Geliebter Prinz. Billy Remie. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Billy Remie
Издательство: Bookwire
Серия: Legenden aus Nohva 1
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738073348
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sehe meine Burg lieber in den Händen meines Bastards, als in den Händen eines unfähigen Kuckuckskindes! Außerdem kennen die Töchter des Königs Arerius und weigern sich, ihn zum Ehemann zu nehmen. Du kennst den König, er würde seine Kinder zu nichts zwingen, was sie nicht bereit sind zu tun.«

      Du aber schon, dachte Desiderius bitter.

      »Warum schlagt Ihr Eurer untreuen Gattin und Arerius nicht einfach die Köpfe ab?«, zischte Desiderius und war gleich darauf selbst über seine Worte überrascht. Er hatte nicht gewusst, dass er imstande war, so kalt zu sein.

      Der Lord antwortete gelassen: »Weil ich keine Beweise für meine Vermutung habe.«

      Kopfschüttelnd seufzte Desiderius: »Das darf nicht wahr sein! Wisst Ihr, was Ihr mir antut?«

      »Ja«, erwiderte sein Vater. Mitleid schwang in seiner Stimme mit.

      Desiderius sah ihn flehentlich an. »Arerius wird das nicht einfach hinnehmen. Sobald Ihr sterbt und mir die Burgfestung gehört, wird er alles versuchen, um sie wieder an sich zu reißen. Er wird Krieg um die Burg und die Ländereien führen!«

      »Und du bist doch ein geschickter Räuber und kennst gewisse Tricks, um dich zu wehren«, warf sein Vater ein. »Wie ich höre, eilt dir dein Ruf als Stratege voraus. Wenn du mit einer Diebesbande unterwegs bist, schlottern jeder reisenden Adelsfamilie die Knie.«

      »Na und?« Desiderius zuckte mit den Schultern. »Das macht mich noch lange nicht zu einem guten Burgherrn.«

      »Aber du hast das Potential, ein guter Burgherr zu werden«, sprach sein Vater plötzlich milde auf ihn ein.

      Er sollte die Burg erben? Er sollte ein legitimer M’Shier werden? Desiderius hätte gelacht, wenn es ihm ein anderer erzählt hätte.

      Taubheit breitete sich in ihm aus und er schloss gequält seine Lider.

      »Wenn du je Stolz in meinen Augen sehen willst, wenn ich dich ansehe, dann lass mich jetzt nicht im Stich, mein Sohn«, bat sein Vater.

      »Ihr versucht, mich zu manipulieren«, murmelte Desiderius.

      »Um deinetwillen hoffe ich, dass ich Erfolg habe.«

      Desiderius schüttelte den Kopf. Aber es war nur ein Ausdruck seiner Frustration und keine endgültige Antwort. Er wusste, ein Nein würde der Lord nicht akzeptieren. Seine einzige Chance war, ihm im Glauben zu lassen, dass er seinen Willen bekam, um sich dann bei Nacht davon zu schleichen und nie wieder zurückzukehren.

      »Sieh dir die Damen doch erst einmal an«, schlug sein Vater vor. »Sie sind blonde Schönheiten und werden von allen Männern begehrt. Glaub mir, sobald du einen Blick in ihre blauen Augen wirfst, wirst du eine haben wollen. Aber du bekommst sie nur in Verbindung mit meinem Erbe.« Er machte eine bedeutsame Pause. »Lehn kein Angebot ab, das dir ein besseres Leben beschert, Desiderius. Überleg doch, welche Vorteile du daraus ziehen kannst. Dein jetziges Leben wird mit einem frühen Tod bei einer Hinrichtung enden, wenn du so weitermachst. Du kannst schließlich nicht auf ewig ein Vagabund bleiben.«

      Mit seinen letzten Worten machte der Lord kehrt und ging den schmalen Waldweg zurück in Richtung Burg, die er seinem Bastard überlassen wollte.

      Desiderius blickte erst auf, als er sicher war, dass sein Vater weit entfernt war. Seufzend erwiderte er den Blick des Rappen, dessen braune Augen scheinbar sorgenvoll auf ihn gerichtet waren.

      Kopfschüttelnd strich er über die weichen Nüstern und fragte: »Ich, ein Burgherr, kannst du dir das vorstellen?«

      Der Rappe warf den Kopf hoch und runter, es schien, als würde er nicken.

      »Na vielen Dank auch, du Verräter«, schmunzelte Desiderius.

      Doch die Aussicht auf das Erbe der M’Shier Familie bewegte Desiderius nicht gerade zum Bleiben. Vor allem nicht die Aussicht auf eine Ehegattin. Es bewirkte das genaue Gegenteil. Er hatte nie Interesse an Frauen gehabt und hatte nie bei einer gelegen. Er mochte blonde Schönheiten, aber keine weiblichen.

