Wollmaier, Herbert
Oberstleutnant beim MfS, Leiter des »Institutes«, später Inhaber einer Werkstatt für Computerservice.
Wollny, Herbert
SED-Parteichef in Prokowski.
Wrobel, Karl
Stellvertreter von Steincke im Ural.
Zernick, Ralf
Major des MfS, später 1.Geschäftsführer der »FUSIONA«.
Zierwitz, Hermann
Stellvertretender Baustellenleiter von Prokowski.
Kapitel 1 - Stakkato -
Auf und davon - Stellungswechsel (September 2005)
Kolja Braun war gezwungen, rasch zu handeln. Er musste nicht nur sich selbst, sondern vor allen die »Flamme« in Sicherheit bringen! Einen erneuten Überfall würde er wohl kaum so gimpflich überstehen.
Auch bei seiner soeben absolvierten Fahrt mit dem Auto vom Bodensee nach Berlin hatte er sie wiederholt gesehen.
Diese riesigen Richtungstafeln am Hermsdorfer Kreuz die den Weg nach Weimar wiesen.
Für Thüringen, im Besonderen für die Dichter-Stadt empfand er schon immerwährend eine fast sentimental anmutende Affinität. Die rührte noch aus seiner Kindheit her. Wohl auch aus seiner Zeit bei der GST.
Die fast rosig erscheinenden Erinnerungen beeinflussten nun seine ausstehende Entscheidung maßgeblich.
Wenn er denn schon wieder abtauchte, dann in eine Gegend, die ihm von vornherein zusagte!
Sofort nach seiner Rückkehr nach Meersburg setzte er sich an den Computer und filzte im Netz den Immobilienmarkt von Weimar. Dabei fand er auch die Exposé von drei schönen Wohnungen, die seinen Vorstellungen entsprachen.
Eine von ihnen war wegen ihrer Lage und der aufgeführten Ausstattungen recht teuer. Aber sie sagte ihm zu, weshalb er gleich mit dem anbietenden Makler telefonierte.
Dieser bestätigte erfreut einen Termin für eine Besichtigung am übernächsten Tag. Natürlich könnte Herr Braun, wenn er es denn so möchte, sofort einziehen. Selbstredend erst nach Zahlung von Kaution und Maklerprovision.
Braun war sich darüber im Klaren, dass sein Vorhaben ein teurer Schnellschuss wird. Doch an die materiellen Konsequenzen verschwendete er keinen Gedanken. Schließlich hatten sich die Millionen, auf denen er hockte, im Laufe der letzten Jahre stark vermehrt.
Noch am gleichen Abend fuhr er in einen Baumarkt. Dort kaufte er einige Umzugskartons und Klebeband.
Die Auswahl dessen was er in seine neue Bleibe mitnehmen würde fiel ihm schwer. Denn auf einen Möbelwagen musste er verzichten und sich daher nur auf die wichtigsten, persönlichen Dinge beschränken.
Alles andere, was er in der neuen Wohnung benötigte, die Möbel eingeschlossen, würde er in Weimar kaufen. Grundsätzlich gedachte er jedes Teil mitzunehmen, was eine Spur zu ihm hinterlassen könnte.
Er schickte dem Meersburger Makler, der ihm seine schöne Wohnung verkauft hatte, eine E-Mail. Darin erteilte er ihm die Vollmacht zur Vermietung der möblierten Immobilie. Zudem beauftragte er ihn mit der Verwahrung der Mieteinnahmen auf einem gesonderten Konto. Abzüglich der üblichen Provision.
Außerdem begründete er gegenüber dem Schwaben seinen kurzfristigen Entschluss. Er plane einen Aufenthalt in der Karibik von zumindest zwei Jahren. Der Termin seiner Rückkehr wäre ungewiss. Zur gegebenen Zeit würde er sich wieder bei ihm melden.
Nach Erhalt der E-Mail rief der Makler zurück. Auf seine Bitte hin nannte ihm Braun eine seiner Handynummern. Er verbat sich jedoch ihre Weitergabe an Dritte.
Großzügig bezahlte er seine Außenstände bei den kommunalen Versorgern. Daraufhin löste er das Konto auf von dem aus er bisher diesen Verpflichtungen nachkam.
