Die Prinzessin auf dem Mars. Edgar Rice Burroughs Burroughs. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Edgar Rice Burroughs Burroughs
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754176085
Скачать книгу
sagt, dass Du auf der Erde bist. Du stellst diese Tatsache nicht in Frage; ich tat es auch nicht.

      Ich lag ausgestreckt auf einem Bett aus gelblicher, moosartiger Vegetation, die meilenweit in alle Richtungen zu sehen war. Ich schien mich in einem tiefen, runden Krater zu befinden, der von einer unregelmäßigen Hügellandschaft begrenzt wurde.

      Es war Mittag und die Sonne schien hell auf meinen nackten Körper. Es war recht heiß, aber nicht heißer als es unter gleichen Bedingungen in der Wüste von Arizona gewesen wäre. Hier und dort waren kleine, quarzhaltige Felsen die in der Sonne glitzerten. Links von mir, etwa einhundert Yards entfernt, befand sich ein von einer vier Fuß hohen Mauer umzäunter Bereich. Ich konnte kein Wasser oder irgendwelche anderen Pflanzen außer dem Moos entdecken. Da ich etwas durstig war, beschloss ich, mich ein wenig umzusehen.

      Ich sprang auf meine Füße und erlebte meine erste Mars–Überraschung. Die Kraft, die auf der Erde erforderlich war, um aufzuspringen, trug mich drei Yards hoch in die marsianische Luft. Ich landete sanft auf dem Boden, ohne merklichen Stoß oder Ruck. Nun folgte ein Lernprozess, bei dem ich sicher ziemlich lächerlich wirkte. Ich fand heraus, dass ich erneut Laufen lernen musste, denn der Kraftaufwand, den ich für eine leichte und sichere Bewegung auf der Erde aufwenden musste, führte auf dem Mars zu unerwünschten Kapriolen.

      Anstelle eines normalen und würdevollen Fortschreitens, führten meine Versuche zu gehen zu unterschiedlichen Sprüngen mit denen ich deutlich vom Boden abhob. Nach jedem zweiten oder dritten Sprung lag ich ausgestreckt auf dem Bauch oder Rücken. Meine Muskeln, die perfekt auf die Gravitation der Erde eingestellt waren, bereiteten mir einiges Ungemach bei dem Versuch, mit der geringeren Gravitation und dem niedrigeren Luftdruck auf dem Mars zurechtzukommen.

      Wie auch immer, ich war entschlossen das niedrige Bauwerk, dass das einzige Zeichen von Bewohnern in der Nähe war, zu untersuchen. Ich kam auf die einmalige Idee, zu der ersten Form der Bewegung – dem Kriechen – zurückzukehren. Damit kam ich ganz gut zurecht und kurze Zeit später erreichte ich die niedrige Mauer, die den Bereich umgab.

      Auf meiner Seite waren keine Fenster oder Türen. Die Mauer war nur vier Fuß hoch. Vorsichtig richtete ich mich auf und sah über die Mauer. Es war der fremdartigste Anblick, den ich je hatte.

      Das Dach war aus solidem Glas, etwa vier bis fünf Inch dick. Darunter sah ich mehrere hundert große Eier, perfekt rund und schneeweiß. Die Eier waren alle etwa gleich groß, ungefähr zweieinhalb Fuß im Durchmesser.

      Die grotesken Geschöpfe, die bereits aus fünf oder sechs dieser Eier geschlüpft waren und nun dasaßen und in die Sonne blinzelten, waren Grund genug für mich, um an meinem Verstand zu zweifeln. Sie schienen im wesentlichen nur aus einem Kopf zu bestehen, hatten einen dürren Körper, einen langen Hals und sechs Beine – oder wie ich später erfuhr, zwei Arme und zwei Beine; das mittlere Paar Extremitäten konnte sowohl als Arm als auch als Bein verwendet werden. Die Augen waren, etwas oberhalb der Mitte, an den gegenüberliegenden Seiten des Kopfes angebracht, und konnten unabhängig voneinander nach vorne oder hinten gerichtet werden. Dies erlaubte dem komischen Tier in alle Richtungen zu blicken, oder in zwei Richtungen gleichzeitig, ohne den Kopf zu bewegen.

      Die Ohren waren etwas oberhalb der Augen angebracht und lagen etwas näher beieinander. Sie waren wie zwei tassenförmige Fühler geformt, die bei diesen jungen Exemplaren nicht höher als ein Inch waren. Die Nasen bestanden nur aus länglichen Schlitzen in der Mitte zwischen ihren Ohren und Mündern.

      Ihre Körper waren unbehaart und von gelblich–grüner Farbe. Bei den Erwachsenen, die ich bald kennenlernen sollte, war die Farbe zu einem olivgrün nachgedunkelt, bei den männlichen Exemplaren dunkler als bei den weiblichen. Weiterhin waren die Köpfe der Erwachsenen nicht derart überproportioniert, wie dies bei den Jungen der Fall war.

