So oder so ist es Mord. Anja Gust. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anja Gust
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753188300
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ihr Spaß zu machen und vielleicht wollte sie mal wieder etwas zerstören. Dieses Verlangen hatte sie in letzter Zeit öfter.

      „Ach, komm“, meinte er einlenkend. „Nun hab dich nicht so. Ich bin keineswegs zum Streiten hergekommen, sondern weil es Neuigkeiten gibt.“

      „Natürlich, wie konnte ich auch etwas anderes glauben“, ätzte sie sofort wieder los.

      „Hör zu. Du solltest noch mal mit deinem Vater reden“, begann er, sie sofort zu bedrängen.

      „Wie bitte? Das ist doch wohl nicht dein Ernst. Bevor du dich nicht änderst, werde ich keinen Finger mehr krümmen.“ Energisch trat Solveig einige Schritte auf ihn zu und hob die Hand, als wollte sie ihm eine kleben.

      Beschwichtigend ergriff er ihren Arm. „So beruhige dich doch. Es ist ja nur zur Vorsorge, damit dein alter Herr nicht wieder an sich zweifelt.“

      „Lass ihn doch. Das ist es doch, was du immer wolltest“, intervenierte sie sofort.

      „Was soll dieser Zynismus? Die Lage hat sich geändert. Vor Kurzem sind zwei Kripobeamte bei ihm gewesen. Wie berichtet wurde, haben die allerlei dumme Fragen gestellt. Nun befürchte ich, dass die ganze Wühlerei wieder von vorn beginnt. Das können wir nicht gebrauchen. Nicht jetzt, so kurz vor der Wahl.“

      „Ja, natürlich.“ In aller Seelenruhe nahm sie ein Stück Schokolade aus einer Schale. „Wie geht es eigentlich Ludmilla?“, stichelte sie plötzlich.

      „Na, wie schon. Sie betrügt mich mit diesem Lackaffen, diesem, wie hieß er noch gleich …?“

      „Hubertus Sieger“, ergänzte Solveig amüsiert. „Im Übrigen ist er nicht ohne Talent.“

      „Wer? Dieser Schmierfink?“ Lindholm kicherte amüsiert, wurde aber sofort wieder ernst. „Woher kennst du diesen Typen eigentlich?“ Bei den letzten Worten kam er auf sie zu.

      „Wer sagt denn, dass ich ihn kenne? Nur weil ich seinen Namen weiß, muss ich ihn doch keineswegs kennen!“

      „Nun sei doch nicht immer gleich so mimosenhaft … Sieh hier. Ich habe dir etwas mitgebracht.“ Im selben Moment kramte er ein sorgsam von Schmuckpapier umhülltes Päckchen hervor.

      „Oh Gott, du bist verrückt!“, entfuhr es ihr, nachdem sie es geöffnet hatte und einen goldenen Ring entdeckte.

      Uwe strahlte. Wie immer hatte er ihren Nerv getroffen. „Für dich tue ich doch alles. Das weißt du doch“, hauchte er ihr ins Ohr.

      „Das ist aber lieb.“ Sie lächelte.

      Langsam strich er ihr Haar zurück und küsste ihren Hals. Sie schloss die Augen, inhalierte seinen herben Geruch und spürte sein Verlangen.

      Eigentlich wollte sie nicht. Doch nur so konnte sie diesen Narren bei Laune halten, denn sie hatte noch einiges mit ihm vor. Zudem war ihr dieses Spiel mittlerweile zur Routine geworden, weshalb sie wusste, wie sie diesen Möchtegernmacho möglichst schnell einlullen konnte. Also tat sie mal wieder, was er von ihr erwartete, ohne auch nur das Geringste dabei zu empfinden.

      Als es vorbei war, drehte er sich um und schlief ein. Sie hingegen stand auf und ging, wie immer, ins Badezimmer, um sich zu übergeben.

      ****

      Ganz schön nassforsch

      3 Tage später …

      „Jetzt nicht!“, schrie Uwe Lindholm, als es zaghaft klopfte. Da es aber wiederholt geschah, jetzt sogar kräftiger, sprang er wütend auf und eilte zur Tür. Mit einem Ruck riss er sie auf und hatte schon einen deftigen Spruch auf den Lippen, als ihm Frau Schneider, seine Vorzimmerdame, mit einem älteren, überaus pedantisch wirkenden Herrn zu ihrer Linken gegenüberstand.

      Dieser drehte nervös seinen Hut in den Händen und wich den Blicken des Hausherrn aus. Der Umstand, dass der Besucher unangemeldet erschien, deutete auf ein Problem hin.

      „Tut mir leid, Herr Lindholm. Aber ich habe alles versucht. Doch dieser Herr …“, entschuldigte sich die sichtlich verwirrte Sekretärin, ohne den Satz zu Ende zu bringen.

