Rakna. Josephine Becker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Josephine Becker
Издательство: Bookwire
Серия: Rakna
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752908428
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sich die Türen wie von selbst und offenbarten hinter sich weitere steinerne Wände. Der Schlafsaal sah aus wie ein riesiger Korridor. Doch diesmal gab es sonderbare, ovale Fenster, die in das Gestein eingelassen worden waren. Als plötzlich ein Elfenkopf aus einem der Löcher hervorschaute, erkannte Rakna, dass diese in Wirklichkeit den Zugang zu winzigen Kammern bildeten. Vor manchen Öffnungen hingen zugezogene Vorhänge. Aber in andere konnte sie hineinsehen. Als die drei ungleichen Frauen vorbeigingen, legten die Meisten ihre Arbeit beiseite, die sie gerade in den Händen hielten, und betrachteten die Neuankömmlinge. Mit lautem Ratschen wurden Vorhänge weggezogen, um eine bessere Sicht auf sie zu haben. Rakna fühlte sich unwohl. Sie war zwar Aufmerksamkeit gewohnt, aber meistens kannte sie die Leute, die sie begafften. Sie liefen bis zum Ende des Ganges, als Echna wieder von Neuem zu erklären begann.

      „Die letzten vier Schlafplätze sind frei. Wenn Thuriell möchte, dass du weiter abseits schläfst, dann solltest du den letzten Platz auf der linken Seite nehmen, Tears. Ist das für dich in Ordnung? Rakna nimmt dann den dazwischen. Ich habe den Schlafplatz direkt neben dir. Die Gegenüberliegenden sind frei. Außer, es kommen noch ein paar unerwartete Gäste dazu.“ Sie lächelte Tears kurz zu, danach sprach sie weiter.

      „Macht es euch erst einmal bequem und richtet euch ein, wenn ihr Fragen habt, dann kommt zu mir.“ Somit schlüpfte sie elegant durch eines der ovalen Fenster und schloss den Vorhang hinter sich. Auch Rakna kletterte, etwas ungelenk, durch den Zugang. Sobald sie mit einem Fuß den Boden berührte, erleuchteten winzige, in der Decke eingelassene Steine, das kleine Zimmer. Der Raum wurde augenblicklich von hellem, weißem Licht durchströmt. Es wirkte wie das echte Himmelszelt, so wie die Edelsteine an dem hohen Gemäuer glitzerten. Das Schlafgemach war winzig. In der Länge passte geradeso ein großer Elf hinein. Ausgestreckt auf dem Boden liegend, konnte Rakna die Wände des Raumes mit Zehen- und Fingerspitzen oben und unten berühren. In der Breite war er noch enger. Rakna konnte geradeso zwischen dem Bett und der Wand hindurchgehen. Streckte sie ihre Arme zur Seite aus, dann berührte sie mit den Handflächen das Gestein. Die Schlafstatt war ein einfaches, steinernes Podest, in dessen Mitte eine Mulde eingelassen war. Darin lag ein weiches Moospolster, überzogen mit Leinenstoff. Ihr Kissen und eine dünne Decke fand sie in dem eingebauten Regal in der Wand, gegenüber des Bettes. Es sah so aus, als wäre der Stein per Hand aus der Mauer gehauen worden, um die Ablagefächer zu schaffen. Sonst war da nur der Vorhang aus grünem Stoff, den Rakna nun ebenfalls zuzog, um die restliche Welt von sich abzuschirmen. So ausgebreitet vor ihr hängend, erkannte sie ein Wappen von brauner Farbe auf dem dunkelgrünen Leinenstoff. Ein geschwungenes Schild prangte in der Mitte, auf das ein knorriger Baum in voller Blüte gestickt war. Unter ihm hatte sich der Boden aufgetan und hunderte Elfen schienen aus dem Spalt hervor zu stürmen. Gerade als sie ihre Decke ausbreitete und sich schon fragte, was sie heute Nacht zum Schlafen tragen sollte, purzelte ihr ein sehr dünnes, grünes Gewand entgegen. Es reichte bis über die Knie, an den Schultern war es gerafft und entblößte somit das gesamte Mal. Die Ärmel verbargen dafür sogar die Hände. Unter anderen Umständen hätte Rakna es wirklich schön gefunden, doch hier fühlte sie sich schutzlos mit solch einem offenherzigen Nachtgewand. Nichtsdestotrotz streifte sie ihre Lederrüstung ab und zog es über. Sie freute sich bereits auf das weiche Bett. Die Nacht in der Höhle war vielleicht sicher, aber trotz der Felle nicht sonderlich bequem gewesen. Sie setzte sich auf die Bettkante und überlegte, wie sie die Sterne am Zimmerhimmel verdunkelte, als es leise klopfte. Echna schaute neugierig herein.

      „Dein Licht hat noch gebrannt. Darf ich rein kommen?“ Rakna wollte eigentlich lieber schlafen, doch sie verkniff sich einen Kommentar und rutschte ein Stück zur Seite, sodass sich Echna zu ihr aufs Bett setzen konnte.

