Einige der Gäste blickten neugierig zu uns herüber. Tower war durch seine Größe sowieso eine auffällige Erscheinung. Er hatte zudem die Angewohnheit seine Gefühle nicht zu unterdrücken oder leise zu sprechen, was unweigerlich dazu führte, dass Leute in der Nähe mitbekamen was er tat oder sagte.
Besorgt beugte ich mich zu ihm und flüsterte erneut.
" Tower dir ist schon klar, dass wir hier in einer Bar sitzen. Da ist es nicht unbedingt üblich vor den anderen Gästen die Schwanzgröße seines Tischnachbarn zu erraten. "
Dabei deutet ich in die Bar in der nicht wenige Leute beim Frühstück saßen, wenn man dies um 21:00 Uhr Abends überhaupt so benennen durfte. Sogar der Pool war mit unzähligen Leuten belegt. Wärmelampen waren rund um ihn aufgestellt und erzeugten dadurch eine mollige Wärme, denn nicht wenige der Poolbesucher lagen ohne Badekleidung herum, was Susis Worte über die Freizügigkeit in der Enklave bestätigte. Beim Gedanken an sie durchzuckte mich kurz ein schmerzhafter Stich des Verlustes. Ich wendete meinen Blick ab und konzentrierte mich statt dessen wieder auf mein Gespräch mit Tower. Dieser wirkte wenig beeindruckt von meinen Worten. Mit einer Hand deutete er an, ich sollte loslegen.
Ich kontrollierte noch einmal mein Umfeld ehe ich meine Hände in einem ungefähren Abstand von zwanzig Zentimeter vor mir hielt. Tower runzelte die Stirn und schüttelte mit kritischem Blick seinen Kopf.
" Pff, also wirklich Lyk. Ich dachte wir reden hier von meiner Größe. "
Ich schüttelte in Gedanken den Kopf. Männer und ihr Ego. Um kein Spielverderber zu sein erhöhte ich den Abstand um einige Zentimeter. Jetzt waren wir in den Regionen meines Spielzeuges oder sogar etwas darüber. Tower schüttelte den Kopf.
" Pah, das haut höchstens an kalten Tagen hin Lyk. "
Zweifelnd blickte ich ihn an und vergrößerte den Abstand nochmals ein Stückchen. Tower dauerte das Ganze wohl zu lange. Er griff nach meinen Händen und zog sie auf bestimmt dreißig Zentimeter auseinander. Meine Augen wurden groß und ich sog erstaunt die Luft ein.
" Lügner!"
Das Wort war mir spontan entschlüpft und ich hob erschrocken die Hand vor den Mund. Tower schien sich jedoch nicht daran zu stören. Mit breitem Grinsen lehnte er sich zurück.
" Nix Lügner, dass ist die pralle Wahrheit! "
Ich ließ meine Hände auf den Tisch sinken und tat gelangweilt.
" Ach und wenn schon, so was will doch keine Frau in sich haben. Das tut dann ja nur noch weh. "
Konsterniert blickte er mich an und meinte.
" Klar, wenn man damit nicht gefühlvoll umgeht, hat die Frau keine Freude daran. Doch da besteht bei mir keine Gefahr. "
Ich musste kichern und er wirkte etwas ratlos. Ich konnte mir ein leichtes Spötteln nicht verkneifen.
" Ach und du bist der ultimative Frauenbeglücker? "
Tower schmunzelte.
" Also ultimativ würde ich jetzt nicht behaupten, aber ich hab meine Freundin immer mehr als zufrieden gestellt. Die hat mir nicht umsonst den Spitznamen Tower verpasst. "
Mein Mund sackte herab und mir entwich ein staunendes " Ohh ".
Ich hatte den Namen immer mit seine Körpergröße assoziiert, was bei seiner Statur ja nur logisch war. Ich wäre nie darauf gekommen, dass sich der Name auf seinen Penis bezog. Um sicher zu gehen, ihn richtig verstanden zu haben vergewisserte ich mich noch einmal bei ihm.
" Du willst mir jetzt nicht allen Ernstes erzählen, dass du dich mit dem Kosenamen für deinen Pimmel ansprechen lässt? "
Fassungslos starrte ich ihn an und wartete auf eine Kopfschütteln seinerseits, doch Tower ob nur belustigt die Schultern.