      Die Iris ihrer Augen war blutrot, wie bei Albinos, mit einer schwarzen Pupille. Der Augapfel war ansonsten sehr weiß, genau so wie die Zähne. Die zuletzt genannten fügten ein grimmiges Detail zu der ansonsten schon furchterregenden und schrecklichen Erscheinung hinzu, denn die unteren, leicht gekrümmten Eckzähne standen hervor wie Stoßzähne und endeten mit einer scharfen Spitze etwa in der Höhe, wo ein Mensch seine Augen hat. Das Weiß war Elfenbein unähnlich, es glich eher schneeweißem, chinesischen Porzellan. Im Kontrast zur olivgrünen Haut wirkten die Stoßzähne wie eine äußerst beeindruckende, hervorragende und einzigartige Waffe.

      Die meisten der genannten Details nahm ich erst später zur Kenntnis, denn ich hatte zurzeit wenig Gelegenheit, über die Wunder meiner Entdeckung nachzugrübeln. Die Eier waren ausgebrütet und wie ich so dastand und dabei zusah, wie die abscheulichen, kleinen Monster schlüpften, übersah ich die Annäherung eines Trupps voll ausgewachsener Marsianer vollkommen.

      Das weiche und geräuschdämpfende Moos – welches die gesamte Marsoberfläche bedeckt, ausgenommen die gefrorenen Gegenden an den Polen und die verstreuten, kultivierten Flächen – hätte es ihnen leicht gemacht, sich unbemerkt zu nähern und mich gefangenzunehmen, aber ihre Absichten waren wesentlich bösartiger. Der Instinkt des Kriegers in mir warnte mich plötzlich.

      Dass ich meine leichte Rettung nur einem kleinen Umstand zu verdanken hatte, wundert mich heute immer noch. Hätte nicht das Gewehr des Anführers der Truppe gegen den Metall-Schuh seines Speers geschlagen, so wäre es um mich geschehen gewesen, bevor mir überhaupt bewusst geworden wäre, dass der Tod nahe war. Aber das kleine Geräusch veranlasste mich, mich umzudrehen. Ich sah einen vierzig Fuß langen, mit einer glänzenden Eisenspitze versehenen Speer, nicht mehr als zehn Fuß vor meiner Brust, den eine berittene Kopie der kleinen Teufel, die ich beobachtet hatte, auf mich richtete.

      Aber wie winzig und harmlos wirkten diese neben dieser schrecklichen Inkarnation von Hass, Rache und Tod. Der Mann – als solchen will ich ihn bezeichnen – war volle fünfzehn Fuß groß und auf der Erde hätte er ein Gewicht von 400 Pfund gehabt. Er saß auf seinem Tier, so wie wir auf einem Pferd sitzen, die unteren Gliedmaßen umfassten dessen Leib, während er mit den Händen seiner beiden rechten Arme den gewaltigen Speer auf mich gerichtet hielt und die linken Arme ausgestreckt hatte, um die Balance zu halten. Das Ding das er ritt hatte weder Zaumzeug oder Zügel, noch war sonst eine Vorrichtung zu dessen Lenkung sichtbar.

      Und sein Reittier! Wie können menschliche Worte es beschreiben! Es hatte eine Schulterhöhe von zehn Fuß und vier Beine an jeder Seite. Der lange, flache Schwanz war am Ende breiter als an der Wurzel und wurde beim Laufen gerade nach hinten ausgestreckt. Ein klaffendes Maul teile seinen Kopf von der Schnauze bis zu seinem langen, massigen Hals.

      Wie sein Herr war es vollkommen haarlos, seine Haut war grau–blau, weich und glänzend. Sein Bauch war weiß und den Beinen sah man einen Farbübergang vom Grau–blau der Schultern zu einem lebhaften Gelb an den Füßen. Die Füße selbst waren stark gepolstert ohne Fußnägel, dieser Umstand hatte viel zu der Geräuschlosigkeit ihrer Ankunft beigetragen. Zusammen mit der Vielzahl von Beinen waren solche Füße ein typisches Merkmal der Tiere auf dem Mars. Lediglich die höchste Menschenrasse und das einzige Säugetier auf dem Mars haben wohlgeformte Fußnägel, weiterhin existieren hier keine Huftiere.

      Dem angreifenden Dämon folgten neunzehn weitere, die dem ersten in jeder Hinsicht glichen. Wie ich später erfuhr, gab es durchaus individuelle, einzigartige Unterscheidungsmerkmale, genau so wie keiner von uns mit einem anderen identisch ist obwohl wir alle nach gleichem Muster gemacht sind. Dieses Bild, oder besser, dieser wahr gewordene Alptraum, den ich gerade ausführlich beschrieb, machte einen erschreckenden Eindruck auf mich, als ich mich umdrehte.

      Unbewaffnet und nackt wie ich war, kam das erste Naturgesetz bei der Lösung meines derzeitigen Problems zum Tragen, und das war, dass ich mich so schnell wie möglich aus der Reichweite des Speers entfernte. Auf eine sehr irdische Art – in diesem Fall mit übermenschlicher Kraft – sprang ich hoch um auf das Dach des marsianischen Brutkastens, denn ein solcher musste es sein, zu gelangen.

      Meine Anstrengungen waren von einem derartigen Erfolg gekrönt, der mich nicht weniger erschütterte, als er die marsianischen Krieger zu überraschen schien. Mein Sprung trug mich volle dreißig Fuß hoch in die Luft und einhundert Fuß weit weg von meinen Verfolgern auf die andere Seite der Einzäunung.

      Ich landete