"Tödliches Finitum". Thomas Helm. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Helm
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847616863
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wieder mit einer der Ehefrauen befassen musste.

      Doch solange er Bauerfeind nicht habhaft werden konnte, blieb ihm ja keine andere Alternative! Da schob er eben eine der geliebten Gattinnen der früheren Stasi-Offiziere auf der Liste der geplanten Tötungen nach vorn! Ebenso wie er damals Burkhard Klamm in der Reihenfolge voransetzte. Zehn Jahre war das nun schon her, dass er ihn in Warnemünde erwischt hatte. In der Hoffnung, Bauerfeind aufstöbern zu können, gönnte er sich anschließend eine fünfjährige Pause. Dann strafte er den Genossen Weiler, indem er ihm die Frau nahm. Er benutzte dazu einen schweren SUV.

      Doch seitdem waren auch schon wieder fünf Jahre vergangen! In denen Bauerfeind verschwunden blieb.

      Eingangs plante er die Kroatin in dem Penthouse aufzusuchen, das sie gemeinsam mit ihrem Mann am Potsdamer Platz bewohnt. Sie hätte einen spektakulären Unfall im Haushalt erlebt und für ein anschließendes Aufsehen wäre gesorgt gewesen. Dabei würde er auch eine Wiederholung bei der Art der Ausführung seiner Mission vermeiden.

      Doch bei einer genauen Analyse der Örtlichkeiten bauten sich für ihn unüberwindbare Hindernisse auf. Das gesamte Haus wurde videoüberwacht. Rund um die Uhr sicherte ein Doorman- Service den Eingangsbereich. Tiefgarage und Aufzüge waren zusätzlich geschützt. Das Gebäude stellte eine Feste zum Wohlergehen der Mieter und Eigentümer der Wohnungen dar. Hier unerkannt hinein und wieder heraus zu kommen würde unmöglich sein.

      Eines Vormittags parkte er vor ihrem Haus unweit der Ausfahrt aus der Tiefgarage.

      Da kam sie auf die Straße hochgefahren. Sie chauffierte an diesem Tag ihr Cabriolet mit offenem Verdeck.

      Er fotografierte den Wagen, als sie am Schild anhielt. Um ihm dann zu folgen.

      Von da an wusste er um ihr allwöchentliches Faible.

      Sie fuhr gar nicht weit. Doch an diesen Tag eben nicht zum »KaDeWe«. Um sich dort mit ihrer Freundin zu treffen.

      Sie steuerte ein Hotel in der Uhlandstraße an.

      Er folgte ihr hinein. Um sie dort verborgen hinter einer Säule in der Lobb zu beobachten.

      Während sie unweit der Fahrstühle einige Minuten auf und ab ging, schaute sie mehrfach hinüber zur gläsernen Drehtür. Sie trug ein weitgeschnittenes Sommerkleid, behielt auch in der Lobby die Sonnenbrille auf.

      Minuten später kam ein junger Mann in die Halle. Zielstrebig schob er sich durch eine Gruppe Asiaten und ging direkt auf sie zu. Er lief jedoch an ihr vorbei und drückte an einem der Lifts auf den Knopf. Die Tür öffnete sich. Bevor sie sich wieder schloss, schlüpfte sie ebenfalls in die Kabine.

      Auf dem Anzeigetableau sah er, dass der Aufzug in der sechsten Etage hielt.

      Nun gut dachte er. Dann warte ich eben.

      Obwohl ihn die Zeit drängte, er musste unbedingt noch einen Auftrag abarbeiten harrte er in der Halle aus.

      Gut eine Stunde später trat der junge, gepflegt aussehende Mann wieder aus dem Lift. Ein feines, arrogant wirkendes Lächeln auf den Lippen verließ er schnurstraks die Lobby.

      Ebenso wie seine Zielperson die etwa zehn Minuten später herunterkam. Auch sie strebte sogleich zu ihrem Wagen und fuhr weg.

      Nun wusste er, dass die gut aussehende Kroatin einen Liebhaber hatte. Nach der nächsten Observation genau eine Woche darauf war er sich dessen sicher.

      Sie pflegte ihn jeden siebenden Tag zu treffen. Stets im selben Hotel und zur gleichen Zeit. Und der Lift hielt in der sechsten Etage.

      Nun galt es umso mehr seine Arbeitsaufgaben mit den Belangen seiner Mission zu vereinbaren. So wie es ihm fünf Jahre zuvor bereits gelungen war.

      Drei Wochen später hatte er alles beisammen. Der Zugang zum Hotel stand ihm durch die Liefereinfahrt offen. Den Zahlencode für den Wirtschaftsaufzug hatte er sich zweimal abgeschaut, bevor er ihn benutzte. Eine Videoüberwachung gab es auf den Etagen nur vor den Fahrstühlen.

