniger ausführlich kommunizieren

      Sola zog mich in einen leeren Wagen. Der Zug formierte sich nun zu einer langen Reihe und bewegte sich zum Stadtrand, an die Stelle, an der ich die Stadt tags zuvor betreten hatte. An der Spitze der Karawane ritten an die zweihundert Krieger in Fünferreihen, die gleiche Anzahl stellte die Nachhut und Gruppen von fünfundzwanzig bis dreißig Kriegern bildete den Flankenschutz.

      Jeder außer mir – Männer, Frauen und Kinder – war schwer bewaffnet; jedem Wagen folgte ein marsianischer Hund und hinter unserem Wagen lief mein Biest – tatsächlich hat die treue Kreatur mich in den ganzen zehn Jahren, in denen ich auf dem Mars war, niemals freiwillig verlassen. Unser Weg führte über das kleine Tal vor der Stadt, durch die Hügel und hinab auf den Grund des ausgetrockneten Gewässers, den ich schon auf meiner Reise vom Brutkasten zum zentralen Platz in der Stadt passiert hatte. Der Brutkasten war sicher das Ziel unseres heutigen Ausflugs. Sobald wir den Grund des Gewässers erreicht hatten, fiel die ganze Truppe in einen verrückten Galopp, so dass wir den Inkubator schnell erreichten.

      Dort wurden die Wagen mit militärischer Präzision an den vier Seiten der Einzäunung abgestellt. Die Hälfte der Krieger stieg ab und näherte sich, mit dem dem riesigen Häuptling, Tars Tarkas und einigen anderen Unter-Anführern an der Spitze, dem Brutkasten. Ich sah, wie Tars Tarkas dem Ober-Häuptling etwas erklärte, dessen Name übrigens in bestmöglicher Übersetzung ins Englische ›Lorquas Ptomel, Jed‹ lautete, wobei Jed sein Titel war.

      Ich wurde schnell zum Gegenstand ihrer Unterhaltung und Tars Tarkas wies Sola an, mich zu ihm zu führen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Gehen unter marsianischen Bedingungen gelernt, also ging ich rasch zum Brutkasten, wo er mit den Kriegern stand.

      Als ich dort ankam, genügte ein kurzer Blick, um festzustellen, dass bis auf wenige Ausnahmen alle Jungen geschlüpft waren und der Kasten nun durch die fürchterlichen kleinen Teufel fast lebendig wirkte. Ihre Größe lag zwischen drei und vier Fuß und sie wuselten auf der Suche nach Futter ruhelos umher.

      Sobald ich eingetroffen war deutete Tars Tarkas über den Brutkasten hinweg und sagte: »Sak«. Er wollte offensichtlich eine Wiederholung meiner Vorstellung vom gestrigen Tag für Lorquas Ptomel. Ich muss gestehen, dass meine Fähigkeit mich ein wenig stolz machte, also sprang ich rasch über den Brutkasten und die auf der anderen Seite geparkten Wagen. Als ich zurückkehrte, sagte Lorquas Ptomel irgendwas zu mir, aber dann erteilte er seinen Kriegern ein paar Befehle bezüglich des Brutkastens. Sie widmeten mir keine Aufmerksamkeit mehr und so konnte ich bleiben wo ich war und sie bei ihrem Tun beobachten. In die Wand des Brutkastens wurde eine Öffnung geschlagen, die groß genug für die kleinen Marsianer war.

      Von den Frauen und jüngeren Marsianern, männlichen und weiblichen, wurde nun ein Spalier gebildet, dass von dem Loch zwischen den Wagen hindurch weit in die Ebene führte. In dieses Spalier strömten nun die kleinen Marsianer und man ließ sie bis zum Ende laufen. Das erste Junge, dass das Ende des Spaliers erreichte wurde von dem dort wartenden Erwachsenen eingefangen, das Zweite von dem gegenüberstehenden Erwachsenen, usw. Endlich hatten alle Jungen den Brutkasten verlassen und waren von einem weiblichen oder jüngeren männlichen Marsianer eingefangen worden. Die Frauen trugen ihren Fang zu ihrem Wagen während die jungen Männer diesen später einer Frau übergaben.

      Als ich sah, dass die Zeremonie – sofern man das Vorgehen als solche bezeichnen kann – vorüber war, suchte ich nach Sola und fand sie in ihrem Wagen. Sie hielt eine dieser schrecklichen kleinen Kreaturen fest in den Armen.

      Die wesentliche Aufgabe bei der Aufzucht junger Marsianer bestand darin, ihnen das Sprechen beizubringen und sie im Gebrauch der Waffen zu unterweisen, die sie schon im ersten Lebensjahr erhielten. In den fünf Jahre in denen sie im Brutkasten in den Eiern ausgebrütet wurden, hatten sie sich, abgesehen von der Größe, vollständig entwickelt. Ihre Mutter kannten sie nicht und diese wiederum wäre kaum in der Lage gewesen, den Vater zu benennen. Sie waren Kinder der Gemeinschaft und ihre Erziehung oblag den Frauen, die sie einfingen nachdem sie den Brutkasten verlassen hatten.

      Es war auch nicht erforderlich, ein Ei im Brutkasten abgelegt zu haben, um Stiefmutter zu werden. Dies traf auch auf Sola zu, die erst ein Jahr bevor sie Stiefmutter wurde ihr erstes Ei gelegt hatte. Dies alles spielte für die grünen Marsianer kaum eine Rolle, denn elterliche beziehungsweise kindlichen Liebe war ihnen so unbekannt wie sie bei uns üblich war. Dieser fürchterlichen Praxis, die seit unzähligen Generationen gelebt wurde, ist vermutlich die Ursache dafür, dass es höhere Gefühle und humanitäre Instinkte bei diesen armen Kreaturen nicht gab. Von Geburt an kannten sie keinen Vater oder Mutterliebe, das Wort ›Heim‹ hatte für sie keine Bedeutung. Was man ihnen beibrachte war, dass sie ihren Platz im Leben durch Stärke und Wildheit erkämpfen müssen. Sollten sie in irgend einer Art verstümmelt oder behindert sein, wurden sie sofort erschossen. Über die grausamen Härten, denen sie schon in frühester Kindheit ausgesetzt wurden, vergossen sie nie eine Träne.

      Die erwachsenen Marsianer waren nicht unnötiger oder vorsätzlicher