Strahlend prahlte mein Mann: „Ja, siehste, Ruthchen, so schnell kann man an eine Geschäftsbeteiligung kommen wenn man den richtigen Beruf hat und gut ist. Ich habe es doch nicht nötig für meinen Cousin zu arbeiten, nein. Das habe ich direkt abgelehnt. Der braucht mich doch, aber nicht umgekehrt. Natürlich machen wir halbe-halbe. Aber davon verstehst du eh nix. Lass mich nur machen, wirst schon sehen, dass dein Mann eben ein Meister ist!“
„Und du meinst das lohnt sich? Wie viel kriegst du denn für das Lackieren?“ interessierte mich nur die finanzielle Seite der Sache.
Stolz erklärte Robert: „Unterschiedlich, aber zwischen Tausend und Fünfzehnhundert pro Auto. Und der Ralf hat viele Aufträge. Das wird ein gutes Geschäft, mit dickem Gewinn.“ Dabei rieb sich mein Mann die Hände in freudiger Erwartung.
Ich war beeindruckt, freute mich auch darauf nicht mehr jede Mark umdrehen zu müssen.
Aber auch über unseren neuen fahrbaren Untersatz freute ich mich insgeheim sehr, denn endlich hätte ich auch die Gelegenheit Fahrpraxis zu bekommen, und nicht mehr ständig mit den ehemaligen Kollegen im Bus fahren zu müssen.
Allerdings sah Robert den Wagen als sein persönliches Eigentum an, und gleich bei meiner ersten Anfrage, nach dem Autoschlüssel, gerieten wir in Streit.
„Nein, das kannst du mal gleich vergessen, das Auto brauche ich! Meinst du, ich lass mir den Wagen von dir kaputt fahren? Fahr mal schön weiterhin mit dem Bus. Alleine mit meinem Wagen zu fahren, das traue ich dir nicht zu. Du hast noch keine Fahrpraxis.“ Lehnte mein Mann mein Ansinnen kategorisch ab.
Sauer erwiderte ich: „Was ist los? Dein Wagen? Seit wann gibt es in einer Ehe mein und dein? Wenn wir ein Auto haben, dann ist das unser Auto, das ist ja wohl klar? Du hast zwar recht, dass ich noch nicht oft gefahren bin, und alleine auch nur einmal mit Vatis Käfer, aber dann muss ich das endlich nachholen. Jetzt hab ich ja die Möglichkeit zu üben, mit unserem eigenen Auto. Meinetwegen auch anfangs mit dir daneben. Aber ich lasse mir von dir nicht verbieten das Auto zu fahren. Schließlich habe ich auch schon seit einem Jahr den Führerschein.“ Bestand ich trotzig auf meinem Recht als Ehefrau.
Mürrisch gab Robert nach: „In Ordnung, mit mir als Beifahrer kannst du üben.“
„Wie gnädig!“ frotzelte ich.
„Dumme Kuh, was erwartest du eigentlich?“ maulte er ärgerlich.
Wie schnell die Liebe abkühlt und der Ton kritisch wird, dachte ich nur traurig und schwieg.
Zwar war Roberts Arbeitszeit verändert, nicht mehr nachts, aber wesentlich kürzer war sie dennoch nicht. Auch kam es immer häufiger vor, dass er nach der Arbeit mit seinem Cousin noch einen Trinken ging. Ralf schien dem Alkohol auch nicht unbedingt feindlich gesonnen zu sein.
Das Schlimme daran war aber, dass mein lieber Mann sich dann noch ans Steuer setzte und quer durch die Stadt die acht Kilometer nach Hause fuhr.
Oft fragte ich ihn: „Reicht es dir nicht, dass du schon zweimal den Führerschein weg hattest? Hast du vergessen, dass das auch noch richtig teuer war und du noch in den Knast musstest? Mit deinem Leichtsinn setzt du unsere Existenz aufs Spiel!“
Meist wurde er dann ziemlich grob und schimpfte: „Ach halt doch dein Maul! Was du alles weißt, du Neunmalklug! Und wieso eigentlich unsere? He?“
In der Regel hielt ich es dann für besser zu schweigen.
Aber Roberts Zusammenarbeit mit Cousin Ralf hatte schon einige Vorteile, auch wenn der Gewinn nicht so schnell und so reichlich floss, wie die Beiden es behauptet hatten. Ein Auto war eben doch nicht so schnell lackiert, ob guter Meister oder nicht.
Dafür wurden so manche Abende, speziell am Wochenende, mit amüsantem Zusammensein gefüllt. Ralf war nicht nur ein lustiger, offener Unterhalter, sondern auch ein charmanter Gentleman. Er baggerte mich ganz offen an. Und ich fühlte mich geschmeichelt.
