Lykanta. Oliver Speier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Oliver Speier
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738048360
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eigentlich komme ich an Stefans Stelle. "

      Hochmütig maulte ich sie an.

      " Pah, dieser Schlappschwanz ist scheinbar zu feige, um persönlich bei mir aufzutauchen! "

      Sie zuckte bei meinen Worten sichtlich zusammen, was mir eine innere Befriedigung gab. Als sie nun weitersprach, erwartete ich allerhand Entschuldigungen, doch ich wurde bitter enttäuscht.

      " Nein, er hat schon gestern gesagt, dass du nicht mit im sprechen willst. Leider braucht er jedoch seinen Laptop. Ich bin gekommen um ihn zu holen. "

      Mein ganzes Selbstwertgefühl brach in sich zusammen. Sie war nicht hier um sich zu entschuldigen, sondern wollte nur diesen blöden Laptop holen. Kein Wort über unsere gescheiterte Beziehung, wenn man das kurze tête-á-tête überhaupt so bezeichnen konnte. Für sie war ich wohl nie mehr als ein Gelegenheitsfick gewesen. Sie hatte bestimmt nur austesten wollen, wie es mit einer Frau war und nun da sie es wusste, war die Sache für sie anscheinend erledigt.

      Kurz kam die Versuchung in mir hoch, ihr einfach die Türe vor der Nase zuzuwerfen und sie im Gang stehen zu lassen. Nur mit Mühe konnte ich dieses kindische Verlangen unterdrücken. Statt dessen drehte ich mich wortlos um und stürmte in die Wohnung zurück. Schon als ich nach dem Laptop griff, sammelten sich Tränen in meinen Augen. Hektisch wischte ich sie weg, um ihr nicht zu zeigen, wie nahe mir die ganze Sache ging. Diese Blöße wollte ich mir vor ihr nicht geben. Leider klappte es nicht so ganz. Bis ich wieder bei ihr war, standen mir erneut Tränen in den Augen. Ich drückte ihr das Teil in die Arme und wollte etwas belangloses sagen, brachte jedoch nur ein abgewürgtes Schluchzen heraus.

      Susi warf mir einen mitfühlenden Blick zu und setzte zum Sprechen an, doch ich blockte ihren Versuch mit einer herrischen Geste ab. Ohne weitere Worte trat ich einen Schritt zurück und schloss die Tür. Ihr trauriger Blick war das letzte was ich sah. Mit angehaltenem Atem starrte ich ins Leere. Ich befand mich kurz davor loszuheulen, doch mir war klar sie würde es durch die Türe hören. So stand ich mit zitternden Lippen da und kämpfte darum ruhig zu bleiben.

      Erst als ich hörte, wie sich Schritte entfernten, war es um meine Selbstbeherrschung geschehen. Aufschluchzend ließ ich mich erst gegen die Wand und danach zu Boden sinken. Wie schon Tags zuvor saß ich dort lange Zeit und ließ meinem Schmerz und Frust freien Lauf. Irgendwann als meine Beine und der Po vom Sitzen schmerzten, raffte ich mich auf und schlurfte zum Bett. Ohne mich auszuziehen kroch ich unter die Decke. Mein inneres Gleichgewicht war total durcheinander und ich verbrachte die halbe Nacht damit, mir den Kopf zu zerbrechen wie es weitergehen sollte.

      Das Piepsen meines Handys weckte mich. Aufstöhnend zog ich mir das Kissen über den Kopf und versuchte es zu ignorieren. Ich fühlte mich total zerschlagen und wäre am liebsten liegen geblieben. Leider musste ich mich zur Arbeit melden und ich wollte Tower nicht verärgern. Der neue Job war um einiges angenehmer, als für Ivan Blut und Leichenteile aus Autos zu holen.

      So kämpfte ich mich aus den Laken und schlurfte müde ins Bad. Sogar ohne Licht zeigte mir mein Badespiegel, dass ich genau so aussah, wie ich mich momentan fühlte. Selbst das Duschen brachte keine Besserung. Anschließend stand ich vor meinem Schrank und überlegte was ich heute zur Arbeit anziehen sollte. Katana hatte bei meinem Kleiderkauf mehr auf sexy Aussehen, statt auf bequemen Tragekomfort Wert gelegt. Da würde ich wohl noch einige Dinge nachkaufen müssen. Letztendlich entschied ich mich für einen schwarzen Pullover, der einen erschreckend tiefen Ausschnitt hatte. Drunter kam ein Minirock und meine langen Stiefel, die eine flache Sohle hatten, was beim langen Stehen wichtig war. Ein breiter Gürtel machte das Ganze perfekt. Zuletzt band ich mir noch die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Kurz warf ich nochmal einen Blick in den Spiegel. Das Outfit sah gar nicht mal übel aus, doch ich wirkte noch immer total übernächtigt. Mit einem frustrierten Seufzer griff ich nach meinen Schminksachen.

