„Ich kann eure Situation verstehen. Und ich bin auch nicht daran interessiert, eure Welt in Gefahr zu bringen. Trotzdem habt ihr kein Recht, über unsere Zukunft zu bestimmen. Ich bin selbständiger Unternehmer und für weiß Gott wie viele Kunden verantwortlich. Ich kann es mir nicht leisten, mein Unternehmen so mir nichts dir nichts abzusetzen.“
„Darf ich diese Entscheidung leichter machen?“ fragte plötzlich das Heilige Kind.
Alle Augen waren auf sie gerichtet.
„Wir nehmen ein Boot und die Beiden sollen die Welt oben sehen.“ fuhr sie fort. „Wenn ich darf.“
„Ich weiß zwar nicht, was du vorhast, Janina,“ sagte Kolak. „aber ich glaube, dass du das Richtige tust.“ Er wandte sich zu den anderen und fragte:
„Ist der Hohe Rat damit einverstanden?“
Er bekam Zustimmung von allen Seiten.
„Was hast Du mit uns vor, Heiliges Kind?“ erkundigte sich Niki.
„Nichts Schlimmes.“ kam die Antwort. „Sobald die Tafel aufgehoben ist, werden wir fahren.“
Benny schien keinen Appetit zu haben, dennoch trank er etwas aus dem Becher, das vielleicht ein Extrakt von Wasserpflanzen sein mochte. Auch alle anderen tranken.
„Hast du ihnen das Serum gegeben?“ flüsterte Mikel der großen Pflanze Kolak zu.
„Sicher.“ antwortete dieser. „Obwohl es mir nicht angenehm ist. Aber sie werden ihre Welt oben vergessen.“
Später war es soweit. Kolak besetzte das Boot, mit dem Benny und Niki aufgenommen worden waren. Die Piloten Fuchi und Terr waren auch wieder da. Später ging es ab nach oben, doch das Meer bewegte sich nicht.
„Was ist denn los?“ fragte Benny.
„Wir bewegen uns außerhalb der Zeit.“ erklärte Kolak. „So können wir es euch etwas einfacher machen.“
„Was einfacher machen?“ wollte Benny wissen.
„Ihr werdet es gleich sehen.“ sagte Kolak.
Gleich darauf waren sie oben an der Meeresoberfläche angekommen. Benny sah einige Boote, doch diese und auch die Menschen darin waren völlig unbeweglich. Benny nahm seinen Sohn in die Arme und sprach:
„Sieh `mal, Niki, das Mädchen in dem Boot da vorne sieht doch so aus, wie das Heilige Kind. Sie hat nur blonde Haare.“
Es war Mellie, die mit einem total verweinten Gesicht auf das Meer starrte. Neben ihr der Pilot Richie. Doch Benny und Niki schienen die beiden nicht wiederzuerkennen.
„Du hast recht, Papa.“ bestätigte der Junge. „Aber was machen die in Booten auf dem Meer?“
„Ihr Schiff ist gesunken.“ erklärte Kolak. „Doch sie werden von einem Passagierschiff aufgelesen. Da drüben ist es schon.“
Ein riesiger Kreuzer war am Horizont zu sehen. Ein Dampfschiff, das sich den Menschen in den Booten näherte.
„Dann werden sie doch bald in Sicherheit sein?“ fragte Niki.
„Aber sicher.“ beruhigte ihn Kolak. „Bald werden sie von diesem Schiff aufgenommen.“
„Beruhigend zu wissen.“ sprach Benny.
Kolak war zufrieden. Benny und Niki hatten dank des Serums, das er ihnen verpasst hatte, tatsächlich die Welt und auch Richie und Mellie vergessen.
Das Boot machte sich wieder auf den Rückweg. Alle stiegen aus. Kolak meldete sich sofort beim Herrscher.
„Es ist vollbracht.“ sagte er. „Ihre Erinnerung ist verschwunden.“
Benny näherte sich den beiden und fragte:
„Sind eigentlich noch andere Schiffe hier gesunken?“
„Ja.“ hörte er Janinas Stimme von hinten. „Sie sind alle in einer Bucht, die wir angelegt haben. Aber sie haben Ladung an Bord, die wir zum Teil nicht kennen.“
„Ich würde mir diese Schiffe gerne anschauen.“ sagte Benny und nahm seinen Sohn an die Hand.