      Am Tage seines Probelaufs erwartete er das Pärchen.

      Bekleidet mit dem blauen Kittel einer Aufzugsfirma hielt er sich den Lift in Sichtweite in der sechsten Etage verborgen.

      Indem er ihnen auflauerte, tauchte erneut eine Frage in seinem Kopf auf. Wie macht es der junge Mann, dass er jedes Mal dasselbe Zimmer für sein Schäferstündchen bekommt?

      Doch da ertönte ein feiner Gong, die Türen öffneten sich und beide kamen aus dem Lift heraus. Zielgerichtet strebten sie der Nummer Sechshundertdreizehn entgegen. Ihr Galan strich mit einer Karte über den Schlosskasten und sie verschwanden durch die aufspringende Tür.

      Er hielt sich gut fünfzig Minuten im Treppenhaus auf. Dann nahm er seine Position wieder ein.

      Der junge Mann kam fast auf die Stunde genau aus dem Zimmer. Er wendete sich zur Tür hin und zog sie ins Schloss.

      Seine Zielperson trat exakt zehn Minuten später auf den Flur heraus. Sie schaute die Zimmerflucht entlang und ein Lächeln überflog ihr Gesicht. Daraufhin ging sie nach vorn zum Lift und drückte auf den Knopf.

      Er zog den Schirm des Basecaps in die Stirn, verließ sein Versteck und stellte sich wortlos neben sie.

      Sie reagierte nicht auf ihn. Auch nicht, als sie beide in der abwärtsfahrenden Kabine nebeneinanderstanden.

      Er konnte sie riechen. Auch ihr Parfum, das ein bisschen zu stark aufgetragen war, drang in seine Nase.

      Du hast dich nach dem Nummer mit ihm nicht mal gewaschen, empörte er sich. So viel Zeit sollte doch wohl sein.

      Rasch warf er ihr einen Blick zu. Er erblickte die roten Flecken an ihrem Hals und eine sichtliche Unordnung in ihrer ansonsten gepflegten Frisur.

      Da hielt der Lift, er ließ sie zuerst aussteigen. Sofort bog er nach links ab und verschwand hinter einer Tür mit der Aufschrift »Nur für Personal«.

      Die nächsten Tage verbrachte er mit einer inneren Unruhe.

      Neben seiner eigentlichen Arbeit, die ihn derzeit nicht sehr forderte, fühlte er die Nähe seines Ziels. Der Plan war erstellt, die Zeiten festgelegt.

      Die zweite Phase konnte beginnen.

      Der angestrebte Termin war nun da. Doch alles drohte zu scheitern, noch bevor es begann.

      Sein Chef widerrief den Auftrag den er von ihm am Vortag erhalten hatte. Damit aber wäre seine Fahrt in die Stadt hinfällig gewesen!

      »Wenn du selbst den Termin wahrnehmen willst«, sagte er zu seinem Boss, »könnte ich dann vielleicht zum Zahnarzt fahren? Mich quält seit gestern so ein blöder Backenzahn!«

      Der Chef gab ihm sein OK und er kam noch pünktlich aus der Firma weg.

      Wieder hatte er sich mit dem Berufskittel eines Servicetechnikers getarnt, das Basecap tief in die Stirn gezogen. An den Händen trug er heute Gummihandschuhe. So stand er zehn Minuten vor der Zeit im kleinen Wirtschaftsraum der sechsten Etage des Hotels bereit.

      Nur eine Zimmerfrau befand sich mitsamt ihrem Wagen am anderen Ende des Ganges.

      Die Kroatin und ihr Galan trafen pünktlich ein und verschwanden im gewohnten Zimmer.

      Er harrte noch ein Weilchen in dem nach Reinigungsmitteln stinkenden Kämmerchen aus. Dann schaute er auf den Gang hinaus. Niemand war zu sehen. In seiner Kitteltasche ergriff er den Hammer mit dem kurzen Stiel. Dem kam bei seinem Vorhaben eine besondere Rolle zu.

      Plötzlich ertönte der leise Gong vom Lift her. Während er in das Kämmerchen zurück huschte, sah er zwei junge Frauen herankommen.

      Wortlos gingen sie an der Tür vorbei, hinter der er stand.

      Durch deren Spalt sah er, dass sie etwa in der Mitte des Ganges in einem der Hotelzimmer verschwanden.

      Von seiner Neugier getrieben schlich er über den Flur. Hin zu Zimmer Sechshundertdreizehn.

      Nach einem raschen Blick über die Schulter