„Mach dich fertig!“ brüllte Niki.
Schon ertönte der Gong. Blitzschnell waren die vier Teilnehmer im Wasser. Natürlich konnte Niki mit dem Pflanzenkind Jolish nicht konkurrieren, denn der schwamm wie ein Delfin. Niki tauchte nach unten, spürte den Grund, stieß sich ab und schoss wie ein Pfeil unter Wasser am Boden entlang. Er bemerkte Jolish neben sich. Der sauste durch die Hindernisse, die auch Niki zu bewältigen hatte. Jolish flitzte wie ein Fisch durch und schon war er am Ziel angekommen. Doch gleich darauf kam auch Niki zum Ziel.
Die Schiedsrichter gaben die Werte bekannt. Unter den Menschenkindern war Niki tatsächlich der Sieger, doch gegen die Pflanzenkinder hatte er keine Chance gehabt. Die waren wirklich zu gut. Yuri, der Sieger des Trainings vom Vorjahr, konnte leider aufgrund einer Krankheit nicht teilnehmen, doch das war ihm egal. Er wollte, dass auch andere gewinnen sollten. Er mochte vielleicht 12 Jahre sein, hatte viel Temperament und war ein hervorragender Schwimmer. Mit Jolish und Karina war er eng befreundet. Er hatte ihnen sogar einige Tricks beim Schwimmen beigebracht.
Schon eine Stunde später war alles vorbei, doch gefeiert wurde immer noch. Die Sieger waren am Ehrentisch und auch Niki war darunter. Dabei unterhielten sie sich auch. Es dauerte nicht lange, als Benny mit Sylvia auftauchte.
"Na, da ist ja unsere königliche Frechheit." grüßte die Frau.
"Hi Niki." sagte Benny. "Du warst ja toll vorhin."
"Ich hab dir doch gesagt, ich kann schwimmen." verwahrte sich der Kleine. "Jetzt hast du´s gesehen."
"Ich weiß, dass du schwimmen kannst." erklärte sein Vater. "Aber musstest du dich gerade den schwierigsten Bedingungen stellen?"
"Ach das hat mir gar nichts ausgemacht." sagte der Junge. "Ich schwimme halt gerne."
In diesem Moment tauchte Kolak auf.
"Na, amüsiert ihr euch." fragte er.
"Ich hätte eine Frage." entgegnete Benny. "Bei euch gibt es so viel Gold wie bei uns Eisenblech. Woher habt ihr das?"
"Alles was wir brauchen, bekommen wir vom Meer." erklärte Kolak. "Unser Gerät, das wir entwickelt haben, wirft als Nebenprodukt viele Mineralien ab. Salz, Kupfer, Gold und derartige Dinge. Gold hat dabei zwei entscheidende Vorteile. Erstens kann es geschmolzen und in praktische Sachen umgeformt werden, zweitens hat es den Vorteil, weil es vom Salzwasser nicht angegriffen wird. Deshalb ist ja das Gebäude außen aus Gold."
"Und ich dachte, es hätte einen ästhetischen Grund." meinte Benny.
"Ästhetik bedeutet uns nichts." erklärte Kolak. "Alles hier hat seine praktischen Zwecke."
"Ich würde diese Maschine gerne sehen." sagte der Promoter.
"Bitte." entgegnete Kolak. "Sie ist hier ganz in der Nähe."
Schon bald darauf waren beide bei der Maschine angekommen. Besser gesagt, man sah nur die Trichter, welche die ausgefilterten Teile trennte. Die Maschine selbst stand draußen im Meer.
Benny sah sich alles genau an. Kolak erklärte:
"Das sind die einzelnen Mineralien, die vom Meer herausgefiltert werden. Alles Dinge, die wir brauchen. Hier haben wir Salz, Kupfer, Gold und verschiedene andere Mineralien. Unsere Vorfahren haben diese Maschine ursprünglich gebaut, um uns mit frischer Luft zu versorgen. Daraus wurde dann mehr. Inzwischen holt diese Maschine für uns viele nützliche Dinge hervor."
"Interessant." sagte Benny. "Also lauter nützliche Sachen."
"Und lebensnotwendige." ergänzte Kolak. "Alle paar Stunden werden die Behälter geleert und die Rohstoffe verarbeitet."
"Kann das Wasser als Trinkwasser verarbeitet werden, wenn die Inhaltsstoffe herausgefiltert sind?" fragte Benny.
