Lykanta. Oliver Speier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Oliver Speier
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738048360
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auch eine total verzerrte Ansicht über Vampire gehabt, ehe ich sie über einige Dinge aufgeklärt hatte.

      Beim Gedanken an Michelle, spürte ich erneut einen leichten Stich des Bedauerns. Wir waren trotz unserer eigentlichen Feindschaft im Guten auseinander gegangen. Ich fragte mich, wie es ihr jetzt ging? Hatte sie den gleichen Ärger bekommen wie ich? Was ihre Vorgesetzten wohl gesagt hatten, als sie das Geschehen jener Nacht geschildert hatte?

      Die Jäger, oder Hunter, wie sie bei den Vampiren genannt wurden, hatten es sich zur Aufgabe gemacht, Vampire und Werwölfe zu töten. Was die Werwölfe betraf, konnten sie das gerne machen, dass sie jedoch auch auf uns Vampire Jagt machten, fand ich weniger lustig.

      Ob Michelle noch in der Partnerbörse aktiv war? Vielleicht konnte ich so mit ihr Kontakt aufnehmen. Zu dumm, das ich keinen eigenen PC hatte. Ich setzte ihn an oberster Stelle meiner Einkaufsliste. Auf halbem Weg zurück in meine Wohnung, reifte in mir der Entschluss, Stefans Laptop nochmal auszuleihen um in der Partnerbörse vorbei zu schauen.

      Elektrisiert von meiner Idee schritt ich beschwingt aus. An Stefans Tür angelangt, klopfte ich kraftvoll dagegen und wartete... wartete... und wartete. Ob er gar nicht zu Hause war? Gerade als ich mich abwenden wollte, hörte ich drinnen etwas umfallen. So klopfte ich nochmals gegen die Tür und rief gutgelaunt.

      " Na los Stefan, mach auf. Ich weiß, dass du da bist! "

      Kurz darauf wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet und Stefans Gesicht erschien knallrot und verschwitzt. Entschuldigend blickte ich ihn an.

      " Sorry wenn ich störe. Ich wollte dich nur eben was fragen und dachte ich schau schnell vorbei. "

      Eigentlich dachte ich, er würde mich jetzt herein beten, doch statt dessen wurde er noch roter im Gesicht und starrte mich erschrocken an, ehe er los stammelte.

      " Das äh, also das geht momentan schlecht. Ich bin... äh ich hab..."

      Schlagartig wurde mir klar, dass er Besuch hatte. Seinem Gesichtsausdruck nach, war es kein normaler Besuch. Ich musste an Katanas Verabredungen mit dem Kerl vom Empfang denken. Jetzt war mir die Sache fast schon genauso peinlich wie Stefan.

      " Uhh, ach so, alles klar, ich wollte nicht stören. Ich komme einfach morgen nochmal vorbei. "

      Ihm war die Erleichterung deutlich anzusehen und ich wollte mich schon abwenden, da kam mir eine freche Idee. Wenn er schon Besuch hatte, würde er seinen Laptop in den nächsten Stunden garantiert nicht vermissen. So hob ich noch einmal meine Hand und meinte frech.

      " Wobei, eigentlich wollte ich dich fragen, ob ich deinen Laptop ausleihen kann. So wie es aussieht, brauchst du ihn heute sowieso nicht mehr ? "

      Ich schaute in treuherzig an. Meine Frage hatte ihn regelrecht überrumpelt, denn er glotzte mich mehrere Sekunden sprachlos an. Endlich kam Leben in ihn. Er schluckte mehrmals hektisch, ehe er mit schriller Stimme antwortete.

      " Ja sicher, ist kein Problem. Warte eben hier, ich hole ihn. "

      Er lehnte die Türe an und eilte davon. Zufrieden blieb ich vor der Tür stehen. Das lief ja alles besser als gedacht. Während ich so stand, schwang die Türe langsam auf und ließ mich einen Blick in sein Zimmer werfen. Ich wollte eben nach ihr greifen, um sie wieder zu schließen, da ich ihm seine Privatsphäre lassen wollte, als ich Kleidungsstücke auf dem Boden liegen sah. Ich brauchte einige Sekunden ehe ich begriff wem sie gehörten, doch dann keuchte ich schockiert auf.

      Betrogen

      Fassungslos starrte ich auf den Kleiderhaufen. Mein Magen zog sich zusammen und bittere Galle stieg mir im Hals empor. In diesem Augenblick bog Stefan mit dem Laptop um die Ecke. Beim Anblick der offenen Tür blieb er schlagartig stehen und starrte mich erschrocken an. Anklagend deutete ich auf die am Boden liegenden Kleidungsstücke. Er schaute nicht einmal hin, doch seine Schultern sackten herab. Seine Körpersprache sagte mir alles und beseitigte die letzten Zweifel. Ohne Worte drehte ich mich um und stolperte tränenblind davon.