      „Ich möchte dir nur sagen, dass ich dir meine Hilfe anbieten will. Zwar gibt es Elfen unter uns, die es nicht gutheißen, dass du hier lernst. Aber ich glaube, ein neuer Gedankenanstoß ist nicht falsch. Tatsächlich denke ich, dass du ein guter Mensch bist und wir uns gar nicht so sehr unterscheiden. Wenn Thuriell dir vertraut, dann tue ich das ebenfalls. Ich bin auf deiner Seite.“

      „Einige sind nicht besonders froh darüber. Falls es nach ihnen ginge, wäre ich jetzt nicht hier.“, sagte Rakna matt.

      „Du meinst Solas, oder? Na ja, er ist manchmal etwas jähzornig, aber er ist ein wirklich fairer Lehrer. Zeig ihm einfach, was du kannst und dann wird er sich schon beruhigen.“ Rakna war dankbar für die aufmunternden Worte. Eine Freundin zwischen all den Fremden zu haben, war tatsächlich ermutigend.

      „Wieso bist du eigentlich nicht mehr bei deinem Menschenvolk?“ In diesem Moment klopfte es wieder und der Vorhang wurde erneut zur Seite gezogen. Tears schaute herein.

      „Ich habe Stimmen bei euch gehört, kann ich rein kommen?“ Auch Tears hatte ihr grünes Nachtgewand angezogen. Bei ihr war es deutlich länger als bei Rakna, aber es stand ihr trotzdem ausgesprochen. Als sie Rakna ansah, wurden ihre Augen groß.

      „Du bist gebissen? Oh, das tut mir leid ...“ Und in ihren riesigen blauen Augen schwammen plötzlich Tränen.

      „Es gehört jetzt seit vielen Monden zu mir. Ich habe mich daran gewöhnt.“ Zum ersten Mal sprach Rakna offen über ihr Mal und das ohne Wut oder Trauer. Nach all den Jahren durfte sie ehrlich sein. Dann wandte sich Echna an Tears.

      „Wie kommt es, dass du schon lernen darfst? Bist du eine Indoles?“

      „Was ist denn das?“, fragte Rakna, während sie von Tears zu Echna schaute.

      „Ein Indoles ist jemand mit einer besonderen Begabung. Nur in diesem Fall darfst du bereits als Kleinling lernen, so wie Tears.“, antwortete Echna, wie auf Kommando. Dann hakte sie weiter nach.

      „Nun sag, bist du eine? Was ist deine Begabung?“

      „Magie.“ Kaum, dass die kleine Elfe das ausgesprochen hatte, wurde erneut der Vorhang bei Seite gerissen, dieses Mal, ohne anzuklopfen.

      „Hab ich richtig gehört? Ein Indoles lernt mit uns?“ Ein Elf hatte den Kopf herein gestreckt. Augenblicklich zog Rakna die Decke bis unters Kinn, wobei sie Tears beinahe von der Bettkante gestoßen hätte.

      „Was ist mit dem Menschenkind?“, fragte der Elf argwöhnisch. Irgendwoher kannte sie den Kerl. Rakna war sich sicher, dass sie ihn schon einmal gesehen hatte.

      „So zeigt man sich nicht vor dem anderen Geschlecht!“, fuhr Rakna den Elfen empört an. Doch der reagierte unbeeindruckt, geschweige denn, dass er sich für sein ungezogenes Verhalten entschuldigte.

      „Ihr Menschen habt komische Angewohnheiten ...“, damit setzte er sich neben Rakna auf das Bett. Der winzige Raum war jetzt übervoll. Nun, da der Elf so nahe bei ihr saß, erkannte sie ihn wieder. Es war der Wachmann, der Fenrick bei ihrem Eintreffen zu Thuriell gebracht hatte.

      „Du bist Rakna. Alle sprechen über dich. Es ist eine Sensation, einen Menschen hier zu haben. Aber hab ich da richtig gehört, haben wir noch ein zweites Wunderkind unter uns?“

      „Ach, halt die Klappe Tamlyn! Mach dich nicht wieder wichtiger als zu bist.“, wehrte Echna die eindringlichen Fragen des Elfen ab.

      „Darf man nicht einmal mehr nachfragen?“ Doch Echna schwieg. Stattdessen wandte sie sich wieder Tears zu, die dem Treiben belustigt zugesehen hatte.

      „Es tut mir leid Tears, ich möchte nicht unhöflich sein, aber du siehst so jung aus. Ist es möglich, dass du normalerweise nicht einmal im nächsten Jünglingsdurchgang gewesen wärst? Ich meine, du bist so zart?“ Echna schaute sie entschuldigend an, doch es schien der schüchternen Elfe nichts auszumachen, auf ihre Größe angesprochen zu werden.

      „Ich hätte eigentlich noch zwei Durchgänge abwarten müssen. Aber ich trage zu viel Magie in mir und um ehrlich zu sein, ist es dringend notwendig, dass ich lerne, sie zu kontrollieren. Erinnerst du dich an den Einsturz im östlichen Gang vor ein paar Tagen?“ Bevor Echna reagierte, unterbrach Tamlyn sie.

      „Ja, der Erdrutsch! Wir haben ewig gebraucht, um den Durchgang wieder freizuräumen. Zum Glück war zu der Zeit niemand anwesend, es hätte sonst in einer Tragödie geendet.“

      „Das war kein Erdrutsch. Ich wollte etwas ausprobieren, aber es ist irgendwie nach hinten