Nachdem er alles, was er mitnehmen wollte, in seinem Wagen verstaut hatte, legte er sich noch einige Stunden schlafen.
Am frühen Morgen des nächsten Tages nahm Kolja Braun Abschied vom schönen Städtchen Meersburg. Ohne einen Blick zurück machte er sich auf den Weg in Richtung Thüringen.
Pfadfinder (Paris im Oktober 2005)
Françoise Biçon verließ zur Mittagszeit seine Firma, die nahe der METRO-Station San Ouen gelegen war.
Schon am frühen Morgen, als er die täglichen dreißig Minuten auf dem Hometrainer absolvierte, beschäftigte ihn dieses Problem. Mit dem er am Abend zuvor ins Bett ging.
In den letzten Monaten war der berufliche Druck, den er sich selbst auferlegt hatte, fast unerträglich geworden.
Zum einen war es die Planung von zwei neuen Projekten gewesen, die ihm im Kopf herumging.
Aber letztendlich wurde ihre Umsetzung in Belgien und Schweden sehr kompliziert. Ein halbes Dutzend Male war er selbst auf die Baustellen geflogen. Um dort die Installation der Software durch seine Leute zu überwachen.
Dass alles verlangte von ihm und den Mitarbeitern viel Kraft und Zeitpotenzial ab.
Nun war es endlich so weit gewesen. Beide Probeläufe konnten ohne Probleme durchgeführt werden. Die Auftraggeber der Projekte hatten vorgestern ihr OK gegeben. Heute Vormittag bestätigte die Bank die Zahlungseingänge für seine Schlussrechnungen.
Zurückgekehrt in seine Penthouse Wohnung setzte sich Biçon im Arbeitszimmer an den Schreibtisch. Er streckte die Arme aus und dehnte sich.
Dann öffnete er wieder die Augen. Für einen kurzen Moment weidete sich an dem imposanten Ausblick, der sich ihm von hier aus auf den Eiffelturm bot.
Gedankenverloren spielte er mit dem Kugelschreiber. Mit der flachen Hand rollte er ihn über das immer noch leere, erste Blatt eines Schreibblocks. Nachdenklich starrte er wieder zum Fenster hinaus. Dann ging er in seinen Gedanken zurück.
Seit den unsäglichen Vorkommnissen in dieser Wohnung war schon weit über ein Jahr vergangen.
Er und Yvonne hatten diese Zeit bewusst verstreichen lassen, ohne nochmals darüber zu sprechen.
Die ersten Wochen nach ihrer Rückkehr aus Bali fand Yvonne des Nachts kaum Schlaf. Am liebsten wäre sie sofort aus dieser Wohnung ausgezogen. Das bekannte sie ihm einmal unter Tränen. Weil ihrer Meinung nach diese Räume für alle Zeiten verflucht sind.
Wenig später legte sich das jedoch. Bald konnte sie, ohne einen Umweg um bestimmte Stellen auf dem Fußboden zu machen den Wohnraum wieder ungehemmt durchqueren. Und sich auch darin aufhalten.
Auf eine unzweideutige für Biçon anfangs nicht unangenehme Weise schien Yvonnes Psyche die schrecklichen Erinnerungen zu kompensieren.
Plötzlich tendierte sie, nach einer langen Phase von ungewohnter Keuschheit, zu gesteigerten sexuellen Begehren. Yvonne entblößte sich spontan in der gemeinsamen Wohnung, indem sie den Rock hochzog. Oder die knappen Jeans herabließ. Das tat sie auch, wenn sie Biçon unangemeldet in seinem Büro aufsuchte. Stets trug sie dabei keinen Slip. Daheim bestand sie sogar darauf, dass er ihr beim Masturbieren zuschaute.
Sie drängte ihn, wenn sich beide in der Öffentlichkeit bewegten mit ihr spontan Örtlichkeiten aufzusuchen, wo er sie ohne Vorbereitung besteigen sollte. Egal ob es eine Toilette in einem Café oder ein Fahrstuhl in einem Hochhaus war. Die Gefahr bei ihrem anstößigen Tun überrascht zu werden musste für sie überall gegeben sein.
Er schwitzte dabei zumeist vor Erregung und Angst. Gelegentlich konnte er seine ansonsten stets kampfbereite Lanze gar nicht in Kampfposition bringen.
Dann