Russian Mafia Prince. Sarah Glicker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sarah Glicker
Издательство: Bookwire
Серия: Russian Mafia
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754174630
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erkundige ich mich, obwohl ich es mir bereits denken kann und ich mich eigentlich nicht darüber unterhalten will.

       „Mom wartet nur darauf, dass sie zwei Hochzeiten planen kann. Ich bin mir sicher, dass sie das insgeheim schon getan hat. Und ich bin mir sicher, dass Dad nicht so glücklich darüber sein wird, wenn er die Rechnung dafür bekommt. Aber das wird er schon überleben. Schließlich hat er nur zwei Töchter.“ Noch immer grinst sie frech.

       Ich hingegen verdrehe nur genervt die Augen. Ich bin noch nicht so weit, um mich mit diesen Themen auseinander zu setzen. Und das vor allem deswegen, weil ich noch keinen Mann gefunden habe, mit dem ich mir den Rest meines Lebens vorstellen kann.

       Nicht zum ersten Mal in den letzten Stunden schieben sich die durchdringenden Augen des Mannes in meine Gedanken, den ich gestern gesehen habe. Ich habe mich nicht mit ihm unterhalten, ihn wirklich nur für wenige Sekunden gesehen, und dennoch kam es mir so vor, als könnte er meine Gedanken lesen, meine Wünsche erkennen, obwohl ich sie selber nicht einmal kenne.

       „Sollte ich dafür nicht erstmal einen Freund haben?“, hake ich nach, um mich von ihm abzulenken. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich die Antwort darauf wirklich wissen will, so ist es gerade doch besser, als mich mit ihm auseinanderzusetzen. Zumal ich mir sicher bin, dass ich ihn nie wiedersehen werde.

       „Ich gebe dir jetzt einen gut gemeinten Rat, weil du meine kleine Schwester bist und ich dich nicht einfach ins offene Messer laufen lassen will. Ich will, dass du glücklich bist. Du weißt, dass es in unserer Familie Standarts gibt, an die man sich zu halten hat. Ich weiß, dass es einige gibt, die das nicht machen, allen voran unsere Tante, aber du weißt auch, dass sie bei jeder Gelegenheit gemieden wird. Aus welchem Grund auch immer, schließlich scheint sie ja Erfolg zu haben. Dazu gehört aber auch, dass man einen erfolgreichen Mann heiratet, selber eine gute Ausbildung hat und man auch immer mal zurücksteckt. Aber vor allem gibt es eine Grenze zum Heiraten. Ich habe sie bald erreicht. Allerdings hatte ich das Glück, dass ich einen wundervollen Mann gefunden habe, den Mom und Dad als meinen zukünftigen Ehemann akzeptieren. Hätte ich ihn nicht, dürfte ich spätestens mit dreißig eine nicht so tolle Unterhaltung mit den beiden führen. Ich weiß, dass du dich weigerst, dir unter diesen Voraussetzungen einen Partner zu suchen, aber du willst nicht mit ihnen darüber sprechen, dass kannst du mir glauben. Also kann ich dir nur raten, vorher einen Mann zu finden, der dich glücklich macht. Sonst wird es wahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass du unzählige Dates mit irgendwelchen Söhnen von irgendwelchen Geschäftspartnern haben wirst. Und zwar mehr, als du eh schon hattest.“

       Mehr als ein Nicken bekomme ich nicht zustande, als ich über ihre Ansprache nachdenke. Ich weiß, dass sie es nur gut meint, auch wenn ihre Worte mir vor Augen halten, was ich eigentlich schon längst weiß. Sie sorgen aber auch dafür, dass ich wieder an die Unterhaltung mit meiner Tante denken muss, die mir erst vor wenigen Minuten mehr oder weniger das Gegenteil gesagt hat.

       „Wir sehen uns nachher noch.“ Mit diesen Worten lächelt sie mich aufmunternd an und gesellt sich wieder zu einer anderen Gruppe, wo ich auch ihren Freund entdecken kann.

       Ich hingegen greife nach einem vollen Champagner-Glas und leere es in einem Zug. Mein Gefühl sagt mir, dass ich den Alkohol brauchen werde, damit ich heute nicht die Nerven verliere.

      Kapitel 4

      Anatoli

       Ich bin völlig außer Atem und nass geschwitzt. Dennoch schlage ich ununterbrochen weiter auf den Boxsack ein. Und ich habe auch nicht vor, aufzuhören. Zumindest nicht in den nächsten Minuten.

       Meine ganze überschüssige Energie lasse ich an ihm aus. Und davon habe ich eine Menge. Woher sie genau kommt weiß ich nicht. Doch ich schiebe es einfach mal darauf, dass ich mich schon lange nicht mehr geprügelt habe.

       Nachdem ich jetzt festgestellt habe, dass mein Eingreifen hier wirklich wichtig ist und mein Vater mich nicht einfach aus einer Laune heraus in die Staaten geschickt hat, bin ich nicht mehr ganz so sauer auf ihn. Dennoch bin ich der Meinung, dass er mir wenigstens ein paar Tage eher etwas hätte sagen können.

