Quallen, Bimm und Alemannia. Ha-Jo Gorny. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ha-Jo Gorny
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738029468
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wurde ernst. „Bis dahin bin ich schon lange weg. Aber sehen sie sich das Mädchen doch einmal genau an. Was meinen sie was passiert, wenn sie von der Obrigkeit entdeckt wird?“

      Sein neuer Arbeiter zuckte mit den Schultern.

      „Wenn sie hier entdeckt wird“ fuhr der Arzt fort, „wird sie hundertprozentig in einem Bordell landen und das müssen wir verhindern. Wir müssen verhindern dass ein bezauberndes natürliches Geschöpf vergewaltigt und kaputt gemacht wird. Ich hoffe wir sind uns darin einig?“ sah er Hal scharf an. Der schluckte und nickte, so hatte er die Angelegenheit noch nie betrachtet, er lebte ja nicht hinter dem Mond und wusste wie es in Alemannia zuging.

      „Ich habe ihr auch schon vor langem verboten sich bei den anderen Gruppen zu zeigen, da kann sie schließlich auch Feierabends hinrennen.“

      Halmschor erzählte darauf den Vorfall mit dem verkratzen Arm und dem Arzt, der irgendwas gemacht haben musste, was Albritz Befürchtungen untermauerte.

      Schon nach kurzer Zeit kamen sich Halmschor und Dolora näher. Dabei zeigte sich wie praktisch so ein Overall war. Je nach Lust und Wetter verzichtete Dolora auf das Hemd, bei Hitze sogar auf die Unterwäsche. Anfangs durfte er ihre runden Brüste liebkosen, an denen sie, Ehrenwort, nichts hatte machen lassen. Den Zipp nach unten gezogen, leuchtete ihm schon die Herrlichkeit entgegen. Einmal war er zu heftig und hatte ihr mit dem Zipp die Schamhaare eingeklemmt. Unauffällig besorgte er eine Schere, um seine Geliebte aus der Misere zu befreien, dann zippelte er ihre Haare aus dem Zipp, damit er sich wieder verschließen ließ. Nachdem sie sich in Form einer abgelegenen Abstellkammer ein sicheres Versteck erschlossen hatten, kam es auch zum Geschlechtsverkehr. Zeitweise taten sie es in jeder Mittagspause oder in einem günstigen Moment während der Arbeit. Auch hierbei erwiesen sich für eine schnelle Begattung die Overalls als überaus nützlich. Ruckzuck waren beide nach unten gezogen, damit vier lüsterne Hände freie Bahn hatten, Dolora brauchte sich nur noch umzudrehen. Ihr Körper profitierte davon, dass sie schmal gebaut war, das kaschierte ihr tatsächliches Gewicht. Eine zweite Haut wäre an ihr verschwendet und dass sie einen Freund hat, erfuhr Hal erst Jahre später. Die junge Dolora, die in Punkto Sex viel fantasievoller war als seine Frau, entlockte Halmschor nie vermutete Aktivitäten. Hatte sie anfangs noch heimlich aufreizend mit einem Gummi gewinkt, machten sie es bald ohne. Er empfand das Fremdgehen als ausgleichende Gerechtigkeit, denn Marlesa ließ ihn immer öfter hängen. Nur wurde es nach ein paar Monaten etwas eintönig, so ganz ohne Matratze.

      Darüber nachzudenken wie es mit Bimm wäre, versagte er sich, zu unschuldig und rein erschien sie ihm. Wie es Albritz schon erwähnt hatte, war sie fast jede Mittagspause und auch oft während der Arbeitszeit des Personals, um die Arbeiter oder das medizinische Personal herum. Dass sie dabei ständig die Ohren spitze um unbekannte Wörter aufzuschnappen, sah man ihr nicht an. Aber sie hatte sehr viel Talent sich unsichtbar zu machen, oft bemerkte man sie erst beim zweiten Hinsehen, wenn sie an einen Baum gelehnt saß, an einer Ecke stand oder langsam die Fahrzeuge entlang schlich. Bevor Hal mit Dolora in der Kammer verschwand, vergewisserte er sich, das Bimm weit weg war, denn von ihr beim Rammeln erwischt zu werden, wäre ihm sehr peinlich gewesen.

      „Hast du eigentlich gewusst, dass die Jahre gezählt werden und dass die Arbeiter ihre Geburtstage feiern?“ kam sie eines Abends, als er gerade den Lastzug einräumte, kauend auf ihn zu. Sie wusste was feiern bedeutete. Ihm war klar woher sie ihre Neuigkeit hatte. Die verdammten Arbeiter sollten besser aufpassen, wenn sie ihr Privatleben durchhechelten. Doch ihn fesselt was sie gerade verspeiste.

      „Sowas kommt ab und zu vor“ log er sie an. „Was hast du da in der Hand?“ fragte er sie neugierig und deutete auf einige weiße Scheiben. In der anderen Hand hielt sie ein Stück von dem salzigen Sägemehl-Stangenbrot, das morgens gegen Feldfrüchte eingetauscht wurde. Zu jedem Biss des Brotes, biss sie auch von den weißen Scheiben ab.