"Das ist der zweite Vorteil der Maschine." sagte Kolak. "Ist das Wasser erst von den ganzen Mineralien gereinigt, kommt es in den großen Tank. Von dort versorgen wir die ganze Stadt mit Trinkwasser. Auch haben wir ein gut funktionierendes Abwassersystem. Es wird erst in einen riesigen Behälter abgepumpt und dort gereinigt. Dann kommt es wieder ins Meer zurück, so dass es neuere Mineralien für uns sammelt und wir dieses gewinnen können."
"Wirklich hervorragend." sagte Benny. "Aber was macht ihr mit dem Schlamm?"
"Der wird auch für unser Pflanzenbeet benutzt. erklärte Kolak. "Wir haben riesige Unterwasserbeete mit Nutzpflanzen und Beeren. Sie wachsen in Hülle und Fülle und decken einen Teil unseres Tagesbedarfs. Außerdem ist sie gut für die Stromgewinnung. Mit Hilfe verschiedener chemischer Zusammensetzungen können wir Energie gewinnen."
"Wie ist das mit den anderen Lebensmitteln?" fragte Benny.
"Auch das ist ein unerschöpflicher Vorrat." sagte Kolak. "Fische, Algen und noch mehr, das uns zu Essen gibt. Keiner muss hungern, wie bei euch. Wir können jederzeit Fleisch und vegetarische Gerichte auftischen."
"Wie funktioniert das eigentlich mit den Getränken?" wollte Benny wissen.
"Für Milch melken wir Walweibchen." sagte Kolak. "Wir können aber auch künstliche Getränke herstellen. Nicht weit von der Herrscherzentrale befindet sich unsere Getränkefabrik. Dort arbeiten viele Leute."
"Ich würde die Getränkefirma gerne sehen." gestand Benny. "Ich hole nur meinen Sohn."
Gleich darauf war Benny mit Niki wieder da. Die drei stiegen in das Shuttle und fuhren zur Stadtmitte. Dort angekommen, sahen sie schon die Getränkefabrik.
Können wir da rein?" fragte Niki.
"Aber sicher." sagte Kolak. "Ihr könnt zusehen, wie die Getränke hergestellt werden."
"Au toll!" rief Niki und lief schon voraus.
"Ihr Sohn ist sehr neugierig, nehme ich an." vermutete Kolak.
"Das stimmt." bestätigte Benny. "Er ist halt so, wie die meisten Kinder. Und doch ist er etwas Besonderes."
Benny hatte Mühe, seinen Sohn einzuholen. Doch dann fand er ihn bei den Braukesseln.
"Kuck mal Papa!" krähte er. "Hier wird Bier gemacht."
"Das stimmt." bestätigte Kolak. "Hier wird unser Bier gebraut. Aber für ihren Sohn haben wir die Fabrik nebenan."
So marschierten sie zur nächsten Fabrik. Niki blieb vor Staunen der Mund offen.
"Mann, die machen ja hier Limo." rief er. Er konnte beobachten, wie die einzelnen Getränke hergestellt wurden.
"Es gibt über 50 verschiedene Geschmackssorten." erklärte Kolak. "Von Pflanzen, die oben unbekannt sind. Aber die Kinder sind verrückt danach."
Benny schaute sich die Arbeitsschritte genauer an. Dann fragte er:
"Wo kann man die bekommen?"
"Eigentlich überall." sagte Kolak. "Sie können es auch hier kosten."
Sofort holte sich Benny einen Becher und füllte ihn mit einer Limonadenart, die er nicht kannte.
Nachdem er sie probiert hatte, sagte er:
"Das schmeckt wirklich nach nichts, was ich kenne."
Auch Niki probierte einen Saft und bestätigte:
"Das schmeckt wirklich ganz anders. Was ist das?"
"Das ist Trachnapflanze." erklärte Kolak. "Die dürfte bei euch unbekannt sein."
"Das stimmt." sagte Benny. "Ich habe jedenfalls noch nie davon gehört." Dabei trank er den Becher aus und fuhr fort:
"Eins wollte ich noch wissen. Wie ist es möglich, das die ganzen Gebäude hier nicht einstürzen bei diesem Wasserdruck?"
"Wir haben ein Material entwickelt, das so leicht ist wie Kunststoff aber wesentlich härter als Stahl. Hart genug, um diesem Druck zu widerstehen. Übrigens ist alles aus diesem Material gemacht. Auch diese Becher. Man kann sie nicht kaputtkriegen."
"Wenn ich an unser Glas denke, das leicht kaputtgeht." meinte