       „Bist du immer noch hier? Ich dachte, du hättest schon vor zwei Stunden aufgehört.“ Viktor sieht mich beinahe ein wenig belustigt an.

       „Sieht man doch. Oder bist du blind?“, erwidere ich, ohne dabei mit meinen Bewegungen aufzuhören.

       „Wärst du am Wochenende einfach mitgekommen, so wie ich es dir gesagt habe, würde es dir jetzt nicht so gehen“, stellt er mit einer selbstgefälligen Stimme fest.

       Zu gerne würde ich ein paar Dinge darauf erwidern, von denen ich weiß, dass sie ihm nicht gefallen werden. Doch das mache ich nicht. Ich habe keine Lust, mich weiterhin damit zu beschäftigen. Vor allem deswegen, weil er es ganz genau weiß. Aus diesem Grund ziehe ich es vor, weiter auf den Boxsack einzuschlagen.

       „Okay, du willst dich also nicht darüber unterhalten. Auch gut, ich muss das nicht unbedingt ausdiskutieren. Du weißt, dass ich eher meine Fäuste für mich sprechen lasse, als Worte. Dann unterhalten wir uns halt lieber übers Geschäft. Ich habe den Termin bezüglich der Homepage für heute Nachmittag gemacht.“

       Kaum sind seine Worte durch den dichten Nebel gedrungen, der mich immer beim Training umgibt, halte ich schließlich doch inne. Langsam, fast schon in Zeitlupe, drehe ich mich in seine Richtung und schaue ihn abwartend an. Doch er macht keine Anstalten noch etwas zu sagen. Dennoch kann ich das Funkeln in seinen Augen erkennen. Er macht sich einen Spaß daraus und das gefällt mir überhaupt nicht.

       „Und?“, knurre ich wütend. Ich war noch nie der Typ Mensch, der gerne rätselt. Und das weiß Viktor auch. Dennoch sieht er mich auf eine Art und Weise an, die mir überhaupt nicht gefällt.

       „Du musst hingehen“, erklärt er mir in der nächsten Sekunde, als ich schon die Befürchtung habe, dass er überhaupt nicht mehr zum Punkt kommt.

       „Sehe ich so aus, als würde ich seit neustem zu irgendwelchen Geschäftsterminen gehen, bei denen es um so etwas geht?“, stoße ich zwischen den Zähnen hervor. Dabei richte ich mich zu meiner vollen Größe auf, auch wenn ich weiß, dass ich Viktor so keine Angst machen kann.

       „Nein, aber du hast es auch nie für möglich gehalten, dass dein Vater dich nach Los Angeles schickt. Und dennoch bist du nun hier.“

       Aus einem Reflex heraus schlage ich wieder auf den Boxsack ein.

       „Die sollen einfach nur eine vernünftige Webseite und ein neues Logo machen. Das kann doch nicht so schwer sein. Dann wird dieser Laden mit Sicherheit auch wieder Gewinn machen. Jeder Club, in dem es nackte Frauen gibt, macht Gewinn, wenn die Homepage vernünftig geführt wird und er in einem vorzeigbaren Zustand ist. Das wäre der erste, bei dem das nicht der Fall ist.“

       „Da bin ich ganz deiner Meinung. Wenn sogar Iwan das mit seinem komischen Hinterhof-Club schafft, wird das in einer Stadt wie Los Angeles doch wohl machbar sein.“

       „Dann sind wir ja einer Meinung. Ich muss mich um eindeutig wichtigere Dinge kümmern. Unter anderem muss ich nachher den Mexikanern gehörig auf die Füße treten. Es hat ewig gedauert, das Hauptquartier von ihnen ausfindig zu machen. Doch nun habe ich sie.“

       Meine Stimme und meine angespannten Muskeln lassen nicht den kleinsten Zweifel daran, dass es nicht mein Job ist, zu so einem Treffen zu gehen. Zur Not kann ich auch einen der anderen schicken. Irgendjemand wird sich da schon finden.

       „Ich bin dein Bodyguard. Deine rechte Hand sozusagen. Mein Job ist es nicht, so einen Termin zu vereinbaren. Und trotzdem habe ich das getan. Wenn du jemanden brauchst, der sich um solche Sachen kümmert, wirst du eine Sekretärin einstellen müssen. Sie kann ja in einem kurzen Rock vor deinen Augen herumtänzeln und dabei deine Termine machen. Dann hast du auch etwas für die Augen. Außerdem können wir davon ausgehen, dass die Mexikaner eh erst heute Abend in ihrem Club sind. Wahrscheinlich vögeln sie sich gerade durch sämtliche Betten ihrer Gespielinnen. Du hast also noch nichts vor.“

       Noch während er spricht, bildet sich ein dreckiges Grinsen auf seinem