      „Das sind Zuckerrüben, die sind gut. Willst du probieren?“ und sie teilte mit ihm. Er nahm die Scheibe und biss ein Stückchen ab. Er war positiv überrascht, es war saftig und hatte richtig Geschmack.

      „Hm“ nickte er, „schmeckt tatsächlich gut“.

      „Zusammen mit dem Brot ist es das perfekte Essen“. Auch das Wort perfekt hatte sie sich erschlichen und einverleibt.

      „Wie hast du die klein gekriegt“ denn Messer gab es ja keine und durften die Sklaven auch nicht haben.

      „Mit der Hacke. Zack, zack, zack, schon hat man handliche Scheiben. Woran erkennen die Arbeiter wann sie Geburtstag haben?“ fragte sie unbeirrt weiter.

      Sollte er ihr erklären was ein Kalender war? Was außerhalb der Mauer vor sich ging, war einfach nichts für sie. Wenn er wusste wie, musste er ihr das einmal begreiflich machen.

      „Ich schätze, die nehmen einen Tag an dem sie Zeit haben und nehmen irgendeinen Grund damit sie feiern können“.

      „Feierst du deinen Geburtstag auch?“

      „Wer macht denn so was?“ grinste er.

      „Vielleicht Leute die ein Jahr älter geworden sind?“ sagte sie mit einem bezaubernden Lächeln, ließ ihn stehen und ging schmatzend ihres Weges.

      Ein anderes Mal sah er sie Kohlblätter oder so was Ähnliches in sich hineinstopfen. Dass sie Karotten und diese neuartigen Kartoffeln, die man roh verzehren konnte, auch aß, wusste er schon. Meistens mit einem Brot zusammen. Das Personal saß in den Pausen meistens in den Fahrzeugen oder in der Lebensmittelhalle. Während einer Mittagspause, in der Halmschor und Dolora unabhängig von einender auf eine Gelegenheit warteten um verschwinden zu können, ging Bimm mit rotverschmiertem Gesicht zu Dolora. Was da bloß wieder passiert ist, dachte Hal. Doch Bimm hielt etwas in ihren Händen, von dem sich Dolora begeistert bediente. Weil Hal auf der Treppe des Lastzugs sitzend beide beobachtete, ging Bimm auch noch zu ihm. In ihren rotverschmierten Händen befanden sich Beeren, die sie ihm anbot und die köstlich schmeckten. Nachdem er „lecker“ gesagt hatte, sah der Chef neugierig aus dem Bus. Ihm bot Bimm die letzten Beeren an. „Heidelbeeren“ freute sich Dr. Albritz. „Heidelbeeren“ wiederholte Bimm freudig. „Wann habe ich bloß das letzte Mal Heidelbeeren schnabuliert“ setzte er hinzu.

      „Ha, schnabuliert, ha, ha, ha“. Jauchzend und lachend entfernte sich Bim und schlug ein ums andere Mal ein Rad, was man von ihr bislang noch nie gesehen hatte.

      „Seht ihr“ sagte der Chef, „so ist sie, unsere Bimm, man gibt ihr ein neues Wort und bekommt dafür eine Zirkusvorstellung.

      In der Folge sahen sie Bimm noch öfter beim Radschlagen, oder sie probierte den Handstand, wobei das Hemd in der Hose steckte. Einmal sahen die Arbeiter sie an einem Ast hängen, Kopf und Arme nach unten, die Kniekehlen fest über dem Ast eingehackt. Aus der Ferne beobachtete Hal wie sie am Lagerfeuer sitzend, sich die Beine über die Schultern legte. Bei Bimm kam man aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus, aber sie machte allen unendlich viel Spaß. Natürlich brieten alle die um Bimm herumsaßen irgendetwas in der Glut. Inzwischen wusste Halmschor, dass die meisten dieser Jugendlichen ihre Brüder waren, die alle auf sie hörten. Dass die Eidechsen und Blindschleichen die an ihren Stecken verbrannten furchtbar stanken, schien die Bande nicht zu stören. Bimm wird bestimmt wie immer alles probieren.

      Doch eines Tages wurde es Halmschor doch zu viel. „Ich habe für dich etwas ganz leckeres zum schnabulieren“ kam sie mit einem Krug in der Hand auf ihn zu. Heraus zog sie riesige, bestimmt zehn Zentimeter lange sich windende Maden.

      „Nein, geh weg damit, die probiere ich bestimmt nicht“ wehrte sich Hal heftig. „Die sind bestimmt giftig“.

      „Die sind guuut“, meinte sie, biss einer Made den Kopf ab, spie ihn aus und steckte sich die Made genüsslich in den Mund. Halmschor wurde es schlecht. „Und so etwas lebt hier im Wald?“ fragte er angewidert.

      „Die wohnen unter den großen Bäumen“ zeigte sie auf ein paar alte Eichen. „Da krabbeln auch diese riesigen Käfer herum“ und sie hielt ihre Hände, mit Krug, an ihre Stirn. Halmschor hatte einen Verdacht und überlegte. Dann stieg er in den Laster und holte seinen kleinen DV, den Datenverarbeiter, drehte an der rechten Kugel, sprach leise einen Namen und das