Lykanta. Oliver Speier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Oliver Speier
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738048360
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      " Wow, was war denn jetzt los? "

      Tower lachte amüsiert auf.

      " Das eben war die letzte Rettung wenn es eng wird und schnell gehen muss. Du kannst deine Pistole auf Vollautomatik stellen. So feuert sie eine Kugel nach der anderen, solange du den Abzugshebel gedrückt hältst. Damit pumpst du innerhalb kürzester Zeit soviel Blei in deinen Gegner, dass er praktisch keine Chance hat es zu überleben. "

      Beeindruckt starrte ich auf die Waffe. Tower sprach jedoch eindringlich weiter.

      " Der Nachteil an der Sache ist, du stehst innerhalb von Sekunden ohne Munition da und wie du ja bemerkt hast, fällt es verdammt schwer überhaupt das Ziel im Visier zu behalten. "

      Unser beider Blick ging zur Zielscheibe. Zufrieden deutete Tower auf diese.

      " In diesem Fall, wären weitere Kugeln nicht nötig. "

      Auf der Scheibe war deutlich die Spur meiner Feuergarbe zu sehen. Die Einschusslöcher verliefen vom rechten Knie, hoch über Bauch und Brustraum hin zu Hals und Kopf. Oberhalb des Kopfes machten die Löcher eine Kurve und kehrten erneut zum Brustraum zurück. Was wohl dem Umstand geschuldet war, dass Tower meinen Arm wieder nach unten gedrückt hatte.

      Eine gewisse Genugtuung durchströmte mich. Zu schade, dass Sannur nicht hier war. So gut wie kein Schuss hatte das Ziel verfehlt. Zufrieden legte ich die Waffe vor mir auf den Tisch, dabei konnte ich mir ein " Geht doch! ", nicht verkneifen. Tower nickte anerkennend.

      " Sieht gut aus Lyk. Die Treffer hätten sogar gereicht, um einen dieser Köter über den Jordan zu schicken. "

      Die Eingangstür zur Halle wurde geöffnet und mehrere Leute kamen herein. Tower entschuldigte sich bei mir und eilte zu seinem Ausgabefenster, um seine Kunden zu bedienen. Da ich noch genug Zeit bis zum Arbeitsbeginn hatte, entfernte ich das Magazin und lud nach. Anschließend schob ich es zurück in die Waffe und legte erneut auf die Zielscheibe an. Gerade noch rechtzeitig dachte ich an den Hebel und stellte ihn auf die alte Position zurück, um nicht erneut Dauerfeuer zu geben. Dabei bemerkte ich noch einen weiteren Fehler den ich begangen hatte. Ich hatte die Waffe beim Laden nicht gesichert. Wenn Sannur das gesehen hätte!

      Lächelnd hob ich die Waffe und drückte ab. Die nächste halbe Stunde verbrachte ich damit, die Zielscheibe mit Löchern zu spicken. Viele davon lagen sogar im Ziel. Am Ende schraubte ich probehalber den Schalldämpfer auf. Dadurch wurde meine Trefferquote zwar um einiges schlechter, doch die Waffe machte mit dem Teil weit weniger Lärm. Dennoch war ich etwas überrascht. In Filmen hörte man immer nur ein ' Plop ', doch sogar mit dem Schalldämpfer war es noch lauter als gedacht. Letztendlich wurde mir die Zeit knapp und ich beschloss für heute Schluss zu machen.

      Das Herumballern hatte mir richtig gut getan. Ich hatte einiges an Frust und Wut raus lassen können. Zu meiner Schande musste ich mir eingestehen, dass ich mir einige Male vorgestellt hatte, auf Stefan zu schießen. Kopfschüttelnd packte ich meine Sachen zusammen und marschierte zurück zur Ausgabe. Zwei Leute standen davor und ich stellte mich hinten an. Tower winkte mich jedoch zu sich heran und mit einem entschuldigendem Lächeln lief ich an den Wartenden vorbei zum Ausgabefenster. Tower klärte mich umgehend auf.

      " Wenn du fertig bist, stellst du dich immer rechts von der Schlange an. So kann ich die Bahn schneller an die Wartenden weitergeben. "

      Ich nickte nur und schob ihm die Munition samt Pistole entgegen. Er kontrollierte alles und tippte etwas in seinen PC. Dabei legte er eine Hand auf die Waffe.

      " Wir reinigen sie dir gerne, aber vielleicht wäre es gar keine dumme Idee, wenn du hier bleibst und es selber machst. Es ist immer gut, wenn man sein Werkzeug kennt und pflegt. Dein Leben kann davon abhängen. "

      Überrascht starrte ich ihn an. Er hatte mit seinen Argumenten wohl nicht ganz unrecht, doch ich hob bedauernd die Hände.

      " Das ist gar keine schlechte Idee Tower, doch leider geht es nicht. Ich muss mich so langsam auf den Weg machen und mich bei Ivan melden, um meine Stunden abzuarbeiten, die mir Matthias aufgebrummt hat. "

      Mir war es etwas peinlich vor den Leuten meinen Strafdienst zu erwähnen, doch keiner reagierte groß darauf. Auch Tower schien das eher locker zu sehen. Mit einem Schnauben winkte er ab.

