Lykanta. Oliver Speier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Oliver Speier
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738048360
Скачать книгу
wieder. Nach mehreren Versuchen hatte ich letztendlich doch noch einige Zeilen zusammen gebracht. Ich überflog noch einmal, was ich geschrieben hatte.

      Hi Michelle,

      ich hoffe dir geht es gut und du hast unser Abenteuer ohne große Folgeprobleme überstanden. Um es gleich vorweg zu nehmen. Dein Stick hat meinem Freund das Leben gerettet. Diesen Umstand hat er jedoch gleich dazu benutzt meine Freundschaft gnadenlos zu hintergehen. :(

      Da haben wir wegen diesem doofen Stick, die schlimmsten Dinge durchlebt und als Dank für meinen Einsatz hab ich jetzt nur Ärger am Hals.

      Stell dir vor, die haben mir 50 Arbeitsstunden als Strafe aufgebrummt. Hoffe dir ist es besser ergangen. Wenn du mal Zeit und Lust hast, können wir uns ja irgendwann auf einen Kaffee treffen und quatschen.

      Diesmal aber bitte ohne deine psychopathischen Kollegen. ;)

      Liebe Grüße Lyk.

      Irgendwie klang das Geschriebene recht weinerlich und wenn ich ehrlich war, brauchte ich momentan eine Freundin bei der ich mich ausheulen konnte. Wieso ich dafür Michelle und nicht Katana auserkoren hatte, war mir selbst ein Rätsel. Trotz all der Dinge, die eigentlich gegen sie sprachen, schien sie mir die passendere Person zu sein.

      Mit einem Aufseufzen schickte ich die Nachricht ab, loggte mich aus und klappte den Deckel des Laptops herunter. Unschlüssig saß ich am Tisch und überlegte, was ich nun tun sollte. Da der PC nicht mir gehörte sollte ich ihn ja eigentlich zu Stefan zurück bringen. Ich hatte jedoch überhaupt keinen Nerv den Mistkerl zu sehen. Womöglich war er nicht mal alleine und ich würde Susi bei ihm antreffen. Die Vorstellung verursachte mir Magenschmerzen. Mir war klar, dass dieser Moment früher oder später sowieso kommen würde, doch momentan hatte ich keinen Bedarf die beiden zu sehen. Zudem wartete ich ja noch auf eine Antwort von Michelle. Jetzt da ich einen Grund gefunden hatte, den PC erst mal zu behalten, überlegte ich was ich mit meiner Zeit bis zum Beginn meiner Pflichtstunden noch machen sollte?

      Laut Susanne, sollte ich mich ja ab heute im Klinikum melden, um meine restlichen Arbeitsstunden bei ihnen abzuarbeiten. Nach ihrer Aktion gestern Abend würden mich jedoch keine zehn Pferde dort hin bringen. Lieber würde ich die doppelte Anzahl an Stunden durch Autos kriechen und mich dabei von Ivan dumm anmachen lassen, als auch nur eine Sekunde im gleichen Raum mit Susi zu verbringen.

      Die Vorstellung an Susanne und Stefan, wie sie zusammen in seinem Zimmer lagen, baute erneut eine Mischung aus Frust, Neid, Trauer und verletztem Stolz in mir auf. Ich musste dringend Stress abbauen! Nur wie?

      Plötzlich fiel mir der ideale Platz dafür ein. Ich sprang auf, sammelte das Nötigste zusammen und begab mich auf den Weg.

      Auf der Suche nach Trost

      Alles war ruhig und mit gemischten Gefühlen marschierte ich den Flur entlang. Beim Vorbeilaufen an Stefans Zimmertür, klopfte mein Herz wie wild und ich schimpfte mich im Stillen selbst. Wieso hatte ich Angst ihn zu sehen? Sollten nicht eher er und Susi ein schlechtes Gewissen haben?

      Ich richtete mich auf und marschierte erhobenen Hauptes weiter. Beim Erreichen der Gangbiegung, erwischte ich mich erneut, wie ich einen unsicheren Blick zurück warf. Genervt über mein Verhalten lief ich weiter. Über die Treppe ging es nach unten und dann einen der Flure entlang. Dabei wurde ich immer unsicherer, ob ich richtig war. Zögernd blieb ich schließlich vor einer Tür stehen und blickte mich suchend um. Kein Schild war zu sehen und nichts deutete darauf hin, ob sich hinter ihr verbarg, was ich suchte.

      Ich gab mir einen Ruck und drückte die Klinke hinunter. Die Enttäuschung folgte prompt. Es war abgeschlossen. Na klasse, so viel zu meinem Plan Frust abzubauen. Beim Umdrehen, wäre ich fast in einen Bär von Mann hineingelaufen. Nur seine schnelle Reaktion, als er mich an der Schulter packte, verhinderte es. Erschrocken blickte ich zu ihm hoch.