      Seufzend fragte er sich voller Sorge, wie er aus dieser Sache wieder herauskommen sollte.

      4

      Am späten Nachmittag war Desiderius längst wieder auf der Burg. Tänzelnd sprang er auf der hohen Steinmauer herum, die sich um den grünen Burggarten schloss. Er schwang sein Schwert, baute seine Kampftechniken aus, betrachtete dabei gelegentlich seinen Schatten, der seine eleganten Bewegungen widerspiegelte.

      Die Frühlingssonne brannte auf ihn herab und sein schwarzes Haar, das von stürmischen Windstößen zerzaust wurde, speicherte die Wärme. Er schwitzte, während er seine Übungen absolvierte und sein Gleichgewicht trainierte. Er stieß und schlug nach unsichtbaren Gegnern und spürte dabei die Augenpaare einiger Burgwachen auf sich, die seine Wendigkeit bestaunten.

      Unter ihm im angelegten Garten graste sein Rappe. Schnaubte, schwang seinen Schweif und schüttelte seine schwarze Mähne.

      Desiderius hatte es nicht übers Herz gebracht, ihn wieder in die Ställe zu bringen.

      Das Pferd im Garten hatte seine Stiefmutter so sehr aufgeregt, dass sie einen Tobsuchtsanfall bekommen hatte. Es war ihm gleich, er würde den Hengst trotzdem im Garten stehen lassen.

      Lord M’Shier hatte seine Gattin schließlich mit strengen Worten zurechtgewiesen und beschlossen, dass Desiderius den Garten als Weide nutzen durfte.

      Schmunzelnd erkannte Desiderius, dass ihm seine neugewonnene Position ungeahnte Möglichkeiten eröffnete. Offenbar war der Lord nicht gut auf seine Gattin zu sprechen, und das kam nun Desiderius zu Gute. Ihm war das nur Recht. Es gab genug Groll, den er gegen seine Stiefmutter hegte und er hatte vor, jede Gelegenheit zu nutzen, um ihr zu zeigen, dass Lord M’Shier nun auf seiner Seite stand. Jedenfalls vorerst.

      Allerdings konnte Desiderius seiner Mutter nicht wirklich einen Vorwurf aus ihrer Abneigung ihm gegenüber machen, immerhin war sie gezwungen gewesen, ihn, den unehelichen Sohn und Beweis für die Untreue ihres Mannes, großzuziehen. Dennoch mochte er weder sie noch ihren Sohn, seinen Bruder. Sie drei hatten einfach zu verschiedene Ansichten. Für sie zählten Reichtum und Status, wovon er selbst nicht viel hielt. Umso schöner war es, den eigenen Vater nun endlich auf seiner Seite zu wissen. Aber Desiderius wusste natürlich auch, dass sein Vater jeglichen Respekt vor ihm verlieren würde, sobald er das Angebot endgültig ausschlug und einfach ging.

      Aber wollte er das wirklich?

      Er spürte die neue Präsenz in seinem Rücken, noch bevor diese ein Geräusch gemacht hatte.

      Desiderius fuhr herum und streckte dem Neuankömmling auf der Mauer das Schwert entgegen. Die Spitze der Klinge kam nur einen Fingerbreit vor der Kehle des Mannes zum Stehen.

      Leicht lehnte sich der Mann mit dem ebenfalls kurzen und dunklen Haar zurück, um der Klinge auszuweichen, doch er schien weder erschrocken noch wirklich beunruhigt zu sein. Er hatte damit gerechnet.

      Seine kühlen, dunklen Augen wurden schmal und er schmunzelte beeindruckt. »Ihr seid sehr wendig, Desiderius.«

      »Bellzazar!«, stieß Desiderius aus und grinste verschwörerisch.

      Das Wesen vor ihm sah aus wie ein gewöhnlicher Mann, doch jeder Luzianer wusste, wer er war. Ein Halbgott. Seine Mutter war einst eine Göttin gewesen, sein Vater ein Dämon aus der Unterwelt. Ein Wesen, dazu auserkoren, als Schutzgott an Seiten des Königs zu stehen, um seine Loyalität zu beweisen.

      Solange Bellzazar in der Nähe war, konnte dem König fast nichts geschehen, denn der Halbgott kannte Schutzzauber, die kein Zauber überwinden konnte. Und es war im Interesse des Halbgottes, den König am Leben zu erhalten, denn erst wenn er seine Aufgabe auf Erden erfüllt hatte, gewährte man ihm Zutritt in das Reich der Götter. Bis dorthin war er verdammt, Jahrhundert um Jahrhundert in der sterblichen Welt zu wandern. Sterben konnte er nicht und tötete man ihn, wachte er irgendwann und irgendwo wieder auf und kehrte zurück. Unsterblichkeit war ein Fluch, kein Segen, das wussten alle Luzianer. Nach Jahrtausenden seines Daseins hatten die