      Zum ersten Mal seit ich zum Vampir geworden war, musste ich kräftig Schminke auflegen, um mich einigermaßen vorzeigbar zu machen. Dafür brauchte ich so lange, dass mir die Zeit bis zum Arbeitsbeginn recht knapp wurde. Wenn ich nicht zu spät kommen wollte, musste ich mich sputen. Ich schnappte Schlüssel, Handy und Geldbörse. Schmerzhaft vermisste ich eine Handtasche, doch dafür war jetzt keine Zeit mehr. Halb rennend eilte ich durchs Gebäude und schaffte es gerade noch rechtzeitig vor Arbeitsbeginn am Schießstand zu sein.

      Tower war schon hinter seinem Schalter und begrüßte mich mit einem Augenzwinkern und einem Lächeln. Kaum hatte er mich zu sich reingelassen, blickte er mir belustigt ins Gesicht und wackelte drohend mit dem Finger.

      " Ho, ho, ho! Da hat aber jemand wenig Schlaf bekommen. Hat dich deine Freundin so in Beschlag genommen? "

      Mir war klar, der Spruch von ihm war eher als Scherz gedacht, doch bei seinen Worten kam mir das gestrige Treffen mit Susanne wieder hoch. Ich versuchte mich an einem Lächeln, aber es wollte mir nicht so recht gelingen. Tower sah es zum Glück nicht, da er sich umgedreht hatte und etwas am PC eingab. Dabei feixte er weiter.

      " Na dann scheinen die Gerüchte über Susanne ja zu stimmen. Man erzählt sich, sie wäre unersättlich im Bett. "

      Ich war total geschockt, dass er von mir und Susanne wusste. Neuigkeiten schienen sich hier rasant zu verbreiten. Dass es schon wieder aus war zwischen uns, hatte sich scheinbar noch nicht herumgesprochen. Bei seinen Worten hatte ich das Bild vor Augen, wie sie es wild mit Stefan in dessen Zimmer trieb. Erneut stiegen Tränen in mir hoch und ich hatte Mühe nicht wieder loszuheulen. Tower drehte sich schmunzelnd um, doch bei meinem Anblick erlosch sein Lächeln schlagartig.

      " Hey, was ist denn los mit dir? Hab ich was falsches gesagt? Ich wollte mich nicht lustig machen oder dich irgendwie beleidigen. "

      Ich konnte nicht antworten, da ich noch immer mit den Tränen kämpfte, die mir nun über die Wange liefen. Hektisch wischte ich sie davon und verschmierte dabei meine ganze Schminke. Er reichte mir ein Papiertaschentuch und ich nahm es dankbar an. Nachdem ich mich etwas im Griff hatte, beruhigte ich ihn.

      " Schon gut, du kannst ja nichts dafür, aber scheinbar war ich Susanne nicht gut genug im Bett. Sie versucht es jetzt mit Stefan. "

      Tower hob staunend seine Augenbrauen. " Doch nicht etwa der Eremit, für den du deinen hübschen Hals riskiert hast? "

      Betrübt nickte ich, was ihn einen lauten Pfiff ausstoßen ließ.

      " Wow, dass nenne ich mal frech! "

      Ich konnte nur zustimmen und senkte betrübt den Kopf. Wie recht er doch hatte. Fühlte ich mich von den Zweien doch verraten und verarscht. Tower überraschte mich, als er mich spontan an seinen riesigen Brustkorb zog und mir tröstend zusprach.

      " Na komm Kleine, lass den Kopf nicht hängen. Das Leben ist nun mal nicht fair. Wie sagt man so schön, mal verliert man, mal gewinnen die anderen. "

      Gegen meinen Willen musste ich bei seinen Worten kurz auflachen, ehe ich hemmungslos losheulte.

      Eigentlich sollte mir das Ganze ja furchtbar peinlich sein. Ich als erwachsene Frau, heulend in den Armen eines praktisch Fremden. Doch mir war das momentan vollkommen egal. Bis jetzt hatte ich mich immer unwohl gefühlt wenn Männer mir zu nahe gekommen waren, doch bei Tower fühlte ich mich seltsamerweise getröstet und geborgen. Sein Geruch stieg mir in die Nase und seine mächtigen Arme wirkten nicht etwa einengend, als er sie um mich legte, sondern eher beschützend. Sie schienen mich von der Außenwelt und all meinen Sorgen abzuschotten.

      So ließ ich mich willig an ihn sinken und heulte vor mich hin. Tower strich mir sanft durchs Haar und flüsterte mir tröstende Worte zu. Wir standen schon eine ganze Weile, ehe uns ein Hüsteln aus Richtung des Ausgabefensters aufschreckte. Ich blinzelte erschrocken zwischen seinen Armen hindurch und erblickte einen Vampir, der sichtlich genervt vor dem Fenster stand. Mit zynischer Stimme meinte dieser.

      " Wenn ihr zwei endlich fertig seid mit eurem Geflenne, hätte ich jetzt gerne eine Schießbahn. "

      Bei seinen Worten versuchte ich mich hastig von Tower zu lösen, doch dieser hielt mich weiter fest. Dabei wendete er zwar keine Kraft auf, aber seine Arme blieben an Ort und Stelle. Erstaunt blickte ich zu ihm hoch, doch er hatte mich scheinbar total vergessen. Statt dessen funkelte er den