Der fliegende Holländer. Фредерик Марриет. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Фредерик Марриет
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754928752
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übte sie auch auf Philipp, als ihre Züge, von dem im Winde flackernden Lichte beleuchtet, bald mit Bestimmtheit, bald mehr schattenhaft hervortraten und lieblich gegen die Anmut ihrer Form und gegen das Auffallende ihrer Tracht abstachen. Ihr Kopf war unbedeckt und ihr langes Haar fiel in reichen Flechten über die Schulter nieder. Ihre Figur war nicht ganz von Mittelgröße, verriet aber das vollkommenste Ebenmaß, und ihre einfache, aber anständige Kleidung war ganz verschieden von der, welche die Mädchen der Umgegend zu tragen pflegten. Nicht nur der Schnitt ihres Gesichtes, sondern auch ihr Anzug würde jeden Fremden mit einemmale belehrt haben, dass sie aus arabischem Blute stammte.

      Während Philipp sprach, sah sie ihm ängstlich in's Antlitz, als wolle sie in seiner tiefsten Seele lesen; aber die offene Freimütigkeit in seiner Haltung und die Biederkeit in seinem männlichen Gesichte beruhigte sie.

      »Kommt herein, Herr,« entgegnete sie nach einem kurzen Stocken; »ich fühle, dass ich Euch trauen kann.«

      Philipp entsprach der Aufforderung. Die Tür wurde sodann verschlossen und verriegelt. »Wir haben keine Zeit zu verlieren, Jungfrau,« sagte Philipp; »aber nennt mir Euren Namen, damit ich Euch gebührend anreden kann.«

      »Ich heiße Amine,« versetzte sie ein wenig zurückweichend.

      »Ich danke Euch für dieses kleine Vertrauen. Doch wir haben keine Zeit zu verlieren. Was für Waffen habt Ihr im Hause, und seid Ihr mit Munition versehen?«

      »Beides ist vorhanden. Ach, wenn doch mein Vater zu Hause wäre.«

      »Ich wünschte es gleichfalls,« entgegnete Philipp. »Hätten wir ihn doch hier, ehe diese Mörder kommen. Hoffentlich zeigt er sich aber nicht während des Angriffs, denn eine Büchse ist ausdrücklich für seinen Kopf geladen, und wenn sie ihn zum Gefangenen machen, werden sie sein Leben nicht schonen, es sei denn, dass er sein Gold und Eure Person als Lösegeld zahle. Doch die Waffen, Jungfrau – wo sind sie?«

      »Folgt mir,« entgegnete Amine, Philipp nach einem Inneren Zimmer im oberen Stocke führend. Es war das Heiligtum ihres Vaters und auf den Simsen standen gefüllte Flaschen und Arzneikapseln umher. In einer Ecke befand sich eine eiserne Kiste, und über dem Kaminmantel hingen ein paar Büchsen neben drei Pistolen.

      »Sie sind alle geladen,« bemerkte Amine darauf hindeutend, indem sie zugleich die Pistole auf den Tisch legte, die sie in der Hand gehalten hatte.

      Philipp nahm die Waffen herunter und untersuchte sämtliche Zündpfannen. Dann ergriff er auch die auf dem Tische liegende Pistole und fand, dass sie sich gleichfalls in kampffähigem Stande befand. Als er die Pfanne wieder schloss, bemerkte er mit einem Lächeln:

      »Diese sollte also mir gelten, Amine?« .

      »Nein – nicht Euch – sondern einem Verräter, der sich möglicherweise Eingang verschaffen konnte.«

      »Wohlan, Jungfrau!« entgegnete Philipp, »ich will meinen Posten an dem Fenster einnehmen, das Ihr geöffnet habt; aber im Zimmer darf kein Licht brennen. Ihr mögt hier bleiben und könnt zu Eurer Sicherheit den Schlüssel umdrehen.«

      »Ihr kennt mich wenig,« versetzte Amine, »und missdeutet meine Furcht; ich muss neben Euch bleiben und die Waffen wieder laden – ein Geschäft, in dem ich wohl geübt bin.«

      »Nicht doch,« erwiderte Philipp, »Ihr könntet Schaden nehmen.«

      »Und wenn auch, glaubt Ihr, ich werde hier müßig bleiben, wenn ich einem Manne Beistand leisten kann, der sein Leben für mich einsetzt? Ich kenne meine Pflicht und werde sie erfüllen.«

      »Ihr dürft Euch nicht bloßstellen, Amine,« fügte Philipp; »mein Ziel wird nicht so sicher sein, wenn ich weiß, dass Ihr in Gefahr seid. Doch jetzt muss ich die Waffen in das andere Gemach nehmen, denn die Zeit ist gekommen.«