      „Worum geht es?“, blaffte Uwe den Unbekannten an, der vor lauter Verlegenheit so etwas wie eine leichte Verbeugung andeutete. Dann jedoch straffte sich seine Haltung und er zog eine überaus bedeutungsvolle Miene.

      „Guten Tag, Herr Parteivorsitzender“, erwiderte jener auf den ersten Blick so wunderliche Besucher. „Mein Name ist Bohnsack, Anton Bohnsack. Ich komme vom städtischen Finanzamt. Hier ist meine Karte.“

      „Ja und?“, fragte Uwe, nachdem er diese flüchtig gesichtet hatte.

      „Es gibt da ein paar Unstimmigkeiten bezüglich Ihres Vertrages mit der Fa. Roland & Boelke“, verdutzte der ungebetene Gast den Politiker, dessen Puls sofort merklich stieg. Handelte es sich doch hier um eine Scheinfirma, über welche einige Werbeverträge seiner Partei liefen. Woher wusste dieser Kerl davon? Ein diffuses Unbehagen kroch Uwe in den Nacken.

      Auch Frau Schneiders Augen quollen auf. Diese überaus vorsichtige, für gewöhnlich harmlose Person, war sichtlich verblüfft. Nachdem sie die Sprache wiedergefunden hatte, wies sie Herrn Bohnsack pikiert auf die Regel einer Terminvergabe hin.

      „Schon gut, Lisa. Das geht schon in Ordnung“, wimmelte Uwe sie ab und vergrößerte damit ihre Konfusion. Rasch bat er den Herrn herein und verschloss die Tür. Zuvorkommend führte er den Besucher zur prachtvoll ausgestatteten Gästeecke mit den beiden Ohrensesseln und dem dunkelbraunen Mahagonitisch.

      Auf diesem stand mittig ein Onyx Marmor-Ei auf sechs in Gold gefassten ionischen Säulen. In einer rückwärtig beleuchteten Glasvitrine funkelten die Kristalle mehrerer Swarovski Figuren, was jedoch nicht die geringste Beachtung durch den Gast fand. Lindholm bot ihm einen Gin Tonic an. Aber selbst diesen lehnte er aus Gründen der Diensttreue ab.

      „Verstehe, einmal Beamter, immer Beamter, korrekt und unbestechlich!“, witzelte der Hausherr anerkennend, aber irgendwie behagte ihm dieser Mensch nicht. „Ich nehme an, dass die Art Ihrer Kontaktaufnahme eine besondere ist. Warum sonst dieser Umweg, wenn der Sachverhalt doch klar erscheint?“

      Der Beamte lächelte daraufhin süßlich und senkte verschämt den Blick. „Nun ja, immerhin sind Sie ein bekannter Politiker und stehen im Blickpunkt der Öffentlichkeit“, flötete dieser unterwürfig. „Ich muss gestehen, Herr Lindholm, ich bin ein großer Bewunderer Ihrer Partei. Mit Begeisterung habe ich Ihre letzte Rede gehört, in der Sie einigen Herren von der Landesregierung ordentlich eingeheizt haben. Es wird Zeit, dass den Etablierten mal jemand auf die Finger klopft – frischer Wind, verstehen Sie? Selbst meine Frau hat gesagt …“

      „Schon gut, schon gut“, würgte Lindholm ihn ab, der so etwas jetzt nicht hören wollte. „Also, wo drückt der Schuh?“

      Der Besucher stieß einen langen Seufzer aus. „Nun ja, das Problem ist, dass Sie … Wie Sie sicherlich wissen, sind diese Herren Versicherungsvertreter vom Schlage ‚Roland & Boelke’ … oder soll ich lieber sagen, Kredithaie? Schließlich geht es um viel Geld. Um sehr viel Geld … Aber was soll ich lange reden? Das können Sie sich sicher schon denken.“

      „Allerdings, hehehe. Ich möchte es aber dennoch von Ihnen hören, schon um sicher zu gehen, dass ich richtig denke!“

      „Mein Kompliment, Herr Parteivorsitzender. Sie haben ein Talent, die Dinge zu umgarnen“, kicherte jetzt auch der Mann.

      „Wer umgarnt denn? Ich benenne nur den Fakt!“, stellte Uwe unmissverständlich klar. Argwöhnisch musterte er diesen ihm vis-à-vis sitzenden Schmierfinken niederster Kategorie. Am liebsten hätte er ihm jetzt so richtig eins reingewürgt.

      „So kann man es auch nennen, hahaha“, steigerte dieser Frechling seinen Zorn. „Man merkt, Sie sind Politiker und sagen niemals, was Sie sagen sollten, sondern nur, was man hören möchte. So ist es richtig, haha … Also, um es klar zu sagen. Die Sache könnte insofern für Sie unangenehm werden, da die für Ihre Werbekampagne bereitgestellten