Eine für tödlich gehaltene chronische Nierenentzündung, die ich durchzumachen hatte, wurde nicht nur geheilt, sondern ich habe eine Gesundheit und Leistungsfähigkeit aufzuweisen, die die meiner gesundesten Jugendzeit bei weitem übertrifft. Man bringe mir den Europäer, der mit 31 Jahren todkrank und acht Jahre später einen neun Viertelstunden dauernden Laufschritt und einen 56-stündigen Dauermarsch zurücklegt.
Mit dieser durch meine wiederholten Experimente bestätigten „Schleimtheorie“ ist nun zum ersten Mal ein gründlicher, ätiologischer, d. h. die Ursache bezeichnender Einheitsbegriff aller Krankheiten aufgestellt. Wenn auch die Naturheilkunde im Allgemeinen da und dort von Erkrankungen des Blutes und Dr. Lahmann im Besonderen von der „diätischen Blutentmischung“ als Grundursache aller Krankheiten spricht, so hat diese Erkenntnis namentlich in der von dieser Seite gepflogenen Therapie sich als unzureichend erwiesen, da man zwar das Ernährungsregime fleischlos oder fleischarm gestaltete, aber mit Brot, Brei, Milch, Butter, Eiern, Käse und Mehlspeisen, besonders mit Stärkemehlnahrung, umso mehr Schleim zuführte. Das ist der Grund, warum die meisten Vegetarier trotz ihres gepriesenen Speisezettels nicht gesund sind. Ich war selbst einige Jahre ein solcher Viel- und Schleimesser. Wenn nicht bald eine größere Anzahl Vegetarier bis zur allein natürlichen Nahrung, der Obstdiät oder wenigstens bis zur schleimfreien oder schleimarmen Diät fortschreitet, oder mindestens zum Wenigessen zurückkehrt, so besteht die große Gefahr, dass der Vegetarismus in der jetzigen Form verflacht; nicht weil das Prinzip des „Nichtfleischessens“ ein schlechtes, sondern weil der gesundheitliche Erfolg bei der allgemein bestehenden vegetarischen Ernährung so minderwertig ist. Eine kleine Anzahl strenger Obstesser nimmt bereits bei Wettmärschen usw. den ersten Platz ein, wofür die Schulmedizin ihre Erklärungen aber anderswo sucht. Die Vertreter der vegetarischen Bewegung wollen immer noch beweisen, was der Mensch alles an gekochten Speisen usw. brauche, weil sie selbst und alle Versucher auf diesem Gebiet die Obstdiät als Heilmittel grundfalsch an- und auffassen. Das Steckenpferd der vegetarischen Propaganda ist die Beweisführung, dass der Mensch kein Karnivore, und Fleisch unnatürlich sei. Mit Recht sagt der Gegner, dass Fleischessen ebenso „natürlich“ sei wie Kohl, Brot, Milch und Käse usw. Professor v. Bunge hat den Vegetariern schon vor mehr als einem Jahrzehnt Inkonsequenz vorgeworfen, und er hat recht. Im vegetarischen wissenschaftlichen Lager hat man unter dem Drucke der Eiweißirrlehre den Eiweiß- und damit den Nährgehalt der vegetabilischen Speisen an dem des Fleisches gemessen und dabei den bedeutendsten Lehrsatz allen Heilens vergessen, der da heißt: „Je mehr ihr einen Kranken ernährt, desto mehr schadet ihr ihm“ (Hippokrates, ausschließlicher Diätetiker, der größte Arzt und Vater der Heilweise genannt). Ich rede hier und bis jetzt überhaupt nicht von Ernährung im Sinne einer Lebensweise, im Sinne der vegetarischen Propaganda, sondern lediglich vom diätetischen Heilen. Die schleimfreie Diät als Heilsystem geht konform mit dem Hippokrates im Sinne des Nichtnährens, des nicht mehr Belastens, des Ausscheidens.