      Philipp brachte die Büchsen und Pistolen unter Amine's Beistand in das anstoßende Zimmer; dann entfernte sich Letztere, das Licht mit sich fortnehmend. Sobald Philipp allein war, öffnete er das Fenster und sah hinaus, ohne dass sich etwas blicken ließ; dann horchte er, aber Alles war stumm. Der Mond erhob sich eben mit gedämpftem Lichte über einen fernen Berg, während flockige Wolken den Horizont überzogen. Philipp spähte einige Minuten und vernahm endlich unten ein Geflüster. Er blickte hinaus und konnte jetzt im Dunkeln die vier Räuber unterscheiden, die dicht an der Tür des Hauses standen. Leise von dem Fenster wegtretend, begab er sich in das Nebengemach zu Amine, die er mit Zurichtung der Munition beschäftigt fand. »Amine, sie beraten sich unten an der Tür. Ihr könnt sie jetzt ohne Gefahr sehen und Euch überzeugen, dass ich Euch die Wahrheit gesagt habe.«

      Amine erwiderte nichts, sondern ging in das Vorderzimmer und sah zum Fenster hinaus. Dann kehrte sie zurück, legte ihre Hand auf Philipp's Arm und sagte:

      »Vergebt mir meine Zweifel. Ich fürchte jetzt nur noch, mein Vater möchte zu bald zurückkehren und von den Räubern ergriffen werden.«

      Philipp verließ das Zimmer abermals, um sich auf Kundschaft zu legen. Es gewann den Anschein, als könnten die Räuber zu keinem Entschlusse kommen – die Stärke der Tür bot allen ihren Bemühungen Trotz, weshalb sie jetzt eine List versuchten. Sie klopften und als keine Antwort erfolgte, setzten sie den Lärm noch lauter fort. Da auch dies zu keinem Resultate führte, hielten sie abermals eine Beratung, worauf sie die Mündung einer Büchse an das Schlüsselloch legten und das Gewehr abfeuerten. Das Schloss der Tür wich, aber die eisernen Riegel, die an der Innenseite oben und unten angebracht waren, leisteten noch immer Widerstand.

      Obgleich Philipp berechtigt gewesen wäre, schon während der ersten Konsultation an der Tür auf die Räuber Feuer zu geben, vermeidet es doch ein edler Sinn stets, ein Menschenleben anders, als im äußersten Notfall zu zerstören; dieses Gefühl wehrte ihm, von seinen Waffen Gebrauch zu machen, bis die Feindseligkeiten wirklich begannen. Jetzt aber legte er eine Büchse gegen den Kopf des am nächsten bei der Tür stehenden Räubers an, welcher eben eifrig die Wirkung seines Schusses und die Natur der weiteren Hindernisse untersuchte. Das Ziel war gut genommen und der Mann fiel tot zusammen, während die Andern, von dieser unerwarteten Vergeltung überrascht, zurückfuhren. Dann aber wurde auf Philipp, der noch immer unter dem Fenster lehnte, eine Pistole abgefeuert, ohne jedoch zu treffen, und im nächsten Augenblicke fühlte sich unser Held zurück und aus dem Bereich der feindlichen Kugeln gezogen, eine Aufmerksamkeit, die ihm von Amine erwiesen wurde, welche, ohne dass er darum wusste, an seine Seite getreten war.

      »Ihr dürft Euch nicht in dieser Weise aussetzen, Philipp, sagte sie in gedämpftem Tone.

      »Sie hat mich Philipp genannt,« dachte er, ohne jedoch eine Antwort zu geben.

      »Sie werden Euch jetzt wieder am Fenster erwarten,« fuhr Amine fort. »Nehmt die andere Büchse und geht in die Hausflur hinunter. Wenn das Schloss der Tür abgeflogen ist, so langen sie vielleicht mit ihren Armen herein, um den Riegel zurückzuschieben. Ich glaube zwar nicht, dass es ihnen gelingen wird, kann's aber doch nicht mit Sicherheit behaupten. Jedenfalls ist es besser, wenn Ihr unten seid, weil man Euch dort am wenigsten erwartet.«

      »Ihr habt Recht,« versetzte Philipp, indem er hinunterging.

      »Ihr müsst übrigens nicht mehr, als einmal Feuer geben. Wenn noch einer fällt, haben wir's nur noch mit Zweien zu tun, welche nicht zugleich auf das Fenster Acht geben und sich Eingang verschaffen können. Geht, ich will inzwischen die Büchsen wieder laden.«

      Philipp schlich leise und ohne Licht hinunter. An der Tür bemerkte er, dass einer der Elenden durch die Schlossöffnung seinen Arm hereinstreckte und bemüht war, den obern eisernen Riegel zurückzuschieben, welchen er eben erreichen konnte, Philipp legte an und war eben im Begriffe, seine ganze Ladung dem Räuber unter den erhobenen Arm zu geben, als er die Andern draußen schießen hörte.

      »Amine hat sich am Fenster blicken lassen,« dachte Philipp, »und ist vielleicht verwundet.«

      Das Verlangen nach Rache veranlasste ihn, zuerst seine Kugel in den Leib des Mannes zu jagen; dann aber flog er die Treppen hinauf, um sich von Aminen's Zustande zu überzeugen. Sie war nicht am Fenster. Er stürzte in das innere Zimmer und fand, dass sie bedächtig