Seltsamerweise war Ralfs Frau nie dabei, auch an der Tankstelle ließ sie sich niemals sehen, dabei hätten die beiden Männer eine tatkräftige Hilfe ganz gut brauchen können; denn bei dem regen Betrieb musste Robert die Lackierarbeiten überwiegend alleine machen, weil Ralf mit tanken und kassieren beschäftigt war.
Als ich Cousin Ralf einmal fragte, warum seine Frau nicht mithalf, erwiderte er: „Stimmt wohl, eine Frau an der Kasse wäre sicher hilfreich, und wenn du es machen könntest, auch noch ein schöner Anblick, aber meine Frau würde uns nur die Stimmung vermiesen. Nee, das muss nicht sein.“
Alles war einigermaßen im Lot bis eines Abends ein überraschender Besucher erschien. Ich hatte eben den Kindern das Abendessen gegeben und wollte den Kleinen ins Bett bringen, als es klingelte.
Als ich die Etagentür öffnete staunte ich nicht schlecht, Herbert Wudke stand vor mir, grüßte verlegen: „Nen Abend Frau Woods. Ist der Robert zu Hause?“
Verwundert erwiderte ich: „ Nein Herr Wudke, mein Mann ist noch arbeiten. Kann ich Ihnen helfen?“ dabei ahnte ich schon was der Taxifahrer von Robert wollte.
Er war verlegen, stotterte ein wenig: „Tja, ich weiß nicht. Aber eigentlich, na ja, wollte ich schon mit Robert selbst sprechen.“
„Nichts da, kommen Sie herein!“ verlangte ich energisch und führte ihn ins Wohnzimmer.
„Haben Sie ein paar Minuten Zeit? Ich will eben den Jungen ins Bett legen“, fragte ich und auf sein Nicken bat ich ihn: „setzen Sie sich doch, ich brauche nur fünf Minuten.“
Dann wies ich meine Tochter an, noch einmal ihre Hausaufgaben durchzusehen und ließ sie am Esstisch zurück um mit dem Taxifahrer zu sprechen.
Als der Gast mein Getränke-Angebot ablehnte fragte ich rundheraus: „Wie viel schuldet mein Mann Ihnen noch, Herr Wudke?“
„Siebzig!“ sagte der Mann verlegen.
Ich gab mir Mühe mein Entsetzen nicht zu zeigen, fragte ruhig: “Und Sie haben sich da nicht verrechnet? Ich dachte eigentlich, das sei längst erledigt. Aber immer noch Siebzig? Oder schon wieder?“ bohrte ich nach.
Dann kam heraus, dass mein lieber Mann sich erneut Geld geliehen hatte, natürlich wieder im besoffenen Kopf.
„Es ist mir echt peinlich, Frau Woods, und Sie dürfen auch nicht denken, dass ich unehrlich bin oder Zinsen aufschlage, aber ich arbeite auch für mein Geld. Und der Robert hat mir die Rückzahlung für den nächsten Tag versprochen, aber das ist nun schon 2 Wochen her.“ Rechtfertigte sich der Mann.
„Nein, nein, Herr Wudke, schon gut, ich muss mich entschuldigen. Er mir nur nicht gesagt, wie viel es war und auch nicht dass er noch nicht bei Ihnen war.“ Log ich, „leider hab ich momentan nicht so viel im Haus, aber ich kann Ihnen schon mal die Hälfte geben und Robert wird Ihnen den zweiten Teil dann morgen bringen. Kann er das bei Schwerte in der Zentrale abgeben?“ organisierte ich die Rückzahlung.
Der Taxifahrer schüttelte den Kopf, erwiderte nachdenklich: „Glauben Sie denn, dass der Robert in die Zentrale kommt? Das kann ich mir echt nicht vorstellen. Der wird sich hüten wenn die Frau Schwerte da ist. Nachts zum Alten kommt er vielleicht. Aber ich kann auch morgen nach Feierabend wieder hierher kommen, den Rest abholen.“
Verwundert wollte ich wissen: „Warum soll er sich vor der Frau Schwerte drücken? Wegen der kleinen Lappalie? Das ist doch längst vergessen!“
Herbert Wudke sah mich entgeistert an, dann lachte er laut: „Lappalie? Na, Sie sind ja gut. Oder was hat er Ihnen erzählt warum es gekracht hat?“
„Warum hat es denn gekracht, wenn Sie das Wort so lustig finden, Herr Wudke?“ Ich konnte meine Spannung kaum verbergen und starrte ihn herausfordernd an.
Was ich dann erfuhr war ungeheuerlich.
Mein Mann und noch ein Kollege waren in Roberts letzter Nacht an einer unübersichtlichen Stelle frontal zusammen gestoßen. Beide Taxen wurden schwer beschädigt, und zwar durch eigenes