      Der Mann war afrikanischer Abstammung, um die zwei Meter groß und mit enormen Muskeln bepackt. Er trug eine Lederhose mit schwarzem T-Shirt. Das Ganze wurde von klobigen Stiefeln abgerundet. Von der Statur her wirkte er auf mich, wie eine Mischung aus Hulk und Conan. Sein Haar war kurz geschoren, im Stil von Will Smith. Um seinen breiten Mund zog sich ein akkurat getrimmter Henryquatre Bart. Der Kerl strahlte mich mit breitem Grinsen an, was bei seiner dunklen Haut und den weißen Zähnen richtig krass aussah. Fasziniert betrachtete ich ihn. Er war der erste farbige Vampir den ich sah. Ich hatte erwartet, bei Leuten mit schwarzer Haut würde diese ins gräuliche tendieren, wie es ja oft in diesen Zombiefilmen dargestellt wurde. Er jedoch, wirkte wie das blühende Leben.

      Gutgelaunt sprach er mich an.

      " Hoppla nicht so stürmisch... Lykanta, richtig? "

      Seine Frage klang eher wie eine Feststellung. Ich nickte nur und wand mich unauffällig aus seiner Pranke, welche noch immer auf meiner Schulter lag. Kaum hatte ich mich von ihm gelöst, trat er einen Schritt auf mich zu und hob die Hand erneut in meine Richtung. Erschrocken wich ich zur Tür zurück und fauchte ihn an.

      " Hey, was soll das werden? "

      Grinsend ignorierte er meine Frage und schob seine Hand zwischen meinem Arm und meinem Körper hindurch. Schockiert sog ich die Luft ein und rechnete schon damit, er würde mich schnappen.

      Meine Reaktion amüsierte ihn sichtlich und gutgelaunt meinte er.

      " Ohne dich jetzt Enttäuschen zu wollen, ich versuche nur die Tür zu öffnen. "

      Noch während er sprach, hörte ich wie ein Schlüssel in ein Schloss gesteckt und umgedreht wurde. Durch das Drücken der Klinke seinerseits, verlor ich den Halt und stolperte rückwärts in einen dunklen Raum hinein. Er folgte mir und ich hatte schon Angst, er würde sich auf mich stürzen. Statt dessen drehte er sich zur Seite. Kurz darauf flammten Lichter auf und erhellten den Raum. Prüfend blickte ich mich um und erkannte, dass ich richtig gelegen hatte.

      Wir befanden uns in der Schießbahn zu der mich Sannur neulich mitgenommen hatte. Der Riese kümmerte sich nicht weiter um mich, sondern spazierte mit einem Kopfnicken an mir vorbei. Er benutzte eine Codekarte und verschwand durch eine elektronisch gesicherte Tür. Kurz darauf wurden die Rollos an der Ausgabetheke nach oben gezogen. Nachdem er scheinbar alles nötige erledigt hatte, winkte er mich zu sich heran. Ich stand noch immer am Eingang und verdaute meinen Schrecken.

      Nur zögernd kam ich seinem erneuten Winken nach und begab mich zum Schalter. Dort blieb ich unsicher vor ihm stehen. Bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, schob er mir eine Waffe mit Schalldämpfer, ein Pack Munition und ein Schriftstück entgegen.

      " Das ist der Vertrag, für die Nutzung der Schießbahn und die Vollmacht, verbrauchte Munition und grob fahrlässig verursachte Schäden von ihrem Konto abbuchen zu können. "

      Ich zog das Formular zu mir und begann darin zu lesen. Das Ganze schien ein Standartschriftstück zu sein, in dem darauf hingewiesen wurde, wie man sich in der Anlage zu verhalten hatte. Zu meinem Erstaunen, waren alle Felder schon ausgefüllt und ich brauchte nur noch zu unterschreiben. Die bürokratischen Mühlen der Vampire waren mal wieder sehr gründlich gewesen. Zur Sicherheit fragte ich nochmal bei ihm nach. Mit einem Schulterzucken meinte er.

      " Standartformular, muss jeder Unterschreiben der hier herumballern will. "

      Ich griff nach einem Kugelschreiber und setzte meine Unterschrift unter das Schriftstück. Dabei fragte ich neugierig.

      " Woher wussten sie wer ich bin? "

      Sein Grinsen kehrte zurück.

      " Ich war gestern Morgen bei der Verhandlung. Durch deine filmreife Einlage, blieb es nicht aus, dass dein Name in aller Munde war. Falls dir das noch niemand gesagt hat, die Aktion war ja wohl total hirnrissig! "

      Sprachlos starrte ich ihn an. Hatte er mich da eben beleidigt? Es schien ihm nicht mal peinlich zu sein. Mein Starren zeigte bei ihm keine Wirkung und so beschloss ich das Gehörte einfach zu ignorieren. Statt dessen deutete ich auf die Waffe. Sie kam mir bekannt vor. Wenn mich nicht alles täuschte, war es dieselbe, die ich von meinem Abenteuer mit Michelle zurück in die Enklave gebracht