Theoretisch ist es sicher richtig, dass der Mensch ehemals reiner Obstesser war und biologisch richtig, dass er es heute noch sein kann. Oder vermag vielleicht der gesunde Menschenverstand nicht unmittelbar, ohne jeden Beweis, einzusehen, dass der Mensch, bevor er Jäger wurde, nur von Früchten gelebt hat? Ich behaupte sogar: in absoluter Gesundheit, Schönheit und ungeahnter Kraft, ohne Schmerz und Leid, genau so, wie es in der Bibel steht. Nur das Obst, die alleinige „schleimlose“ Nahrung, ist natürlich. Alles, was von Menschenhand zubereitet oder angeblich verbessert wird, ist von Übel. Die Beweisführungen betr. Obst sind wissenschaftlich exakt; im Apfel oder der Banane z. B. ist alles enthalten, was der Mensch braucht. Es soll noch alte Menschen mit großer Leistungsfähigkeit geben, die in ihrem Leben nichts anderes gegessen haben als Bananen. Der Mensch ist so vollkommen, dass er von einer Frucht allein, wenigstens längere Zeit leben kann. Das braucht aber nicht dauernd Kokosnuss zu sein (Kabakon). Man darf aber auch nicht eine selbstverständliche Wahrheit, gepredigt durch die Natur, deshalb verwerfen, weil sie noch niemand aus Kulturrücksichten in die Praxis umsetzen konnte. Der bekannte Kokosnussapostel Engelhard hat nur deshalb Fiasko gemacht, weil er sich von seiner Tropenkrankheit nicht heilen konnte. Von Obst allein wird man zunächst krank, d. h. gereinigt; den Reinigungsprozess macht man aber besser zu Hause und nicht in den Tropen durch. Kein Mensch hätte mir die Behauptung geglaubt, dass man innerhalb 14 Monaten 126 Tage, dabei 49 auf einmal, ohne Nahrung leben kann. Jetzt habe ich’s gemacht und man versteht die Wahrheit doch nicht. Bis jetzt sage und lehre ich nur, dass Obst das natürlichste „Heilmittel“ ist. Mit Ernährungsreform habe ich hier zunächst nichts zu tun und ob der Eskimo auch so leben soll und kann, ob alle Menschen so leben könnten, warum ich nicht ganz so lebe, nachdem ich gesund bin, das berührt doch nicht die Wahrheit dieses natürlichen Heilsystems. Ob meine Rechnung richtig ist, dafür wird die nächste Europaseuche die Probe aufs Exempel machen. Ich will aber auch gleich die Gründe aufdecken, warum man das Selbstverständliche nicht glaubt. Als im vorigen Jahrhundert jemand davon sprach, von Berlin nach Paris zu telefonieren, hat man gelacht, weil so etwas noch nicht da war. Man glaubt nicht mehr an die natürliche Nahrung, weil fast niemand eine solche praktizieren kann. Es fällt auch ins Gewicht, dass Gegen-Interessenten fürchten, die Preise der andern, künstlichen Nahrungsmittel könnten sinken und wieder andere fürchten, die Ernährungsphysiologie könnte ins Wanken kommen und die Ärzte würden überflüssig. Gerade die Fasten- und Obstkur braucht eine genaue Überwachung und Belehrung, also mehr Ärzte und weniger Patienten, die aber gern mehr bezahlen, wenn sie gesund werden. Damit wäre die soziale Ärztefrage gelöst, eine Behauptung, die ich schon vor einigen Jahren in Zürich öffentlich aufstellte.
Fast alle Fastenversuche scheitern an der Unkenntnis der Tatsache, dass mit Aufnahme der schleimlosen Diät erst recht alter Schleim so lange ausgeschieden wird, bis der Mensch vollkommen rein und gesund ist. Dadurch wird der vermeintlich gesündeste Mensch in den Zustand der Krankheit (Reinigung), in ein Durchgangsstadium zu einer höheren Gesundheit versetzt. Hier ist die große Klippe, um die bis jetzt so wenige Vegetarier herumgekommen sind, weshalb sie die höchste Wahrheit ebenso sehr verwerfen, wie es die Masse tut. Ich habe mich hierin in der „Vegetarischen Warte“ als kompetent aufgrund von Experimenten und Tatsachen nachgewiesen und mit dem 49-tägigen Fastenexperiment bei vorheriger Obstdiät den größten Einwand, den der Unterernährung, durch die Tat widerlegt. Mein Befinden wurde durch diese radikalste Schleimausscheidung, abgesehen von einigen unhygienischen Umständen während des Versuches, nur gebessert. Zahlreiche Anerkennungen gingen mir zu, namentlich aus gebildeten Ständen. Der Massenanhang des Vegetarismus „schleimt“ weiter. Der Vegetarismus hat Vertreter beiderlei Geschlechts aufzuweisen, die sich von Münchener Bierbäuchen durch nichts unterscheiden; eine Folge des täglichen Vollstopfens mit „Schleimnahrung“ verschiedenster Art. Dagegen sind die von dieser Seite angeklagten Gifte: Fleisch, Alkohol, Kaffee und Tabak