      Meine Hochstimmung von eben war verflogen. Statt dessen verspürte ich eine Übelkeit und mein Hirn war wie leergefegt. Nach einigen Metern hörte ich, wie Stefan mir etwas hinterher rief, achtete jedoch nicht weiter darauf, ich wollte nur noch weg. An meiner Wohnungstür angekommen, hatte ich Mühe den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Meine Finger zitterten wie Espenlaub und Tränen die mir in den Augen standen, verschleierten mir die Sicht.

      Nachdem ich endlich in meiner Wohnung war, gab ich den letzten Rest meiner Selbstbeherrschung auf. Ich schloss die Tür und ein würgendes Schluchzen entrang sich meiner Kehle. Kraftlos sackte ich neben ihr auf den Boden und ließ meinen Tränen freien Lauf.

      Ich konnte es immer noch nicht fassen, doch es gab keinen Zweifel. Dort in Stefans Zimmer, hatten Susannes Kleider auf dem Boden gelegen, und zwar alle! Es war noch nicht einmal drei Stunden her, da hatten wir noch miteinander Sex gehabt und jetzt war sie schon in Stefans Bett gesprungen.

      Ein Heulkrampf schüttelte meinen Körper. Susanne hatte mich zwar vorgewarnt, was ihre Einstellung zu Sex und Treue betraf. Ich hatte jedoch nie und nimmer damit gerechnet, dass dieser Fall so schnell eintreten würde, noch dazu mit einem der wenigen Freunde die ich hier in der Enklave hatte.

      Ich saß noch lange Zeit auf dem Boden, ehe ich mich soweit gefangen hatte, um den unbequemen Platz zu verlassen und mich ins Bett zu schleppen. Dort vergrub ich mein Gesicht im Kissen und heulte weiter. Irgendwann klopfte es an der Wohnungstür und Stefans Stimme war zu vernehmen. Zaghaft fragte er, ob er hereinkommen könne.

      Mein Kopf zuckte nach oben. Das schlug dem Fass ja den Boden aus. Da betrog er mich mit meiner Freundin und hatte dann noch den Schneid hier aufzutauchen. Im Nachhinein konnte ich nicht mehr sagen, was ich ihm durch die geschlossene Tür alles an den Kopf warf, war dabei jedoch sehr laut und deutlich. Danach herrschte Ruhe und ich lauschte gebannt, ob er noch einen weiteren Versuch wagen würde. Nun war ich in Streitlaune. Der Schmerz suchte eine andere Möglichkeit aus mir herauszubrechen. Eigentlich sollte ich diesem Mistkerl meine Faust ins Gesicht schlagen. Die Vorstellung war so befriedigend, dass ich mich nicht beherrschen konnte und aus dem Bett sprang. Ich rannte zur Tür, ließ meinen gesamten Frust aus mir strömen und riss mit geballter Faust die Tür auf.

      Nichts! Der Flur lag leer und verlassen da.

      Wobei, das stimmte nicht ganz. Vor meiner Tür stand Stefans Laptop. Kurz überlegte ich, mit beiden Füßen auf diesen zu springen und ihn in teuren Elektroschrott zu verwandeln. Die Idee hatte durchaus ihren Reiz, doch gleichzeitig würde ich dadurch nur zugeben, wie sehr mich das Ganze verletzt hatte. Zudem würde ich damit Doc´s Hypothese über Vampire und ihr aggressives Verhalten in Stresssituation bestätigen, was ich schon aus Prinzip vermeiden wollte.

      Ich beschloss, den Laptop einfach auf dem Gang stehen zu lassen. Sollte ihn doch der Erstbeste, der vorbeikam, klauen. Grimmig schloss ich die Tür und marschierte zurück zum Bett. Unschlüssig blieb ich davor stehen, haderte mit mir selbst und drehte schließlich um. Als ich die Tür öffnete und den Laptop aufhob, ärgerte ich mich über mich selbst, doch meine Erziehung ließ es einfach nicht zu, Eigentum fremder Leute so zu behandeln. Zurück im Zimmer, legte ich ihn auf den Tisch und ignorierte ihn. Statt dessen begab ich mich ins Bad und machte mich bettfertig.

      Mein Spiegelbild war kein schöner Anblick. Verweinte und verquollene Augen. Rote Flecken im Gesicht und meine Haare hingen wirr umher. Dies alles reichte, um mich wieder in depressive Stimmung zu versetzen. Schon während des Abschminken und Zähneputzen, kullerten erneut Tränen über meine Wangen.

      Plötzlich klopfte es erneut an der Tür. Mit Herzklopfen verharrte ich und lauschte. Niemand meldete sich. Mit zittrigen Händen spülte ich den Mund aus und wischte mir mit dem Handtuch die Tränen ab. Auf dem Weg zur Tür war ich innerlich total in Aufruhr. War dort nochmal Stefan oder vielleicht sogar Susanne? Wie sollte ich reagieren?

      Angespannt öffnete ich die Tür und verharrte verdutzt. Vor mir stand Daniel, der Kellner aus dem Restaurant, in Freizeitkleidung. Er setzte zu Sprechen an, stockte jedoch bei meinem verheulten Anblick und blickte mich nur erschrocken an.

      Meine