" War ja nicht meine Idee. Meine Ex hat mich immer so gerufen und die anderen haben es einfach übernommen. Von denen hat nie jemand nachgefragt, wie ich zu dem Namen gekommen bin und irgendwie passt er ja zu mir. "
Ich schüttelte fassungslos den Kopf und musste nun doch auch grinsen. Eine kleine Spitze konnte ich mir dann jedoch nicht verkneifen.
" Wenn du dann so ein toller Liebhaber bist, wieso bezeichnest du sie dann als deine Ex? Warst wohl doch nicht so toll wie du dachtest? "
Ich gratulierte mir im Stillen zu dieser Frage. Damit konnte ich seinem Ego einen kleinen Dämpfer verpassen, was bei Männern ab und an doch recht wichtig war. Seine Antwort ließ meine Selbstzufriedenheit jedoch schlagartig in sich zusammen fallen und ich fühlte mich als hätte man mir einen Eiskübel über den Kopf geschüttet.
" Oh das hat einen anderen Grund Lyk. Sie hat gegen einen Werwolf den kürzeren gezogen. Der hat ihr den Kopf einfach von ihrem hübschen Körper gerissen, da hilft es nicht mal Vampir zu sein. "
Wetten
Geschockt saß ich da und schämte mich zu Tode. Wieso hatte ich mein freches Mundwerk auch nicht halten können. Ständig passierte mir so etwas, da wollte ich lustig sein und dann tat ich etwas, wofür ich mich im Nachhinein am liebsten selbst Ohrfeigen konnte.
Ich stammelte irgend eine Entschuldigung an Tower hin, doch dieser winkte ab.
" Lass gut sein Lyk. Der Werwolf ist mir nur zuvor gekommen. Die Frau war krank. Sie war süchtig nach dem töten und hatte jedes Maß an Moral verloren. "
Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Wie konnte er nur so locker über den Tod seiner Freundin sprechen? Er schien zu merken, was mir im Kopf herum ging, denn er beeilte sich die Sache zu erklären.
" Sie stand zuletzt auf der Abschussliste der obersten Clanführer, es war also nur noch eine Frage der Zeit, bis sie gestorben wäre... "
Sein Blick ging ins Leere und er schien sich an Vergangenes zu erinnern. Geschockt hakte ich nach.
" Matthias wollte sie tot sehen? "
Meine Frage riss ihn aus seinen Gedanken und er schüttelte den Kopf.
" Nein, die Sache ist schon eine Weile her. Zu der Zeit war ich in Nordamerika. Dort ist eines der größten Clanbündnisse Weltweit. Sogar Matthias muss dort zweimal im Jahr erscheinen, um Rechenschaft über sich und seinen Bereich abzulegen. Es waren die Anführer dort, die genug von ihrer Spur aus Blut und Gewalt hatten. Es wurde praktisch unmöglich ihre Bluttaten zu verheimlichen und die Presse begann sich für die Vorkommnisse zu interessieren. "
Beeindruckt schwieg ich. Dies war das erste Mal, dass ich eine Vorstellung davon bekam, wie weit verzweigt das Netz der Vampire war. Bis jetzt hatte ich das Ganze in kleinem Rahmen gesehen, doch so langsam wurde mir klar, dass wir hier genau das waren, was der Name auch sagte, eine Enklave.
Tower war noch nicht fertig mit seinem Erklärungsversuch.
" Ich und meine Freundin standen damals kurz vor der Auslöschung durch unsere eigenen Leute. "
Neugierig platzte ich heraus.
" Wieso wollten sie dich töten, wenn doch sie für die Morde verantwortlich war, oder hast du etwa mitgemacht? "
In meinen Gedanken tauchten Bilder auf, in denen er neben einer vollbusigen Blondine mit Schwert und Maschinenpistole bewaffnet, mordend durch die Straßen lief und alles tötete was seinen Weg kreuzte. Mein Gesicht musste meine Gedanken wohl widerspiegeln, denn Tower schüttelte amüsiert den Kopf.
" Nein, Gott bewahre. Wenn es um das Morden ging, zog sie immer alleine los. Sie wollte den 'Ruhm' ihrer Taten mit niemandem teilen. Ich bekam Schwierigkeiten, als ich in meiner blinden Liebe versuchte, sie zu schützen. Ich vertuschte ihre Taten und nahm einiges auf meine Kappe, doch es wurde immer schlimmer und die Zahl der unschuldigen Opfer stieg rasant in die Höhe. "
Er hob bedauernd den Blick zur Deck.
" Irgendwann war der