„Kommt mit.“ forderte Karina die beiden auf.
Nur wenige Minuten später waren sie in der Bucht angelang. Dort lagen sieben Schiffe, die aus früheren Zeiten schon gesunken waren. Auch die „PRINCE VAILANT“ war darunter, doch Benny und Niki erkannten sie nicht mehr.
Ein riesiger Frachter mit wasserdicht-verpackter Ware lag vorne.
„Mann, das Schiff kenne ich.“ rief Benny. „Das ist die „CARL SEGEBERG“. Einer der weltgrößten Frachter aus Schweden. Sie ist vor vier Monaten spurlos verschwunden und hatte damals Anweisung, Audio- und Videogeräte sowie Ton- und Datenträger in großer Menge von Europa nach Übersee zu transportieren. Wirklich ein tolles Schiff, das im vergangenen Jahr den großen Sturm bei Europa überstand. Sie galt als fast unsinkbar.“
„Das hat man von der „TITANIC“ auch behauptet.“ lachte Niki. „Und trotzdem ist sie untergegangen.“
„Vermutlich ist die „CARL SEGEBERG“, wie auch all die anderen Schiffe, in diesen Strudel geraten, der diese Welt mit Sauerstoff versorgt.“ glaubte Benny. „Der ist sehr kräftig. Schauen wir uns an, was darin ist.“
Benny näherte sich dem Schiff und Niki folgte ihm. Die Pflanzenkinder Jolish und Karina begleiteten sie. Das Mädchen kuschelte sich an Niki und wollte sich nicht abwenden.
Benny öffnete eine große Kiste. Als er den Inhalt erblickte, rief er:
„Mann, das sind ja CD-Musikboxen. Und alle noch bestens erhalten. Was für ein Glück, dass die damals das Zeug wasserdicht verpackt haben. Komm, Niki, hilf mir. Wir müssen die Geräte aufstellen. Wer weiß, was darin ist.“
Aus einem kleinen Paket zog Niki ein kleines Gerät heraus, das wie ein großer Radio-Walkman aussah.
„Was ist denn das, Papa?“ fragte er.
Benny sah sich das Gerät an.
„Ich werd´ verrückt, die Archos Jukebox.“ stieß er hervor, während er das kleine Gerät schwenke und es von allen Seiten betrachtete. „`300 Stunden Musik in der Hosentasche´ hat man dieses Gerät genannt. Kann auch am Computer bearbeitet werden. Das war damals die kleinste MP3-Musikbox der Welt. Die sollten wir gleich ausprobieren.“
„Ich helfe euch.“ ertönte plötzlich eine weibliche Stimme. Der Ton dieser Stimme klang ruhig, melodisch und sanft. Eine menschliche Hand griff nach Benny. Dieser wandte sich sofort um.
Eine dunkelhaarige Frau von etwa Anfang dreißig schaute ihn an. Bennys Augen weiteten sich, denn er schien die Frau schon einmal gesehen zu haben.
Sie war wunderschön, hatte samtige Haut, dunkle Augen und sehr schön gewelltes Haar, das etwa die Farbe von Bennys Haar haben konnte.
Der Unternehmer starrte sie an. Wo hatte er sie schon einmal gesehen? Doch er konnte sich nicht erinnern. Die fremde Frau hielt seine Hand und wiederholte leise:
„Ich helfe euch.“
Wieder erklang der Ton, fast schmeichelnd, doch das konnte Benny´s erschreckten Zustand nicht mildern. Die unbekannte Frau brach mit einer Eisenstange die von Benny bereits geöffnete Kiste auf und hob die CD-Musikbox heraus. Dann schaute sie Benny an.
„Kennst du dich damit aus?“ fragte sie ihn.
„Gewiss.“ antwortete er, dann wandte er sich um.
„Niki!“ rief er. „Komm, da sind viele CD´s!“
Sofort war sein Sohn zur Stelle, und schaute die fremde Frau an.
„Du Papa.“ sagte er flüsternd. „Die kenn ich doch woher.“
„Mir