      " Moment Mädel, ich versorge noch eben die Leute hier und dann werde ich mal ein paar Anrufe tätigen. Du nimmst jetzt deine Waffe und setzt dich in den Raum nebenan."

      Er schob mir die Pistole zurück und deutete durch das Fenster auf eine Tür neben der Ausgabe. Mir war zwar nicht so richtig klar was er vor hatte, doch ich hatte noch etwas Zeit. Ich sammelte meine Sachen auf und begab mich zu besagter Tür. Beim Öffnen erblickte ich einen eher kahlen Raum der weiß gestrichen war. Neonröhren warfen hartes grelles Licht über sechs Tische die in zwei Dreierreihen im Raum standen.

      Das Ganze verströmte ein Mensaflair, welches jedoch durch drei Männer die an den Tischen saßen und ihre zerlegten Waffen putzten getrübt wurde. Einer von ihnen war ein Mensch. Er blickte bei meinem Eintreten kurz auf und nickte mir freundlich zu, kümmerte sich danach jedoch sofort wieder um seine Waffe. Die anderen zwei waren Vampire. Kaum hatten sie mich erblickt, veränderte sich ihre Miene. Die Blicke welche sie mir zuwarfen, brachten sämtliche Alarmglocken in mir zum Schrillen. Ich hatte die zwei noch nie gesehen, hätte jedoch wetten können, dass sie zu den "Blutsäufern" gehörten. Ihre Aggressivität war deutlich zu spüren. Am liebsten hätte ich umgedreht, doch damit hätte ich ja Schwäche gezeigt. Laut Sannur war das etwas, was man unter Vampiren tunlichst vermeiden sollte. So straffte ich mich und marschierte erhobenen Hauptes in den Raum. Mein Herz hämmerte wie wild, als ich an ihnen vorbeilief und den am weitesten entfernten Tisch ansteuerte. Sie starrten noch einige Zeit in meine Richtung und unterhielten sich dabei flüsternd. Den Blicken nach wollten sie mich wohl am liebsten töten. Ich fragte mich, ob meine Strafzahlung überhaupt einen Sinn machte. Schon bei der Urteilsverkündung, war aus den Reihen der Blutsäufer lauter Protest erklungen. Nicht wenige der Clanmitglieder, waren unzufrieden mit meiner Strafe. Diese zwei gehörten wohl zu eben jenen Leuten, die eine weit härtere Strafe gefordert hatten.

      Nach einiger Zeit wandten sie sich wieder ihren Waffen zu. Beim Zusammenbauen hob einer der Beiden die Pistole und blickte prüfend den Lauf entlang. Dabei zielte er bewusst in meine Richtung.

      Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und ich spürte wie mir der Schweiß unter den Achseln ausbrach. Meine Angst war mir scheinbar anzusehen, denn er lächelte gehässig. Lautlos formte sein Mund ein ' BÄMM ', ehe er sie wieder senkte und weiter an ihr herumbastelte.

      Gestresst wollte ich eben aufstehen und den Raum verlassen, als die Tür aufging und Tower das Zimmer betrat. Seine massige Gestalt passte kaum durch die Tür und er musste sich etwas bücken. Mit einem zufriedenen Grinsen kam er auf mich zu, blieb neben mir stehen und stellte ein Kästchen mit Bürsten und Tücher auf dem Tisch ab.

      " So Lyk, alles geritzt. Für die nächsten zwei Tage bist du mir zugeteilt und wirst mir zur Hand gehen. "

      Am Tisch der zwei Kerle war ein wütendes Aufschnauben zu hören. Irritiert blickte ich zu ihnen hinüber. Einer der zwei wischte demonstrativ die dreckigen Tücher vom Tisch auf den Boden. Mit gehässigem Tonfall meinte er.

      " Hey Tower, sag deiner Putze, sie soll hier mal saubermachen! "

      Der provozierende Unterton in seiner Stimme war deutlich zu hören. Ich schluckte meinen Zorn hinunter und versuchte so gelassen wie möglich zu erscheinen. Mein Blick glitt zu Tower und ich rechnete schon damit, von ihm zum Aufräumen hingeschickt zu werden. Dieser reagierte jedoch ganz anders als ich erwartet hatte.

      Seine Haltung versteifte sich sichtlich. Mit zwei, drei Schritten stand er bei den Beiden am Tisch und beugte sich zu ihnen hinab. Dabei stützte er seinen massigen Körper mit den Armen auf der Tischplatte ab, was mir erneut seine Muskelpakete vor Auge führte. Als er zu sprechen begann, klang seine Stimme kalt und hart.

      " Razzor richtig? "

      Der Kerl, welcher die Tücher vom Tisch gefegt hatte, nickte unsicher. Towers Blick wurde stechend.

      " Jetzt höre mir mal ganz genau